Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kraftwagengetriebe
Kraftwagengetriebe,ein Schaltgetriebe, mit dem das Übersetzungsverhältnis zw. Motor und Ausgleichsgetriebe geändert wird, sodass der Motor bei jeder Fahrgeschwindigkeit in dem für Leistung oder Kraftstoffverbrauch jeweils günstigsten Drehzahlbereich arbeitet. Beim mechan. Stufengetriebe handelt es sich i. d. R. um ein mehrstufiges, manuell oder automatisch schaltbares Zahnradgetriebe. Zum Anfahren wird die größte Übersetzung geschaltet. Handschaltgetriebe sind i. d. R. als Zweiwellenvorgelegegetriebe ausgeführt. Dabei wird von der Kupplungswelle über ein Zahnradpaar zunächst eine Vorgelegewelle (Vorgelege) angetrieben, von der die einzelnen Zahnradstufen auf die Abtriebswelle (Hauptwelle) wirken; durch unmittelbares Kuppeln der Abtriebswelle mit der Kupplungswelle kann ein direkter Gang geschaffen werden. Beim Rückwärtsgang wird die Bewegungsumkehr durch ein drittes Zahnrad zw. den Wellen erzielt. I. d. R. sind die meist schräg verzahnten Räder ständig im Eingriff; die Räder auf der Hauptwelle sitzen lose und werden je nach eingelegtem Gang durch eine drehfeste, längs verschiebbare Schaltmuffe mit der Welle gekuppelt. Bei Klauengetrieben stellen seitl. Klauen an Schaltmuffe und Zahnrädern die Verbindung her; lediglich für den Rückwärtsgang werden heute noch Schiebezahnräder eingesetzt. Bei den heute übl. Synchrongetrieben wird das Einrasten der Klauen erleichtert, indem durch Reibungskupplungen die Drehzahl von Schaltmuffe (d. h. Welle) und Zahnrad annähernd angeglichen (synchronisiert) wird; Sperrsynchronisierung bedeutet, dass Schaltmuffe und Zahnrad zwangsweise erst bei Gleichlauf gekuppelt werden können. Zusätzl. Zahnradstufen hinter oder vor dem eigentl. Getriebe bilden Gruppengetriebe mit verdoppelter Gangzahl (Lkw). Umlaufgetriebe (Planetengetriebe) werden als Schnellgang-Zusatzstufe (Overdrive beim Pkw) oder in Verbindung mit hydrodynam. Getrieben eingesetzt. Beim halbautomatischen K. (hauptsächlich für Lkw) geht der Kraftfluss vom Motor über Drehmomentwandler und Kupplung zum Stufengetriebe. Das Anfahren wird vereinfacht, die Zahl der Schaltungen durch den Wandler verringert, Schalterleichterung kann eine automat. Betätigung der Kupplung bei Berühren des Schalthebels bieten. Automat. Getriebe wählen, schalten oder stellen selbsttätig die für die jeweilige Fahrgeschwindigkeit vorgesehene Übersetzung ein (Getriebeautomat). Fahrzeuge mit automat. Getriebe haben kein Kupplungspedal: nach dem Wählen der Fahrstellung (einschl. Rückwärtsgang) mithilfe eines Wählhebels oder Druckknopfs wird nur noch Gas gegeben oder gebremst. Das Getriebe schaltet dann von selbst - abhängig von der Belastung - in den höheren oder niedrigeren Gang. Der Fahrer kann mit starkem Durchtreten des Gaspedals (Kick-down) die Fahrgeschwindigkeit, bei der von einem in den anderen Gang geschaltet wird, höher legen, sodass erst später hoch- und schon früher heruntergeschaltet wird. In der Neutralstellung ist der Motor von den Antriebsrädern getrennt; in Parkstellung bleibt der Motor über das automat. Getriebe mit den Antriebsrädern verbunden. Getriebe mit selektiver Automatik werden durch Stellen des Wahlhebels auf eine Zahl so beeinflusst, dass sie nur bis zum entsprechenden Gang hochschalten, was z. B. bei Talfahrt vorteilhaft sein kann.Automat. Getriebe bei Fahrzeugen bestehen heute meist aus einem oder mehreren Planetengetrieben, denen eine Strömungskupplung vorgeschaltet ist. Diese erlaubt das Anfahren aus dem Stillstand allein durch Gasgeben, kann aber nur ein Drehmoment abgeben, das gleich dem Eingangsdrehmoment ist. Die Drehmomentwandlung (meist Vergrößerung des Drehmoments) übernehmen die nachgeschalteten Planetengetriebe. Bei einem solchen Getriebe stehen die Zahnräder dauernd im Eingriff. Das Schalten bzw. das Einstellen einer anderen Übersetzung kann hier durch wahlweises Festhalten der einzelnen Bauteile (des Sonnenrades, des Hohlrades oder des Planetenradträgers) erfolgen, die alle drei mit je einer Welle bzw. Hohlwelle verbunden sind. Um den konstruktiven Aufwand klein zu halten, wird fast immer nur eine dieser Wellen als Antriebswelle benutzt. Durch Festhalten von jeweils einer der beiden anderen Wellen ergeben sich dann zwei Übersetzungen. Zusätzlich ist eine Verblockung des Getriebes möglich, wobei sich dieses als Ganzes dreht: Dadurch ergibt sich eine dritte »Übersetzung«, der direkte Gang (Antriebs- gleich Abtriebsdrehzahl).Die Getriebesteuerung erfolgt entweder rein hydraulisch durch Steuerdrücke, die von zwei Ölpumpen erzeugt werden, oder elektrohydraulisch, wobei die von Sensoren ermittelten Kenndaten (Getriebeabtriebsdrehzahl, Lastzustand, Motordrehzahl, Wählhebelstellung, Stellung des Programm- oder Kick-down-Schalters) an das Steuergerät weitergeleitet, verarbeitet und in entsprechende Ausgangssignale umgewandelt werden. Stufenlose Getriebe können als mechan., hydraul. oder elektr. Getriebe ausgeführt werden; stufenlose mechan. Getriebe erreichen eine stetig veränderbare Übersetzung meist mit Keilriemen und Riemenscheiben, die durch Fliehkraftgewichte und Servoeinrichtungen in Abhängigkeit von Fahrgeschwindigkeit und Gaspedalstellung verschoben wird.