Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kongo
I Kọngoder (Zaire), zweitgrößter, wasserreichster Strom Afrikas, 4 374 km lang, Einzugsgebiet 3,69 Mio. km2; entspringt als Lualaba im Mitumbagebirge, durchbricht die südöstl. Randschwelle des K.-Beckens (Stromschnellen), heißt ab den Stanleyfällen (Boyomafällen) bei Kisangani K., durchfließt als breiter Flachlandstrom das K.-Becken, wird zum Stanley Pool (Malebo Pool) gestaut, durchbricht die Niederguineaschwelle in über 32 Stromschnellen und Wasserfällen (Livingstone- oder Ingafälle; Kraftwerke am Lualaba und bei Inga) und mündet unterhalb von Matadi in den Atlant. Ozean. Die Schiffbarkeit des K. beginnt bei Bukama; nicht schiffbare Stromabschnitte (Stromschnellen) werden durch Eisenbahnlinien umgangen. Mit seinen Nebenflüssen (u. a. von rechts: Lukuga, Aruwimi, Ubangi, Sanga, von links: Lomami, Busira, Kasai) rd. 13 000 km Wasserstraßen. Der K. ist von der Mündung des Ubangi bis in das erste Drittel der Livingstonefälle Grenzfluss zw. der Demokrat. Rep. Kongo und der Rep. Kongo, unterhalb von Matadi zw. der Demokrat. Rep. Kongo und Angola.
II Kọngo,
1) ehem. Königreich in Afrika; das Kerngebiet erstreckte sich südlich des unteren Kongo zw. Atlantikküste und Kuango, im S etwa bis Luanda. 1482 entdeckte der Portugiese Diego Cão K., dessen König Alfons I. (1507-43) sich um eine Modernisierung und Christianisierung seines Reiches bemühte. Das lose Staatswesen zerfiel durch Übergriffe (Sklavenhandel) der Portugiesen und Angriffe anderer, afrikan. Völker; der letzte König regierte (nur noch nominell) 1770-86.
2) (Bakongo) Bantuvolk am unteren Kongo, in der Demokrat. Rep. Kongo, der Rep. Kongo und in Angola; überwiegend Waldlandpflanzer; staatstragendes Volk des ehem. Königreichs Kongo; etwa 7,6 Mio., überwiegend Christen.
III Kọngo
⃟ Fläche: 2 344 885 km2
Einwohner: (1995) 43,901 Mio.
Hauptstadt: Kinshasa
Verwaltungsgliederung: 10 Regionen und die autonome Hauptstadt
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 30. 6.
Währung: 1 Kongo-Franc (FC) = 100 Centimes
Zeitzone: OEZ und MEZ
(amtlich frz. République Démocratique du Congo; dt. Demokrat. Rep. K.; 1971-97 Zaire), Staat in Zentralafrika, grenzt im N an die Zentralafrikan. Rep. und Sudan, im O an Uganda, Ruanda, Burundi und Tansania, im SO und S an Sambia, im SW an Angola, im W an den Atlantik und die Exklave Cabinda (Angola) sowie an die Rep. Kongo.
Staat und Recht: Nach dem Umsturz vom Mai 1997 wurden der bis dahin Zaire genannte Staat durch Verlautbarung der neuen Machthaber in Demokrat. Rep. K. umbenannt, die provisor. Verf. von 1996 suspendiert und durch ein 15 Punkte umfassendes Dekret Kabilas ersetzt, das diesem als Chef des Staates, der Reg. und als Oberbefehlshaber der Streitkräfte eine überragende Stellung zuweist. Polit. Parteien sind verboten.
Landesnatur: K. umfasst den größten Teil des Kongobeckens und seine Randschwellen (bis 1 000 m ü. M.). Im O reicht es bis in den Zentralafrikan. Graben mit seinen Randgebirgen und Seen; höchste Erhebungen an der W-Flanke des Grabens mit den Virungavulkanen und dem Ruwenzori (5 119 m ü. M.). Im W hat K. mit 40 km langer Küste Anteil am Atlantik. Das Klima ist tropisch, immerfeucht im N und im Zentrum (Hauptniederschläge im Frühjahr und Herbst), wechselfeucht im S (Regenzeit Nov. bis April); Jahresniederschläge im Zentrum bis über 2 000 mm, im S 1 200-1 400, im O und an der Küste bis unter 1 000 mm; vorherrschend immergrüner Regenwald, der nach N und S in Feuchtsavanne, im SO in Trockensavanne übergeht.
