Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Labour Party
Labour Party['leɪbə 'pɑ:ti, engl. »Arbeiterpartei«], brit. Partei, hervorgegangen aus versch. Organisationen der brit. Arbeiterbewegung: Nach der Gründung der Fabian Society und der Scottish L. P. (1888) entstand 1893 die Independent L. P. und 1900 das Labour Representation Committee mit dem Ziel, den Gewerkschaften eine parlamentar. Vertretung zu geben. Faktisch war damit die L. P. gegründet worden, die diesen Namen jedoch erst 1906 annahm. Erster Sekretär wurde J. R. Macdonald. Die L. P., im Unterhaus zunächst mit Liberalen und irischen Nationalisten zusammengehend, wuchs rasch, v. a. durch den korporativen Beitritt zahlreicher Gewerkschaften. 1915-18 gehörte die Partei den Koalitionskabinetten Asquith und Lloyd George an. In dem von S. Webb verfassten Manifest »Labour and the new social order« (1918) forderte die Partei u. a. die staatl. Garantie der Vollbeschäftigung, Kontrolle der Industrie und Verstaatlichung der Produktionsmittel, Besteuerung von Grund und Boden, großen Vermögen und Einkommen. Ideologisch unorthodox, entwickelte sie in den folgenden Jahrzehnten diese Positionen weiter. Die Entwicklung zw. den Weltkriegen war gekennzeichnet von der verantwortl. Einbeziehung der L. P. in das parlamentar. Regierungssystem. 1924 und 1929-31 stellte sie Minderheitsregierungen unter Macdonald. Als Macdonald 1931 unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise seine Regierung in eine Allparteien-Regierung umwandelte, versagte ihm die Mehrheit der Partei auf Initiative der Gewerkschaften die Gefolgschaft. Nachdem die L. P., seit 1935 geführt von C. Attlee, 1940-45 an der Kriegskoalition unter W. Churchill maßgeblich beteiligt gewesen war, setzte die nach ihrem Wahlsieg 1945 von ihr allein gestellte Regierung unter Attlee (1945-51) ein weit greifendes gesellschaftl. Reformprogramm durch: National Health Service, Education Act, Nationalisierung von Schlüsselindustrien (z. T. später von konservativen Regierungen rückgängig gemacht). Als Nachfolger Attlees übernahm 1955 H. T. Gaitskell die Führung der Partei, diesem folgte 1963 H. Wilson, der das Amt des Premiermin. 1964-70 und 1974-76 innehatte. 1976 übernahm J. Callaghan das Amt des Parteiführers (bis 1980) und des Premiermin. (bis 1979). Eskalierende innerparteil. Spannungen (v. a. zw. dem gemäßigten und radikalsozialist. Flügel) infolge der Wahlniederlage von 1979 führten 1981 zur Abspaltung der Social Democratic Party (SDP; 1990 Selbstauflösung). 1980-83 war M. Foot Partei- und Oppositionsführer. Unter seinen Nachfolgern N. Kinnock (1983-92), J. Smith (1992-94) und A. Blair (seit 1994) reformierte sich die Partei, um breitere Wählerschichten ansprechen zu können (u. a. Abschaffung der gewerkschaftl. Blockstimmen, 1993; offizieller Verzicht auf die Umwandlung der Produktionsmittel in Staatseigentum, 1995). Angesichts ihres v. a. von Blair durchgesetzten neuen Erscheinungsbildes als »New Labour« errang die L. P. Anfang Mai 1997 einen großen Wahlsieg; Blair wurde Premierminister.
Literatur:
Gutjahr, L.: Die Sicherheitspolitik der brit. L. P. im Wandel. Abschreckung, Unilateralismus u. gemeinsame Sicherheit (1979-1992). Baden-Baden 1994.
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