Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Karl
Kạrl,Herrscher:
Römische Kaiser:
1) K. I.,der Große (lat. Carolus Magnus, frz. Charlemagne), König der Franken (768-814), Röm. Kaiser (800-814), * 2. 4. 747, ✝ Aachen 28. 1. 814; Sohn Pippins III., d. J., 754 Königssalbung gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann, stellte nach dessen Tod 771 die Einheit des Fränk. Reichs durch Alleinherrschaft wieder her. 772 begannen seine Kriege gegen die Sachsen; bis 785 unterwarf er Widukind, bis 804 waren die Sachsen nach blutigen Kämpfen völlig ins Fränk. Reich eingegliedert und christianisiert. 773/774 eroberte er, vom Papst zu Hilfe gerufen, das Langobardenreich und nahm den Titel Rex Langobardorum an. Nach SW erweiterte er sein Reich bis zum Oberlauf des Ebro (trotz Niederlage gegen die Basken, Roland) und errichtete die Span. Mark. Nach Absetzung des Herzogs Tassilo hob er das Herzogtum Bayern auf (788) und zerstörte 791-805 das Reich der Awaren, wo er 796 die Ostmark errichtete, machte Böhmen tributpflichtig und befriedete die Liutizen und Sorben. Papst Leo III. krönte ihn am 25. 12. 800 in Rom zum Röm. Kaiser. Nach dem Tod seiner Söhne Karl und Pippin erhob er Ludwig (den Frommen) 813 zum Mitkaiser. - K. sicherte die Grenzen durch Errichtung von Marken. Mit der Beseitigung selbstständiger Herzogtümer und Stammesstaaten verband er die Einführung der Grafschaftsverfassung. Er sorgte durch Aufzeichnung von Stammesrechten und durch Gesetzgebung (Kapitularien) für die Rechtsordnung und stärkte die Zentralgewalt durch das Amt der Königsboten, die die Amtsführung der Grafen regelmäßig überwachten. Der Hof hielt sich bevorzugt in den Pfalzen Aachen, Ingelheim und Nimwegen auf. K. förderte Handel, Gewerbe und Landwirtschaft. Zahlr. gelehrte Männer wirkten an seinem Hof, so u. a. Alkuin, seine Biographen Einhard, Paulus Diaconus. Er belebte die Kenntnis der Antike (»karoling. Renaissance«) und ließ die german. Heldenlieder sammeln. K. wurde in der Aachener Pfalzkapelle beigesetzt. Friedrich I. Barbarossa ließ ihn 1165 heilig sprechen. Mit der Verschmelzung antiken Erbes, christl. Religion und german. Gedankenwelt hat K. die histor. Entwicklung Europas geprägt. In den Karlssagen lebte seine Gestalt fort.
Literatur:
Fleckenstein, J.: K. der Große. Göttingen u. a. 31990.
Wies, E. W.: K. der Große. Kaiser u. Heiliger. Esslingen u. a. 31992.
Braunfels, W.: K. der Große. Reinbek 51.-53. Tsd. 1994.
2) K. II.,der Kahle, König des Westfränk. Reichs (840/843-877), Römischer Kaiser (875-877), * Frankfurt am Main 13. 6. 823, ✝ Avrieux (Savoyen) 6. 10. 877; jüngster Sohn Ludwigs des Frommen, erhielt nach dem Bruderkrieg um das Erbe seines Vaters im Vertrag von Verdun 843 das westl. Drittel des Reichs, von den Pyrenäen bis zur Schelde, zugesprochen (Fränkisches Reich). Im Vertrag von Mersen (870) bekam er das östl. Lothringen. Nach dem Tod Kaiser Ludwigs II. (875) wurde er von Papst Johannes VIII. zum Kaiser gekrönt.
3) K. III.,der Dicke, König des Ostfränk. Reichs (876-887) und des Westfränk. Reichs (885-887), Röm. Kaiser (881-887), * 839, ✝ (ermordet) Neudingen a. d. Donau 13. 1. 888; Sohn Ludwigs des Deutschen, erhielt 876 Alemannien und einen Teil Lothringens. Als Erbe seiner Brüder Karlmann (✝ 880) und Ludwig III. (✝ 882) sowie der westfränk. Karolinger (885) vereinigte K. zum letzten Mal das Reich Karls d. Gr.; 881 zum Kaiser gekrönt. Im Kampf gegen die Normannen blieb er ohne Erfolg, wurde 887 auf dem Reichstag in Trebur (bei Groß-Gerau) zur Abdankung gezwungen und verbannt.
