Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Korea
I Korea(korean. Chosŏn), ehem. Staat in Ostasien, auf der Halbinsel Korea zw. dem Japan. und dem Gelben Meer (im S durch die K.-Straße von den japan. Inseln getrennt) und dem nördlich anschließenden Gebiet (v. a. am Japan. Meer) bis zu den Flüssen Yalu und Tumen, die die Grenze zu China bilden; seit 1948 geteilt in die Staaten Nord-Korea und Süd-Korea (zus. 222 025 km2).Landesnatur: Der N ist bestimmt durch Gebirgsketten (Vulkan Paektusan, 2 744 m ü. M.). Die südlich anschließende Halbinsel grenzt als Pultscholle mit dem T'aebaekgebirge (im N bis über 2 000 m), südlich mit den Diamantbergen (bis 1 638 m) in einem Steilabfall ans Japan. Meer und geht in einer W-Abdachung in ein Küstentiefland zum Gelben Meer hin über. Der Scheitel der Pultscholle bildet die Hauptwasserscheide. Zahlr. Flüsse folgen in SW-Richtung der W-Abdachung. Die größeren Systeme (Hangang, Kŭmgang, Teadonggang) bilden breite Talungen, im S der Naktonggang, ein N-S-gerichtetes Becken (begrenzt vom T'aebaekgebirge und der nach SW abzweigenden Diagonalkette). Dem Tiefland an der S- und W-Küste sind rd. 3 500 kleinere Inseln vorgelagert. - Das Klima steht unter Monsuneinfluss. K. ist ein Übergangsgebiet zw. kontinentalem Bereich mit kühl-gemäßigtem und maritimem mit subtrop. Klima. Die Temperaturen übersteigen im Sommer 20 ºC und sinken im Winter, außer an der S-Küste, unter 0 ºC; Hauptregenzeit ist von Juni bis September. Im N herrschen Nadelwälder mit Fichte und Lärche vor, die gegen S in Mischwälder mit Eiche, Ahorn und Buche übergehen.Geschichte: Die Gründung eines legendären ersten Reiches (»Chosŏn«) wird auf das Jahr 2333 v. Chr. datiert. Als erste historisch fassbare polit. Einheit gilt das um 400 v. Chr. in NW-Korea entstandene Alt-Chosŏn, das Ende des 3. Jh. v. Chr. vom Reich Wiman-Chosŏn abgelöst wurde. Dieses wurde 108 v. Chr. von den chines. Han erobert. Im Lauf eines Prozesses, der in Stammesgemeinschaften seinen Ausgang nahm, bildeten sich im 1. Jh. n. Chr. die drei Reiche Koguryŏ, Paekche und Silla heraus, dazu die sechs kleinen Kaya-Fürstentümer. Ihre Kultur war durch Konfuzianismus und Buddhismus geprägt. Im Kampf um die Vormacht setzte sich schließlich Silla durch, das mit Unterstützung von Truppen der chines. Tang-Dynastie 660 Paekche und 668 Koguryŏ unterwarf und K. unter seiner Herrschaft vereinte. Das im ehem. N-Koguryŏ um 700 entstandene Reich Parhae (chines. Pohai) wurde 926 von den tungus. Kitan vernichtet. Nach einer Phase territorialer Zersplitterung (9. Jh.) brachte das 918 vom Feldherrn Wang Kon in Nord-K. gegründete Reich Koryŏ (daher die europ. Bez. »Korea«) bis 936 ganz K. unter seine Oberhoheit, musste sich aber wiederholter Angriffe der Kitan erwehren. 1231, erneut 1232 fielen die Mongolen in K. ein, das sie bis Mitte des 14. Jh. beherrschten. Sie erzwangen korean. Waffenhilfe bei ihren Invasionsversuchen in Japan (1274 und 1281); seitdem verunsicherten japan. Piraten die Küsten von K. 1392 stürzte General Yi Songgye den König von Koryŏ und begründete die Yi-Dynastie (1392-1910), unter der K., nunmehr »Chosŏn« gen. (»Land der Morgenröte«, daher auch Chosŏn-Dynastie), v. a. im 15. Jh. eine kulturelle Blüte erlebte. Nach erfolglosen Invasionsversuchen japan. Heere unter Toyotomi Hideyoshi (1592-98) fielen seit 1627 die Mandschu in K. ein und zwangen das Land zur Anerkennung ihrer Oberhoheit, die bis 1894 bestand. Die ständige äußere Bedrohung veranlasste die Yi-Dynastie zu einer rigorosen Politik der Abschließung (1637-1876). Japan erzwang 1876 im Vertrag von Kanghwa die Öffnung mehrerer Häfen für den Handel; ähnl. Verträge folgten ab 1882 mit anderen Mächten (USA, Großbritannien, Dt. Reich und Russland). Als der korean. Hof zur Niederschlagung schwerer Bauernunruhen (1893/94, Tonghak-Bewegung) die chines. Schutzmacht zu Hilfe rief, geriet diese in Konflikt mit dem nach Hegemonie in K. strebenden Japan (Chinesisch-Japan. Krieg 1894/95) und musste das Land nach einer militär. Niederlage 1895 freigeben. 1897 nahm der korean. König den Titel eines »Kaisers von Taehan« (Groß-K.) an. Die Anlehnung an Russland löste den Russisch-Japan. Krieg (1904/05) aus. Nach dem Sieg Japans stand K. zunächst unter japan. Protektorat und wurde schließlich 1910 von Japan annektiert (als Generalgouvernement Chosŏn). Die wirtsch. Ressourcen des Landes wurden von Japan ausgebeutet. Nach der blutigen Niederschlagung einer Unabhängigkeitsbewegung (1919) konstituierte sich unter Syngman Rhee (Yi Sŭngman) in Schanghai eine korean. Exilreg.; kommunist. Partisanengruppen unter Führung Kim Il Sungs wurden ab 1934 gegen die Japaner aktiv. Nach der japan. Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde K., dessen Unabhängigkeit die Siegermächte garantiert hatten, 1945 im nördl. Teil von sowjet. Truppen, im südl. Teil von amerikan. Streitkräften besetzt (Demarkationslinie am 38. Breitengrad). In Süd-K. richteten die USA zunächst eine Militärreg. (1945-48) ein; in Nord-K. begann die von Kim Il Sung geführte »Korean. Arbeiterpartei« unter sowjet. Schutz eine kommunist. Gesellschaftsordnung aufzubauen (1946 Bodenreform, 1947 Verstaatlichung der Ind.). Nach dem Scheitern amerikanisch-sowjet. Verhandlungen über eine gesamtkorean. provisor. Reg. (1946) und nach den nur in Süd-K. unter UN-Aufsicht durchgeführten freien Wahlen (1948) kam es zur Spaltung des Landes in die am 15. 8. 1948 konstituierte »Rep. Korea« im S und die am 9. 9. 1948 proklamierte »Demokrat. Volksrep. Korea« im N. Die Besatzungsmächte zogen sich 1948/49 aus Korea zurück. Nat. Konflikte und internat. Spannungen (Ost-West-Konflikt) lösten den Koreakrieg (1950-53) aus. Die nach dem Waffenstillstandsabkommen (27. 7. 1953) aufgenommenen Friedensverhandlungen scheiterten 1954; die Verbindungen zw. Nord- und Süd-Korea wurden rigoros abgebrochen. Erst Anfang der 70er-Jahre kam es wieder zu unregelmäßigen Reg.kontakten zw. Nord- und Süd-K., die schließlich 1990 in Gespräche der MinPräs. über Fragen der friedl. Wiedervereinigung mündeten. Im Sept. 1991 wurden beide Staaten zeitgleich in die UNO aufgenommen; im Febr. 1992 ratifizierten sie einen Vertrag über Aussöhnung, Nichtangriff, Austausch und Kooperation. Weiteres Korea, Nord-Korea (Geschichte), Korea, Süd-Korea (Geschichte).
Literatur:
M. Haydt, Ostasien-Ploetz. Geschichte Chinas, Japans u. K.s zum Nachschlagen, bearb. v. unter Mitwirkung v. Claudius Müller u. a. Freiburg im Breisgau u. a. 1986.
Pews, H.-U.: K. - Land der Morgenfrische. Gotha 1987.
Lautensach, H.: K., bearb. v. K. Dege. Berlin u. a. 1988.
K., hg. v. R. Machetzki u. M. Pohl. Stuttgart 1988.
