Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kroatien
Kroati|en⃟ Fläche: 56 538 km2
Einwohner: (1997) 4,497 Mio.
Hauptstadt: Zagreb
Verwaltungsgliederung: 20 Komitate und der Hauptstadtbezirk
Amtssprache: Kroatisch
Nationalfeiertag: 30. 5.
Währung: 1 Kuna (K) = 100 Lipa (lp)
Zeitzone: MEZ
(amtlich kroat. Republika Hrvatska), Staat in SO-Europa, grenzt im NW an Slowenien, im N an Ungarn, im O an Jugoslawien, im SO an Bosnien und Herzegowina, im W an das Adriat. Meer, im äußersten S an Montenegro. Zu K. gehören die der Küste vorgelagerten Dalmatin. Inseln.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 22. 12. 1990 ist K. eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der mit weitgehenden Vollmachten ausgestattete Präs. (für fünf Jahre direkt gewählt). Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament (Sabor), bestehend aus Repräsentantenhaus (127 Abg.; Auslandskroaten und Vertreter nat. Minderheiten werden berücksichtigt) und der Kammer der Komitate (68 Mitgl.). Exekutivorgan ist die Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Dominierende Partei ist die Kroatisch-Demokrat. Gemeinschaft (HDZ). Zu den maßgebl. Oppositionsparteien zählen die Kroat. Sozialliberale Partei (HSLS), die Kroat. Bauernpartei (HSS), die Sozialdemokrat. Partei Kroatiens (SDP) und die Kroat. Partei des Rechts (HSP).
Landesnatur: K. gliedert sich in vier Hauptgebiete: im NO Nieder-K., das im Wesentlichen Slawonien mit fruchtbaren Ebenen (Posavina und Podravina) und dem Kroatisch-Slawon. Inselgebirge zw. Drau, Donau und Save umfasst; im SW bildet das Becken von Karlovac mit den umgebenden verkarsteten Plateaus den Übergang zu Hoch-K., einer über 700 m hoch gelegenen Beckenlandschaft, die von Gebirgszügen, wie der bewaldeten Kapela (1 533 m ü. M.; hier liegen die Plitvicer Seen), Plješevica (1 657 m ü. M.) und vom Velebit (1 758 m ü. M.) umrahmt wird. Im W hat K. großen Anteil an Istrien und im SW an Dalmatien mit rd. 1 800 km Adriaküste und etwa 1 200 vorgelagerten Inseln, Hauptgebiete des Tourismus. - Im Küstenbereich herrscht mediterranes, im Innern gemäßigtes Kontinentalklima; höchste Niederschlagsmengen an den W-Flanken der küstennahen Gebirge (über 3 000 mm/Jahr), im Innern 650-900 mm. Die natürl. Vegetation besteht im Küstenbereich aus Macchie, in Nieder-K. einzelne Eichenwälder, in den Gebirgen Buchen-Eichen-, sonst Mischwald.
Bevölkerung: In K. leben (1991) in der Mehrheit Kroaten (78,1 %), ferner Serben (12,2 %; Schätzungen von 1996: unter 8 %) und kleinere Gruppen von Bosniaken, Slowenen, Ungarn, Albanern, Tschechen u. a., in Istrien 21 000 Italiener. Durch Vertreibung, Zwangsumsiedlung und den Flüchtlingsstrom (Ende 1997 110 000 Binnenflüchtlinge) aus Bosnien und Herzegowina, Jugoslawien und dem Landesinnern haben sich große Bev.-Verschiebungen ergeben. - Allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr, weiterführende Ausbildung bieten Sekundarschulen, Hochschulen und Univ. (Zagreb, Rijeka, Osijek, Split). - Die Kroaten gehören überwiegend der röm.-kath. Kirche (1991: 76,4 %) an (Sitz eines Erzbischofs in Zagreb), die Serben der serbisch-orth. Kirche (11,1 %), ferner Minderheiten dem Islam (1,2 %) u. a. Glaubensgemeinschaften; Veränderungen ergaben sich auch hier durch den Bürgerkrieg.