Hl. Röm. Reich:
4) K. IV., eigtl. Wenzel, Röm. König (1346-78), König von Böhmen (1347), Kaiser (1355), König von Burgund (1365-78), * Prag 14. 5. 1316, ✝ ebd. 29. 11. 1378; Sohn König Johanns von Böhmen, Luxemburger; wurde 1346, gestützt von Papst Klemens VI., zum Gegenkönig zu Ludwig IV., dem Bayern, gewählt (seit 1347 allg. anerkannt). Burgund verlieh er 1377 dem frz. Thronfolger. Durch die Goldene Bulle von 1356 garantierte er die Kurfürstenrechte und regelte die Königswahl (so bis 1806). Er erweiterte seine Hausmacht (Schlesien, die Lausitz und Brandenburg) und machte Böhmen, v. a. Prag (1348 erste dt. Univ.), zum geistigen Mittelpunkt des Reichs, der bed. Künstler (P. Parler, Petrarca, Rienzo) anzog.
Literatur:
Seibt, F.: K. IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378. München 51985, Nachdr. München 1994.
5) K. V., Römischer König (1519-56), Kaiser (1530-56), als König von Spanien K. I. (seit 1516), * Gent 24. 2. 1500, ✝ San Gerónimo de Yuste 21. 9. 1558; Sohn Philipps I., des Schönen, und Johannas der Wahnsinnigen, Enkel Maximilians I., Habsburger; 1519 bei der Wahl zum Röm. König (als Nachfolger Maximilians I.) dem frz. König Franz I. vorgezogen (Fugger 2); 1521-30 von seinem Bruder Ferdinand (I.) im Reich vertreten. 1530 in Bologna als letzter Kaiser von einem Papst gekrönt. Gegen Franz I. führte er vier Kriege (1521-25 [Sieg bei Pavia], 1527-29 [»Sacco di Roma«], 1536-38, 1542-44) um das burgund. Erbe (1506) und die Herrschaft in Italien (endgültig im Frieden von Crépy 1544 anerkannt). Weniger erfolgreich kämpfte K. gegen die Türken (1532, 1541). Während seiner Regierungszeit wurde durch die Eroberung Mexikos (1519-21) und Perus (1532/33) das span. Kolonialreich in Amerika begründet. Streng katholisch gesinnt, trat K. der luther. Reformation entgegen (Wormser Edikt, 1521), musste aber 1532 den Nürnberger Religionsfrieden gewähren. Erst 1546/47 besiegte er im Schmalkaldischen Krieg die prot. Fürsten; aber die Fürstenverschwörung von 1552 unter Führung des Moritz von Sachsen beseitigte das kaiserl. Übergewicht und führte zum Augsburger Religionsfrieden von 1555. Darauf dankte K. 1556 ab; in Spanien und Burgund folgte ihm sein Sohn Philipp II., im Reich sein Bruder Ferdinand I.
Literatur:
Seibt, F.: K. V. Der Kaiser u. die Reformation. Neuausg. München 1992.
Braudel, F.: K. V. A. d. Frz. Frankfurt am Main u. a. 21994.
6) K. VI., Kaiser (1711-40), als König von Spanien K. III. (1703-11), * Wien 1. 10. 1685, ✝ ebd. 20. 10. 1740; Sohn Kaiser Leopolds I., Bruder Josephs I., letzter Habsburger (im Mannesstamm); musste, nachdem er die österr. Erblande und die Kaiserwürde erlangt hatte, den Bourbonen Philipp V. als König von Spanien anerkennen; erhielt nach Beendigung des Span. Erbfolgekriegs (Rastatter Frieden, 1714) die Span. Niederlande, die Lombardei, Neapel und Sizilien. Durch die von Prinz Eugen erfolgreich geführten Türkenkriege (1716-18) erwarb er Serbien, die Walachei, das Banat u. a. In der Pragmat. Sanktion von 1713 sicherte er die Thronfolge seiner Tochter Maria Theresia. In den Friedensschlüssen nach dem Poln. Thronfolgekrieg (1735/38) und im Frieden von Belgrad (1739) musste K. auf viele Erwerbungen verzichten.
