Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kraft
I Kraft,1) allg.: Energie, Vermögen, Fähigkeit, etwas zu bewirken, Stärke.
2) Physik: Grundbegriff der newtonschen Mechanik und, von dieser ausgehend, der klass. Physik, Formelzeichen F; eine physikal. Größe, die bei der Wechselwirkung physikal. Systeme auftritt und bei frei bewegl. Körpern Ursache von Beschleunigungen, bei gebundenen Körpern Ursache von Deformationen ist. Der quantitative Zusammenhang zw. Bewegungsänderung (Beschleunigung a) eines Körpers der Masse m und der einwirkenden K. ist definiert als: F = m · a (newtonsche Axiome). Wirken auf einen Körper keine K., wird dessen Beschleunigung null, d. h., er verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung. Aus der Wechselwirkungsnatur folgt, dass K. stets nur paarweise auftreten. Die K.-Wirkungen zweier Körper aufeinander sind gleich, aber entgegengesetzt gerichtet (»actio = reactio«). SI-Einheit der K. ist das Newton (N).Die K. ist ein Vektor. Zwei oder mehr in einem Punkt angreifende K. versch. Richtung kann man durch eine einzige K., die Resultierende, ersetzen. Algebraisch findet man sie durch vektorielle Addition, geometrisch, indem man zwei beliebige K. F1 und F2 längs ihrer Wirkungslinie so verschiebt, dass ihre Angriffspunkte zusammenfallen und F1 und F 2 zu einem Parallelogramm ergänzt werden (Kräfteparallelogramm). Die Diagonale F = F1 + F2 ist die resultierende Kraft. Mehr als zwei in einem Punkt angreifende K. lassen sich sukzessiv nach der Parallelogrammregel zusammensetzen und ergeben ein K.-Eck (Kräftepolygon), bei dem die Resultierende vom Anfangspunkt des ersten zum Endpunkt des letzten K.-Vektors weist. Umgekehrt lässt sich jede K. in zwei Komponenten zerlegen, z. B. bei krummliniger Bewegung in eine Komponente normal und eine tangential zur Bahnkurve (Normal- und Tangential-K.). Zwei gleich große, entgegengesetzt gerichtete Kräfte F und -F bilden ein Kräftepaar, das auf einen Körper ein Drehmoment M ausübt. M ist gleich der Summe der statischen Drehmomente M1 = r 1 x F und M2 = r2 x (-F); dabei sind r1 und r2 die von einem vorgegebenen Punkt P zu den Angriffspunkten der Kräfte F und -F weisenden Ortsvektoren. Mit r1 — r2 = r gilt M = r x F. Da der Angriffspunkt längs der Wirkungslinie einer K. verschoben werden kann, gilt damit auch M = r0 x F, wobei r0 der senkrechte Abstand der Wirkungslinien der beiden K. ist. Beliebig viele an einem starren Körper angreifende K. können stets durch eine Einzel-K. und ein Kräftepaar ersetzt werden.An einem mechan. System können innere und äußere K. auftreten. Daneben unterscheidet man eingeprägte K., die physikal. Ursprungs sind (z. B. die Schwer-K.), von den geometrisch bedingten Zwangskräften. In Bezugssystemen, die sich gegenüber einem Inertialsystem beschleunigt bewegen, treten zusätzliche Trägheits-K., sog. Schein-K., auf. Neben der Schwer-K., den elast. K. (die der Auslenkung aus einer Ruhelage proportional sind) und den Trägheits-K. (z. B. Coriolis-Kraft, Zentrifugalkraft), mit der die Körper einer Änderung ihres Bewegungszustandes widerstehen, kennt die klass. Physik die K. zw. ungleichnamigen (Anziehung) und gleichnamigen (Abstoßung) elektr. Ladungen und Magnetpolen sowie die in einem Magnetfeld auf eine bewegte Ladung ausgeübte K. (Lorentz-Kraft), gleichbedeutend der K. zw. stromdurchflossenen Leitern. Die Druck-K., die ein in ein Gefäß eingeschlossenes Gas auf die Wand ausübt, rührt von den Trägheits-K. her, die die Bewegungsänderung der Moleküle bei ihrem Stoß auf die Wand erzeugt. - Die Gesamtheit aller K.-Vektoren im Raum bildet ein K.-Feld (Feld). Ist dieses wirbelfrei (rot F = 0; Rotation) heißt die K. konservativ; während bei Potenzial-K. (konservativen K. bzw. K.-Feldern) die Summe aus kinet. und potentieller Energie konstant bleibt, nimmt die Gesamtenergie bei dissipativen K. (z. B. Reibungs-K.) ab.Nach ihrem Ursprung lassen sich alle K. auf die mit den fundamentalen Wechselwirkungen verbundenen Grund-K. zurückführen, zu denen die Gravitation, die elektromagnet. und die starke Wechselwirkung (einschl. der Kernkräfte) sowie die schwache Wechselwirkung gehören. Für den auch in der Kern- und Elementarteilchenphysik verwendeten K.-Begriff setzt sich zunehmend die allgemeinere Bez. der Wechselwirkung durch.
II Krạft,
1) Adam, Bildhauer, Krafft.
2) Victor, Philosoph, * Wien 4. 7. 1880, ✝ Purkersdorf (bei Wien) 3. 1. 1975; einer der führenden Vertreter des Wiener Kreises; arbeitete an einer metaphysikfreien Erkenntnistheorie (»Erkenntnislehre«, 1960) und an einer rational begründeten Moraltheorie (»Die Grundlagen einer wissenschaftl. Wertlehre«, 1937).