Bevölkerung: Sie besteht aus einer Vielzahl von Ethnien: über 70 % Bantuvölker (v. a. Luba, Kongo, Mongo), knapp 20 % Sudanvölker, ferner Niloten, Hamiten und Hima (im O), im Regenwald Pygmäen. Neben Bantusprachen wird auch Suaheli als Verkehrssprache verwendet. 29 % der Bev. wohnen in Städten. - Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 12. Lebensjahr; Analphabetenquote rd. 28 %; Univ. in Kinshasa, Lubumbashi, Kisangani. - Rd. 90 % der Bev. sind Christen (die Hälfte kath.), 1 % Muslime, ferner Anhänger von Naturreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: Trotz reicher Bodenschätze ist die Demokrat. Rep. K. eines der wirtsch. schwächsten Länder der Erde. Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft (2/3 der Bev. leben davon). Zur Eigenversorgung werden meist im Wanderhackbau mit Brandrodung v. a. Mais, Reis, Maniok, Kochbananen, Süßkartoffeln, Zuckerrohr angebaut; in Plantagenwirtschaften für den Export Kaffee, Tabak, Tee, Kakao, Kautschuk, Zuckerrohr, Ölpalmen. Wichtig ist die Fischerei. Trotz großer Waldbestände (rd. 75 % der Landesfläche, 6 % der Weltbestände) ist der Holzexport gering. Größte Bedeutung hat der Bergbau (Schwerpunkt in der Region Shaba); gefördert werden Kupfererz, Diamanten (bei Ind.diamanten an 2. Stelle der Weltproduktion), Steinkohle, Zinn-, Kobalt-, Zink-, Mangan-, Uran- u. a. Erze, Silber, Gold, Erdöl u. a.; Hütten- und chem. Ind. sind auf Shaba konzentriert; Nahrungsmittel-, Textil-, Holz- u. a. Ind. um Kinshasa und Kisangani. Die großen Wasserkraftreserven werden erst z. T. genutzt, v. a. durch die Inga-Kraftwerke am unteren Kongo. Hauptausfuhrgüter: mit 80 % Bergbauprodukte (Kupfer, Diamanten, Erdöl, Kobalt, Gold), Kaffee u. a. agrar. Erzeugnisse. Haupthandelspartner sind Belgien, Frankreich, Dtl. und die USA. - Wichtigste Verkehrsträger sind die Eisenbahn (5 138 km Streckennetz; Umgehung der nicht befahrbaren Flussstrecken) und die Binnenschifffahrt (14 000 km schiffbare Flussabschnitte); das Straßennetz umfasst 147 000 km (etwa 2 500 km asphaltiert). Wichtigster Seehafen: Matadi (160 km vor der Kongomündung); internat. Flughäfen Kinshasa, Lubumbashi, Bukavu, Goma, Kisangani.
Geschichte: Staatenbildungen reichen bis ins 6. Jh. zurück. Im 13. Jh. entstand das Kongoreich, das im 16. Jh. seine größte Ausdehnung erreichte. 1482 landete der Portugiese D. Cão. Im 19. Jh. erforschte D. Livingstone die östl. Regionen, den Kongo befuhr erstmals H. M. Stanley, und von Gabun her drang P. Savorgnan de Brazza in das Kongobecken vor. Im Auftrag Leopolds II. von Belgien erwarb Stanley 1881-85 weite Teile des Kongobeckens durch Protektoratsverträge. Der so geschaffene »Unabhängige Kongostaat« wurde dem belg. König Leopold II. auf der Kongokonferenz als persönl. Besitz bestätigt. 1908 verkaufte Leopold II. den Kongo an den belg. Staat, der ihn als Kolonie Belgisch-Kongo übernahm.Als die seit 1953 entstandenen polit. Parteien, so die Alliance de Bakongo (ABAKO), seit 1960 Alliance Congolaise, unter Führung von J. Kasavubu und die von P. Lumumba geleitete Kongoles. Nationalbewegung (MNC), die sofortige Autonomie ihres Landes forderten, entließ Belgien seine Kolonie überstürzt in eine unvorbereitete Unabhängigkeit. Am 30. 6. 1960 wurde die Demokrat. Rep. Kongo ausgerufen (zur Unterscheidung von der Rep. Kongo [Brazzaville] bis 1966 auch Kongo [Léopoldville], danach bis zur Umbenennung in Zaire 1971 Kongo [Kinshasa] genannt); Kasavubu wurde Staatspräs., Lumumba MinPräs. Die seit 1958/59 andauernden Unruhen spitzten sich weiter zu und führten zu Bürgerkrieg und wirtsch. Chaos (Kongokrise); die damalige Prov. Katanga (heute Shaba) machte sich unter Führung des Provinzgouverneurs M. K. Tshombé selbstständig. Nach einem Militärputsch übernahm Mobutu Sese-Seko die Macht; er ließ 1960 Lumumba verhaften und nach Katanga abschieben; dabei kam Lumumba auf bis heute nicht geklärte Weise zu Tode. 1960 griffen die UN im Kongo ein und beendeten 1963 gewaltsam die Autonomie Katangas. Die Wahlen von 1965 gewann die Sammlungsbewegung Tshombés; im Okt. 1965 wurde Tshombé von Staatspräs. Kasavubu entlassen. Daraufhin übernahm Mobutu Sese-Seko mit der Armee die Macht, ernannte sich zum Staatspräs., gründete die Staatspartei MPR und leitete Anfang der 1970er-Jahre einen Afrikanisierungsprozess ein (u. a. teilweise Verstaatlichung ausländ. Konzerne). Den Staat und den namengebenden Fluss seines Landes ließ er in »Zaire« umbenennen. Von Angola aus kam es 1977 und 1978 zu Invasionen in die Prov. Shaba durch Truppen der Kongoles. Nat. Befreiungsfront, die den Sturz des autoritär herrschenden Mobutu Sese-Seko zum Ziel hatten, jedoch mit ausländ. Hilfe nach schweren Kämpfen zurückgeschlagen werden konnten.
