Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kolonie
Kolonie[lat. colonus »Feldbauer«] die,
1) Biologie: die Vergesellschaftung von Einzelorganismen der gleichen Art zu einer Lebensform höherer Ordnung unter teilweiser oder völliger Aufgabe der Individualität (z. B. Korallenstock). Als K. bezeichnet man auch die zeitlich begrenzten Ansammlungen von Vögeln zur Brut und Aufzucht der Nachkommen (Brut-K.), ferner manche Familienstaaten von Insekten, z. B. von Ameisen.
2) Geschichte: die von europ. Staaten in der Neuzeit erworbenen auswärtigen, meist überseeischen Besitzungen.Typen von Kolonien: Siedlungs-K. dienten der Aufnahme von Auswanderern aus dem Mutterland, wobei entweder die Siedler die einheim. Bev. fast ganz verdrängten (Nordamerika) oder als herrschende Schicht den Hauptteil des Wirtschaftsertrags und der polit. Macht in Anspruch nahmen (z. B. Spanisch- und Portugiesisch-Amerika, Französisch-Algerien). Eine Vermischung mit Einheimischen wurde meist abgelehnt. Rassentrennung wurde noch bis 1993 in Südafrika durchgeführt (Apartheid). Wirtschafts-K. wurden erworben, um Reichtümer in das Mutterland zu überführen (z. B. Gold aus Spanisch-Amerika), das Mutterland mit Rohstoffen für seine Ind. zu versorgen (z. B. Baumwolle aus Ägypten) und um Absatzmärkte und günstige Investitionsbedingungen für Kapital aus dem Mutterland zu sichern (z. B. Indien im 19. Jh.). Militär-K. wurden aus strateg. Gründen angestrebt, bis 1945 vor allem Flottenstützpunkte (z. B. Malta, Gibraltar). Straf-K. dienten der Unterbringung von Sträflingen (New South Wales, Cayenne, Neukaledonien).Geschichte: Schon Phöniker, Griechen, Römer, Chinesen, Araber, Türken u. a. verfolgten eine Politik kolonialer Ausdehnung. Von weltgeschichtl. Bedeutung wurde die neuzeitl. Kolonisation der europ. See- und Handelsmächte, die mit der Entdeckung Amerikas (1492) und der Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) einsetzte. In vielfältiger Rivalität untereinander schufen sich seit 1500 Portugal, Spanien, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien Kolonialreiche; dabei gewannen im 19. Jh. Frankreich und v. a. Großbritannien (Britisches Reich und Commonwealth) eine herausragende Stellung. Erst spät (2. Hälfte des 19. Jh.) traten Belgien, das Dt. Reich und Italien in den Kreis der Kolonialmächte.
Die Tendenz der kolonisierten Völker zur Zusammenarbeit mit den Kolonialmächten fand Ausdruck in der Übernahme von Funktionen im Verw.- und Wirtschaftsbereich sowie in der Annahme von Kulturimpulsen. Dabei entstand eine neue Bildungselite. Widerstand gegen die Kolonialmächte äußerte sich oft in Aufständen, im 20. Jh. auch im passiven Widerstand (M. Gandhi). Versuche revolutionärer Umstürze zielten im 20. Jh. nicht nur auf die Beseitigung der Kolonialherrschaft, sondern auch auf die Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne moderner Ideologien. Im Zuge der Entkolonialisierung sind die K. meist in unabhängige Staaten umgewandelt worden.
Kolonie[lat. colonus »Feldbauer«] die,
1) Biologie: die Vergesellschaftung von Einzelorganismen der gleichen Art zu einer Lebensform höherer Ordnung unter teilweiser oder völliger Aufgabe der Individualität (z. B. Korallenstock). Als K. bezeichnet man auch die zeitlich begrenzten Ansammlungen von Vögeln zur Brut und Aufzucht der Nachkommen (Brut-K.), ferner manche Familienstaaten von Insekten, z. B. von Ameisen.
2) Geschichte: die von europ. Staaten in der Neuzeit erworbenen auswärtigen, meist überseeischen Besitzungen.Typen von Kolonien: Siedlungs-K. dienten der Aufnahme von Auswanderern aus dem Mutterland, wobei entweder die Siedler die einheim. Bev. fast ganz verdrängten (Nordamerika) oder als herrschende Schicht den Hauptteil des Wirtschaftsertrags und der polit. Macht in Anspruch nahmen (z. B. Spanisch- und Portugiesisch-Amerika, Französisch-Algerien). Eine Vermischung mit Einheimischen wurde meist abgelehnt. Rassentrennung wurde noch bis 1993 in Südafrika durchgeführt (Apartheid). Wirtschafts-K. wurden erworben, um Reichtümer in das Mutterland zu überführen (z. B. Gold aus Spanisch-Amerika), das Mutterland mit Rohstoffen für seine Ind. zu versorgen (z. B. Baumwolle aus Ägypten) und um Absatzmärkte und günstige Investitionsbedingungen für Kapital aus dem Mutterland zu sichern (z. B. Indien im 19. Jh.). Militär-K. wurden aus strateg. Gründen angestrebt, bis 1945 vor allem Flottenstützpunkte (z. B. Malta, Gibraltar). Straf-K. dienten der Unterbringung von Sträflingen (New South Wales, Cayenne, Neukaledonien).Geschichte: Schon Phöniker, Griechen, Römer, Chinesen, Araber, Türken u. a. verfolgten eine Politik kolonialer Ausdehnung. Von weltgeschichtl. Bedeutung wurde die neuzeitl. Kolonisation der europ. See- und Handelsmächte, die mit der Entdeckung Amerikas (1492) und der Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) einsetzte. In vielfältiger Rivalität untereinander schufen sich seit 1500 Portugal, Spanien, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien Kolonialreiche; dabei gewannen im 19. Jh. Frankreich und v. a. Großbritannien (Britisches Reich und Commonwealth) eine herausragende Stellung. Erst spät (2. Hälfte des 19. Jh.) traten Belgien, das Dt. Reich und Italien in den Kreis der Kolonialmächte.
Die Tendenz der kolonisierten Völker zur Zusammenarbeit mit den Kolonialmächten fand Ausdruck in der Übernahme von Funktionen im Verw.- und Wirtschaftsbereich sowie in der Annahme von Kulturimpulsen. Dabei entstand eine neue Bildungselite. Widerstand gegen die Kolonialmächte äußerte sich oft in Aufständen, im 20. Jh. auch im passiven Widerstand (M. Gandhi). Versuche revolutionärer Umstürze zielten im 20. Jh. nicht nur auf die Beseitigung der Kolonialherrschaft, sondern auch auf die Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne moderner Ideologien. Im Zuge der Entkolonialisierung sind die K. meist in unabhängige Staaten umgewandelt worden.