Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kosaken
Kosạken[russ.-poln., von turktatar. kazak »freier Krieger«, »Abenteurer«], ursprünglich tatar., später ostslaw. kriegerische Gemeinschaften freier Reiterverbände am Rande der osteurop. Steppenzone. Die K. rekrutierten sich v. a. aus russ. und ukrain. Bauern, die sich seit dem 15. Jh. der Leibeigenschaft bzw. dem wirtsch. Druck auf den Adelsgütern durch Flucht in die freien Steppen am mittleren und unteren Don entzogen. Seit dem 16. Jh. teilten sich die K. in zwei Gruppen: in die dem Moskauer Staat auf Dauer verbundenen städt. K., die am mittleren Dnjepr wohnten und sich v. a. der Grenzverteidigung, aber auch dem Handel widmeten, und in die Saporoger (»unterhalb der Stromschnellen«) K. am unteren Dnjepr (mit befestigtem Zentrum auf der Insel Sitsch; um 1550-1775), die von Beutezügen und etwas Landwirtschaft lebten und von denen fast alle anderen K.-Gruppen abstammen (u. a. Don-K., Ural-K.). Sie organisierten sich in Reiterheeren unter gewählten Atamanen (bei den Saporoger K. Hetmanen). 1648 erhoben sich die Saporoger K. unter S. B. M. Chmelnizki und versuchten, sich als unabhängiger Staat gegen Polen-Litauen, Osmanen und Krimtataren zu behaupten, gerieten jedoch allmählich unter die Oberhoheit des russ. Zaren. Katharina II. hob 1775 die Autonomie der Saporoger K. auf. Beginnend mit dem Feldzug Jermaks (1581), eroberten und erschlossen die K. Sibirien. Im zarist. Russland des 19. Jh. wurden die K. häufig zur Niederschlagung innerer Unruhen eingesetzt. Nach der Oktoberrevolution hob die Sowjetreg. im Juni 1918 sämtl. Privilegien der K. auf; v. a. deshalb kämpfte der größte Teil der K. im Bürgerkrieg auf der Seite der Weißen (nach Sieg der Bolschewiki Emigration von etwa 30 000 K.). Im Zweiten Weltkrieg wurden auf dt. Seite Freiwilligenverbände der K. gebildet, die von den westl. Alliierten 1945 an die Rote Armee ausgeliefert wurden. Anfang der 90er-Jahre, bes. nach dem Zerfall der Sowjetunion (1991), lebte das lange Zeit nur folkloristisch (K.-Chöre) gepflegte Kosakentum wieder auf und organisierte sich auch wieder militärisch (Eingreifen in versch. lokale Konflikte).
Literatur:
Schwarz, W.: K. Kampf u. Untergang eines Reitervolkes. Neuausg. Frankfurt am Main u. a. 1992.
Gröper, K.: Die Geschichte der K. Wilder Osten 1500-1700. Sonderausg. Bindlach 1994.
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