Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Konzentrationslager
Konzentrationslager,Abk. KZ, Massenlager, die Elemente des Arbeits-, Internierungs- und Kriegsgefangenenlagers sowie des Gefängnisses und Gettos vereinigen. Vorläufer waren südstaatl. Kriegsgefangenenlager im nordamerikan. Sezessionskrieg und im Burenkrieg von Lord Kitchener 1901 für die Zivilbev. eingerichtete Lager. - Im nat.-soz. Dtl. wurden nach der Notverordnung vom 28. 2. 1933 polit. Gegner (Kommunisten, Sozialdemokraten u. a.) ab März 1933 in polizeil. »Schutzhaft« genommen. Erste K. (offizielle Abk. KL) waren das von Himmler am 20. 3. 1933 bei Dachau errichtete K. und die SA- und SS-Lager um Berlin: Oranienburg und das Columbia-Gefängnis. 1934-37 wurden die K. der SA und die »wilden« Lager geschlossen. Die »staatl.« Lager (1937/38 Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald, dann Groß-Rosen, Flossenbürg, Neuengamme, Ravensbrück [Frauen-KZ]; nach dem »Anschluss« Österreichs Mauthausen) unterstanden ab 1934 dem Inspekteur der K., der auch der Führer der bei den K. kasernierten SS-Wachverbände und SS-Totenkopfverbände war. Ab 1935 wurde nicht nur die Ausschaltung aller Regimegegner angestrebt, sondern auch aller Personengruppen, die aus ideolog. (Bibelforscher, Geistliche), rass. und nationalist. (Juden, Polen, Sinti und Roma, Emigranten) oder vorgeblich sozialen Gründen (»Arbeitsscheue«, »Gewohnheitsverbrecher«, Homosexuelle) zu »Volksschädlingen« deklariert wurden. Ab 1938 wurden die K. für den Zwangsarbeitseinsatz für Projekte der SS, später für die Rüstungsind. genutzt. Nach Kriegsbeginn wurde die Inspektion der K. dem neuen SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) eingegliedert; das Netz von Haupt- und Nebenlagern wurde zunehmend ausgebaut (Neuerrichtung von KZ u. a. in Bergen-Belsen, Nordhausen). 1944 bestanden 20 K. mit 165 angeschlossenen Arbeitslagern. Die Mehrzahl der seit Kriegsausbruch Neuinhaftierten waren Angehörige besetzter Länder (u. a. in den KZ Stutthoff, s'Hertogenbosch, Natzweiler, Theresienstadt, Auschwitz, Majdanek und Riga). Bis März 1942 stieg die Zahl der K.-Häftlinge auf 100 000, bis Jan. 1945 auf rd. 715 000, die von 40 000 SS-Leuten bewacht wurden. In den meisten K. wurden medizin., nahrungsmittelchem. und andere Versuche an Häftlingen durchgeführt. V. a. ab 1943 kam es zu Massenvernichtungen von körperlich und psychisch kranken Häftlingen, Polen und sowjet. Kriegsgefangenen. Ab 1941 wurden zur so genannten Endlösung der Judenfrage Vernichtungslager eingerichtet: Dort und in den K. wurden bis 1945 mindestens zw. 5 und 6 Mio. jüd. und 500 000 nichtjüd. Häftlinge getötet. - Zu den K.-Prozessen nach dem Zweiten Weltkrieg Nürnberger Prozesse. - In der SBZ bestanden 1945-50 in den K. Buchenwald und Sachsenhausen Sonderlager des NKWD für dt. Zivilpersonen (Speziallager). - K. wurden auch in der UdSSR (Zwangsarbeitslager; GULAG) sowie von den Militärjunten in Griechenland (1967-74) und Chile (1973-89) eingerichtet, ebenso von Serben im Krieg in Bosnien 1992-95.
▣ Literatur:
Sofsky, W.: Die Ordnung des Terrors. Das K. Frankfurt am Main 41993.
⃟ Kogon, E.: Der SS-Staat. Das System der dt. K. Neuausg. München 311995.
⃟ Langbein, H.: ... nicht wie die Schafe zur Schlachtbank. Widerstand in den nat.-soz. K.n 1938-1945. Frankfurt am Main 22.-23. Tsd. 1995.
⃟ Das nat.-soz. Lagersystem, hg. v. M. Weinmann. Frankfurt am Main 31998.
⃟ Die nat.-soz. K. Entwicklung u. Struktur, hg. v. U. Herbert u. a. 2 Bde. Göttingen 1998.