Wirtschaft, Verkehr: K. verfügte bis 1990 über ein bed. Wirtschaftspotenzial und erbrachte nach Schätzungen 25 % des jugoslaw. Bruttosozialprodukts. Durch den serbisch-kroat. Krieg hat die Wirtschaft großen Schaden genommen; Rückgang der Ind.produktion um 40 %, die kriegsbedingten Produktionsverluste wurden 1997 mit insges. 27 Mrd. US-$ angegeben. Hauptind.zweige sind Maschinen- und Schiffbau, Erdölraffinerien, Metallverarbeitung, ferner chem., elektrotechn., Textil-, Nahrungsmittelind. sowie Holzverarbeitung. Geringe Bodenschätze: Bauxit, Erdöl, Erdgas (in Slawonien), Braun- und Steinkohle. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig, 40 % der Gesamtfläche werden landwirtsch. genutzt; Anbau von Mais, Weizen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Gemüse; an der Küste Weinbau, Kultivierung von Zitrusfrüchten, Öl- und Feigenbäumen, Tabakbau; Viehhaltung, Schafzucht bes. in Hoch-K.; Küstenfischerei an der Adria. Das tourist. Potenzial ist groß (v. a. an der Küste), der Fremdenverkehr, der infolge der Kriegshandlungen Anfang der 1990er-Jahre stark zurückging, erholt sich allmählich (1995 wieder 12,9 Mio. Übernachtungen). Exportiert werden v. a. Schiffe, Maschinen, Elektronik, Metallwaren, Schuhe, Textilien, chem. und pharmazeut. Produkte; wichtigste Handelspartner: Slowenien, Dtl. und Italien. - Das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut; Straßennetz etwa 27 000 km lang, davon 302 km Autobahnen; Eisenbahnlinien 2 700 km lang. Seehäfen Rijeka, Split, Zadar, Pula und Dubrovnik; internat. Flughäfen Zagreb, Split, Pula, Krk, Zadar und Dubrovnik.
Geschichte: In röm. Zeit (seit 35 v. Chr.) gehörte K. zu Pannonien bzw. Illyrien; ab 7. Jh. von südslaw. Stämmen (Kroaten) besiedelt; 845-1091 Fürstentum bzw. (seit 924) Königreich unter einer kroat. Herrscherdynastie, die Slawonien und die dalmatin. Städte unterwarf. 1102-1918 bestand (in wechselnder Form) eine Personalunion mit Ungarn (unter einem Ban Sonderstellung mit eigenem Landtag). Venedig eroberte Dalmatien 1202 z. T. und 1409/20 ganz; es ging bis Ende des 18. Jh. mit Ausnahme von Dubrovnik wieder verloren. Seit Ende des 15. Jh. kam es immer wieder zu Türkeneinfällen; 1526 (Mohács) wurde das nordwestl. K. um Agram (Zagreb) habsburgisch (1527 Anerkennung Ferdinands [I.] als König), das übrige K. mit Ungarn Sandschak des Osman. Reiches, das bis Ende des 16. Jh. ganz K. großteils besetzte; 1578 wurde die Militärgrenze errichtet. 1699 (Frieden von Karlowitz) kamen die nördlich der Una gelegenen Teile wieder an das habsburg. Ungarn, die südlich gelegenen blieben beim Osman. Reich bzw. bei Bosnien (»Türkisch-K.« bis 1878). Ab 1790 bzw. 1814 wurden K. und Slawonien als Nebenländer der ungar. Krone behandelt; 1848/49 kämpften die Kroaten auf österr. Seite gegen die Ungarn. Es entstanden Ideen der kroat. Wiedergeburt (Illyrismus). Das 1849 geschaffene selbstständige österr. Kronland K. (mit Slawonien, dem Küstenland und Fiume [Rijeka]) wurde 1867 wieder der ungar. Regierung (Transleithanien) unterstellt (vertraglich geregelt im kroatisch-ungar. Ausgleich 1868); Dalmatien kam zur österr. Hälfte von Österreich-Ungarn (Zisleithanien). Gegen die Magyarisierungspolitik v. a. seit 1880 wandten sich großkroat. und föderalist. Programme; die entstehenden kroat. Parteien (u. a. Kroat. Bauernpartei unter S. Radić) strebten seit 1907 die Loslösung von Österreich-Ungarn an. 1918 Gründung des Agramer Nationalrats; am 1. 12. 1918 Vereinigung mit Serbien, Montenegro und Slowenien zum sog. SHS-Staat (späteres Jugoslawien), zunehmende Konflikte mit dem großserb. Zentralismus. 1941 errichtete der Führer der Ustascha, A. Pavelić, einen »Unabhängigen Staat K.