Literatur:
Rill, B.: K. VI. Habsburg als barocke Großmacht. Graz u. a. 1992.
7) K. VII., Kaiser (seit 1742), als K. Albrecht Kurfürst von Bayern (1726-45), König von Böhmen (1741-45), * Brüssel 6. 8. 1697, ✝ München 20. 1. 1745; Wittelsbacher; eröffnete als Schwiegersohn Kaiser Josephs I. nach dem Tod Kaiser K. VI.s den Österreichischen Erbfolgekrieg, wurde 1742 von den Gegnern Habsburgs zum Kaiser gewählt. Nach seinem plötzl. Tod musste sein Sohn auf alle Ansprüche gegen die Habsburger verzichten.
Baden:
8) K. Friedrich, Markgraf (1738-1803), Kurfürst (1803-06) und Großherzog (seit 1806), * Karlsruhe 22. 11. 1728, ✝ ebd. 10. 6. 1811, Großvater von 9); war zunächst in Baden-Durlach, seit 1771 auch in Baden-Baden ein Musterregent des aufgeklärten Absolutismus (Aufhebung der Folter und der Leibeigenschaft; vorbildl. Lehranstalten, Pensions- und Versicherungswesen). K. trat 1806 dem napoleon. Rheinbund bei und konnte infolge der territorialen Neuordnung sein Land um ein Vielfaches vergrößern.
9) K. Ludwig Friedrich, Großherzog (1811-18), * Karlsruhe 8. 6. 1786, ✝ Rastatt 8. 12. 1818, Enkel von 8); 1806
mit Napoleons I. Stieftochter Stéphanie de Beauharnais; gab Baden am 22. 8. 1818 die liberalste Verf. im damaligen Deutschland.
Bayern:
10) K. Albrecht,Kurfürst, Karl 7).
11) K. Theodor, Kurfürst, Karl 26).
Braunschweig:
12) K. Wilhelm Ferdinand, Herzog (1780-1806), * Wolfenbüttel 9. 10. 1735, ✝ Ottensen (heute zu Hamburg) 10. 11. 1806; Neffe Friedrichs d. Gr., seit 1773 preuß. General, führte die Koalitionstruppen 1792-94 im 1. Frz. Revolutionskrieg sowie 1806 das preuß. Heer; bei Auerstedt verwundet, starb er auf der Flucht. Zu Ehren seiner (überschätzten) militär. Erfolge in Holland (1787) wurde das Brandenburger Tor erbaut.
Burgund:
13) K. der Kühne, Herzog (1467-77), * Dijon 10. 11. 1432, ✝ Nancy 5. 1. 1477; Sohn Philipps des Guten, plante die Errichtung eines selbstständigen burgund. Reichs unter Einschluss Lothringens; belagerte 1474/75 als Bundesgenosse des abgesetzten Kurfürsten Ruprecht von Köln vergeblich Neuss, unterlag gegen die Eidgenossen und Lothringer bei Grandson (2. 3.) und Murten (22. 6. 1476), fiel in der Schlacht bei Nancy. Durch die Ehe (1477-82) seiner Tochter Maria mit Maximilian I. kamen die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund an Habsburg, während das Herzogtum Burgund von Frankreich eingezogen wurde.
Literatur:
Schelle, K.: K. der Kühne. Neuausg. München 1982.
England:
14) K. I., König von England, Schottland und Irland (1625-49), * Dunfermline (Schottland) 19. 11. 1600, ✝ (hingerichtet) London 30. 1. 1649, Vater von 15); aus dem Haus Stuart; war streng absolutistisch gesinnt, nahm 1628 unter dem Druck des Parlaments die Petition of Right an. Seit 1629 regierte er ohne Parlament, musste jedoch nach einem Aufstand der schott. Presbyterianer 1640 das Lange Parlament einberufen. Nach der Niederlage der Royalisten (»Kavaliere«) im 1642 ausgebrochenen Bürgerkrieg (Entscheidungsschlachten bei Marston Moor 1644 und Naseby 1645) floh K. 1646 zu den Schotten, wurde von diesen ausgeliefert und 1649 auf Betreiben O. Cromwells zum Tode verurteilt.
