Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
keltische Kunst
kẹltische Kunst,die v. a. in kunsthandwerkl. Objekten, aber auch in plast. Werken sich äußernde Kunst der Kelten, deren Beginn heute meist erst gegen Mitte des 6. Jh. v. Chr. am Ende des westl. Kreises der späten Hallstattkultur angesetzt wird, die heute meist ebenfalls bereits als »frühkeltisch« gilt. Die frühkelt. Kunst fand bei diesem Ansatz ihr Ende nach 350 v. Chr. In ihrer Endphase ist z. T. ein Nebeneinander von frühkelt. und den neuen Elementen der Kunst der La-Tène-Zeit zu beobachten. Unter Einwirkung etrusk. und skyth. Elemente erfährt die frühe k. K. auf dem Kontinent ihre erste Blüte v. a. im Marne- und im Mittelrheingebiet sowie in S-Böhmen, wo in fürstl. Bestattungen Schmuck u. a. Beigaben aus Gold, Bronze und Eisen entdeckt worden sind. Am Mittelrhein und in Zentralfrankreich sind pflanzl., dem mittelmeer. Bereich entlehnte Motive vorherrschend (Palmetten, Lotosblüten, Leiern), während im O von Bayern bis Österreich abstrakt geometr., kurvilineare Muster vertreten sind. Die auf den frühkelt. Stil im 4. Jh. folgende 2. Stilphase wird nach dem Fundort (1869) im Kreis Mainz-Bingen »Waldalgesheim-Stil« genannt; sie knüpfte an die grch. Rankenornamentik an (v. a. auf Arbeiten der Flachgräberzone von Frankreich bis Ungarn). Aus ihm entwickelten sich im 3. Jh. sowohl der »Schwertstil« als auch der freie plast. Stil. Die Dekorationen wurden gehämmert, geritzt oder von innen gepuntzt, auch kommen Durchbrucharbeiten vor, die den andersfarbigen Untergrund zur Wirkung bringen. In der Wanderzeit der Kelten sind die Funde spärlicher, bis es zu einer neuen Blütezeit im 2. und 1. Jh. v. Chr. kam, für die es im gesamten kelt. Bereich Zeugnisse gibt. Beliebt sind nun Einlagen aus Koralle und Bernstein sowie versch. Techniken der Emailkunst. Seit der Mitte des 1. Jh. v. Chr. wurde die k. K. von der provinzialröm. Kultur assimiliert, jedoch lebten viele Motive (z. B. in der Bauplastik) weiter. In Britannien traten vom 4. bis 1. Jh. v. Chr. - nach Übernahme kontinentaler Motive im 5. Jh. - eine eigenständige Flechtwerk- und Kreisornamentik, aber auch Vogelmotive und fließende plast. Muster auf. Unter wachsendem röm. Einfluss wurden sie gegen Ende des 1. Jh. v. Chr. allmählich strenger symmetrisch konzipiert, z. B. der bronzene »Battersea-Schild« aus der Themse (London, British Museum). In Irland bildeten sich gegen Ende des 1. Jh. v. Chr. eigenständige Leistungen in der Metallkunst (Goldhalsring von Broighter, 1. Jh. v. Chr., Dublin, Nationalmuseum) heraus. Die Steinskulptur ist nur durch wenige im La-Tène-Stil verzierte Monolithe vertreten. Der schönste ist der Stein von Turoe (3. Jh.), der wohl kult. Zwecken diente, aus der Grafschaft Galway. Nach dem 6. Jh. traten in der ir. Kunst zu den kelt. Motiven german., wie verschlungene Bänder oder Tiere, und bis Ende des 7. Jh. auch christl. Bilddarstellungen. Aus dieser Synthese entstand ein neuer Kunststil (irische Kunst).
▣ Literatur:
Eluère, C.: Das Gold der Kelten. A. d. Frz. München 1987.