« (bis 1945), dessen Terror sich v. a. gegen die im Land lebenden Serben richtete, v. a. im KZ Jasenovac. 1946 wurde K. (mit Dalmatien und Slawonien) Teilrepublik des wieder errichteten Staates Jugoslawien, der dann jahrzehntelang v. a. durch föderative Verfassungen, aber auch mit Gewalt (z. B. Niederschlagung des sog. kroat. Frühlings 1971) die Spannungen zw. den Volksgruppen zu lösen suchte. Seit dem Ende der 80er-Jahre öffnete sich K. dem polit. Pluralismus (erste freie Parlamentswahlen 1990); die HDZ errang die absolute Mehrheit. Ihr Vors. F. Tudjman wurde Staatspräs. Am 22. 12. 1990 verabschiedete das Parlament eine neue Verfassung. Gleichzeitig mit Slowenien erklärte K. am 26. 6. 1991 seine Unabhängigkeit.Von Juli bis Dez. 1991 entwickelten sich in K. schwere Kämpfe zw. der kroat. Nationalgarde und serb. Freischärlern (Četnici), die von der serbisch dominierten jugoslaw. Bundesarmee unterstützt wurden. Am 19. 12. 1991 errichtete die serb. Minderheit in K. die von der kroat. Regierung nicht anerkannte Republik Serb. Krajina (RSK; serb. Abk. SRK) und in Slawonien ein serb. »autonomes Gebiet«. Mehrere Tausend Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 700 000 flohen aus den Kampfgebieten. Nach dem In-Kraft-Treten eines von der UNO vermittelten Waffenstillstands (3. 1. 1992) und der völkerrechtl. Anerkennung der Rep. K. durch zahlreiche europ. Staaten (dt. Anerkennung bereits Ende Dez. 1991) stationierte die UNO in K. eine Friedenstruppe und richtete in K. die »Schutzzonen« Ost (Ostslawonien), West (Westslawonien), Nord (Banija) und Süd (Krajina) ein. Im Jan. 1994 schloss K. mit der Bundesrep. Jugoslawien --- Abk. falsch und Bez. nicht exakt // schneid einen Normalisierungsvertrag, mit der RSK einen Waffenstillstand. Ungeachtet dieser Vereinbarungen und der UN-Schutzzonen eroberte K. im Aug. 1995 die Krajina und Westslawonien zurück und begann mit ihrer Wiedereingliederung. Durch die dadurch ausgelöste Massenflucht kroat. Serben (200 000; in die benachbarten Republiken Bosnien und Herzegowina sowie Serbien, v. a. Kosovo) existierten keine kompakten serb. Siedlungsgebiete mehr in K. Im Rahmen der Verhandlungen, die dem Friedensabkommen von Dayton (21. 11., unterzeichnet in Paris am 14. 12. 1995) vorausgingen, unterzeichneten Präs. Tudjman und Präs. S. Milošević am 12. 11. ein Abkommen über die Rückgabe Ostslawoniens (im Jan. 1998 erfolgt; bis dahin mit Baranja und Westsyrmien unter UN-Verwaltung). Innenpolitisch bestätigten die Präsidentschaftswahlen vom Aug. 1992 sowie die Parlamentswahlen von 1992 und 1995 die führende Stellung von Präs. Tudjman (1997 im Amt bestätigt) und der HDZ. Am 7. 8. 1996 vereinbarten Tudjman und Milošević die gegenseitige Anerkennung ihrer Staaten. Gegen den autokrat. Führungstil Tudjmans erhob sich zunehmend Kritik. Seit Ende 1996 ist K. Mitglied des Europarats. Der Minderheitenschutz wird international beobachtet. Die engen Beziehungen Tudjmans und seiner Mitarbeiter zu kroat. Nationalisten in Bosnien und Herzegowina beeinträchtigten den dortigen Versöhnungsprozess; ebenso wie das nach wie vor gespannte Verhältnis zu den Nachbarstaaten und die (trotz eines Programms von Ende Juni 1998) de facto bisher ausgebliebene Rückansiedlung und Wiedereingliederung serb. Flüchtlinge und Vertriebener, v. a. aus der Krajina, schadeten sie dem Ansehen K.s im Ausland.
▣ Literatur:
Fricke, G.: K. 1941-1944. Freiburg im Breisgau 1972.
⃟ Reißmüller, J. G.: Der Krieg vor unserer Haustür. Hintergründe der kroat. Tragödie. Stuttgart 1992.
⃟ K. Landeskunde, Geschichte, Kultur, Politik, Wirtschaft, Recht, hg. v. N. Budak u. a. Wien u. a. 1995.