Unter internat. Druck verkündete Mobutu Sese-Seko, der sich innenpolitisch zugleich mit einer wachsenden Opposition konfrontiert sah, 1990 das Ende der Einparteienherrschaft, widersetzte sich jedoch tatsächlich grundlegenden Reformen. 1991 trat zum ersten Male eine alle polit. Kräfte umfassende Nationalkonferenz zusammen und bildete 1992 eine Übergangsreg. unter dem Oppositionspolitiker E. Tshisékédi wa Mulumba als MinPräs. (1992-94 ), die jedoch von Mobutu Sese-Seko nicht anerkannt wurde. Das von diesem installierte Parlament ernannte eine konkurrierende Reg. unter F. Birindwa (1993-94). Nachdem dieses Parlament mit der Nationalkonferenz 1994 zum »Hohen Rat der Republik« vereinigt worden war, bildete L. Kengo wa Dondo 1994 eine Übergangsreg., die sowohl vom Präs. als auch von den gemäßigten Teilen der Opposition anerkannt wurde. 1995 verlängerte der Hohe Rat im Einvernehmen mit dem Staatspräs. die seit 1990 andauernde Übergangsperiode bis 1997.
Neben der persönl. Diktatur Mobutu Sese-Sekos, der Korruption und den immer zahlreicher werdenden Übergriffen der Sicherheitskräfte (bes. der Armee) destabilisierten Sezessionsbewegungen v. a. im S (Prov. Shaba) und O (Prov. Kivu) den Gesamtstaat. Seit dem blutigen Bürgerkrieg in Ruanda (1994) ergoss sich ein Flüchtlingsstrom (u. a. 1,2 Mio. ruand. Hutu) in den östl. Teil des Landes, in die Regionen N-Kivu (Goma) und S-Kivu (Bukavu). Unter dem Druck der kongoles. Zentralreg., aber zunehmend infolge bürgerkriegsähnl. Kämpfe und einer sich ausbreitenden Hungersnot kehrten 1996 etwa 600 000 Hutu v. a. mithilfe zahlreicher »Nicht-Regierungs-Oganisationen« (NGO) in ihre Heimat zurück. Ausgehend von dem Versuch kongoles. Reg.truppen, den zum Tutsi-Volk gehörenden Stamm der Banyamulenge zu vertreiben, entwickelte sich Ende 1996 unter Führung von L.-D. Kabila in O-Zaire ein Aufstand, der im Mai 1997 zum Sturz Mobutu Sese-Sekos und seines polit. Systems unter Umbenennung Zaires in »Demokrat. Republik K.« führte. Am 29. 5. 1997 übernahm Kabila offiziell als Staatspräs. die Führung des Landes. Im Aug. 1998 begann eine von Ruanda und Uganda unterstützte Militärrevolte gegen Kabila, in deren Verlauf v. a. Angola, Simbabwe und Namibia zugunsten Kabilas militärisch intervenierten.
▣ Literatur:
Schümer, M.: Zaire u. der Westen. Bonn 1984.
⃟ Körner, P.: Zaïre. Verschuldungskrise u. IWF-Intervention in einer afrikan. Kleptokratie. Hamburg 1988.
⃟ Kacza, T.: Die K.-Krise 1960-1965. Pfaffenweiler 1990.
⃟ Kuhn, B.: Mehrparteiensystem u. Opposition in Zaïre. Polit. Pluralismus in einer afrikan. Diktatur. Münster 1992.
⃟ Leslie, W. J.: Zaire. Continuity and political change in an oppressive state. Boulder, Colo., 1993.
⃟ Descalo, S. u. a.: Historical dictionary of Congo. Neuausg. Lanham 1996.
⃟ Mollin, G. T.: Die USA u. der Kolonialismus. Amerika als Partner u. Nachfolger der belgischen Macht in Afrika. 1939 - 1965. Berlin 1996.
⃟ Congo - Zaïre - Congo, Beiträge v. Z. Bavelele u. a. Remiremont 1997.
⃟ Du Zaïre au Congo, hg. v. M. Gaud. Paris 1997.
⃟ Ndaywel è Nziem, I.: Histoire général du Congo. Löwen 1998.
⃟ Omakoko, A. O.: L`enseignement de l`histoire en République Démocratique du Congo (ex-Zaïre). Bern 1999.
IV Kọngo
⃟ Fläche: 342 000 km2
Einwohner: (1995) 2,590 Mio.
Hauptstadt: Brazzaville
Verwaltungsgliederung: 9 Regionen und der Hauptstadtbezirk
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 15. 8.
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes (c)
Zeitzone: MEZ
(amtlich frz. République du Congo; dt. Rep. K.), Staat in Zentralafrika, grenzt im N an Kamerun und die Zentralafrikan. Republik, im O und S an die Demokrat. Rep. K., im S an Cabinda (Angola), im SW an den Atlantik, im W an Gabun.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 15. 3. 1992 ist K. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präs., Exekutivorgan die Reg. unter Vorsitz des vom Präs. ernannten Premiermin. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (Vertretungsorgan der Regionen, für sechs Jahre gewählt) und Nationalversammlung (Legislaturperiode fünf Jahre). Einflussreichste Parteien sind: Panafrikan. Union für eine soziale Demokratie (UPADS), Bewegung für Demokratie und vollständige Entwicklung (MCDDI), Kongoles. Partei der Arbeit (PCT), Sammlungsbewegung für Demokratie und sozialen Fortschritt (RDPS).
Landesnatur: K. liegt im äußersten NW des Kongobeckens und hat im SW Anteil an der Niederguineaschwelle (im Bergland von Mayombe bis 930 m ü. M.). Im NO, am unteren Ubangi und Sanga, finden sich ausgedehnte Sumpfgebiete. Es herrscht äquatoriales Regenklima mit zwei Regenzeiten (Jan. bis Mai und Okt. bis Mitte Dez.; Jahresniederschläge 1 400-1 900 mm, an der Küste weniger). Im N und weiten Teilen des Hochlandes trop. Regenwald; an der Küste Mangrovenvegetation, an die sich Feuchtsavanne anschließt.