Göthel, I.: Der Untergang des alten K. Wiesbaden 1996.
II Korea
Fläche: 122 762 km2
Einwohner: (1995) 23,917 Mio.
Hauptstadt: Pjöngjang
Verwaltungsgliederung: 9 Prov. und 3 regierungsunmittelbare Städte
Amtssprache: Koreanisch
Nationalfeiertag: 9. 9.
Währung: 1 Won = 100 Chon
Zeitzone: MEZ + 8 Std.
(Nord-Korea, amtlich korean. Chosŏn Minjujuŭi In'min Konghwaguk; dt. Demokrat. Volksrep. K.), Staat in Ostasien, umfasst den Festlandanteil und den N der Halbinsel K., grenzt im W an die K.-Bucht und entlang den Flüssen Yalu und Tumen an China, an der Tumenmündung auf wenige Kilometer an Russland, im O an das Japan. Meer, im S entlang einer Demarkationslinie um den 38. Breitengrad an Süd-Korea.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1972 (mehrfach, zuletzt 1998, revidiert) ist Nord-K. eine Volksrep. Als Staatsoberhaupt mit weitgehenden Vollmachten und Oberbefehlshaber der Streitkräfte fungiert seit 5. 9. 1998 der Vors. des neu geschaffenen Nat. Verteidigungsausschusses. Er bestimmt faktisch die Richtlinien der Politik. Das Amt des Staatspräs. wurde abgeschafft. Der Verwaltungsrat unter Vorsitz des MinPräs. als eigentl. Reg. hat den Charakter eines Verwaltungs- und Vollzugsorgans. Die Legislative liegt bei der Obersten Volksversammlung (687 Abg., für 5 Jahre gewählt); die laufenden Geschäfte werden vom Ständigen Komitee wahrgenommen. Staatstragende Partei ist die kommunist. Partei der Arbeit K.s (PdAK); im Rahmen der Demokrat. Front für die Wiedervereinigung des Vaterlandes sind die Sozialdemokrat. Partei und die religiös fundierte Chundo-gyo-Chongu-Partei in die Politik der PdAK eingebunden.
Landesnatur: Korea (ehem. Staat).
Bevölkerung: Angaben über die fast ausschl. aus Koreanern bestehende Bev. beruhen nur auf Schätzungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen etwa 2 Mio. Menschen in den S der Halbinsel, v. a. während des Koreakrieges. Dicht besiedelt sind bes. die Ebenen im W des Landes. Auf dem Land sind die Lebensbedingungen offensichtlich noch schlechter als in den Städten, in denen (1995) etwa 61 % der Bev. wohnen. Etwa 70 % sollen nichtreligiös, 15 % Anhänger des Schamanismus, 14 % der Chundo-gyo-Religion (Verbindung buddhist. und christl. Elemente), 1,5 % Buddhisten, 1 % Christen (meist kath.) sein. Die von Kim Il Sung begründete Ideologie des »Juche«, des ausschließl. Vertrauens auf die Kraft des korean. Volkes, prägt alle Bereiche des gesellschaftl. Lebens und gipfelt in der (religionsartigen) Verehrung seiner Person (des »Großen Führers«). - Es besteht allg. Schulpflicht (10 Jahre); 216 Hochschuleinrichtungen, darunter Univ. (gegr. 1946), TU, medizin. u. a. Hochschulen in Pjöngjang.
