Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
klassische Nationalökonomie
klạssische National|ökonomie(Klassik), Bez. für eine im 18. und 19. Jh. v. a. von brit. Volkswirtschaftlern begründete ökonom. Lehre, deren Hauptkennzeichen die Auffassung ist, durch die autonome Verfolgung der Privatinteressen werde zugleich und automatisch der Wohlstand der Nation gemehrt. Am Anfang der k. N. steht das Werk von A. Smith. Weitere bed. Vertreter sind D. Ricardo, T. R. Malthus und J. S. Mill in Großbritannien, J. B. Say und F. Bastiat in Frankreich sowie in Dtl. J. H. von Thünen und H. H. Gossen.
Die unter dem Eindruck der industriellen Revolution entstandene k. N. nimmt eine Position des Wirtschaftsliberalismus (Manchestertum) ein, nach der dem Staat lediglich die Aufgabe zufällt, Ordnungs- und Schutzfunktionen auszuüben und solche Probleme zu lösen, die die Möglichkeiten des Einzelnen übersteigen. Eine darüber hinausgehende Wirtschaftspolitik des Staates wird abgelehnt (»Laissez faire, laissez aller«), da nur durch freie Konkurrenz Preise, Beschäftigung, Einkommen bzw. Produktion und Verteilung sowie Konsum, Sparen und Investition wie von einer »unsichtbaren Hand« (A. Smith) in ein natürl. Gleichgewicht gebracht werden. Wichtigste Voraussetzung dafür sei die Handlungs- und Entscheidungsfreiheit des Einzelnen (Homo oeconomicus).
Die Annahme der automat. Herstellung eines wirtsch. Gleichgewichts bei Vollbeschäftigung war Hauptkritikpunkt für J. M. Keynes, der alle Vertreter einer solchen Auffassung der k. N. zurechnet. Nach einem engeren Begriff von k. N. ist ihr letzter Vertreter bereits J. S. Mill, der das Bestehen einer natürlichen harmon. Ordnung zumindest teilweise bezweifelte und staatl. Maßnahmen zur Milderung der Einkommensunterschiede für erforderlich hielt. (Neoklassik)
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