Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kirchenmusik
Kirchenmusik,die für den christl. Gottesdienst bestimmte liturg. und außerliturg. Musik in ihrer Bindung an den Kirchenraum, überwiegend Gesangsmusik ohne oder mit Instrumentalbegleitung; Hauptinstrument ist die Orgel. Die Grundlage der kath. K. ist der einstimmige gregorian. Gesang. Mit dem Organum beginnt um 900 die Geschichte der mehrstimmigen K. Höhepunkt der mittelalterl. K. ist die Motettenkunst des 12. und 13. Jh. Das 14. Jh. brachte die ersten bekannten vollständigen Kompositionen des Ordinarium missae (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei). Messe und Motette sind die dominierenden Formen der K. im 15. Jh., wobei sich das künstler. Schwergewicht seit 1450 von Italien und Frankreich in den burgundisch-niederländ. Kulturkreis verschob. Im Schaffen der führenden Musiker (u. a. J. Dunstable, G. Dufay, J. Ockeghem, J. Obrecht, Josquin Desprez) stehen an Zahl wie an Bedeutung die Werke der K. an erster Stelle. Mit dem Wirken von A. Willaert in Venedig kündigt sich eine Schwerpunktverlagerung nach Italien an (A. und G. Gabrieli, G. P. da Palestrina, Orlando di Lasso). Auf dem Wege über Oratorium und geistl. Konzert drangen im 17. Jh. Rezitativ und Arie in die Messe ein. Das Vordringen von Elementen aus Oper und Instrumentalmusik kennzeichnete die K. des 18. Jh. und der Klassik ebenso wie die Werke des 19. Jh., in denen (wie etwa in A. Bruckners K.) das Orchester einen beherrschenden Part einnahm. Demgegenüber haben - auf kath. Seite - C. Ett, F. X. Haberl, F. X. Witt auf die eigentl. Aufgaben und die Vorbilder der K. im 16. Jh. hingewiesen und eine Restauration einzuleiten versucht (Caecilianismus).
Die evang. K. war anfangs von der kath. nur durch die Einführung der dt. Sprache (Luther) unterschieden. Im 16. Jh. gelangte mit dem einstimmigen Gemeindegesang der evang. Choral mit Orgelbegleitung zu hoher Blüte. Seit etwa 1600 drang der neue Sologesang mit Generalbass in Gestalt der geistl. Konzerte ein (J. H. Schein). Der überragende Meister des 17. Jh. war H. Schütz. Einen weiteren Höhepunkt erreichte die evang. K. in den Kirchenkantaten und Passionen J. S. Bachs, ferner in den Werken von G. P. Telemann, G. F. Händel u. a. Auf Bach griffen J. Brahms und M. Reger zurück. - In neuerer Zeit zeigen sich neben der Hinwendung zu den alten Meistern in beiden Konfessionen Bemühungen um eine den liturg. Ansprüchen entsprechende zeitgenöss. K., die neben gottesdienstl. Gebrauchsmusik auch Werke von künstler. Rang hervorgebracht hat (I. Strawinsky, D. Milhaud, W. Fortner, O. Messiaen, K. Huber, H. W. Zimmermann, K. Penderecki u. a.). Daneben gibt es Versuche, auch Elemente des absoluten Rhythmus und des Jazz, elektron., Rock- und Popmusik in die K. einzubauen.
▣ Literatur:
Wilson-Dickson, A.: Geistl. Musik. Ihre großen Traditionen. A. d. Engl. Gießen 1994.
Kirchenmusik,die für den christl. Gottesdienst bestimmte liturg. und außerliturg. Musik in ihrer Bindung an den Kirchenraum, überwiegend Gesangsmusik ohne oder mit Instrumentalbegleitung; Hauptinstrument ist die Orgel. Die Grundlage der kath. K. ist der einstimmige gregorian. Gesang. Mit dem Organum beginnt um 900 die Geschichte der mehrstimmigen K. Höhepunkt der mittelalterl. K. ist die Motettenkunst des 12. und 13. Jh. Das 14. Jh. brachte die ersten bekannten vollständigen Kompositionen des Ordinarium missae (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei). Messe und Motette sind die dominierenden Formen der K. im 15. Jh., wobei sich das künstler. Schwergewicht seit 1450 von Italien und Frankreich in den burgundisch-niederländ. Kulturkreis verschob. Im Schaffen der führenden Musiker (u. a. J. Dunstable, G. Dufay, J. Ockeghem, J. Obrecht, Josquin Desprez) stehen an Zahl wie an Bedeutung die Werke der K. an erster Stelle. Mit dem Wirken von A. Willaert in Venedig kündigt sich eine Schwerpunktverlagerung nach Italien an (A. und G. Gabrieli, G. P. da Palestrina, Orlando di Lasso). Auf dem Wege über Oratorium und geistl. Konzert drangen im 17. Jh. Rezitativ und Arie in die Messe ein. Das Vordringen von Elementen aus Oper und Instrumentalmusik kennzeichnete die K. des 18. Jh. und der Klassik ebenso wie die Werke des 19. Jh., in denen (wie etwa in A. Bruckners K.) das Orchester einen beherrschenden Part einnahm. Demgegenüber haben - auf kath. Seite - C. Ett, F. X. Haberl, F. X. Witt auf die eigentl. Aufgaben und die Vorbilder der K. im 16. Jh. hingewiesen und eine Restauration einzuleiten versucht (Caecilianismus).
Die evang. K. war anfangs von der kath. nur durch die Einführung der dt. Sprache (Luther) unterschieden. Im 16. Jh. gelangte mit dem einstimmigen Gemeindegesang der evang. Choral mit Orgelbegleitung zu hoher Blüte. Seit etwa 1600 drang der neue Sologesang mit Generalbass in Gestalt der geistl. Konzerte ein (J. H. Schein). Der überragende Meister des 17. Jh. war H. Schütz. Einen weiteren Höhepunkt erreichte die evang. K. in den Kirchenkantaten und Passionen J. S. Bachs, ferner in den Werken von G. P. Telemann, G. F. Händel u. a. Auf Bach griffen J. Brahms und M. Reger zurück. - In neuerer Zeit zeigen sich neben der Hinwendung zu den alten Meistern in beiden Konfessionen Bemühungen um eine den liturg. Ansprüchen entsprechende zeitgenöss. K., die neben gottesdienstl. Gebrauchsmusik auch Werke von künstler. Rang hervorgebracht hat (I. Strawinsky, D. Milhaud, W. Fortner, O. Messiaen, K. Huber, H. W. Zimmermann, K. Penderecki u. a.). Daneben gibt es Versuche, auch Elemente des absoluten Rhythmus und des Jazz, elektron., Rock- und Popmusik in die K. einzubauen.
▣ Literatur:
Wilson-Dickson, A.: Geistl. Musik. Ihre großen Traditionen. A. d. Engl. Gießen 1994.