Wirtschaft, Verkehr: Die Wirtschaft wird seit 1946 von einer zentralstaatl. Planungskommission kontrolliert. Durch den Zusammenbruch des Handels mit den ehem. Ostblockländern, mit denen der größte Teil des Außenhandels getätigt wurde, trat ab 1990 eine allg. Verschlechterung der ohnehin meist prekären Wirtschaftslage ein. - Man forcierte v. a. den Ausbau der Schwerind. (Erzverhüttung, Maschinen- und Fahrzeugbau, chem. Ind., Schiffbau), die auf reichen Rohstoffvorkommen basiert. Gefördert werden Stein- und Braunkohle, Eisen-, Kupfer-, Wolfram-, Blei-, Zink- u. a. Erze, auch Graphit, Gold, Baryt, Cadmium und Salz. Erst seit den 1970er-Jahren wird die Konsumgüterind. verstärkt entwickelt. Wichtige Ind.standorte sind im W Sinŭiju, Pjöngjang, Haeju sowie an der O-Küste Ch'ŏngjin, Kimch'aek, Hŭngnam und Wŏnsan. - Durch die Teilung des Landes wurde Nord-K. vom damals überwiegend landwirtsch. strukturierten S abgeschnitten. Durch intensiven Ausbau der Landwirtschaft, die etwa 20 % der Landesfläche nutzt, konnten diese nachteiligen Folgen zunächst weitgehend überwunden werden. Rd. 90 % der landwirtsch. Nutzfläche (die Hälfte der Ackerfläche wird bewässert; Neulandgewinnung an der W-Küste) werden seit der Kollektivierung (1954-58) von rd. 3 800 Produktionsgenossenschaften, die meist mit den Landgemeinden identisch sind, 5 % von Staatsgütern bewirtschaftet; etwa 5 % verblieben den Bauern als Eigentum. Hauptanbaugebiete sind die Ebenen der W-Küste; angebaut werden v. a. Reis, überwiegend auf Nassfeldern, ferner Mais, Hirse, Sojabohnen, Gerste, Weizen, Hafer, Kartoffeln, Baumwolle, Tabak. Für den Export bedeutsam sind die Kultivierung der Ginsengwurzel sowie die Seidenraupenzucht (Maulbeerbäume). Auch Obst- und Gemüsebau (in größeren Kulturen durch die Staatsgüter), Viehwirtschaft (gewinnt für die Ernährung der Bev. an Bedeutung). Seit Ende der 1980er-Jahre kann die Selbstversorgung aber nicht mehr gewährleistet werden. Akuter Nahrungsmangel, in einigen Landesteilen sogar Hungersnot, trat nach den katastrophalen Überschwemmungen von 1995 und 1996 ein und entwickelte sich nach den Dürreschäden von 1997 zur Hungerkatastrophe. Es werden auch Fischfang und Fischzucht betrieben. - Die Eisenbahn verfügt als wichtigster Verkehrsträger über ein Streckennetz von 5 045 km (zu 60 % elektrifiziert). Das Straßennetz wird auf etwa 23 000 km geschätzt. Wichtigste Seehäfen sind Namp'o (Hafen für Pjöngjang) am Gelben Meer, Wŏnsan, Ch'ŏngjin und Hŭngnam am Japan. Meer. Internat. Flughafen bei Pjöngjang.
Geschichte: Zur Entwicklung bis 1948 Korea (ehem. Staat). Nach dem Koreakrieg (1950-53) konzentrierte sich die herrschende Korean. Arbeiterpartei (KAP) auf den raschen Wiederaufbau mit sowjet. und chines. Hilfe (v. a. Industrialisierung im Rahmen unterschiedlich begrenzter Jahrespläne). Auf den machtpolitisch-ideolog. Konflikt zw. China und der Sowjetunion reagierte Nord-K. mit der von MinPräs. Kim Il Sung entwickelten »Juche«-Doktrin, die eine größere polit. Unabhängigkeit, wirtsch. Selbstständigkeit und »nat. Selbstverteidigung« propagierte. Nach Verabschiedung einer neuen Verf. (1972) übernahm Kim Il Sung (seit 1966 auch Gen.-Sekr. des ZK der KAP) das Amt des Staatspräs. Auch nach dem Zerfall der Sowjetunion hielt Nord-K. an seiner orthodox kommunist. Politik fest. Nach dem Tode Kim Il Sungs im Juli 1994 übernahm sein Sohn Kim Jong Il faktisch die Nachfolge; er wurde im Okt. 1997 Gen.-Sekr. der KAP und im Sept. 1998 auch Vors. des neu geschaffenen Nat. Verteidigungsausschusses (zum künftig höchsten Machtorgan deklariert). Schon 1997 war ein neuer Kalender eingeführt worden (Beginn mit dem Geburtsjahr Kim Il Sungs 1912, gezählt in »Juche«). Nachdem Nord-K. im März 1993 Sonderinspektionen von Atomanlagen durch die IAEA abgelehnt und mit der Kündigung des Kernwaffensperrvertrags gedroht hatte, kam es zu einem politisch-diplomat. Konflikt v. a. mit den USA. Nach langwierigen Verhandlungen schlossen beide Staaten am 21. 10. 1994 ein Rahmenabkommen, das eine Umstrukturierung des nordkorean. Atomprogramms binnen zehn Jahren vorsieht. Vor dem Hintergrund weiter bestehender Spannungen zw. Nord- und Süd-K. vereinbarten 1997 beide Staaten sowie die USA und China die Vorbereitung direkter Friedensverhandlungen.
