Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kaschmir
I Kạschmir[nach der Landschaft Kaschmir] der, das sehr feine und weiche Flaumhaar der Kaschmirziege, vorwiegend für Strickgarne höchster Qualität verwendet.
II Kạschmir,
Gebirgslandschaft und ehem. Fürstentum (bis 1947) im nordwestl. Himalaja und im Karakorum; heute geteilt. Der von Indien verwaltete Teil gehört zum Bundesstaat
Jammu and Kashmir (Dschammu und K.) mit den Hauptstädten Srinagar (im Sommer) und Jammu (im Winter); er hat eine Fläche von mehr als 100 000 km2 und 7,7 Mio. Ew. (1991). 121 667 km2 sind von Pakistan (Azad Kashmir mit Baltistan, Gilgit und Hunza) und China (v. a. Teile von Ladakh) besetzt. Die Bev. besteht v. a. aus Kaschmiri, einem Hinduvolk mit indoar. Sprache, ferner aus afghan. und mongol. Stämmen.
Hauptsiedlungsgebiet ist der SW, bes. das im ind. Teil gelegene Hochbecken (rd. 1 500 m ü. M.) von K., das vom Jhelum durchflossen wird, der den Wularsee sowie viele andere Seen (ehem. Flussläufe) bildet. Das Klima ist kontinental, die Hänge sind stark bewaldet; im Talboden und auf Terrassen Anbau von Reis, Weizen, Mais und Obst, im Hochgebirge Sommerweiden; außerdem Seiden-, Teppich- und Wollweberei, Kunsthandwerk sowie neuerdings Herstellung von Uhren und Telefonapparaten; Fremdenverkehr. Den O-Teil des ind. Gebietes (Ladakh mit Zanskar) und das pakistan. Gebiet bildet v. a. die Talschaft des oberen Indus; von hier besteht seit 1978 mit der Straße (von Gilgit durch Hunza) über den Karakorum (Pass 4 890 m ü. M.) Verbindung mit China (Sinkiang).
Geschichte: Das bis zum 14. Jh. von Hindufürsten, dann von muslim. Herrschern regierte Land wurde 1586 dem Mogulreich unter Akbar angegliedert; es fiel 1756 an Afghanistan und 1819 an das Sikhreich im Pandschab. 1846 wurde es brit. Schutzstaat unter dem Maharadscha Gulab Singh. Nach der Teilung Britisch-Indiens (Aug. 1947) erklärte der Maharadscha Hari Singh im Okt. 1947 den Beitritt K.s zur Ind. Union gegen den Protest Pakistans, das K. als ein Gebiet mit vorwiegend muslim. Bevölkerung für sich beanspruchte. Ind. Truppen besetzten den (größeren) südöstl., pakistan. Truppen den nordwestl. Teil. Die UNO vermittelte einen Waffenstillstand (1949) und schlug zur Lösung des K.-Konflikts eine Volksabstimmung vor, die jedoch nicht stattfand. Nach Festlegung der Demarkationslinie (1949) entstand das pakistan. Azad Kashmir und das ind. Jammu and Kashmir (seit 1957 Bundesstaat Indiens). Mohammed Abdullah (»Der Löwe von Kaschmir«, * 1905, ✝ 1982), seit 1947 Reg.chef im ind. Teil K., wurde 1953 von der ind. Regierung abgesetzt (1953-64 meist in Haft), da er in zunehmendem Maße die Unabhängigkeit von K. befürwortete. - Im Sept. 1965 kam es zw. Indien und Pakistan zu einem militär. Konflikt um K., der auf Vermittlung der UdSSR im Vertrag von Taschkent (Jan. 1966) auf der Basis des Status quo beigelegt wurde. - Im indisch-chines. Grenzkonflikt 1962 besetzte China Teile Ladakhs. 1963 trat Pakistan einen Streifen von Azad Kashmir an China ab. Auch in den 80er- und 90er-Jahren kam es im ind. Teil zu heftigen Auseinandersetzungen um die Autonomieforderungen der kaschmir. Bev. und zu erneuten Spannungen zw. Indien und Pakistan.
