Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Komoren
I Komoren,Inselgruppe im Ind. Ozean an der Ostküste Afrikas, umfasst die frz. Insel Mayotte sowie drei weitere Hauptinseln, die mit den zahlr. Nebeninseln den Staat Komoren bilden. Die gebirgigen Hauptinseln sind vulkan. Ursprungs, höchster Berg ist der noch tätige Vulkan Kartala (2 360 m ü. M.) auf Njazidja. In höheren Lagen dichter Regenwald. Das Klima ist tropisch und regenreich (Regenzeit November-April).
II Komoren
Fläche: 1 862 km2
Einwohner: (1995) 653 000
Hauptstadt: Moroni
Amtssprachen: Arabisch, Französisch
Nationalfeiertag: 6. 7.
Währung: 1 K.-Franc (FC) = 100 Centimes
Zeitzone: MEZ + 2 Std.
(amtlich arab. Djumhurijjat al-Kumur al-Ittihadijja, dt. Islam. Bundesrepublik [der] K., amtlich frz. République Fédérale Islamique des Comores), Inselstaat im Ind. Ozean zw. Madagaskar und der Ostküste Afrikas, umfasst die Inseln Njazidja (frz. Grande Comore; 1 148 km2), Nzwani (frz. Anjouan; 424 km2), Mwali (frz. Mohélie; 290 km2) und zahlr. kleinere Inseln.
Staat und Recht: Nach der durch Referendum vom 20. 10. 1996 gebilligten neuen Verf. sind die K. eine islam. föderalist. Rep. mit Präsidialsystem. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Inhaber der Exekutive ist der für sechs Jahre direkt gewählte Präs. Er ernennt das Kabinett unter Vorsitz des MinPräs. Die Legislative liegt bei der Bundesversammlung (43 Abg., für fünf Jahre gewählt). Als legale Parteien gelten nur die Nat. Versammlung für Entwicklung (RND) und die (islam.) Nationale Gerechtigkeitsfront (FNJ); 14 Oppositionsparteien sind im Forum für die nat. Wiedergutmachung (FRN) zusammengeschlossen.
Landesnatur: Komoren, Inselgruppe.
Bevölkerung: Die Bev. setzt sich aus afrikan., indisch-indones. und arab. Einwanderern zusammen. Die Araber sind führend in der Politik, die Inder im Handel. Die meisten Ew. sind Muslime; der sunnit. Islam ist Staatsreligion. Größte Stadt ist die Hptst. Moroni (22 000 Ew.), Hauptort von Nzwani ist Mutsamudu (14 000 Ew.), der von Mwali ist Fomboni (7 000 Ew.). Es besteht achtjährige Schulpflicht; Analphabetenquote rd. 45 %; drei pädagog. Institute zur Lehrerausbildung, das Hochschulstudium wird meist in Frankreich absolviert.
Wirtschaft, Verkehr: Fast 80 % der Bev. leben von der Landwirtschaft; zur Eigenversorgung dienen der Anbau von Maniok, Süßkartoffeln, Reis, Mais und Bananen sowie die Fischerei (v. a. Thunfisch); auf Plantagen werden für den Export v. a. Parfümpflanzen (Ylang-Ylang-Bäume), Vanille, Kokospalmen (Kopragewinnung), Gewürznelken, Kakao, Pfeffer und Sisal angebaut. Die Ind. ist wenig entwickelt, überwiegend Verarbeitung landwirtsch. Produkte. Hauptanziehungspunkte des Tourismus sind die Badestrände und Tauchmöglichkeiten. Wichtigste Exportgüter sind Vanille, äther. Öle, Kopra, Gewürznelken; importiert werden u. a. Nahrungsmittel, Kfz, Erdölprodukte, Konsumgüter. Wichtigste Handelspartner: Frankreich, die USA und die Rep. Südafrika. - Das Straßennetz umfasst 750 km; Haupthäfen: Moroni und Mutsamudu; internat. Flughafen Moroni-Hahaya auf Njazidja.
Geschichte: Die K. gehörten seit dem 10. Jh. zum Bereich der arabisch geprägten Suahelikultur. Um 1591 wurden die K. wohl erstmals von Europäern besucht. Mayotte wurde 1843, die übrigen K. wurden 1886 frz. Protektorat, 1912 frz. Kolonie, die 1914 Madagaskar unterstellt wurde. 1946 erhielten die K. den Status eines frz. Überseeterritoriums (seit 1961 mit beschränkter innerer Autonomie). Nachdem bei einer Volksabstimmung im Dez. 1974 sich die Bev. insgesamt mit 94,6 % der Stimmen für die Unabhängigkeit entschieden hatte, erklärte der Reg.chef A. A. Abderemane am 6. 7. 1975 die Unabhängigkeit der K. Die Insel Mayotte, deren Bev. bei der Abstimmung die Unabhängigkeit abgelehnt hatte, stellte sich unter frz. Schutz. Diese Sonderstellung wird von den UN und der OAU nicht anerkannt.
Ab Aug. 1975 als Staatspräs. von innenpolit. Gegnern aus dem Amt gedrängt, übernahm Abderemane nach einem Putsch im Mai 1978 auf der Basis der Verf. von 1978 wieder das Amt des Staatspräs. Gestützt auf eine Einheitspartei errichtete er zu Beginn der 1980er-Jahre ein autoritäres Reg.system. Nach der Ermordung Abderemanes (1989) wurde Said Mohammed Djohar Staatspräs. (1991 durch Wahl bestätigt). Im Okt. 1995 schlug eine frz. Interventionstruppe einen Putschversuch nieder. Im März 1995 wählte die Bev. M. Taki Abdoulkarim (✝ Nov. 1998) zum Staatspräsidenten. Im Aug. 1997 erklärte sich die Insel Mwali für unabhängig, im Okt. stimmte die Bev. der Insel Nzwani ebenfalls für eine Unabhängigkeit.
Literatur:
Jeske, J.: Die K. Hamburg 1987.
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