Bevölkerung: Sie besteht fast ausschl. aus Bantuvölkern (51,5 % Kongo, 17,3 % Teke, 11,5 % Mboshi u. a.). In den Wald- und Sumpfgebieten des NO leben Pygmäen (1,5 %). Etwa 58 % der Bev. wohnen in Städten. - Das Schulsystem ist nach frz. Vorbild organisiert; allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 16. Lebensjahr; Univ. in Brazzaville (gegr. 1972); Analphabetenquote etwa 25 %. - Die Mehrheit der Bev. sind Christen; ferner Anhänger afrikan. Naturreligionen, nur wenige Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: Bestimmend für die Wirtschaft sind seit den 80er-Jahren Erdölförderung, -verarbeitung und -export (rd. 80 % der Exporterlöse). Bedeutung hat weiterhin die Forstwirtschaft (über 60 % Waldfläche); die küstennahen Bestände sind fast erschöpft, daher Holzertrag, -verarbeitung und -export (Okume- und Limbaholz) stark rückläufig. Nur 1 % des Landes dient dem Ackerbau. Von Landwirtschaft und Fischerei leben fast 60 % der Bev.; für Eigenversorgung v. a. Anbau von Maniok, Mais, Erdnüssen, Jamswurzel, Kochbananen; für den Export geringe Mengen Kaffee, Kakao, Zuckerrohr; unbed. Viehhaltung. Die landwirtsch. Erzeugung reicht nicht für die Ernährung der Stadtbev., daher ist Import von Reis und Mais notwendig. Vorkommen von Kalisalzen, Eisen-, Kupfererz, Gold, Phosphat, Bauxit u. a. Bodenschätzen werden bisher kaum genutzt. Wichtigste Industrien sind neben Erdölverarbeitung Nahrungsmittel-, Textil-, Zement- und chem. Ind. sowie Holzverarbeitung; Wirtschaftszentrum ist Pointe-Noire. Haupthandelspartner sind Frankreich, die USA, Belgien, Italien. - K. ist ein wichtiges Transitland für die Nachbarstaaten. Das Straßennetz umfasst 12 700 km (550 km asphaltiert), das Eisenbahnnetz 1 152 km, das Wasserstraßennetz 5 000 km; internat. Flughäfen Pointe-Noire und Brazzaville.
Geschichte: Das Gebiet nördl. der Kongomündung gehörte im 15./16. Jh. zum Königreich Kongo. Die Küste, an der seit 1766 frz. Missionare tätig waren, war bis ins beginnende 19. Jh. bevorzugtes Sklavenhandelsgebiet. 1880-85 brachte P. Savorgnan de Brazza durch Abschluss von Protektoratsverträgen das Gebiet der heutigen Republik K. in frz. Besitz, der durch die Kongokonferenz 1885 bestätigt wurde. 1891 wurde K. selbstständige Kolonie, 1910 mit Gabun, Ubangi-Schari (heute Zentralafrikan. Republik) und Tschad zur Kolonialföderation Französisch-Äquatorialafrika (bis 1946) mit Sitz in Brazzaville vereinigt. 1911 trat Frankreich weite Teile seiner Kongokolonie an Dtl. ab (1916 wieder frz.). K. wurde 1946 frz. Überseeterritorium, 1958 autonome Republik innerhalb der Frz. Gemeinschaft, am 15. 8. 1960 unabhängige Republik (K. [Brazzaville]). Das autoritäre Regime des ersten Präs. F. Youlou wurde im Aug. 1963 gestürzt. Der neue Präs. A. Massemba-Débat errichtete 1964 ein Einparteiensystem, das eine sozialist. Gesellschaft schaffen sollte. Im Aug. 1968 wurde der Präs. von linksradikalen Kräften unter Führung von M. Ngouabi (Staatspräs. 1969-77) gestürzt. 1977 fiel Ngouabi einem Putschversuch zum Opfer, neuer Staatschef wurde nach innenpolit. Auseinandersetzungen 1979 Oberst D. Sassou-Nguesso. Die Einheitspartei (PCT) stimmte im Dez. 1990 der Bildung eines Mehrparteiensystems zu und gab damit ihr Machtmonopol auf. Im Juni 1991 beschloss die Nationalversammlung den staatl. Umbau und die Durchführung demokrat. Reformen. Bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen siegte im Aug.1992 P. Lissouba, Vors. der UPADS. Seit den Parlamentswahlen von 1993, bei denen die UPADS stärkste Partei wurde, verfügen die wichtigsten Parteien vor dem Hintergrund einer von der Reg. geplanten Armeereform über bewaffnete Gruppen, die sich erstmals 1993/94 schwere Kämpfe v. a. in Brazzaville lieferten. In einem blutigen Bürgerkrieg (1997) setzten sich die Milizen (»Cobras«) des ehem. Staatspräs. Sassou-Nguesso gegen die des amtierenden Staatschefs Lissouba durch. Sassou-Nguesso erklärte sich im Okt. 1997 erneut zum Staatschef und bildete eine Übergangsreg. 1998 kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zw. Sicherheitskräften der neuen Reg. sowie Milizen Lissoubas. Die Rückkehr zur Demokratie ist 2001 geplant.
▣ Literatur:
Schamp, E. W.: Industrialisierung in Äquatorialafrika. München 1978.
⃟ Wirz, A.: Krieg in Afrika. Die nachkolonialen Konflikte in Nigeria, Sudan, Tschad u. Kongo. Wiesbaden 1982.
⃟ Baveka, B.: Agricongo u. die Problematik der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln. Diss. Leipzig 1995.