Einwohner: (1997) 4,497 Mio.
Hauptstadt: Zagreb
Verwaltungsgliederung: 20 Komitate und der Hauptstadtbezirk
Amtssprache: Kroatisch
Nationalfeiertag: 30. 5.
Währung: 1 Kuna (K) = 100 Lipa (lp)
Zeitzone: MEZ
(amtlich kroat. Republika Hrvatska), Staat in SO-Europa, grenzt im NW an Slowenien, im N an Ungarn, im O an Jugoslawien, im SO an Bosnien und Herzegowina, im W an das Adriat. Meer, im äußersten S an Montenegro. Zu K. gehören die der Küste vorgelagerten Dalmatin. Inseln.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 22. 12. 1990 ist K. eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der mit weitgehenden Vollmachten ausgestattete Präs. (für fünf Jahre direkt gewählt). Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament (Sabor), bestehend aus Repräsentantenhaus (127 Abg.; Auslandskroaten und Vertreter nat. Minderheiten werden berücksichtigt) und der Kammer der Komitate (68 Mitgl.). Exekutivorgan ist die Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Dominierende Partei ist die Kroatisch-Demokrat. Gemeinschaft (HDZ). Zu den maßgebl. Oppositionsparteien zählen die Kroat. Sozialliberale Partei (HSLS), die Kroat. Bauernpartei (HSS), die Sozialdemokrat. Partei Kroatiens (SDP) und die Kroat. Partei des Rechts (HSP).
Landesnatur: K. gliedert sich in vier Hauptgebiete: im NO Nieder-K., das im Wesentlichen Slawonien mit fruchtbaren Ebenen (Posavina und Podravina) und dem Kroatisch-Slawon. Inselgebirge zw. Drau, Donau und Save umfasst; im SW bildet das Becken von Karlovac mit den umgebenden verkarsteten Plateaus den Übergang zu Hoch-K., einer über 700 m hoch gelegenen Beckenlandschaft, die von Gebirgszügen, wie der bewaldeten Kapela (1 533 m ü. M.; hier liegen die Plitvicer Seen), Plješevica (1 657 m ü. M.) und vom Velebit (1 758 m ü. M.) umrahmt wird. Im W hat K. großen Anteil an Istrien und im SW an Dalmatien mit rd. 1 800 km Adriaküste und etwa 1 200 vorgelagerten Inseln, Hauptgebiete des Tourismus. - Im Küstenbereich herrscht mediterranes, im Innern gemäßigtes Kontinentalklima; höchste Niederschlagsmengen an den W-Flanken der küstennahen Gebirge (über 3 000 mm/Jahr), im Innern 650-900 mm. Die natürl. Vegetation besteht im Küstenbereich aus Macchie, in Nieder-K. einzelne Eichenwälder, in den Gebirgen Buchen-Eichen-, sonst Mischwald.
Bevölkerung: In K. leben (1991) in der Mehrheit Kroaten (78,1 %), ferner Serben (12,2 %; Schätzungen von 1996: unter 8 %) und kleinere Gruppen von Bosniaken, Slowenen, Ungarn, Albanern, Tschechen u. a., in Istrien 21 000 Italiener. Durch Vertreibung, Zwangsumsiedlung und den Flüchtlingsstrom (Ende 1997 110 000 Binnenflüchtlinge) aus Bosnien und Herzegowina, Jugoslawien und dem Landesinnern haben sich große Bev.-Verschiebungen ergeben. - Allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr, weiterführende Ausbildung bieten Sekundarschulen, Hochschulen und Univ. (Zagreb, Rijeka, Osijek, Split). - Die Kroaten gehören überwiegend der röm.-kath. Kirche (1991: 76,4 %) an (Sitz eines Erzbischofs in Zagreb), die Serben der serbisch-orth. Kirche (11,1 %), ferner Minderheiten dem Islam (1,2 %) u. a. Glaubensgemeinschaften; Veränderungen ergaben sich auch hier durch den Bürgerkrieg.