Konzentrationslager,Abk. KZ, Massenlager, die Elemente des Arbeits-, Internierungs- und Kriegsgefangenenlagers sowie des Gefängnisses und Gettos vereinigen. Vorläufer waren südstaatl. Kriegsgefangenenlager im nordamerikan. Sezessionskrieg und im Burenkrieg von Lord Kitchener 1901 für die Zivilbev. eingerichtete Lager. - Im nat.-soz. Dtl. wurden nach der Notverordnung vom 28. 2. 1933 polit. Gegner (Kommunisten, Sozialdemokraten u. a.) ab März 1933 in polizeil. »Schutzhaft« genommen. Erste K. (offizielle Abk. KL) waren das von Himmler am 20. 3. 1933 bei Dachau errichtete K. und die SA- und SS-Lager um Berlin: Oranienburg und das Columbia-Gefängnis. 1934-37 wurden die K. der SA und die »wilden« Lager geschlossen. Die »staatl.« Lager (1937/38 Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald, dann Groß-Rosen, Flossenbürg, Neuengamme, Ravensbrück [Frauen-KZ]; nach dem »Anschluss« Österreichs Mauthausen) unterstanden ab 1934 dem Inspekteur der K., der auch der Führer der bei den K. kasernierten SS-Wachverbände und SS-Totenkopfverbände war. Ab 1935 wurde nicht nur die Ausschaltung aller Regimegegner angestrebt, sondern auch aller Personengruppen, die aus ideolog. (Bibelforscher, Geistliche), rass. und nationalist. (Juden, Polen, Sinti und Roma, Emigranten) oder vorgeblich sozialen Gründen (»Arbeitsscheue«, »Gewohnheitsverbrecher«, Homosexuelle) zu »Volksschädlingen« deklariert wurden. Ab 1938 wurden die K. für den Zwangsarbeitseinsatz für Projekte der SS, später für die Rüstungsind. genutzt. Nach Kriegsbeginn wurde die Inspektion der K. dem neuen SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) eingegliedert; das Netz von Haupt- und Nebenlagern wurde zunehmend ausgebaut (Neuerrichtung von KZ u. a. in Bergen-Belsen, Nordhausen). 1944 bestanden 20 K. mit 165 angeschlossenen Arbeitslagern. Die Mehrzahl der seit Kriegsausbruch Neuinhaftierten waren Angehörige besetzter Länder (u. a. in den KZ Stutthoff, s'Hertogenbosch, Natzweiler, Theresienstadt, Auschwitz, Majdanek und Riga). Bis März 1942 stieg die Zahl der K.-Häftlinge auf 100 000, bis Jan. 1945 auf rd. 715 000, die von 40 000 SS-Leuten bewacht wurden. In den meisten K. wurden medizin., nahrungsmittelchem. und andere Versuche an Häftlingen durchgeführt. V. a. ab 1943 kam es zu Massenvernichtungen von körperlich und psychisch kranken Häftlingen, Polen und sowjet. Kriegsgefangenen. Ab 1941 wurden zur so genannten Endlösung der Judenfrage Vernichtungslager eingerichtet: Dort und in den K. wurden bis 1945 mindestens zw. 5 und 6 Mio. jüd. und 500 000 nichtjüd. Häftlinge getötet. - Zu den K.-Prozessen nach dem Zweiten Weltkrieg Nürnberger Prozesse. - In der SBZ bestanden 1945-50 in den K. Buchenwald und Sachsenhausen Sonderlager des NKWD für dt. Zivilpersonen (Speziallager). - K. wurden auch in der UdSSR (Zwangsarbeitslager; GULAG) sowie von den Militärjunten in Griechenland (1967-74) und Chile (1973-89) eingerichtet, ebenso von Serben im Krieg in Bosnien 1992-95.
▣ Literatur:
Sofsky, W.: Die Ordnung des Terrors. Das K. Frankfurt am Main 41993.
⃟ Kogon, E.: Der SS-Staat. Das System der dt. K. Neuausg. München 311995.
⃟ Langbein, H.: ... nicht wie die Schafe zur Schlachtbank. Widerstand in den nat.-soz. K.n 1938-1945. Frankfurt am Main 22.-23. Tsd. 1995.
⃟ Das nat.-soz. Lagersystem, hg. v. M. Weinmann. Frankfurt am Main 31998.
⃟ Die nat.-soz. K. Entwicklung u. Struktur, hg. v. U. Herbert u. a. 2 Bde. Göttingen 1998.