Literatur:
Asch, R. G.: Der Hof K.s I. von England. Köln u. a. 1993.
15) K. II., König von England, Schottland und Irland (1660-85), * London 29. 5. 1630, ✝ ebd. 6. 2. 1685, Sohn von 14); lebte seit 1646 in Frankreich, landete 1650 in Schottland, fiel in England ein, wurde aber von O. Cromwell 1651 bei Worcester geschlagen. Durch die Restauration gelangte er 1660 auf den engl. Thron. K. neigte zum Katholizismus und schloss sich außenpolitisch eng an Ludwig XIV. von Frankreich an. 1679 setzte das Parlament die Habeas-Corpus-Akte durch.
Fränkisches Reich:
16) K. Martell [altfrz. »Hammer«], Hausmeier (seit 717), * um 688, ✝ Quierzy (Picardie) 22. 10. 741; Sohn Pippins II., des Mittleren, unterwarf die rechtsrhein. Stämme und sicherte bes. durch den Sieg bei Poitiers über die Araber (732) das Frankenreich vor der muslim. Eroberung. K. begründete den Aufstieg der karoling. Dynastie und die Großmachtstellung des Fränk. Reichs.
Literatur:
J. Jarnut K. Martell in seiner Zeit, hg. v. u. a. Sigmaringen 1994.
17) K. II., der Kahle, Karl 2).
Frankreich:
18) K. VII., König (1422-61), * Paris 22. 2. 1403, ✝ Mehun-sur-Yèvre (bei Bourges) 22. 7. 1461, Großvater von 19); wurde 1420 enterbt, konnte sich aber im Hundertjährigen Krieg gegen die Engländer südlich der Loire halten. 1429 begann mit Jeanne d'Arc, die K. 1429 in Reims krönen ließ, die Eroberung des Nordens, die 1453 vollendet war. K. reorganisierte Staat und Verw. und schuf 1439 mit den »Ordonnanzkompanien« ein stehendes Heer.
19) K. VIII., König (1483-98), * Amboise 30. 6. 1470, ✝ ebd. 7. 4. 1498, Enkel von 18); besetzte 1494/95 vorübergehend das von ihm als Erbe der Anjou beanspruchte Königreich Neapel. K.s Zug nach Italien gilt als Wendepunkt in der Entstehung des europ. Staatensystems. Durch seine Heirat mit Anne de Bretagne (1491) kam die Bretagne zur frz. Krone.
20) K. IX., König (1560-74), * Saint-Germain-en-Laye 27. 6. 1550, ✝ Vincennes 30. 5. 1574; stand unter dem Einfluss seiner Mutter Katharina von Medici, die dem schwachen König, der mit den Hugenotten sympathisierte, sein Einverständnis zur Bartholomäusnacht abverlangte.
21) K. X., König (1824-30), * Versailles 9. 10. 1757, ✝ Görz 6. 11. 1836; jüngerer Bruder Ludwigs XVI. und Ludwigs XVIII., als Prinz Graf von Artois, leitete die Unternehmungen der Emigranten gegen die Frz. Revolution. Seit der Restauration von 1814/15 war er das Haupt der äußersten Rechten, der »Ultraroyalisten«, und führte auch als König eine klerikale und ultraroyalist. Politik. Seine Ordonnanzen vom 26. 7. 1830 (Einschränkung der Pressefreiheit und des Wahlrechts) führten zur Julirevolution; am 2. 8. musste er abdanken.
Hessen-Kassel:
22) K., Landgraf (1670-1730), * Kassel 3. 8. 1654, ✝ ebd. 23. 3. 1730; war neben Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine Hauptstütze des Protestantismus und der antifrz. Politik; nahm Hugenotten auf, für die er u. a. Karlshafen gründete; förderte Wiss. und Künste.