2) Physik: Grundbegriff der newtonschen Mechanik und, von dieser ausgehend, der klass. Physik, Formelzeichen F; eine physikal. Größe, die bei der Wechselwirkung physikal. Systeme auftritt und bei frei bewegl. Körpern Ursache von Beschleunigungen, bei gebundenen Körpern Ursache von Deformationen ist. Der quantitative Zusammenhang zw. Bewegungsänderung (Beschleunigung a) eines Körpers der Masse m und der einwirkenden K. ist definiert als: F = m · a (newtonsche Axiome). Wirken auf einen Körper keine K., wird dessen Beschleunigung null, d. h., er verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung. Aus der Wechselwirkungsnatur folgt, dass K. stets nur paarweise auftreten. Die K.-Wirkungen zweier Körper aufeinander sind gleich, aber entgegengesetzt gerichtet (»actio = reactio«). SI-Einheit der K. ist das Newton (N).Die K. ist ein Vektor. Zwei oder mehr in einem Punkt angreifende K. versch. Richtung kann man durch eine einzige K., die Resultierende, ersetzen. Algebraisch findet man sie durch vektorielle Addition, geometrisch, indem man zwei beliebige K. F1 und F2 längs ihrer Wirkungslinie so verschiebt, dass ihre Angriffspunkte zusammenfallen und F1 und F 2 zu einem Parallelogramm ergänzt werden (Kräfteparallelogramm). Die Diagonale F = F1 + F2 ist die resultierende Kraft. Mehr als zwei in einem Punkt angreifende K. lassen sich sukzessiv nach der Parallelogrammregel zusammensetzen und ergeben ein K.-Eck (Kräftepolygon), bei dem die Resultierende vom Anfangspunkt des ersten zum Endpunkt des letzten K.-Vektors weist. Umgekehrt lässt sich jede K. in zwei Komponenten zerlegen, z. B. bei krummliniger Bewegung in eine Komponente normal und eine tangential zur Bahnkurve (Normal- und Tangential-K.). Zwei gleich große, entgegengesetzt gerichtete Kräfte F und -F bilden ein Kräftepaar, das auf einen Körper ein Drehmoment M ausübt. M ist gleich der Summe der statischen Drehmomente M1 = r 1 x F und M2 = r2 x (-F); dabei sind r1 und r2 die von einem vorgegebenen Punkt P zu den Angriffspunkten der Kräfte F und -F weisenden Ortsvektoren. Mit r1 — r2 = r gilt M = r x F. Da der Angriffspunkt längs der Wirkungslinie einer K. verschoben werden kann, gilt damit auch M = r0 x F, wobei r0 der senkrechte Abstand der Wirkungslinien der beiden K. ist. Beliebig viele an einem starren Körper angreifende K. können stets durch eine Einzel-K. und ein Kräftepaar ersetzt werden.An einem mechan. System können innere und äußere K. auftreten. Daneben unterscheidet man eingeprägte K., die physikal. Ursprungs sind (z. B. die Schwer-K.), von den geometrisch bedingten Zwangskräften. In Bezugssystemen, die sich gegenüber einem Inertialsystem beschleunigt bewegen, treten zusätzliche Trägheits-K., sog. Schein-K., auf. Neben der Schwer-K., den elast. K. (die der Auslenkung aus einer Ruhelage proportional sind) und den Trägheits-K. (z. B. Coriolis-Kraft, Zentrifugalkraft), mit der die Körper einer Änderung ihres Bewegungszustandes widerstehen, kennt die klass. Physik die K. zw. ungleichnamigen (Anziehung) und gleichnamigen (Abstoßung) elektr. Ladungen und Magnetpolen sowie die in einem Magnetfeld auf eine bewegte Ladung ausgeübte K. (Lorentz-Kraft), gleichbedeutend der K. zw. stromdurchflossenen Leitern. Die Druck-K., die ein in ein Gefäß eingeschlossenes Gas auf die Wand ausübt, rührt von den Trägheits-K. her, die die Bewegungsänderung der Moleküle bei ihrem Stoß auf die Wand erzeugt. - Die Gesamtheit aller K.-Vektoren im Raum bildet ein K.-Feld (Feld). Ist dieses wirbelfrei (rot F = 0; Rotation) heißt die K. konservativ; während bei Potenzial-K. (konservativen K. bzw. K.-Feldern) die Summe aus kinet. und potentieller Energie konstant bleibt, nimmt die Gesamtenergie bei dissipativen K. (z. B. Reibungs-K.) ab.Nach ihrem Ursprung lassen sich alle K. auf die mit den fundamentalen Wechselwirkungen verbundenen Grund-K. zurückführen, zu denen die Gravitation, die elektromagnet. und die starke Wechselwirkung (einschl. der Kernkräfte) sowie die schwache Wechselwirkung gehören. Für den auch in der Kern- und Elementarteilchenphysik verwendeten K.-Begriff setzt sich zunehmend die allgemeinere Bez. der Wechselwirkung durch.
II Krạft,
1) Adam, Bildhauer, Krafft.
2) Victor, Philosoph, * Wien 4. 7. 1880, ✝ Purkersdorf (bei Wien) 3. 1. 1975; einer der führenden Vertreter des Wiener Kreises; arbeitete an einer metaphysikfreien Erkenntnistheorie (»Erkenntnislehre«, 1960) und an einer rational begründeten Moraltheorie (»Die Grundlagen einer wissenschaftl. Wertlehre«, 1937).