⃟ Descalo, S. u. a.: Historical dictionary of Congo. Neuausg. Lanham 1996.
⃟ Nsafou, G.: Congo. De la démocratie à la démocrature. Paris 1996.
⃟ Bazenguissa-Ganga, R.: Les voies du politique au Congo. Paris 1997.
⃟ Bembet, C. G.: Congo. Impostures »souveraines« et crimes »démocratiques«. Paris 1997.
V Kọngo (Brazzaville)
[-braza'vɪl], frühere Bez. für die Republik Kongo.
VI Kọngo (Kinshasa)
[-kɪn'ʃa:za], frühere Bez. für die Demokratische Republik Kongo .
II Kọngo,
1) ehem. Königreich in Afrika; das Kerngebiet erstreckte sich südlich des unteren Kongo zw. Atlantikküste und Kuango, im S etwa bis Luanda. 1482 entdeckte der Portugiese Diego Cão K., dessen König Alfons I. (1507-43) sich um eine Modernisierung und Christianisierung seines Reiches bemühte. Das lose Staatswesen zerfiel durch Übergriffe (Sklavenhandel) der Portugiesen und Angriffe anderer, afrikan. Völker; der letzte König regierte (nur noch nominell) 1770-86.
2) (Bakongo) Bantuvolk am unteren Kongo, in der Demokrat. Rep. Kongo, der Rep. Kongo und in Angola; überwiegend Waldlandpflanzer; staatstragendes Volk des ehem. Königreichs Kongo; etwa 7,6 Mio., überwiegend Christen.
III Kọngo
⃟ Fläche: 2 344 885 km2
Einwohner: (1995) 43,901 Mio.
Hauptstadt: Kinshasa
Verwaltungsgliederung: 10 Regionen und die autonome Hauptstadt
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 30. 6.
Währung: 1 Kongo-Franc (FC) = 100 Centimes
Zeitzone: OEZ und MEZ
(amtlich frz. République Démocratique du Congo; dt. Demokrat. Rep. K.; 1971-97 Zaire), Staat in Zentralafrika, grenzt im N an die Zentralafrikan. Rep. und Sudan, im O an Uganda, Ruanda, Burundi und Tansania, im SO und S an Sambia, im SW an Angola, im W an den Atlantik und die Exklave Cabinda (Angola) sowie an die Rep. Kongo.
Staat und Recht: Nach dem Umsturz vom Mai 1997 wurden der bis dahin Zaire genannte Staat durch Verlautbarung der neuen Machthaber in Demokrat. Rep. K. umbenannt, die provisor. Verf. von 1996 suspendiert und durch ein 15 Punkte umfassendes Dekret Kabilas ersetzt, das diesem als Chef des Staates, der Reg. und als Oberbefehlshaber der Streitkräfte eine überragende Stellung zuweist. Polit. Parteien sind verboten.
Landesnatur: K. umfasst den größten Teil des Kongobeckens und seine Randschwellen (bis 1 000 m ü. M.). Im O reicht es bis in den Zentralafrikan. Graben mit seinen Randgebirgen und Seen; höchste Erhebungen an der W-Flanke des Grabens mit den Virungavulkanen und dem Ruwenzori (5 119 m ü. M.). Im W hat K. mit 40 km langer Küste Anteil am Atlantik. Das Klima ist tropisch, immerfeucht im N und im Zentrum (Hauptniederschläge im Frühjahr und Herbst), wechselfeucht im S (Regenzeit Nov. bis April); Jahresniederschläge im Zentrum bis über 2 000 mm, im S 1 200-1 400, im O und an der Küste bis unter 1 000 mm; vorherrschend immergrüner Regenwald, der nach N und S in Feuchtsavanne, im SO in Trockensavanne übergeht.
Bevölkerung: Sie besteht aus einer Vielzahl von Ethnien: über 70 % Bantuvölker (v. a. Luba, Kongo, Mongo), knapp 20 % Sudanvölker, ferner Niloten, Hamiten und Hima (im O), im Regenwald Pygmäen. Neben Bantusprachen wird auch Suaheli als Verkehrssprache verwendet. 29 % der Bev. wohnen in Städten. - Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 12. Lebensjahr; Analphabetenquote rd. 28 %; Univ. in Kinshasa, Lubumbashi, Kisangani. - Rd. 90 % der Bev. sind Christen (die Hälfte kath.), 1 % Muslime, ferner Anhänger von Naturreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: Trotz reicher Bodenschätze ist die Demokrat. Rep. K. eines der wirtsch. schwächsten Länder der Erde. Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft (2/3 der Bev. leben davon). Zur Eigenversorgung werden meist im Wanderhackbau mit Brandrodung v. a. Mais, Reis, Maniok, Kochbananen, Süßkartoffeln, Zuckerrohr angebaut; in Plantagenwirtschaften für den Export Kaffee, Tabak, Tee, Kakao, Kautschuk, Zuckerrohr, Ölpalmen. Wichtig ist die Fischerei. Trotz großer Waldbestände (rd. 75 % der Landesfläche, 6 % der Weltbestände) ist der Holzexport gering. Größte Bedeutung hat der Bergbau (Schwerpunkt in der Region Shaba); gefördert werden Kupfererz, Diamanten (bei Ind.diamanten an 2. Stelle der Weltproduktion), Steinkohle, Zinn-, Kobalt-, Zink-, Mangan-, Uran- u. a. Erze, Silber, Gold, Erdöl u. a.; Hütten- und chem. Ind. sind auf Shaba konzentriert; Nahrungsmittel-, Textil-, Holz- u. a. Ind. um Kinshasa und Kisangani. Die großen Wasserkraftreserven werden erst z. T. genutzt, v. a. durch die Inga-Kraftwerke am unteren Kongo. Hauptausfuhrgüter: mit 80 % Bergbauprodukte (Kupfer, Diamanten, Erdöl, Kobalt, Gold), Kaffee u. a. agrar. Erzeugnisse. Haupthandelspartner sind Belgien, Frankreich, Dtl. und die USA. - Wichtigste Verkehrsträger sind die Eisenbahn (5 138 km Streckennetz; Umgehung der nicht befahrbaren Flussstrecken) und die Binnenschifffahrt (14 000 km schiffbare Flussabschnitte); das Straßennetz umfasst 147 000 km (etwa 2 500 km asphaltiert). Wichtigster Seehafen: Matadi (160 km vor der Kongomündung); internat. Flughäfen Kinshasa, Lubumbashi, Bukavu, Goma, Kisangani.
