Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Langobarden
Langobạrden [»Langbärte«], german. Stamm, der um Christi Geburt an der Unterelbe ansässig war. Nach Wanderungen und Kriegszügen kam es im 5. Jh. im nördl. Donauraum zu einer neuen Stammesbildung. 488 wurden L. im Land der Rugier (Niederösterreich) erstmals erwähnt. 508/509 besiegten sie die Heruler. 546 siedelten sie nach Pannonien (Westungarn) über, vernichteten 567 das Reich der Gepiden und brachen 568 unter König Alboin in das damals byzantin. Italien ein, wo sie den größten Teil der später nach ihnen benannten Lombardei eroberten und bis Süditalien vordrangen. Ein Teil Italiens verblieb den Byzantinern (Exarchat) und dem Papst (Kirchenstaat). Südlich davon entwickelten sich die zeitweise unabhängigen langobard. Herzogtümer Spoleto und Benevent. Die Hinwendung zur röm. Kirche (seit Agilulf, ✝ 616) konsolidierte das Reich. Unter Rothari (636-652) wurde das langobard. Recht lateinisch aufgezeichnet. König Liutprand (712-744) führte das langobard. Reich auf den Gipfel seiner Macht. Aistulf (749-757) eroberte Ravenna und bedrohte Rom, wurde aber durch den Frankenkönig Pippin 754 und 756 gezwungen, seine Eroberungen herauszugeben. Sein Nachfolger Desiderius wurde 774 von Karl d. Gr. besiegt. Das langobard. Reich (ohne Benevent) kam daraufhin an das Frankenreich, behielt aber eine gewisse Selbstständigkeit, bis unter Otto d. Gr. die langobard. (italien.) Krone dauernd mit der dt. Königskrone verbunden wurde (951). Im S machte sich das langobard. Herzogtum Benevent zeitweise wieder selbstständig, bis es Ende des 11. Jh. unter die Herrschaft der Normannen kam.
Literatur:
Jarnut, J.: Geschichte der L. Stuttgart u. a. 1982.
Menghin, W.: Die L. Archäologie u. Geschichte. Stuttgart 1985.
Die L. Von der Unterelbe nach Italien, hg. v. R. Busch. Neumünster 1988.
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