Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kulturrevolution
Kulturrevolution(Große Proletarische K.), Bez. für die innenpolit. Macht- und Richtungskämpfe in der VR China 1966-69; eingeleitet von Mao Zedong, um seine seit 1958/59 geschwächte Position (Scheitern der Politik des »Großen Sprungs nach vorn« und der »Volkskommunen«) wieder zu festigen und die mehr pragmatisch orientierte Gruppe um Liu Shaoqi (Staatsoberhaupt) und Deng Xiaoping (Gen.-Sekr. der KPCh) auszuschalten. Die K. ging einher mit einer breiten politisch-ideolog. Kampagne, die sich offiziell gegen Denk- und Lebensweisen westl. und traditionell chines. Prägung richtete. Vorbereitet durch Aktionen gegen krit. Intellektuelle (seit Herbst 1965), wurde die K. offiziell 1966 von der linken Fraktion um Mao Zedong, seiner Frau Jiang Qing und Lin Biao (Verteidigungsmin.) ausgelöst. Zur Durchsetzung ihrer Ziele mobilisierten sie Mio. von Studenten und Schülern, die sich in Roten Garden organisierten; diese terrorisierten v. a. seit Mitte 1966 in den Großstädten die Kritiker Mao Zedongs (Demütigung, Misshandlung oder Tötung von Funktionären, Wissenschaftlern und Lehrern, z. T. Zwangsverschickung aufs Land zur Verrichtung körperl. Arbeit) und zerstörten zahlreiche Kulturgüter (Tempel, Kirchen). Die von einer kult. Verehrung Mao Zedongs (»Großer Vors. und Steuermann«) begleitete K. führte zur weitgehenden Zerschlagung des Partei- und Staatsapparates (u. a. Sturz Liu Shaoqis und Deng Xiaopings). Die zunehmend außer Kontrolle geratenen Roten Garden, die v. a. in den Provinzstädten auf harten Widerstand stießen (bürgerkriegsähnl. Auseinandersetzungen), wurden 1967/68 in blutigen Aktionen von der Armee diszipliniert, die als Ordnungsmacht stark an Einfluss gewann. Die K. wurde de facto mit dem IX. Parteitag der KPCh 1969 beendet (Wahl einer kulturrevolutionär orientierten Führungsgruppe, Ernennung Lin Biaos zum Nachfolger Mao Zedongs). Da sich in den folgenden Jahren (Wechsel ultralinker mit pragmat. Politik; Wirken der Viererbande 1976) wesentl. Züge der K. erhielten (v. a. maoist. Ausrichtung von Wiss. und Kultur), wird ihre Dauer z. T. auch bis 1976 angegeben. Die meisten verfolgten Politiker und Intellektuellen wurden später rehabilitiert. Die K. beeinflusste nicht zuletzt das Denken der intellektuellen Linken in W-Europa v. a. in den 1960er-Jahren.
Kulturrevolution(Große Proletarische K.), Bez. für die innenpolit. Macht- und Richtungskämpfe in der VR China 1966-69; eingeleitet von Mao Zedong, um seine seit 1958/59 geschwächte Position (Scheitern der Politik des »Großen Sprungs nach vorn« und der »Volkskommunen«) wieder zu festigen und die mehr pragmatisch orientierte Gruppe um Liu Shaoqi (Staatsoberhaupt) und Deng Xiaoping (Gen.-Sekr. der KPCh) auszuschalten. Die K. ging einher mit einer breiten politisch-ideolog. Kampagne, die sich offiziell gegen Denk- und Lebensweisen westl. und traditionell chines. Prägung richtete. Vorbereitet durch Aktionen gegen krit. Intellektuelle (seit Herbst 1965), wurde die K. offiziell 1966 von der linken Fraktion um Mao Zedong, seiner Frau Jiang Qing und Lin Biao (Verteidigungsmin.) ausgelöst. Zur Durchsetzung ihrer Ziele mobilisierten sie Mio. von Studenten und Schülern, die sich in Roten Garden organisierten; diese terrorisierten v. a. seit Mitte 1966 in den Großstädten die Kritiker Mao Zedongs (Demütigung, Misshandlung oder Tötung von Funktionären, Wissenschaftlern und Lehrern, z. T. Zwangsverschickung aufs Land zur Verrichtung körperl. Arbeit) und zerstörten zahlreiche Kulturgüter (Tempel, Kirchen). Die von einer kult. Verehrung Mao Zedongs (»Großer Vors. und Steuermann«) begleitete K. führte zur weitgehenden Zerschlagung des Partei- und Staatsapparates (u. a. Sturz Liu Shaoqis und Deng Xiaopings). Die zunehmend außer Kontrolle geratenen Roten Garden, die v. a. in den Provinzstädten auf harten Widerstand stießen (bürgerkriegsähnl. Auseinandersetzungen), wurden 1967/68 in blutigen Aktionen von der Armee diszipliniert, die als Ordnungsmacht stark an Einfluss gewann. Die K. wurde de facto mit dem IX. Parteitag der KPCh 1969 beendet (Wahl einer kulturrevolutionär orientierten Führungsgruppe, Ernennung Lin Biaos zum Nachfolger Mao Zedongs). Da sich in den folgenden Jahren (Wechsel ultralinker mit pragmat. Politik; Wirken der Viererbande 1976) wesentl. Züge der K. erhielten (v. a. maoist. Ausrichtung von Wiss. und Kultur), wird ihre Dauer z. T. auch bis 1976 angegeben. Die meisten verfolgten Politiker und Intellektuellen wurden später rehabilitiert. Die K. beeinflusste nicht zuletzt das Denken der intellektuellen Linken in W-Europa v. a. in den 1960er-Jahren.