Mainz:
23) K. Theodor, Reichsfreiherr von Dalberg, Kurfürst (1802-13), * Herrnsheim (heute zu Worms) 8. 2. 1744, ✝ Regensburg 10. 2. 1817; wurde 1800 Bischof von Konstanz, 1802 Erzbischof und Kurfürst von Mainz, blieb durch Anschluss an Napoleon Bonaparte auch nach 1803 (Säkularisation) Kurfürst und Reichserzkanzler; betrieb die Gründung des Rheinbunds und wurde 1806 Fürstprimas für Dtl., 1810 Großherzog von Frankfurt; nach der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) zur Abdankung gezwungen, blieb er Erzbischof von Regensburg.
Neapel-Sizilien:
24) K. I. von Anjou, König (1266-85), * März 1226, ✝ Foggia 7. 1. 1285; Sohn Ludwigs VIII. von Frankreich, Graf von Anjou und seit 1246 der Provence. 1263 vom Papst mit dem bisher stauf. Königreich Sizilien belehnt, eroberte er es durch seine Siege bei Benevent (1266) über Manfred und bei Tagliacozzo (1268) über Konradin, den er hinrichten ließ. Seine Hptst. verlegte er nach Neapel; Sizilien verlor er wieder durch die »Sizilian. Vesper« (1282).
Literatur:
Herde, P.: K. I. von Anjou. Stuttgart u. a. 1979.
Österreich-Ungarn:
25) K. I., Kaiser (1916-18), als König von Ungarn K. IV., * Persenbeug (NÖ) 17. 8. 1887, ✝ Funchal (Madeira) 1. 4. 1922; Großneffe von Kaiser Franz Joseph I., erstrebte einen Verständigungsfrieden mit der Entente und knüpfte im Frühjahr 1917 durch seinen Schwager, den Prinzen Sixtus von Bourbon-Parma, geheime Verhandlungen mit Frankreich an. Sein Völkermanifest zur föderativen Neugliederung des Staates (16. 10. 1918) kam zu spät; am 11. 11. 1918 verzichtete er auf die Ausübung der Reg. in Österreich, am 13. 11. in Ungarn, ohne formell abzudanken; nach vergebl. Putschversuchen in Ungarn (März und Okt. 1921) wurde er nach Madeira verbannt. Seit 1911
mit Zita von Bourbon-Parma (* 1892, ✝ 1989).
Literatur:
Feigl, E.: Kaiser K. I. Wien 1990.
Pfalz:
26) K. Theodor, Kurfürst von der Pfalz (1742-99) und von Bayern (1777-99), * Schloss Droogenbosch (bei Brüssel) 11. 12. 1724, ✝ München 16. 2. 1799; stammte aus dem Hause Pfalz-Sulzbach (Herzog seit 1741) und vereinigte durch Erbfolge alle pfälz. und bayer. Besitzungen der Wittelsbacher in seiner Hand, war ein bed. Förderer der Künste, bes. der Baukunst (Schwetzingen) und der Musik (Mannheimer Schule).
Literatur:
Rall, H.: Kurfürst K. Theodor. Neuausg. Mannheim u. a. 1994.
Rumänien:
27) K. I., Fürst (1866-81), König (1881-1914), * Sigmaringen 20. 4. 1839, ✝ Schloss Peleş (bei Sinaia) 10. 10. 1914, Großonkel von 28); aus dem Haus Hohenzollern-Sigmaringen; 1866 zum Fürsten gewählt. Im Russisch-Türk. Krieg von 1877/78 machte er sich von der Türkei unabhängig und nahm 1881 den Königstitel an. K. führte ein konstitutionelles Reg.system ein. Der Kronrat beschloss am 3. 8. 1914 gegen K. die Neutralität Rumäniens trotz des Bündnisses von 1883 mit Dtl. und Österreich-Ungarn.
28) K. II., König (1930-40), * Sinaia 15. 10. 1893, ✝ Estoril (bei Lissabon) 4. 4. 1953, Großneffe von 27);
1921-28 (geschieden) mit Helene, Prinzessin von Griechenland, musste 1926 wegen seiner Beziehungen zu Helene Lupescu auf seine Thronrechte verzichten. 1930 rief die Reg. Maniu K. aus dem Pariser Exil zurück und proklamierte ihn zum König. Er schlug einen autoritären Kurs ein, setzte 1938 die demokrat. Verf. außer Kraft und verbot alle Parteien (Errichtung der »Königsdiktatur«). Nach außenpolit. Misserfolgen wurde er von Marschall I. Antonescu am 6. 9. 1940 zur Abdankung zugunsten seines Sohnes Michael gezwungen.