Wirtschaft, Verkehr: K. verfügte bis 1990 über ein bed. Wirtschaftspotenzial und erbrachte nach Schätzungen 25 % des jugoslaw. Bruttosozialprodukts. Durch den serbisch-kroat. Krieg hat die Wirtschaft großen Schaden genommen; Rückgang der Ind.produktion um 40 %, die kriegsbedingten Produktionsverluste wurden 1997 mit insges. 27 Mrd. US-$ angegeben. Hauptind.zweige sind Maschinen- und Schiffbau, Erdölraffinerien, Metallverarbeitung, ferner chem., elektrotechn., Textil-, Nahrungsmittelind. sowie Holzverarbeitung. Geringe Bodenschätze: Bauxit, Erdöl, Erdgas (in Slawonien), Braun- und Steinkohle. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig, 40 % der Gesamtfläche werden landwirtsch. genutzt; Anbau von Mais, Weizen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Gemüse; an der Küste Weinbau, Kultivierung von Zitrusfrüchten, Öl- und Feigenbäumen, Tabakbau; Viehhaltung, Schafzucht bes. in Hoch-K.; Küstenfischerei an der Adria. Das tourist. Potenzial ist groß (v. a. an der Küste), der Fremdenverkehr, der infolge der Kriegshandlungen Anfang der 1990er-Jahre stark zurückging, erholt sich allmählich (1995 wieder 12,9 Mio. Übernachtungen). Exportiert werden v. a. Schiffe, Maschinen, Elektronik, Metallwaren, Schuhe, Textilien, chem. und pharmazeut. Produkte; wichtigste Handelspartner: Slowenien, Dtl. und Italien. - Das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut; Straßennetz etwa 27 000 km lang, davon 302 km Autobahnen; Eisenbahnlinien 2 700 km lang. Seehäfen Rijeka, Split, Zadar, Pula und Dubrovnik; internat. Flughäfen Zagreb, Split, Pula, Krk, Zadar und Dubrovnik.
Geschichte: In röm. Zeit (seit 35 v. Chr.) gehörte K. zu Pannonien bzw. Illyrien; ab 7. Jh. von südslaw. Stämmen (Kroaten) besiedelt; 845-1091 Fürstentum bzw. (seit 924) Königreich unter einer kroat. Herrscherdynastie, die Slawonien und die dalmatin. Städte unterwarf. 1102-1918 bestand (in wechselnder Form) eine Personalunion mit Ungarn (unter einem Ban Sonderstellung mit eigenem Landtag). Venedig eroberte Dalmatien 1202 z. T. und 1409/20 ganz; es ging bis Ende des 18. Jh. mit Ausnahme von Dubrovnik wieder verloren. Seit Ende des 15. Jh. kam es immer wieder zu Türkeneinfällen; 1526 (Mohács) wurde das nordwestl. K. um Agram (Zagreb) habsburgisch (1527 Anerkennung Ferdinands [I.] als König), das übrige K. mit Ungarn Sandschak des Osman. Reiches, das bis Ende des 16. Jh. ganz K. großteils besetzte; 1578 wurde die Militärgrenze errichtet. 1699 (Frieden von Karlowitz) kamen die nördlich der Una gelegenen Teile wieder an das habsburg. Ungarn, die südlich gelegenen blieben beim Osman. Reich bzw. bei Bosnien (»Türkisch-K.« bis 1878). Ab 1790 bzw. 1814 wurden K. und Slawonien als Nebenländer der ungar. Krone behandelt; 1848/49 kämpften die Kroaten auf österr. Seite gegen die Ungarn. Es entstanden Ideen der kroat. Wiedergeburt (Illyrismus). Das 1849 geschaffene selbstständige österr. Kronland K. (mit Slawonien, dem Küstenland und Fiume [Rijeka]) wurde 1867 wieder der ungar. Regierung (Transleithanien) unterstellt (vertraglich geregelt im kroatisch-ungar. Ausgleich 1868); Dalmatien kam zur österr. Hälfte von Österreich-Ungarn (Zisleithanien). Gegen die Magyarisierungspolitik v. a. seit 1880 wandten sich großkroat. und föderalist. Programme; die entstehenden kroat. Parteien (u. a. Kroat. Bauernpartei unter S. Radić) strebten seit 1907 die Loslösung von Österreich-Ungarn an. 1918 Gründung des Agramer Nationalrats; am 1. 12. 1918 Vereinigung mit Serbien, Montenegro und Slowenien zum sog. SHS-Staat (späteres Jugoslawien), zunehmende Konflikte mit dem großserb. Zentralismus. 1941 errichtete der Führer der Ustascha, A. Pavelić, einen »Unabhängigen Staat K.