Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Klavier
Klavier[von mlat. clavis »Taste«], urspr. svw. Klaviatur, später Sammelbez. für Tasteninstrumente; im 18. Jh. bes. Bez. für das Klavichord. Seit 1800 ist K. die Bez. für Tasteninstrumente, deren Saiten durch Hämmerchen (Hammer-K.) angeschlagen werden; wegen der Möglichkeit des Laut-leise-Spiels auch Pianoforte oder Fortepiano genannt.Über den tonverstärkenden und -abstrahlenden Resonanzboden, der auf einem Balkengefüge ruht, läuft der Saitenbezug. Die Schwingungen der Metallsaiten werden durch den Steg auf den Resonanzboden übertragen. Gespannt werden die Saiten in dem früher hölzernen, heute gusseisernen Rahmen, indem man sie auf der einen Seite in Stifte einhängt, auf der anderen durch die im Stimmstock (Hartholz oder Metall) sitzenden Stimmwirbel anzieht. Urspr. entsprach jedem Ton eine Saite. Der Bezug ist heute chörig, d. h., außer bei den tiefsten Tönen gehören jeweils zwei oder drei Saiten zu je einem Ton. Der Umfang des K. reichte zuerst von C bis f4, er wurde immer mehr erweitert und ist jetzt mit über sieben Oktaven genormt (2A-a4 beim Pianino, 2A-c5 beim Flügel).Der zw. Tasten und Saiten liegende Teil des K. wird Mechanik genannt. Die um 1775 von J. A. Stein entwickelte Prellmechanik (dt. oder Wiener Mechanik) prägte das ganze 19. Jh. hindurch den Wiener Klavierbau. Endgültig setzte sich jedoch die im Prinzip schon bei B. Cristofori vorhandene, durch Broadwood & Sons gebaute Stoßmechanik (engl. Mechanik) durch. Wird bei dieser die Taste vorn niedergedrückt, so hebt sie hinten den Stößer, der in die Hammernuss greift, den Hammer (Hammerkopf) gegen die Saite schleudert und gleichzeitig ausrastet, sodass der Hammer zurückfallen kann. Bei der von S. Érard vor 1821 entwickelten Repetitionsmechanik fängt der Stößer den Hammer nach dem Anschlag in einer zweiten Kerbe auf. Dadurch kann der Ton repetiert (wiederholt) werden, ohne dass die Taste erst ganz in die Ausgangsstellung zurückkehren muss.
Alle Saiten des K., außer den höchsten, haben je einen Dämpfer, der beim Anschlag emporgehoben, beim Freilassen der Taste wieder gegengedrückt wird. Der rechte Fußhebel (Fortepedal) ermöglicht eine ständige Aufhebung aller Dämpfer. Durch das linke Pedal (Pianopedal, Verschiebung) kann beim Flügel die Mechanik etwas verschoben werden, sodass von den chörigen Saiten je eine weniger angeschlagen wird, beim Pianino rückt es die Hämmer näher an die Saiten.Geschichte: 1709 Erfindung des Hammer-K. durch B. Cristofori. Die äußere Form wurde zunächst vom Cembalo übernommen. Neben diesem noch heute gebräuchl., Flügel genannten Typ kam 1742 das dem Klavichord nachgestaltete, inzwischen verschwundene, rechteckige Tafel-K. auf. Das schlechthin K. genannte Instrument mit senkrechtem Saitenbezug und Resonanzboden (Pianino) hat sich um 1800 aus dem Pyramiden-K. entwickelt. Die seit etwa 1850 vorgenommenen technisch-klangl. Verbesserungen haben am Wesen des K. nichts mehr ändern können. Seit den 1980er-Jahren werden auch digitale K. gebaut. Sie basieren auf der elektron. Speicherung und Umwandlung analoger Klänge in digitale Werte, die auf Tastendruck abgerufen und, in analoge Signale zurückverwandelt, über Lautsprecher wiedergegeben werden.
▣ Literatur:
Hirt, F. J.: Meisterwerke des Klavierbaus. Dietikon 21981.
⃟ Der Piano- u. Flügelbau, hg. v. H. Junghanns, bearb. u. ergänzt v. H. K. Herzog. Frankfurt am Main 71991.
