Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kelten
Kẹlten(grch. Keltoi, lat. Celtae), Sammelname für kelt. Sprachen sprechende Völkergruppen in Europa. Nach den frühesten (6./5. Jh.) schriftl. Nachrichten in Gallien, Spanien und Süd-Dtl. ansässig, bildeten sich die K. sehr wahrscheinlich im Bereich der westl. Urnenfelderkultur heraus und waren im 8./7. Jh. im Gebiet von Champagne und Saar, Mittelrhein, Bayern bis Böhmen ansässig. Vom heutigen Frankreich aus siedelten sie ab dem 8. Jh. nach Britannien über, seit dem 6. Jh. v. Chr. nach der Iber. Halbinsel. Die große Ausdehnung der K. begann jedoch erst mit der La-Tène-Zeit (5. Jh.). Um 400 fielen sie in Oberitalien ein, stießen mehrfach nach Mittelitalien vor (Besetzung Roms mit Ausnahme des Kapitols wohl 387) und konnten von den Römern, die die K. Gallier nannten, erst 222 v. Chr. endgültig besiegt werden. Im 4. Jh. v. Chr. drangen K. ins Gebiet des heutigen Siebenbürgen und nach Dalmatien ein; 280/279 stießen K. nach Makedonien und Griechenland vor und plünderten 279 Delphi. 278/277 siedelte eine Gruppe von K. nach Kämpfen mit den Seleukiden in Großphrygien, das nach ihnen den Namen Galatien (Galater) erhielt. Staaten- oder Stammesbünde wurden nicht gebildet (Ausnahme: das von etwa 277 bis etwa 212 blühende K.-Reich von Tylis [heute Tilios] in Thrakien mit dem Schwerpunkt am Tonzos [heute Tundza]). Der Rückgang der kelt. Macht begann im südl. Mitteleuropa und im transalpinen Gallien. Im N wurden die K. seit 300 v. Chr. von den Germanen eingeengt und auf die Mainlinie zurückgedrängt; die Eroberung Galliens durch Cäsar (58-51) und die röm. Unterwerfung Noricums, Vindelikiens und Pannoniens bedeuteten das Ende der letzten K.-Länder auf dem Festland. Unter dem Druck röm., später angelsächs. Eroberungen in Britannien wanderten im 5. und 6. Jh. n. Chr. trotz der Romanisierung noch Keltisch sprechende Volksgruppen aus Wales und Cornwall in die heutige Bretagne ein. Gleichzeitig erfolgten vom kelt. Irland aus Eroberungen in Wales und Schottland.
▣ Literatur:
Herm, G.: Die K. Das Volk, das aus dem Dunkel kam. Neuausg. Augsburg 1991.
⃟ Maier, B.: Lexikon der kelt. Religion u. Kultur. Tb.-Ausg. Stuttgart 1994.
⃟ Birkhan, H.: K. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Wien 1997.
Kẹlten(grch. Keltoi, lat. Celtae), Sammelname für kelt. Sprachen sprechende Völkergruppen in Europa. Nach den frühesten (6./5. Jh.) schriftl. Nachrichten in Gallien, Spanien und Süd-Dtl. ansässig, bildeten sich die K. sehr wahrscheinlich im Bereich der westl. Urnenfelderkultur heraus und waren im 8./7. Jh. im Gebiet von Champagne und Saar, Mittelrhein, Bayern bis Böhmen ansässig. Vom heutigen Frankreich aus siedelten sie ab dem 8. Jh. nach Britannien über, seit dem 6. Jh. v. Chr. nach der Iber. Halbinsel. Die große Ausdehnung der K. begann jedoch erst mit der La-Tène-Zeit (5. Jh.). Um 400 fielen sie in Oberitalien ein, stießen mehrfach nach Mittelitalien vor (Besetzung Roms mit Ausnahme des Kapitols wohl 387) und konnten von den Römern, die die K. Gallier nannten, erst 222 v. Chr. endgültig besiegt werden. Im 4. Jh. v. Chr. drangen K. ins Gebiet des heutigen Siebenbürgen und nach Dalmatien ein; 280/279 stießen K. nach Makedonien und Griechenland vor und plünderten 279 Delphi. 278/277 siedelte eine Gruppe von K. nach Kämpfen mit den Seleukiden in Großphrygien, das nach ihnen den Namen Galatien (Galater) erhielt. Staaten- oder Stammesbünde wurden nicht gebildet (Ausnahme: das von etwa 277 bis etwa 212 blühende K.-Reich von Tylis [heute Tilios] in Thrakien mit dem Schwerpunkt am Tonzos [heute Tundza]). Der Rückgang der kelt. Macht begann im südl. Mitteleuropa und im transalpinen Gallien. Im N wurden die K. seit 300 v. Chr. von den Germanen eingeengt und auf die Mainlinie zurückgedrängt; die Eroberung Galliens durch Cäsar (58-51) und die röm. Unterwerfung Noricums, Vindelikiens und Pannoniens bedeuteten das Ende der letzten K.-Länder auf dem Festland. Unter dem Druck röm., später angelsächs. Eroberungen in Britannien wanderten im 5. und 6. Jh. n. Chr. trotz der Romanisierung noch Keltisch sprechende Volksgruppen aus Wales und Cornwall in die heutige Bretagne ein. Gleichzeitig erfolgten vom kelt. Irland aus Eroberungen in Wales und Schottland.
▣ Literatur:
Herm, G.: Die K. Das Volk, das aus dem Dunkel kam. Neuausg. Augsburg 1991.
⃟ Maier, B.: Lexikon der kelt. Religion u. Kultur. Tb.-Ausg. Stuttgart 1994.
⃟ Birkhan, H.: K. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Wien 1997.