Sachsen-Weimar-Eisenach:
29) K. August, Herzog (1758-1815), Großherzog (1815-28), * Weimar 3. 9. 1757, ✝ Graditz 14. 6. 1828, Großvater von 30); stand bis 1775 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna Amalia, wurde u. a. von C. M. Wieland erzogen. Die Freundschaft mit J. W. Goethe machte Weimar und Jena (Univ.) zu Zentren des dt. Geisteslebens; durch Goethe beraten, förderte er Wiss. und Kunst, gründete das Hoftheater (1791) und berief J. G. Herder und F. Schiller nach Weimar. Politisch schloss er sich eng an Preußen an; 1806-13 nur gezwungen Mitgl. des Rheinbunds. Er führte bereits am 5. 5. 1816 eine landständ. Verfassung ein.
30) K. Alexander, Großherzog (1853-1901), * Weimar 24. 6. 1818, ✝ ebd. 5. 1. 1901, Enkel von 29); förderte Kunst, Musik und Lit.; Protektor der Schiller-Stiftung (1859), der Dt. Shakespeare-Ges. (1864), der Goethe-Ges. (1885) und des Goethe-und-Schiller-Archivs (1896).
Savoyen-Sardinien:
31) K. Albert, König (1831-49), * Turin 2. 10. 1798, ✝ Porto 28. 8. 1849; aus der Nebenlinie Savoyen-Carignan, nach der Thronbesteigung zunächst der österr. Politik zugeneigt; erließ jedoch bei Ausbruch der Revolution von 1848 eine Verf. und erklärte als Vorkämpfer der italien. Einheitsbewegung Österreich den Krieg. Nach den Niederlagen bei Custoza und Novara dankte er zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab.
Schweden:
32) K. IX., König (1604-11), * Stockholm 4. 10. 1550, ✝ Nyköping 30. 10. 1611; jüngster Sohn Gustavs I. Wasa, Herzog von Södermanland, sicherte die Reformation in Schweden, wurde 1595 Reichsverweser und besiegte 1598 seinen Neffen, den kath. Sigismund III. von Polen-Schweden, bei Stangebro. 1599 zum Regenten gewählt, 1600 als König anerkannt, nahm er 1604 den Titel an und wurde 1609 gekrönt.
33) K. X. Gụstav, König (1654-60), * Nyköping 8. 11. 1622, ✝ Göteborg 13. 2. 1660, Vater von 34); aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken, bestieg nach der Abdankung Königin Christines den Thron. Als einer der fähigsten Feldherren seiner Zeit behauptete er im Krieg gegen Polen (1655-60) die schwed. Ostseeherrschaft, zwang Dänemark 1658 im Frieden von Roskilde zur Abtretung von Schonen.
34) K. XI., König (seit 1660, bis 1672 unter Vormundschaft), * Stockholm 24. 11. 1655, ✝ ebd. 5. 4. 1697, Sohn von 33), Vater von 35); verlor in der Auseinandersetzung mit dem Großen Kurfürsten (Schlacht bei Fehrbellin 1675) einen Teil Schwedisch-Pommerns. Innenpolitisch brach er durch die Einziehung von Krongütern die Macht des Adels. 1682 übertrug der Reichstag ihm fast unumschränkte Macht.
35) K. XII., König (1697-1718), * Stockholm 27. 6. 1682, ✝ bei Fredrikshald (heute Halden) 11. 12. (30. 11. a. St.) 1718, Sohn von 34); besiegte im Großen Nord. Krieg (1700-21) das russ. Heer bei Narwa (1700) und erreichte im Frieden von Altranstädt (1706) den Verzicht Augusts des Starken auf die poln. Krone; wurde 1709 von Peter d. Gr. entscheidend bei Poltawa geschlagen und floh auf türk. Territorium (Bender am Dnjestr); kehrte 1714 nach Schweden zurück, griff Norwegen an und fiel vor der Festung Fredrikshald. Mit ihm endete die Großmachtstellung Schwedens.
Literatur:
Findeisen, J.-P.: K. XII. von Schweden. Ein König, der zum Mythos wurde. Berlin 1992.