I Kạschmir[nach der Landschaft Kaschmir] der, das sehr feine und weiche Flaumhaar der Kaschmirziege, vorwiegend für Strickgarne höchster Qualität verwendet.
II Kạschmir,
Gebirgslandschaft und ehem. Fürstentum (bis 1947) im nordwestl. Himalaja und im Karakorum; heute geteilt. Der von Indien verwaltete Teil gehört zum Bundesstaat
Jammu and Kashmir (Dschammu und K.) mit den Hauptstädten Srinagar (im Sommer) und Jammu (im Winter); er hat eine Fläche von mehr als 100 000 km2 und 7,7 Mio. Ew. (1991). 121 667 km2 sind von Pakistan (Azad Kashmir mit Baltistan, Gilgit und Hunza) und China (v. a. Teile von Ladakh) besetzt. Die Bev. besteht v. a. aus Kaschmiri, einem Hinduvolk mit indoar. Sprache, ferner aus afghan. und mongol. Stämmen.
Hauptsiedlungsgebiet ist der SW, bes. das im ind. Teil gelegene Hochbecken (rd. 1 500 m ü. M.) von K., das vom Jhelum durchflossen wird, der den Wularsee sowie viele andere Seen (ehem. Flussläufe) bildet. Das Klima ist kontinental, die Hänge sind stark bewaldet; im Talboden und auf Terrassen Anbau von Reis, Weizen, Mais und Obst, im Hochgebirge Sommerweiden; außerdem Seiden-, Teppich- und Wollweberei, Kunsthandwerk sowie neuerdings Herstellung von Uhren und Telefonapparaten; Fremdenverkehr. Den O-Teil des ind. Gebietes (Ladakh mit Zanskar) und das pakistan. Gebiet bildet v. a. die Talschaft des oberen Indus; von hier besteht seit 1978 mit der Straße (von Gilgit durch Hunza) über den Karakorum (Pass 4 890 m ü. M.) Verbindung mit China (Sinkiang).
Geschichte: Das bis zum 14. Jh. von Hindufürsten, dann von muslim. Herrschern regierte Land wurde 1586 dem Mogulreich unter Akbar angegliedert; es fiel 1756 an Afghanistan und 1819 an das Sikhreich im Pandschab. 1846 wurde es brit. Schutzstaat unter dem Maharadscha Gulab Singh. Nach der Teilung Britisch-Indiens (Aug. 1947) erklärte der Maharadscha Hari Singh im Okt. 1947 den Beitritt K.s zur Ind. Union gegen den Protest Pakistans, das K. als ein Gebiet mit vorwiegend muslim. Bevölkerung für sich beanspruchte. Ind. Truppen besetzten den (größeren) südöstl., pakistan. Truppen den nordwestl. Teil. Die UNO vermittelte einen Waffenstillstand (1949) und schlug zur Lösung des K.-Konflikts eine Volksabstimmung vor, die jedoch nicht stattfand. Nach Festlegung der Demarkationslinie (1949) entstand das pakistan. Azad Kashmir und das ind. Jammu and Kashmir (seit 1957 Bundesstaat Indiens). Mohammed Abdullah (»Der Löwe von Kaschmir«, * 1905, ✝ 1982), seit 1947 Reg.chef im ind. Teil K., wurde 1953 von der ind. Regierung abgesetzt (1953-64 meist in Haft), da er in zunehmendem Maße die Unabhängigkeit von K. befürwortete. - Im Sept. 1965 kam es zw. Indien und Pakistan zu einem militär. Konflikt um K., der auf Vermittlung der UdSSR im Vertrag von Taschkent (Jan. 1966) auf der Basis des Status quo beigelegt wurde. - Im indisch-chines. Grenzkonflikt 1962 besetzte China Teile Ladakhs. 1963 trat Pakistan einen Streifen von Azad Kashmir an China ab. Auch in den 80er- und 90er-Jahren kam es im ind. Teil zu heftigen Auseinandersetzungen um die Autonomieforderungen der kaschmir. Bev. und zu erneuten Spannungen zw. Indien und Pakistan.