Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kontinentalverschiebung
Kontinentalverschiebung,Bez. für die v. a. von A. Wegener (seit 1912) und dem Amerikaner F. B. Taylor (1910) unabhängig voneinander angenommene, sehr langsame Horizontaldrift (Epeirophorese) der aus relativ leichtem Material aufgebauten Erdkrustenteile, der so genannten Kontinentaltafeln, auf dem schweren plast. Untergrund, insbesondere das Auseinanderdriften des amerikan. Doppelkontinents und der Alten Welt (relative Westdrift der Neuen gegenüber der Alten Welt), die zur Entstehung des Atlant. Ozeans geführt hat, und das Auseinanderstreben von Afrika, Antarktika, Australien und Indien. Die Theorie der K. geht von einem großen Urozean (Urpazifik) und einem großen zusammenhängenden Urkontinent (Pangäa) aus, der bis ins Jungpaläozoikum oder bis zum Mesozoikum bestanden haben soll und zunächst in zwei Teile zerbrach, aus denen einerseits Nordamerika und Eurasien und andererseits Südamerika, Afrika, Antarktika, Australien und Indien entstanden, die seitdem in versch. Richtungen auseinander bzw. aufeinander zu driften; dabei sollen sich z. B. die Faltengebirge an der W-Küste Amerikas durch Stau gebildet und Indien sich auf die euras. Scholle aufgeschoben haben. Die Ursache für das Zerreißen der Kontinente bzw. Kontinentaltafeln und der Antrieb bzw. der Energielieferant für ihre Driftbewegung, deren Geschwindigkeit einige cm pro Jahr beträgt, wird allerdings nicht mehr in einer besonderen Polfluchtkraft, in der Gezeitenreibung u. a. gesucht, sondern in Bewegungen des Erdmantels (v. a. Konvektionsströmungen in ihm) und damit in der Öffnung und Erweiterung der Ozeane (Seafloor-Spreading). In den Mittelozean. Rücken quillt Materie des Erdmantels auf, u. a. an den Hot Spots, und erstarrt (unter Ausrichtung ihrer Magnetisierung parallel zum jeweiligen Erdmagnetfeld); auf der dadurch entstehenden Erhöhung gleitet die ozean. Erdkruste wie auf einer schiefen Ebene ab, wobei sie z. B. Afrika und Südamerika vor sich her schiebt oder an den Rändern des Pazifiks unter die Kontinente geschoben wird. (Plattentektonik)
Literatur:
Hohl, R.: Wandernde Kontinente. Leipzig 21987.
Schwarzbach, M.: Alfred Wegener u. die Drift der Kontinente. Stuttgart 21989.
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