Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kirche
Kirche[zu grch. kyriakón »das zum Herrn (grch. kýrios) gehörige (Haus)«] (Ecclesia), Ort der öffentl. Versammlung der christl. Gemeinde; später Bez. des Gebäudes, in dem sich Christen zum Gottesdienst versammeln;
religionssoziologisch die christl. Religionsgemeinschaften, deren theolog. Lehrgrundlage (im Unterschied zu den Sekten) die christl. Glaubenslehre in ihrer Gesamtheit ist. - Begründung der K. im theolog. Sinn ist das in Apg. 2 geschilderte Pfingstwunder (Pfingsten), das sie als vom Hl. Geist gestiftet ausweist; als geschichtl. Größe begegnet sie erstmals in der Urgemeinde von Jerusalem. Zu einer K.-Bildung im Sinn eines zentral organisierten Verbandes christl. Gemeinden kam es im 2. Jh. durch Zusammenschluss der Einzelgemeinden im Röm. Reich zur (früh)kath. K. und Festlegung der für alle verbindlichen so genannten »Normen der Orthodoxie« (einheitl. Taufbekenntnis, Kanon des N. T., apostol. Bischofsamt). Cyprianus von Karthago begründete als erster Theologe eine Lehre von der Einheit der K. Die kath. Theologie sieht in der K. das Volk Gottes; als solches ist K. die vom Hl. Geist gestiftete Gemeinschaft der Heiligen, vereint unter dem gleichen Bekenntnis, den gleichen Sakramenten und der in der apostol. Nachfolge stehenden Hierarchie. Die orth. Theologie begreift K. v. a. als (mystischen) Leib Christi, der sich in der zeitl. irdischen K., die Abbild der ewigen himml. K. ist, in Raum und Zeit entfaltet. Für luther. Verständnis ist K. »die Versammlung der Gläubigen, in denen das Evangelium unverfälscht verkündet und die Sakramente (Taufe und Abendmahl) in rechter Weise verwaltet werden« (Augsburgische Konfession). Für die ref. K. und die Freikirchen ist - in der Tradition des N. T. - die um Wort und Sakrament versammelte Gemeinde K. im vollgültigen Sinn.
Literatur:
Garijo-Guembe, M. M.: Gemeinschaft der Heiligen. Grund, Wesen u. Struktur der K. Düsseldorf 1988.
Boff, L.: K.: Charisma u. Macht. Studien zu einer streitbaren Ekklesiologie. München 1990.
Küng, H.: Die K. Neuausg. München 31992.
Deschner, K.: Abermals krähte der Hahn. Eine krit. Kirchengeschichte. München 1996.
Die K. in der dt. Geschichte, hg. v. P. Dinzelbacher, Beiträge v. W. Becker u. a. Stuttgart 1996.
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