Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kartoffel
Kartoffel(Solanum tuberosum), wirtsch. wichtigste Art der Gattung Nachtschatten aus Südamerika; mehrjährige (in Kultur einjährige) krautige Pflanze mit unterbrochen gefiederten Blättern, weißen oder blassvioletten Blüten und grünen, giftigen Beerenfrüchten. Alle oberird. Pflanzenteile sowie grün gewordene K. und Keime enthalten das giftige Alkaloid Solanin. Die unterird. Ausläufer bilden Sprossknollen (K., Erdäpfel, Erdbirnen, Grundbirnen) aus. Diese speichern Reservestoffe, v. a. Stärke (10-30 %). Außerdem enthalten sie 65-80 % Wasser, 2 % Rohprotein sowie Rohfett, Zucker, Spurenelemente und versch. Vitamine. Anbaugebiete sind die subtrop. und gemäßigten Regionen aller Erdteile sowie die trop. Anden; am wichtigsten sind heute Russland, die Ukraine und Mitteleuropa. Je nach Verwendungszweck unterscheidet man zw. Speise-, Futter-, Wirtschafts- und Saat-K. (Pflanz-K.); nach der Reifezeit zw. Früh-, Mittel- und Spät-K. - Vermehrung i. d. R. vegetativ.Tier. Schädlinge: Das etwa 1 mm lange K.-Älchen (K.-Nematode, Heteroda rostochiensis) schädigt das Wurzelgewebe, ruft Wachstumsstörungen sowie das Absterben der Blätter hervor und verhindert den Knollenansatz. Ebenfalls an den Wurzeln fressen die Larven des etwa 2-3 mm großen, braungelben K.-Erdflohs (K.-Flohkäfer, Psylliodes affinis). Kartoffelkäfer.Pflanzl. Schädlinge: Meldepflichtig ist der durch den Pilz Synchytrium endobioticum hervorgerufene K.-Krebs (verursacht tumorartige Zellwucherungen). Die Knollen faulen und zerfallen, wodurch die nächste Sporengeneration den Boden verseucht. Durch den Strahlenpilz Streptomyces scabies hervorgerufen wird der gewöhnl. K.-Schorf. Der Pilz dringt in das Schalengewebe ein und verursacht raue, korkige bis blättrige Schorfstellen und einen unangenehmen Geschmack. Die Kraut- und Knollenfäule wird durch den Falschen Mehltaupilz Phytophthora infestans hervorgerufen. Erste Anzeichen sind Blattflecken, dann stirbt das Kraut ab. Die Sporangien gelangen bei Regen von den Blättern in den Boden und infizieren die Knollen; Bekämpfung mit Fungiziden.Geschichte: Bei den Indianern der Nazca- und Mochekultur war die K. Hauptnahrungsmittel. Die span. Eroberer brachten sie im 16. Jh. nach Spanien. Die älteste botan. Beschreibung stammt von 1585 und wurde von J. T. Tabernaemontanus verfasst. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die K. gelegentlich angebaut. Im Siebenjährigen Krieg befahlen einige Landesfürsten den Anbau. Seit den Napoleon. Kriegen ist die K. in Europa eines der Hauptnahrungsmittel.
Literatur:
Putz, B.: K.n. Züchtung - Anbau - Verwertung. Hamburg 1989.
Hobhouse, H.: Fünf Pflanzen verändern die Welt. Chinarinde, Zucker, Tee, Baumwolle, K. A. d. Engl. München 41996.
Woolfe, J. A.: Die K. in der menschl. Ernährung. A. d. Engl. Hamburg 1996.
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