Klavier[von mlat. clavis »Taste«], urspr. svw. Klaviatur, später Sammelbez. für Tasteninstrumente; im 18. Jh. bes. Bez. für das Klavichord. Seit 1800 ist K. die Bez. für Tasteninstrumente, deren Saiten durch Hämmerchen (Hammer-K.) angeschlagen werden; wegen der Möglichkeit des Laut-leise-Spiels auch Pianoforte oder Fortepiano genannt.Über den tonverstärkenden und -abstrahlenden Resonanzboden, der auf einem Balkengefüge ruht, läuft der Saitenbezug. Die Schwingungen der Metallsaiten werden durch den Steg auf den Resonanzboden übertragen. Gespannt werden die Saiten in dem früher hölzernen, heute gusseisernen Rahmen, indem man sie auf der einen Seite in Stifte einhängt, auf der anderen durch die im Stimmstock (Hartholz oder Metall) sitzenden Stimmwirbel anzieht. Urspr. entsprach jedem Ton eine Saite. Der Bezug ist heute chörig, d. h., außer bei den tiefsten Tönen gehören jeweils zwei oder drei Saiten zu je einem Ton. Der Umfang des K. reichte zuerst von C bis f4, er wurde immer mehr erweitert und ist jetzt mit über sieben Oktaven genormt (2A-a4 beim Pianino, 2A-c5 beim Flügel).Der zw. Tasten und Saiten liegende Teil des K. wird Mechanik genannt. Die um 1775 von J. A. Stein entwickelte Prellmechanik (dt. oder Wiener Mechanik) prägte das ganze 19. Jh. hindurch den Wiener Klavierbau. Endgültig setzte sich jedoch die im Prinzip schon bei B. Cristofori vorhandene, durch Broadwood & Sons gebaute Stoßmechanik (engl. Mechanik) durch. Wird bei dieser die Taste vorn niedergedrückt, so hebt sie hinten den Stößer, der in die Hammernuss greift, den Hammer (Hammerkopf) gegen die Saite schleudert und gleichzeitig ausrastet, sodass der Hammer zurückfallen kann. Bei der von S. Érard vor 1821 entwickelten Repetitionsmechanik fängt der Stößer den Hammer nach dem Anschlag in einer zweiten Kerbe auf. Dadurch kann der Ton repetiert (wiederholt) werden, ohne dass die Taste erst ganz in die Ausgangsstellung zurückkehren muss.
Alle Saiten des K., außer den höchsten, haben je einen Dämpfer, der beim Anschlag emporgehoben, beim Freilassen der Taste wieder gegengedrückt wird. Der rechte Fußhebel (Fortepedal) ermöglicht eine ständige Aufhebung aller Dämpfer. Durch das linke Pedal (Pianopedal, Verschiebung) kann beim Flügel die Mechanik etwas verschoben werden, sodass von den chörigen Saiten je eine weniger angeschlagen wird, beim Pianino rückt es die Hämmer näher an die Saiten.Geschichte: 1709 Erfindung des Hammer-K. durch B. Cristofori. Die äußere Form wurde zunächst vom Cembalo übernommen. Neben diesem noch heute gebräuchl., Flügel genannten Typ kam 1742 das dem Klavichord nachgestaltete, inzwischen verschwundene, rechteckige Tafel-K. auf. Das schlechthin K. genannte Instrument mit senkrechtem Saitenbezug und Resonanzboden (Pianino) hat sich um 1800 aus dem Pyramiden-K. entwickelt. Die seit etwa 1850 vorgenommenen technisch-klangl. Verbesserungen haben am Wesen des K. nichts mehr ändern können. Seit den 1980er-Jahren werden auch digitale K. gebaut. Sie basieren auf der elektron. Speicherung und Umwandlung analoger Klänge in digitale Werte, die auf Tastendruck abgerufen und, in analoge Signale zurückverwandelt, über Lautsprecher wiedergegeben werden.
▣ Literatur:
Hirt, F. J.: Meisterwerke des Klavierbaus. Dietikon 21981.
⃟ Der Piano- u. Flügelbau, hg. v. H. Junghanns, bearb. u. ergänzt v. H. K. Herzog. Frankfurt am Main 71991.