Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kohl
I Kohl[aus lat. caulis] (Brassica), Gattung der Kreuzblütler mit etwa 30 meist ein- oder zweijährigen Arten (v. a. im Mittelmeergebiet). Der K. i. e. S. ist der Gemüse-K. (Garten-K., Brassica oleracea), eine zwei- oder mehrjährige (als Kulturform auch einjährige) Pflanze mit kräftigem Stiel, dicken Blättern und schwefelgelben (seltener weißen) Blüten in locker verzweigtem, traubigem Blütenstand. Der Gemüse-K. ist eine alte Kulturpflanze mit zahlr. Zuchtformen, die sich morphologisch in Blätter-K. (z. B. Grün-K.), Stamm-K. (z. B. K.rabi), Kopf-K. (z. B. Weiß-K.) und Infloreszenz-K. (z. B. Blumen-K.) unterscheiden lassen. Neben dem Gemüse-K. sind zahlr. andere K.arten in Kultur, so z. B. China-K., Raps, Rübsen.
II Kohl,
Helmut, Politiker (CDU), * Ludwigshafen 3. 4. 1930; studierte Geschichte, Rechts- und Staatswiss.en; 1959-76 MdL; setzte als MinPräs. von Rheinl.-Pf. (1969-76) eine Verwaltungsreform durch. 1969-73 war er stellv. Bundesvors. der CDU. Im Mai 1973 übernahm K. den Vorsitz der CDU auf Bundesebene (bis Nov. 1998). Seit 1976 MdB, war 1976-82 Vors. der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, 1976 Kandidat von CDU und CSU für das Amt des Bundeskanzlers. Am 2. 10. 1982 wählte ihn der Bundestag im Zuge eines konstruktiven Misstrauensvotums gegen H. Schmidt (SPD) zum Bundeskanzler (durch die Wahlen von 1983, 1987, 1990 und 1994bestätigt). Mit starkem Engagement setzte er sich für die Durchführung des NATO-Doppelbeschlusses ein.
Angesichts des polit. Umbruchs in der DDR Ende 1989 ergriff K. zielstrebig die Gelegenheit, die staatl. Einheit Dtl.s wieder herzustellen. Er schlug zunächst (Nov. 1989) einen (nicht befristeten) Zehn-Punkte-Stufenplan zu einer bundesstaatl. Vereinigung beider dt. Staaten vor, setzte sich jedoch bereits seit Ende Dez. 1989 mit Nachdruck für eine zügige Verwirklichung der Vereinigung der beiden dt. Staaten und ihre außenpolit. Absicherung ein. Seit dem 3. 10. 1990 der erste Bundeskanzler des wieder vereinigten Dtl.s, wurde K. nach den (gesamtdt.) Bundestagswahlen von Dez. 1990 und Okt. 1994 vom Bundestag im Amt bestätigt. Nach der Niederlage seiner Regierungskoalition bei den Bundestagswahlen 1998 schied Kohl aus dem Amt. Gleichzeitig trat er als Parteivorsitzender zurück. In seiner Regierungspolitik suchte K. vor dem Hintergrund der wirtsch. und sozialen Schwierigkeiten des Vereinigungsprozesses und der weltwirtsch. Veränderungen Dtl. als demokrat. und stabiles wirtsch. Element zu konsolidieren und im Prozess der europ. Integration zu verankern. Innenpolitisch stießen die weitgehend erfolglosen Bemühungen seiner Reg., die hohe Arbeitslosigkeit zu reduzieren, auf die scharfe Kritik der Opposition und der Gewerkschaften. Außenpolitisch setzte sich K. für den Ausbau der europ. Institutionen ein und unterstützte den Reformprozess im östl. Europa. - 1988 erhielt er mit F. Mitterrand den Karlspreis für besondere Verdienste um die europ. Einigung.
Literatur:
W. von Sternburg. Die dt. Kanzler. Von Bismarck bis K., hg. v. Neuausg. Frankfurt am Main 1994.
Bickerich, W.: H. K. Kanzler der Einheit. Düsseldorf 1996.
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