Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kirche von England
Kirche von England(engl. Church of England, anglikanische Kirche), die engl. Staatskirche; Mutterkirche der aus ihr hervorgegangenen, in der Anglikanischen Kirchengemeinschaft zusammengeschlossenen anglikan. Kirchen. Oberhaupt der K. v. E. ist der König bzw. die Königin. Die Krone ernennt die Bischöfe, an deren Spitze der Erzbischof von Canterbury (»Primas von ganz England«) steht, der auch Vors. der Vollversammlung der anglikan. Bischöfe (Lambeth-Konferenzen) ist. Die K. v. E. gliedert sich in die Kirchenprovinzen Canterbury und York mit insgesamt 44 Diözesen; zur Provinz Canterbury gehört auch die Diözese Gibraltar. Die beiden Erzbischöfe sowie 24 Bischöfe haben von Amts wegen Sitz im Oberhaus. Grundlage für Gottesdienst und Bekenntnis ist neben der Bibel das Common Prayer Book in der Fassung von 1662 mit den 39 Glaubensartikeln, die im Wesentlichen der stark kalvinistisch beeinflussten Fassung von 1552 entspricht. Daneben gibt es seit 1980 ein Alternative Service Book. In ihrer jurist. Gestalt entstand die K. v. E. durch den Bruch Heinrichs VIII. mit dem Papst und seiner darauf folgenden Ernennung zum »Alleinigen Oberhaupt der K. v. E. auf Erden« durch das Parlament in der Suprematsakte von 1534. Die K. v. E. verstand sich weiterhin als Bestandteil der kath. Kirche und hielt in Bezug auf Bischofsamt (apostol. Sukzession), Gottesdienst und Hierarchie an der kath. Tradition fest. Unter Eduard VI. (1547-53) kam es durch den für den minderjährigen König die Regentschaft führenden Edward Seymour Somerset zu Reformen im prot. Sinn. Seit den 60er-Jahren des 16. Jh. setzte die Bewegung der Puritaner ein.
Seit dem 19. Jh. gibt es drei Hauptrichtungen in der K. v. E.: die niederkirchl. Low Church, die ein aktives Christsein im Alltag fordert und sozial stark engagiert ist, die hochkirchl. High Church, die als konservative Richtung in Theologie und Kultus auf das kath. Erbe zurückgreift, und die gemäßigt liberale, von der historisch-krit. Theologie beeinflusste Board Church. Seit 1992 sind in der K. v. E. Frauen zum Priesteramt zugelassen, was zu heftigen innerkirchl. Auseinandersetzungen geführt hat.
Literatur:
Thiede, C. P.: Religion in England. Gütersloh 1994.
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