Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kybernetik
Kybernetik[von grch. kybernētike̅́ (téchnē) »Steuermannskunst«] die, übergreifende Wiss.disziplin, bei der die Gesetzmäßigkeiten der Steuerung, Regelung und Rückkopplung zur Informationsübertragung und -verarbeitung in Maschinen, Organismen und Gemeinschaften sowie die Theorie und Technik von Informationsverarbeitungssystemen untersucht werden. K. ist durch das Forschungsobjekt, die Problemstellung und die mathematisierende Methode gekennzeichnet. Ihr Begriffssystem ist unabhängig von den Untersuchungsgegenständen und auf beliebige Systeme anwendbar. - Die allg. K. gewinnt wesentl. Erkenntnisse aus realen Systemen. Sie abstrahiert daraus gewisse (mathemat.) Modelle, sog. kybernet. Systeme, die nur noch die für die Steuerung und Informationsverarbeitung maßgebenden Informationen enthalten. Diese Systeme werden dann theoretisch, in Analogie zu einem Regelkreis (Regelungstechnik) untersucht, in dem bestimmte Vorgänge des Systems durch vorgegebene Werte automatisch überwacht und gesteuert werden; die durch ständige Rückkopplungen und neue bzw. veränderte Informationen gewonnenen Einsichten werden als verbesserte Möglichkeiten an die Anwendung zurückgegeben.
Die theoret. K. umfasst v. a. Automaten-, System-, Informations-, Regelungs- und Spieltheorie sowie Probleme der künstl. Intelligenz. Die Anwendung der K. auf den Entwurf techn. (automatisierter) Systeme wird als techn. K. bezeichnet, zu der v. a. die elektron. Datenverarbeitungsanlagen und ihre Anwendungen gehören, z. B. lernende Automaten, automat. Steuerung von Eisenbahnzügen und Flugzeugen, automat. Verkehrsüberwachung sowie die Programmsteuerung von Werkzeugmaschinen. Weitere Gebiete der angewandten K. betreffen v. a. die Untersuchung biolog. Systeme (Bio-K.), wie Prozesse der Nervenerregung und des Stoffwechsels, sowie die Anwendung kybernet. Begriffe, Methoden und Erkenntnisse auf Ökonomie, Pädagogik, Sprachforschung, Psychologie und Medizin. - Der Name K. stammt von N. Wiener (»Cybernetics«, 1948), der neben C. E. Shannon, A. N. Kolmogorow, J. von Neumann u. a. grundlegende Arbeiten zur K. lieferte.
Literatur:
Ashby, W. R.: Einführung in die K., bearb. v. W. L. Bauer u. a. A. d. Engl. Frankfurt am Main 21985.
Wiener, N.: K. Regelung u. Nachrichtenübertragung im Lebewesen u. in der Maschine. A. d. Amerikan. Neuausg. Düsseldorf u. a. 1992.
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