« (bis 1945), dessen Terror sich v. a. gegen die im Land lebenden Serben richtete, v. a. im KZ Jasenovac. 1946 wurde K. (mit Dalmatien und Slawonien) Teilrepublik des wieder errichteten Staates Jugoslawien, der dann jahrzehntelang v. a. durch föderative Verfassungen, aber auch mit Gewalt (z. B. Niederschlagung des sog. kroat. Frühlings 1971) die Spannungen zw. den Volksgruppen zu lösen suchte. Seit dem Ende der 80er-Jahre öffnete sich K. dem polit. Pluralismus (erste freie Parlamentswahlen 1990); die HDZ errang die absolute Mehrheit. Ihr Vors. F. Tudjman wurde Staatspräs. Am 22. 12. 1990 verabschiedete das Parlament eine neue Verfassung. Gleichzeitig mit Slowenien erklärte K. am 26. 6. 1991 seine Unabhängigkeit.Von Juli bis Dez. 1991 entwickelten sich in K. schwere Kämpfe zw. der kroat. Nationalgarde und serb. Freischärlern (Četnici), die von der serbisch dominierten jugoslaw. Bundesarmee unterstützt wurden. Am 19. 12. 1991 errichtete die serb. Minderheit in K. die von der kroat. Regierung nicht anerkannte Republik Serb. Krajina (RSK; serb. Abk. SRK) und in Slawonien ein serb. »autonomes Gebiet«. Mehrere Tausend Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 700 000 flohen aus den Kampfgebieten. Nach dem In-Kraft-Treten eines von der UNO vermittelten Waffenstillstands (3. 1. 1992) und der völkerrechtl. Anerkennung der Rep. K. durch zahlreiche europ. Staaten (dt. Anerkennung bereits Ende Dez. 1991) stationierte die UNO in K. eine Friedenstruppe und richtete in K. die »Schutzzonen« Ost (Ostslawonien), West (Westslawonien), Nord (Banija) und Süd (Krajina) ein. Im Jan. 1994 schloss K. mit der Bundesrep. Jugoslawien --- Abk. falsch und Bez. nicht exakt // schneid einen Normalisierungsvertrag, mit der RSK einen Waffenstillstand. Ungeachtet dieser Vereinbarungen und der UN-Schutzzonen eroberte K. im Aug. 1995 die Krajina und Westslawonien zurück und begann mit ihrer Wiedereingliederung. Durch die dadurch ausgelöste Massenflucht kroat. Serben (200 000; in die benachbarten Republiken Bosnien und Herzegowina sowie Serbien, v. a. Kosovo) existierten keine kompakten serb. Siedlungsgebiete mehr in K. Im Rahmen der Verhandlungen, die dem Friedensabkommen von Dayton (21. 11., unterzeichnet in Paris am 14. 12. 1995) vorausgingen, unterzeichneten Präs. Tudjman und Präs. S. Milošević am 12. 11. ein Abkommen über die Rückgabe Ostslawoniens (im Jan. 1998 erfolgt; bis dahin mit Baranja und Westsyrmien unter UN-Verwaltung). Innenpolitisch bestätigten die Präsidentschaftswahlen vom Aug. 1992 sowie die Parlamentswahlen von 1992 und 1995 die führende Stellung von Präs. Tudjman (1997 im Amt bestätigt) und der HDZ. Am 7. 8. 1996 vereinbarten Tudjman und Milošević die gegenseitige Anerkennung ihrer Staaten. Gegen den autokrat. Führungstil Tudjmans erhob sich zunehmend Kritik. Seit Ende 1996 ist K. Mitglied des Europarats. Der Minderheitenschutz wird international beobachtet. Die engen Beziehungen Tudjmans und seiner Mitarbeiter zu kroat. Nationalisten in Bosnien und Herzegowina beeinträchtigten den dortigen Versöhnungsprozess; ebenso wie das nach wie vor gespannte Verhältnis zu den Nachbarstaaten und die (trotz eines Programms von Ende Juni 1998) de facto bisher ausgebliebene Rückansiedlung und Wiedereingliederung serb. Flüchtlinge und Vertriebener, v. a. aus der Krajina, schadeten sie dem Ansehen K.s im Ausland.
▣ Literatur:
Fricke, G.: K. 1941-1944. Freiburg im Breisgau 1972.
⃟ Reißmüller, J. G.: Der Krieg vor unserer Haustür. Hintergründe der kroat. Tragödie. Stuttgart 1992.
⃟ K. Landeskunde, Geschichte, Kultur, Politik, Wirtschaft, Recht, hg. v. N. Budak u. a. Wien u. a. 1995.