Geschichte: Staatenbildungen reichen bis ins 6. Jh. zurück. Im 13. Jh. entstand das Kongoreich, das im 16. Jh. seine größte Ausdehnung erreichte. 1482 landete der Portugiese D. Cão. Im 19. Jh. erforschte D. Livingstone die östl. Regionen, den Kongo befuhr erstmals H. M. Stanley, und von Gabun her drang P. Savorgnan de Brazza in das Kongobecken vor. Im Auftrag Leopolds II. von Belgien erwarb Stanley 1881-85 weite Teile des Kongobeckens durch Protektoratsverträge. Der so geschaffene »Unabhängige Kongostaat« wurde dem belg. König Leopold II. auf der Kongokonferenz als persönl. Besitz bestätigt. 1908 verkaufte Leopold II. den Kongo an den belg. Staat, der ihn als Kolonie Belgisch-Kongo übernahm.Als die seit 1953 entstandenen polit. Parteien, so die Alliance de Bakongo (ABAKO), seit 1960 Alliance Congolaise, unter Führung von J. Kasavubu und die von P. Lumumba geleitete Kongoles. Nationalbewegung (MNC), die sofortige Autonomie ihres Landes forderten, entließ Belgien seine Kolonie überstürzt in eine unvorbereitete Unabhängigkeit. Am 30. 6. 1960 wurde die Demokrat. Rep. Kongo ausgerufen (zur Unterscheidung von der Rep. Kongo [Brazzaville] bis 1966 auch Kongo [Léopoldville], danach bis zur Umbenennung in Zaire 1971 Kongo [Kinshasa] genannt); Kasavubu wurde Staatspräs., Lumumba MinPräs. Die seit 1958/59 andauernden Unruhen spitzten sich weiter zu und führten zu Bürgerkrieg und wirtsch. Chaos (Kongokrise); die damalige Prov. Katanga (heute Shaba) machte sich unter Führung des Provinzgouverneurs M. K. Tshombé selbstständig. Nach einem Militärputsch übernahm Mobutu Sese-Seko die Macht; er ließ 1960 Lumumba verhaften und nach Katanga abschieben; dabei kam Lumumba auf bis heute nicht geklärte Weise zu Tode. 1960 griffen die UN im Kongo ein und beendeten 1963 gewaltsam die Autonomie Katangas. Die Wahlen von 1965 gewann die Sammlungsbewegung Tshombés; im Okt. 1965 wurde Tshombé von Staatspräs. Kasavubu entlassen. Daraufhin übernahm Mobutu Sese-Seko mit der Armee die Macht, ernannte sich zum Staatspräs., gründete die Staatspartei MPR und leitete Anfang der 1970er-Jahre einen Afrikanisierungsprozess ein (u. a. teilweise Verstaatlichung ausländ. Konzerne). Den Staat und den namengebenden Fluss seines Landes ließ er in »Zaire« umbenennen. Von Angola aus kam es 1977 und 1978 zu Invasionen in die Prov. Shaba durch Truppen der Kongoles. Nat. Befreiungsfront, die den Sturz des autoritär herrschenden Mobutu Sese-Seko zum Ziel hatten, jedoch mit ausländ. Hilfe nach schweren Kämpfen zurückgeschlagen werden konnten.
Unter internat. Druck verkündete Mobutu Sese-Seko, der sich innenpolitisch zugleich mit einer wachsenden Opposition konfrontiert sah, 1990 das Ende der Einparteienherrschaft, widersetzte sich jedoch tatsächlich grundlegenden Reformen. 1991 trat zum ersten Male eine alle polit. Kräfte umfassende Nationalkonferenz zusammen und bildete 1992 eine Übergangsreg. unter dem Oppositionspolitiker E. Tshisékédi wa Mulumba als MinPräs. (1992-94 ), die jedoch von Mobutu Sese-Seko nicht anerkannt wurde. Das von diesem installierte Parlament ernannte eine konkurrierende Reg. unter F. Birindwa (1993-94). Nachdem dieses Parlament mit der Nationalkonferenz 1994 zum »Hohen Rat der Republik« vereinigt worden war, bildete L. Kengo wa Dondo 1994 eine Übergangsreg., die sowohl vom Präs. als auch von den gemäßigten Teilen der Opposition anerkannt wurde. 1995 verlängerte der Hohe Rat im Einvernehmen mit dem Staatspräs. die seit 1990 andauernde Übergangsperiode bis 1997.
