Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kontrapunkt
Kọntrapunkt[lat. »(Note) gegen Note«], die Kunst, mehrere Stimmen in einer Komposition selbstständig zu führen, v. a. die Kunst, zu einer gegebenen Melodie, dem »Cantus firmus« (Cantus), melodisch selbstständige Gegenstimmen zu erfinden. Auch die Gegenstimmen selbst werden K. genannt. K. bedeutet die Entfaltung melod. Linien (Polyphonie), während die Harmonielehre den Zusammenklang der Akkorde in den Vordergrund rückt.
Man unterscheidet einfachen K. und doppelten (mehrfachen) K. Beim doppelten K. können die einzelnen Stimmen miteinander vertauscht, die Oberstimme kann also z. B. zur Unterstimme, der Bass zur Mittelstimme werden. Ein Hauptmittel des K. ist die melod. Nachahmung; die strengsten und geschlossensten Kunstformen sind Kanon und Fuge. - Höhepunkte erreichte der kontrapunkt. Stil im 15. und 16. Jh., dem Zeitalter der Niederländer und der klassisch-italien. Vokalpolyphonie, und im Werk J. S. Bachs. Die 1. Epoche fand ihre Vollendung im Werk von G. Palestrina (»Palestrinastil«) und seiner Zeitgenossen. J. S. Bach hat die Kompositionsart des K. zu einem Höhepunkt und zum Abschluss gebracht. In der Musik des 20. Jh. hat eine bestimmte Satztechnik unter der Bez. linearer K. einige Bedeutung erlangt.
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