Literatur:
Pan, C.: Nordkorea. Die ideolog. u. soziolog. Basis. Wien 1992.
Chi, Tai-Nam: Das Herrschaftssystem Nordkoreas unter besonderer Berücksichtigung der Wiedervereinigungsproblematik. Frankfurt am Main u. a. 1994.
Park, Chun-Seo: Die nordkorean. Pressepolitik ... Münster 1996.
III Korea
Fläche: 99 263 km2
Einwohner: (1995) 44,995 Mio.
Hauptstadt: Seoul
Verwaltungsgliederung: 9 Prov. und 6 Städte mit Provinzstatus
Amtssprache: Koreanisch
Nationalfeiertag: 15. 8.
Währung: 1 Won = 100 Chon
Zeitzone: MEZ + 8 Std.
(Süd-K., amtlich korean. Taehan Minguk; dt. Rep. K.), Staat in Ostasien, umfasst den S der Halbinsel K. südlich der Demarkationslinie am 38. Breitengrad einschließlich der vorgelagerten rd. 3 500 Inseln; grenzt im W an das Gelbe Meer, im S an die K.-Straße, im O an das Japan. Meer und im N an Nord-Korea.
Staat und Recht: Nach der am 25. 2. 1988 in Kraft getretenen Verf. ist Süd-K. eine präsidiale Rep.; Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. (Wiederwahl nicht möglich). Er ernennt den MinPräs., der der Reg. vorsteht. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (299 Abg., davon 243 direkt gewählt; 46 Mandate werden nach dem Proporzsystem an die Parteien vergeben). Einflussreichste Parteien sind Große Nationalpartei (GNP), Nationalkongress für neue Politik (NCNP), Vereinigte Liberale Demokraten (ULD).
Landesnatur: Korea (ehem. Staat).
Bevölkerung: Ethnisch besteht die Bev. fast ausschl. aus Koreanern (daneben wenige Chinesen). Dicht besiedelt sind die Küstenebenen; über 80 % der Bev. wohnen in Städten. - Etwa 38 % der Bev. sind nach staatl. Angaben Christen (überwiegend prot.), 10 % Anhänger des traditionellen Schamanismus, 23 % Buddhisten, 22 % Konfuzianer, 2-3 % Anhänger der Chundo-gyo-Religion. Nach 1945 wuchs der Anteil der christl. Kirchen stark; aus den prot. Missionskirchen gingen zahlr. unabhängige korean. Kirchen hervor. - Es besteht allg. Schulpflicht (9 Jahre), über 90 % der Kinder besuchen danach die Oberstufe (3 Jahre). Süd-K. hat über 120 Institutionen mit Hochschulrang (allein 22 Univ. in Seoul).
Wirtschaft, Verkehr: Die nach dem Zweiten Weltkrieg mit ausländ. Hilfe durchgeführte rasche Industrialisierung brachte einen grundlegenden Wandel im vormals agrarisch ausgerichteten Land. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von (1995) 10 076 US-$ (1960: 80 US-$) zählt Süd-K. zu den südostasiat. Schwellenländern: chem., Elektronik-, Textil- und Bekleidungs-, Schuh-, Spielzeugind., Eisen- und Stahlerzeugung, Maschinenbau. In den 1980er-Jahren entwickelte sich v. a. der Schiffbau und der Automobilbau (Pkw-Export seit 1986 in die USA, seit 1991 verstärkt nach Europa) sowie die Bauwirtschaft. Verglichen mit Nord-K. ist Süd-K. relativ rohstoffarm. Gefördert werden Steinkohle, Eisen-, Wolfram-, Wismut-, Molybdän- u. a. Erze; bed. Titanerzvorkommen sind noch ungenutzt. 10 Kernkraftwerke liefern 40 % der Elektroenergie. In der hoch mechanisierten Landwirtschaft dominieren kleinbäuerl. Betriebe (Durchschnittsgröße 1 ha). Auf rd. 65 % der landwirtsch. Nutzfläche wird Reis angebaut, doch reichen die Ernten nicht zur Selbstversorgung aus. Daneben werden Gerste, Weizen, Mais, Hirse, Hülsenfrüchte, Sojabohnen, Kartoffeln, Tabak, Obst, Ginseng u. a. kultiviert; wichtig ist auch die Seidenraupenzucht. Süd-K. ist eines der führenden Fischfangländer der Welt (v. a. Hochseefischerei). Jährlich besuchen über 3,5 Mio. ausländ. Touristen, v. a. aus Japan, den USA und Taiwan, das Land. - Haupthandelspartner sind die USA, China, Japan, Dtl. und Großbritannien. - Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von 6 559 km, das Straßennetz von 61 300 km, davon 1 539 km Autobahnen. 1994 wurde mit dem Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zw. Seoul und Pusan (420 km) begonnen. Wichtige Häfen besitzen außer Pusan noch P'ohang und Inch'ŏn. Die nat. Luftverkehrsgesellschaft Korean Air versieht den Inlandsdienst und bedient die internat. Flughäfen bei Seoul und Pusan sowie auf Cheju.