Neben der persönl. Diktatur Mobutu Sese-Sekos, der Korruption und den immer zahlreicher werdenden Übergriffen der Sicherheitskräfte (bes. der Armee) destabilisierten Sezessionsbewegungen v. a. im S (Prov. Shaba) und O (Prov. Kivu) den Gesamtstaat. Seit dem blutigen Bürgerkrieg in Ruanda (1994) ergoss sich ein Flüchtlingsstrom (u. a. 1,2 Mio. ruand. Hutu) in den östl. Teil des Landes, in die Regionen N-Kivu (Goma) und S-Kivu (Bukavu). Unter dem Druck der kongoles. Zentralreg., aber zunehmend infolge bürgerkriegsähnl. Kämpfe und einer sich ausbreitenden Hungersnot kehrten 1996 etwa 600 000 Hutu v. a. mithilfe zahlreicher »Nicht-Regierungs-Oganisationen« (NGO) in ihre Heimat zurück. Ausgehend von dem Versuch kongoles. Reg.truppen, den zum Tutsi-Volk gehörenden Stamm der Banyamulenge zu vertreiben, entwickelte sich Ende 1996 unter Führung von L.-D. Kabila in O-Zaire ein Aufstand, der im Mai 1997 zum Sturz Mobutu Sese-Sekos und seines polit. Systems unter Umbenennung Zaires in »Demokrat. Republik K.« führte. Am 29. 5. 1997 übernahm Kabila offiziell als Staatspräs. die Führung des Landes. Im Aug. 1998 begann eine von Ruanda und Uganda unterstützte Militärrevolte gegen Kabila, in deren Verlauf v. a. Angola, Simbabwe und Namibia zugunsten Kabilas militärisch intervenierten.
▣ Literatur:
Schümer, M.: Zaire u. der Westen. Bonn 1984.
⃟ Körner, P.: Zaïre. Verschuldungskrise u. IWF-Intervention in einer afrikan. Kleptokratie. Hamburg 1988.
⃟ Kacza, T.: Die K.-Krise 1960-1965. Pfaffenweiler 1990.
⃟ Kuhn, B.: Mehrparteiensystem u. Opposition in Zaïre. Polit. Pluralismus in einer afrikan. Diktatur. Münster 1992.
⃟ Leslie, W. J.: Zaire. Continuity and political change in an oppressive state. Boulder, Colo., 1993.
⃟ Descalo, S. u. a.: Historical dictionary of Congo. Neuausg. Lanham 1996.
⃟ Mollin, G. T.: Die USA u. der Kolonialismus. Amerika als Partner u. Nachfolger der belgischen Macht in Afrika. 1939 - 1965. Berlin 1996.
⃟ Congo - Zaïre - Congo, Beiträge v. Z. Bavelele u. a. Remiremont 1997.
⃟ Du Zaïre au Congo, hg. v. M. Gaud. Paris 1997.
⃟ Ndaywel è Nziem, I.: Histoire général du Congo. Löwen 1998.
⃟ Omakoko, A. O.: L`enseignement de l`histoire en République Démocratique du Congo (ex-Zaïre). Bern 1999.
IV Kọngo
⃟ Fläche: 342 000 km2
Einwohner: (1995) 2,590 Mio.
Hauptstadt: Brazzaville
Verwaltungsgliederung: 9 Regionen und der Hauptstadtbezirk
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 15. 8.
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes (c)
Zeitzone: MEZ
(amtlich frz. République du Congo; dt. Rep. K.), Staat in Zentralafrika, grenzt im N an Kamerun und die Zentralafrikan. Republik, im O und S an die Demokrat. Rep. K., im S an Cabinda (Angola), im SW an den Atlantik, im W an Gabun.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 15. 3. 1992 ist K. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präs., Exekutivorgan die Reg. unter Vorsitz des vom Präs. ernannten Premiermin. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (Vertretungsorgan der Regionen, für sechs Jahre gewählt) und Nationalversammlung (Legislaturperiode fünf Jahre). Einflussreichste Parteien sind: Panafrikan. Union für eine soziale Demokratie (UPADS), Bewegung für Demokratie und vollständige Entwicklung (MCDDI), Kongoles. Partei der Arbeit (PCT), Sammlungsbewegung für Demokratie und sozialen Fortschritt (RDPS).
Landesnatur: K. liegt im äußersten NW des Kongobeckens und hat im SW Anteil an der Niederguineaschwelle (im Bergland von Mayombe bis 930 m ü. M.). Im NO, am unteren Ubangi und Sanga, finden sich ausgedehnte Sumpfgebiete. Es herrscht äquatoriales Regenklima mit zwei Regenzeiten (Jan. bis Mai und Okt. bis Mitte Dez.; Jahresniederschläge 1 400-1 900 mm, an der Küste weniger). Im N und weiten Teilen des Hochlandes trop. Regenwald; an der Küste Mangrovenvegetation, an die sich Feuchtsavanne anschließt.
