Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kinderlähmung
Kinderlähmung(spinale K., Poliomyelitis anterior acuta, kurz Polio, Heine-Medin-Krankheit), meldepflichtige, durch Tröpfchen- oder Kotinfektion übertragene akute Infektionskrankheit der grauen Rückenmarksubstanz, seltener des Gehirns mit (irreparablen) Lähmungen; befällt bes. Kinder. Die Inkubationszeit beträgt 7-14 Tage. Akute Erkrankungen und latente Infektionen hinterlassen lebenslängl. Immunität. Die K. beginnt uncharakteristisch (grippeartig) mit Fieber, Kopfschmerzen, Entzündung der Nasen-Rachen-Schleimhaut, trockenem Husten, häufig auch mit Gliederschmerzen oder mit Erbrechen und Durchfall. Nur in etwa 10-20 % der Erkrankungsfälle kündigt sich die Beteiligung des Zentralnervensystems durch neurolog. Zeichen wie starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Überempfindlichkeit der Haut, Muskelschmerzen und Muskelschwäche sowie durch Reflexübererregbarkeit und seitenungleiche Sehnenreflexe an. - Nach einem meist kurzen fieberfreien Intervall setzt plötzlich die paralyt. Phase (Lähmungsphase) mit schlaffen Lähmungen, bes. der Beine, ein. In der Reparationsphase bilden sich die Lähmungen allmählich mehr oder weniger zurück. Der endgültige Zustand (Wachstumshemmungen, Kontrakturen, Gelenkfehlstellungen) ist oft erst nach 1-2 Jahren abzusehen. Eine spezif. Behandlung ist nicht bekannt; wichtig ist die wirkungsvolle Vorbeugung durch Schluckimpfung (Impfkalender).
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