⃟ Heiligtümer u. Opferkulte der Kelten, hg. v. A. Haffner. Stuttgart 1995.
kẹltische Kunst,die v. a. in kunsthandwerkl. Objekten, aber auch in plast. Werken sich äußernde Kunst der Kelten, deren Beginn heute meist erst gegen Mitte des 6. Jh. v. Chr. am Ende des westl. Kreises der späten Hallstattkultur angesetzt wird, die heute meist ebenfalls bereits als »frühkeltisch« gilt. Die frühkelt. Kunst fand bei diesem Ansatz ihr Ende nach 350 v. Chr. In ihrer Endphase ist z. T. ein Nebeneinander von frühkelt. und den neuen Elementen der Kunst der La-Tène-Zeit zu beobachten. Unter Einwirkung etrusk. und skyth. Elemente erfährt die frühe k. K. auf dem Kontinent ihre erste Blüte v. a. im Marne- und im Mittelrheingebiet sowie in S-Böhmen, wo in fürstl. Bestattungen Schmuck u. a. Beigaben aus Gold, Bronze und Eisen entdeckt worden sind. Am Mittelrhein und in Zentralfrankreich sind pflanzl., dem mittelmeer. Bereich entlehnte Motive vorherrschend (Palmetten, Lotosblüten, Leiern), während im O von Bayern bis Österreich abstrakt geometr., kurvilineare Muster vertreten sind. Die auf den frühkelt. Stil im 4. Jh. folgende 2. Stilphase wird nach dem Fundort (1869) im Kreis Mainz-Bingen »Waldalgesheim-Stil« genannt; sie knüpfte an die grch. Rankenornamentik an (v. a. auf Arbeiten der Flachgräberzone von Frankreich bis Ungarn). Aus ihm entwickelten sich im 3. Jh. sowohl der »Schwertstil« als auch der freie plast. Stil. Die Dekorationen wurden gehämmert, geritzt oder von innen gepuntzt, auch kommen Durchbrucharbeiten vor, die den andersfarbigen Untergrund zur Wirkung bringen. In der Wanderzeit der Kelten sind die Funde spärlicher, bis es zu einer neuen Blütezeit im 2. und 1. Jh. v. Chr. kam, für die es im gesamten kelt. Bereich Zeugnisse gibt. Beliebt sind nun Einlagen aus Koralle und Bernstein sowie versch. Techniken der Emailkunst. Seit der Mitte des 1. Jh. v. Chr. wurde die k. K. von der provinzialröm. Kultur assimiliert, jedoch lebten viele Motive (z. B. in der Bauplastik) weiter. In Britannien traten vom 4. bis 1. Jh. v. Chr. - nach Übernahme kontinentaler Motive im 5. Jh. - eine eigenständige Flechtwerk- und Kreisornamentik, aber auch Vogelmotive und fließende plast. Muster auf. Unter wachsendem röm. Einfluss wurden sie gegen Ende des 1. Jh. v. Chr. allmählich strenger symmetrisch konzipiert, z. B. der bronzene »Battersea-Schild« aus der Themse (London, British Museum). In Irland bildeten sich gegen Ende des 1. Jh. v. Chr. eigenständige Leistungen in der Metallkunst (Goldhalsring von Broighter, 1. Jh. v. Chr., Dublin, Nationalmuseum) heraus. Die Steinskulptur ist nur durch wenige im La-Tène-Stil verzierte Monolithe vertreten. Der schönste ist der Stein von Turoe (3. Jh.), der wohl kult. Zwecken diente, aus der Grafschaft Galway. Nach dem 6. Jh. traten in der ir. Kunst zu den kelt. Motiven german., wie verschlungene Bänder oder Tiere, und bis Ende des 7. Jh. auch christl. Bilddarstellungen. Aus dieser Synthese entstand ein neuer Kunststil (irische Kunst).
▣ Literatur:
Eluère, C.: Das Gold der Kelten. A. d. Frz. München 1987.
⃟ Heiligtümer u. Opferkulte der Kelten, hg. v. A. Haffner. Stuttgart 1995.