Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Köln
Kọ̈ln,1) RegBez. in NRW, 7 365 km2, (1998) 4,24 Mio. Ew.; umfasst die kreisfreien Städte Aachen, Bonn, Köln, Leverkusen und die Kreise Aachen, Düren, Erftkreis, Euskirchen, Heinsberg, Oberberg. Kreis, Rheinisch-Berg. Kreis, Rhein-Sieg-Kreis.
2) kreisfreie Stadt und Verw.sitz von 1), NRW, in der Kölner Bucht, zu beiden Seiten des Rheins, 963 600 Ew.; Sitz eines Erzbischofs und bed. kulturelles Zentrum; Univ., Dt. Sporthochschule, Kunsthochschule für Medien, Hochschule für Musik, FH, Rheinische FH K.; Forschungsinstitute: Max-Planck-Institute für Gesellschaftsforschung, für neurolog. Forschung und für Züchtungsforschung, Dt. Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt. Bundeswehrstandort. Bundesamt für Verfassungsschutz, Bundesverwaltungsamt, Bundesvermögensamt, Bundesamt für den Zivildienst, Bundesanstalt für den Güterfernverkehr, Bundesstelle für Außenhandelsinformationen, Bundeszentrale für gesundheitl. Aufklärung; Westdt. Rundfunk, Deutschlandfunk, Dt. Welle; Dt. Städtetag, Städtetag NRW, Internat. Handelskammer, Bundesärztekammer, Bundesnotarkammer, Bundesverband der Dt. Ind., Bundesvereinigung der Dt. Arbeitgeberverbände, Gesamtverband der Versicherungswirtschaft, Hauptgemeinschaft des Dt. Einzelhandels, Dt. Industrie-Inst. u. a. sowie viele diplomat. und konsular. Vertretungen des Auslands. - Kulturelle Einrichtungen: Wallraf-Richartz-Museum, Museum Ludwig, Römisch-German. Museum, Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Museum für Ostasiat. Kunst, Schnütgen-Museum, Kölner Stadtmuseum, Museum für angewandte Kunst, Erzbischöfl. Diözesanmuseum, Josef-Haubrich-Kunsthalle (nur für Ausstellungen), zahlreiche Kunstgalerien; Oper, mehrere Theater, Puppenspiele, zoolog. und botan. Garten; Sternwarte. Bed. Ind.- und Handelszentrum mit Waren- und Produktionsbörse sowie Fachmessen (Messegelände in Deutz). - Fahrzeug-, Maschinenbau, elektrotechn., chem., pharmazeut., Textil-, Bekleidungs-, Bau-, Nahrungsmittelind., Mineralölverarbeitung, Druckereien, Verlage. - Bed. Verkehrskreuz: acht Brücken über den Rhein, Bahn- und Straßenknotenpunkt, U-Bahn (seit 1985; 50 km), bed. Binnenhafen, internat. Flughafen K.-Bonn in der Wahner Heide.Bauten: Vom röm. K. sind u. a. Teile der röm. Stadtmauer (um 50 n. Chr.), Reste der Wasserleitung, das Praetorium (1.-4. Jh. n. Chr.; unter dem Neuen Rathaus) erhalten. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirchen sind wieder hergestellt, u. a. der Kölner Dom, Groß St. Martin (um 1150-1250), Cäcilienkirche (roman. Pfeilerbasilika 1130-60; seit 1956 Schnütgen-Museum), St. Aposteln (Pfeilerbasilika; 11.-13. Jh.), St. Maria im Kapitol (über dem röm. Kapitolstempel; 1065 geweiht), St. Gereon (spätröm. Kern, 11.-12. Jh.), St. Pantaleon (953-980, mit otton. Westwerk). Von den Profanbauten wurden u. a. restauriert: Altes Rathaus (1360, Rathausturm 1407-14), Außenbau des Gürzenich (1441-47), roman. Overstolzenhaus (um 1225-30); Stadttore (12./13. Jh.). Moderne Architektur u. a.: Messebauten (1926-28) von A. Abel, Verwaltungsgebäude Klöckner-Humboldt-Deutz (1960-63) von H. Hentrich und H. Petschnigg, Museen und Philharmonie östlich des Doms (1982-86) von P. Busmann und G. Haberer, die 1998 eröffnete Kölnarena von Peter Böhm (* 1954), der Neubau des Wallraf-Richartz-Museums von O. M. Ungers (Fertigstellung 2000 geplant).Geschichte: 38 v. Chr. siedelte Agrippa am linken Rheinufer die german. Ubier an (Oppidum Ubiorum), 50 n. Chr. wurde die Ubierstadt erweitert, befestigt und zur röm. Kolonie (Colonia Claudia Ara Agrippinensium, kurz Colonia Agrippinensis, später nur: Colonia) erhoben; im 4. Jh. Bischofssitz (seit 795 Erzbistum). Mitte des 5. Jh. wurde K. als letzte röm. Festung am Rhein fränkisch und Hauptstadt der ripuar. Franken. Während der Stadtherrschaft des Erzbischofs 953 bis 1288 kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit den Bürgern; ab 1288 Reichsstadt. Aufgrund enger Handelsverbindungen mit England wurde K. noch vor Entstehung der Hanse wichtigstes Mitgl. einer Kaufmannsvereinigung in London. 1370/96 verdrängten die Zünfte das Patriziat aus seiner beherrschenden Stellung in der städt. Selbstverwaltung. Die Univ. (1388 gegr., 1798 aufgehoben, 1919 wieder eröffnet) wurde als erste dt. Univ. auf Initiative eines städt. Rats gegründet. 1801 kam K., seit 1794 frz. besetzt, an Frankreich, 1815 an Preußen (Rheinprovinz). Bed. wirtsch. Aufschwung während der Industrialisierung im 19. Jh. 1888 wurde Deutz eingemeindet, 1910 Kalk (seit 1881 Stadt), 1914 Mülheim (seit 1322 Stadt). Im Zweiten Weltkrieg schwere Bombenschäden; 1946 zu NRW.
Literatur:
K. 2 Jahrtausende Kunst, Geschichte u. Kultur. Köln 31993.
Wolff, G.: Das römisch-german. K. Köln 4 1993.
Schäfke, W.: K.s roman. Kirchen. Köln 1996.
3) Erzbistum und ehem. geistl. Kurfürstentum, eines der ältesten Bistümer (erster Bischof seit 313/314: Maternus) auf dem Boden des späteren Hl. Röm. Reiches, 795 Erzbistum. Ein schmaler linksrhein. Landstreifen bildete seit der 2. Hälfte des 10. Jh. die territoriale Grundlage des Erzstifts (Kur-K.). Seit 1031 war der Erzbischof Erzkanzler für Italien (Grundlage der späteren Kurwürde). Für die Reichspolitik bed. Erzbischöfe (bis 1288 Herrschaft über die Stadt K.) waren u. a. Pilgrim (1021-36) und Anno II. (1056-75). Der Versuch des Erzbischofs Gebhard zu Waldburg, K. in ein weltl. prot. Kurfürstentum umzuwandeln, löste 1582 den Köln. Krieg aus, in dem er unterlag. 1801 annektierte Frankreich den linksrhein. Teil des Erzstifts, der rechtsrhein. wurde 1803 säkularisiert. - Zur heutigen Kirchenprovinz K. gehören seit 1821 die Bistümer Münster und Trier, seit 1929 Aachen, Limburg und Osnabrück, seit 1957 Essen.
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