Geschichte: Zur Entwicklung bis 1948 Korea (ehem. Staat). Nach dem Koreakrieg (1950-53) lehnte sich Süd-K. politisch und militärisch weiterhin eng an die USA an (1954 In-Kraft-Treten eines Verteidigungsbündnisses, amerikan. Finanzhilfe). Der autoritär regierende Präs. Syngman Rhee wurde 1960 durch Studentenunruhen zum Rücktritt gezwungen; Neuwahlen brachten den Sieg der oppositionellen Demokrat. Partei. 1961 stürzte eine Militärjunta die Reg. und beseitigte die demokrat. Institutionen; die Macht übernahm General Park Chung Hee (seit 1962 Staatspräs.), der die autoritären Herrschaftsstrukturen durch mehrere Verf.änderungen stärkte. Nach dessen Ermordung (1979) wurde Choi Kyu Hah Staatspräs.; 1980 ließ sich General Chun Doo Hwan zum Staatspräs. wählen und versuchte dann, die Opposition auszuschalten (u. a. Todesurteil gegen den Oppositionsführer Kim Dae Jung, später unter internat. Druck begnadigt). Nach schweren Unruhen 1987 sah sich die Reg. gezwungen, die Direktwahl des Präs. wieder einzuführen; bei den Wahlen setzte sich Roh Tae Woo (Demokrat. Gerechtigkeitspartei, engl. Abk. DJP) durch (Amtsantritt Febr. 1988). Bei den Wahlen von 1992 und 1996 gewann die neu gebildete Demokratisch-Liberale Partei (DLP), die u. a. die früher regierende DJP und die oppositionelle Partei für Wiedervereinigung und Demokratie (PRD) vereinigte und sich 1995 in Neue K.-Partei (NKP) umbenannte, die Mehrheit der Mandate. Stärkste Oppositionspartei wurde 1992 die DP, 1996 der von der DP abgespaltene NCNP unter Kim Dae Jung. Im Dez. 1997 wählte die Bev. Kim Dae Jung zum Staatspräs. (Amtsantritt Febr. 1998). Ein Gericht verurteilte 1996 wegen Hochverrat und Korruption den früheren Präs. Chun Doo Hwan zum Tode (in lebenslängl. Haftstrafe umgewandelt) sowie seinen Nachfolger Roh Tae Woo zu langjähriger Haft. Beide wurden 1998 begnadigt.
Im April 1996 versetzten Süd-K. und die USA ihre Streitkräfte in K. in erhöhte Alarmbereitschaft, nachdem die nordkorean. Reg. einseitig die entmilitarisierte Zone zw. beiden korean. Staaten aufgekündigt hatte. 1997 vereinbarten Süd- und Nord-K. sowie die USA und China die Vorbereitung direkter Friedensverhandlungen.
Literatur:
Dege, E.: Entwicklungsdisponitäten der Agrarregionen Süd-K.s. Kiel 1982.
Keilhauer, A. u. P.: Süd-Korea. Köln 1986.
Pascha, W.: K. Eine Wirtschaft zw. Aufbruch u. Umbruch. Mannheim u. a. 1996.
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