Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kaukasien
Kaukasi|en(russ. Kawkas), die Landbrücke zw. dem Schwarzen und dem Kasp. Meer, im N begrenzt von der Manytschniederung, im S von der Grenze zur Türkei und zu Iran; rd. 440 000 km2. Politisch haben Russland, Georgien, Aserbaidschan und Armenien Anteile. Quer durch K. erstreckt sich der Kaukasus. Nord-K. (Zis-K.) umfasst die Nordabdachung des Großen Kaukasus und das Kaukasusvorland mit der Stawropoler Höhe, der Kubanniederung und dem S-Teil der Kasp. Senke. Trans-K. erstreckt sich südlich des Hauptkammes des Großen Kaukasus und umfasst dessen Südabdachung, die fruchtbare Niederung der Kolchis, die Kura-Arax-Niederung, das Tiefland von Länkäran, den Kleinen Kaukasus sowie die armen. und aserbaidschan. Anteile am Ararathochland, am Tal des mittleren Arax und am Talyschgebirge.Geschichte: Im Altertum kam es in K. nur südwestlich der Hauptkämme zur Bildung polit. Einheiten (Georgien, Armenien), die wie die Stämme im O und SO (u. a. Tschetschenen, Osseten, Tscherkessen) zumeist von anderen Mächten abhängig waren. Seit dem 8. Jh. wurde Ost-K. allmählich zum Islam bekehrt, der im 17.-19. Jh. das Christentum auch aus dem westl. K. verdrängte. Im 16./17. Jh. kämpften das Osman. Reich und Persien um die Vormachtstellung in K., dessen Unterwerfung durch Russland (seit Ende des 18. Jh.) im Ersten Weltkrieg beendet wurde; die Bergvölker im Hochland leisteten bis 1859 (bes. unter Führung des Imams Schamil) Widerstand. Nach der Oktoberrevolution von 1917 verselbstständigten sich Provinzen und besetzte Gebiete und gründeten unabhängige Republiken. 1920/21 setzten sich die Bolschewiki in ganz K. durch. Nord-K. wurde unter Bildung versch. »autonomer« Gebiete und Republiken der RSFSR angeschlossen; in Süd-K. bestand 1922-36 die »Transkaukas. Sozialist. Föderative Sowjetrep.«, aus der die Sowjetrep. Georgien, Armenien und Aserbaidschan hervorgingen (seit 1991 unabhängige Staaten). Die während des Zweiten Weltkrieges unter dem Vorwand der Kollaboration mit den Deutschen nach Zentralasien zwangsdeportierten Bergvölker (u. a. Tschetschenen, Inguschen, Balkaren), die in den 50er-Jahren z. T. in ihre Heimat zurückkehren konnten, verstärkten Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre ihre Unabhängigkeitsbestrebungen; in diesem Zusammenhang entstand 1991 die »Konföderation kaukas. Bergvölker«. Versch. lokale, z. T. blutige Konflikte seit Beginn der 90er-Jahre (u. a. Separationsbestrebungen Südossetiens und Abchasiens von Georgien, Kämpfe zw. Armenien und Aserbaidschan, zw. Inguschen und Nordosseten) ließen K. zu einer Krisenregion werden.
Literatur:
U. Halbach Krisenherd Kaukasus, hg. v. u. A. Kappeler. Baden-Baden 1995.
Pietzonka, B.: Ethnisch-territoriale Konflikte in K. Baden-Baden 1995.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Kaukasien