Bevölkerung: Sie besteht fast ausschl. aus Bantuvölkern (51,5 % Kongo, 17,3 % Teke, 11,5 % Mboshi u. a.). In den Wald- und Sumpfgebieten des NO leben Pygmäen (1,5 %). Etwa 58 % der Bev. wohnen in Städten. - Das Schulsystem ist nach frz. Vorbild organisiert; allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 16. Lebensjahr; Univ. in Brazzaville (gegr. 1972); Analphabetenquote etwa 25 %. - Die Mehrheit der Bev. sind Christen; ferner Anhänger afrikan. Naturreligionen, nur wenige Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: Bestimmend für die Wirtschaft sind seit den 80er-Jahren Erdölförderung, -verarbeitung und -export (rd. 80 % der Exporterlöse). Bedeutung hat weiterhin die Forstwirtschaft (über 60 % Waldfläche); die küstennahen Bestände sind fast erschöpft, daher Holzertrag, -verarbeitung und -export (Okume- und Limbaholz) stark rückläufig. Nur 1 % des Landes dient dem Ackerbau. Von Landwirtschaft und Fischerei leben fast 60 % der Bev.; für Eigenversorgung v. a. Anbau von Maniok, Mais, Erdnüssen, Jamswurzel, Kochbananen; für den Export geringe Mengen Kaffee, Kakao, Zuckerrohr; unbed. Viehhaltung. Die landwirtsch. Erzeugung reicht nicht für die Ernährung der Stadtbev., daher ist Import von Reis und Mais notwendig. Vorkommen von Kalisalzen, Eisen-, Kupfererz, Gold, Phosphat, Bauxit u. a. Bodenschätzen werden bisher kaum genutzt. Wichtigste Industrien sind neben Erdölverarbeitung Nahrungsmittel-, Textil-, Zement- und chem. Ind. sowie Holzverarbeitung; Wirtschaftszentrum ist Pointe-Noire. Haupthandelspartner sind Frankreich, die USA, Belgien, Italien. - K. ist ein wichtiges Transitland für die Nachbarstaaten. Das Straßennetz umfasst 12 700 km (550 km asphaltiert), das Eisenbahnnetz 1 152 km, das Wasserstraßennetz 5 000 km; internat. Flughäfen Pointe-Noire und Brazzaville.
Geschichte: Das Gebiet nördl. der Kongomündung gehörte im 15./16. Jh. zum Königreich Kongo. Die Küste, an der seit 1766 frz. Missionare tätig waren, war bis ins beginnende 19. Jh. bevorzugtes Sklavenhandelsgebiet. 1880-85 brachte P. Savorgnan de Brazza durch Abschluss von Protektoratsverträgen das Gebiet der heutigen Republik K. in frz. Besitz, der durch die Kongokonferenz 1885 bestätigt wurde. 1891 wurde K. selbstständige Kolonie, 1910 mit Gabun, Ubangi-Schari (heute Zentralafrikan. Republik) und Tschad zur Kolonialföderation Französisch-Äquatorialafrika (bis 1946) mit Sitz in Brazzaville vereinigt. 1911 trat Frankreich weite Teile seiner Kongokolonie an Dtl. ab (1916 wieder frz.). K. wurde 1946 frz. Überseeterritorium, 1958 autonome Republik innerhalb der Frz. Gemeinschaft, am 15. 8. 1960 unabhängige Republik (K. [Brazzaville]). Das autoritäre Regime des ersten Präs. F. Youlou wurde im Aug. 1963 gestürzt. Der neue Präs. A. Massemba-Débat errichtete 1964 ein Einparteiensystem, das eine sozialist. Gesellschaft schaffen sollte. Im Aug. 1968 wurde der Präs. von linksradikalen Kräften unter Führung von M. Ngouabi (Staatspräs. 1969-77) gestürzt. 1977 fiel Ngouabi einem Putschversuch zum Opfer, neuer Staatschef wurde nach innenpolit. Auseinandersetzungen 1979 Oberst D. Sassou-Nguesso. Die Einheitspartei (PCT) stimmte im Dez. 1990 der Bildung eines Mehrparteiensystems zu und gab damit ihr Machtmonopol auf. Im Juni 1991 beschloss die Nationalversammlung den staatl. Umbau und die Durchführung demokrat. Reformen. Bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen siegte im Aug.1992 P. Lissouba, Vors. der UPADS. Seit den Parlamentswahlen von 1993, bei denen die UPADS stärkste Partei wurde, verfügen die wichtigsten Parteien vor dem Hintergrund einer von der Reg. geplanten Armeereform über bewaffnete Gruppen, die sich erstmals 1993/94 schwere Kämpfe v. a. in Brazzaville lieferten. In einem blutigen Bürgerkrieg (1997) setzten sich die Milizen (»Cobras«) des ehem. Staatspräs. Sassou-Nguesso gegen die des amtierenden Staatschefs Lissouba durch. Sassou-Nguesso erklärte sich im Okt. 1997 erneut zum Staatschef und bildete eine Übergangsreg. 1998 kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zw. Sicherheitskräften der neuen Reg. sowie Milizen Lissoubas. Die Rückkehr zur Demokratie ist 2001 geplant.
▣ Literatur:
Schamp, E. W.: Industrialisierung in Äquatorialafrika. München 1978.
⃟ Wirz, A.: Krieg in Afrika. Die nachkolonialen Konflikte in Nigeria, Sudan, Tschad u. Kongo. Wiesbaden 1982.
⃟ Baveka, B.: Agricongo u. die Problematik der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln. Diss. Leipzig 1995.
⃟ Descalo, S. u. a.: Historical dictionary of Congo. Neuausg. Lanham 1996.
⃟ Nsafou, G.: Congo. De la démocratie à la démocrature. Paris 1996.
⃟ Bazenguissa-Ganga, R.: Les voies du politique au Congo. Paris 1997.
⃟ Bembet, C. G.: Congo. Impostures »souveraines« et crimes »démocratiques«. Paris 1997.
V Kọngo (Brazzaville)
[-braza'vɪl], frühere Bez. für die Republik Kongo.
VI Kọngo (Kinshasa)
[-kɪn'ʃa:za], frühere Bez. für die Demokratische Republik Kongo .