36) K. XIV. Johann, König von Schweden und Norwegen (1818-44), urspr. Jean-Baptiste Bernadotte, * Pau (Dép. Pyrénées-Atlantiques) 26. 1. 1763, ✝ Stockholm 8. 3. 1844; in den frz. Revolutionskriegen General;
seit 1798 mit Désirée. Napoleon I. erhob ihn 1804 zum Marschall, 1806 zum Fürsten von Pontecorvo. 1810 wurde K. von den schwed. Ständen zum Kronprinzen gewählt und von Karl XIII. (1809-18) adoptiert. Er veranlasste 1812 den Anschluss Schwedens an die Gegner Napoleons und befehligte in den Befreiungskriegen die Nordarmee. 1814 zwang er Dänemark im Frieden von Kiel zur Abtretung Norwegens. K. leitete die schwed. Neutralitätspolitik ein.
Literatur:
Amelunxen, C.: Jean-Baptiste Bernadotte. Marschall Napoleons. König von Schweden. Köln 1991.
37) K. XV., König (1859-72), * Stockholm 3. 5. 1826, ✝ Malmö 18. 9. 1872. Unter ihm wurde Schweden zum liberalen Verfassungsstaat (1866 Einführung des Zweikammersystems). Sein Plan einer skandinav. Dreistaatenunion scheiterte.
38) K. XVI. Gustav, König (seit 1973), * Schloss Haga (bei Stockholm) 30. 4. 1946; folgte seinem Großvater, König Gustav VI. Adolf, auf den Thron;
seit 1976 mit Silvia Sommerlath (* 1943).
Spanien:
39) K. I.,Karl 5).
40) K. II., König (1665-1700), * Madrid 6. 11. 1661, ✝ ebd. 1. 11. 1700; der letzte span. Habsburger. Er verlor die Freigrafschaft Burgund und wichtige Grenzgebiete der Span. Niederlande an Ludwig XIV. von Frankreich. Während seiner Reg. setzte sich der polit. und wirtsch. Verfall Spaniens fort.
41) K. III., König (1759-88), als K. IV. König von Neapel-Sizilien (1735-59), * Madrid 20. 1. 1716, ✝ ebd. 14. 12. 1788; Sohn des Bourbonen Philipp V., Vater von 42); unterstützte Frankreich im Siebenjährigen Krieg und im Unabhängigkeitskrieg der USA gegen England. Er regierte im Geist des aufgeklärten Absolutismus, förderte Wirtschaft, Handel und beschränkte die Macht der Kirche.
42) K. IV., König (1788-1808), * Portici (bei Neapel) 11. 11. 1748, ✝ Rom 20. 1. 1819, Sohn von 41); setzte anfänglich die Reformpolitik seines Vaters fort, überließ dann die Reg. seiner Frau Marie Luise von Parma und deren Günstlingen (Godoy). Napoleon I. zwang 1808 zunächst K., kurz danach auch seinen Sohn Ferdinand zum Thronverzicht zugunsten von Joseph Bonaparte.
Ungarn:
43) K. I. Robert, König (1308-42), * Neapel 1288, ✝ Visegrád 16. 7. 1342; aus der neapolitan. Linie des Hauses Anjou, stärkte die Königsmacht, förderte Städtegründungen und Bergbau.
Württemberg:
44) K. Alexander, Herzog (1733-37), * Stuttgart 24. 1. 1684, ✝ Ludwigsburg 12. 3. 1737, Vater von 45); bediente sich zur Besserung der Finanzen seines Finanzrats J. S. Oppenheimer, der großen Einfluss gewann; geriet deswegen und wegen seines Übertritts zum Katholizismus in heftigen Streit mit den Landständen.
45) K. Eugen, Herzog (1737-93), * Brüssel 11. 2. 1728, ✝ Hohenheim 24. 10. 1793, Sohn von 44); am Hof Friedrichs d. Gr. erzogen, prachtliebend (Lustschlösser Solitude und Hohenheim; Opernhaus in Ludwigsburg) und gewalttätig (u. a. Einkerkerung C. F. D. Schubarts); regierte bis 1770 (»Erbvergleich«) absolutistisch in Konflikt mit den Ständen; Gründer der Karlsschule.
Literatur:
Storz, G.: K. Eugen. Stuttgart 1981.
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