Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Karikatur
Karikatur[italien., zu caricare »überladen«] die, satirisch-kom. Darstellung von Menschen oder gesellschaftl. Zuständen, meist bewusst überzogen und mit polit. Tendenz.
Die Anfänge der K. in der bildenden Kunst datiert man bis ins Neue Reich Ägyptens zurück; karikierende Darstellungen bes. aus dem Bereich des Mythos und Volksglaubens finden sich in der grch., körperl. Deformationen bis zur Groteske in der röm. Kunst. Die meist grobe K. des MA. richtet sich häufig gegen bestimmte Personengruppen (Mönche, Landsknechte u. a.). Differenziert und künstlerisch profiliert zeigt sich die K. in der Renaissance (Leonardo da Vinci, A. Dürer, H. Bosch). Zu der Darstellung des Individuellen kommt seit der Renaissance und Reformation Kritik an Institutionen wie Kirche und Staat.
Mit Goya beginnt die Reihe bed. Karikaturisten des 19. Jh. In Frankreich arbeiten H. Monnier, J. J. Grandville, P. Gavarni, H. Daumier für C. Philipons (* 1806, ✝ 1862) satir. Ztschr. (»La Caricature«, »Charivari«). Es folgen A. Grévin (* 1827, ✝ 1892), G. Doré, A. Gill (* 1840, ✝ 1885), später T. A. Steinlen; H. de Toulouse-Lautrec karikiert die Lebe- und Halbwelt des Pariser Fin de Siècle. Neben dem um 1800 tätigen J. Gillray werden in England T. Rowlandson, später G. Cruikshank, J. Leech (* 1817, ✝ 1864) u. a., die v. a. für den »Punch« arbeiten, bedeutend; in den USA T. Nast (* 1840, ✝ 1902). Der dt. Illustrator der Goethezeit, D. Chodowiecki, ist zugleich polit. Karikaturist; in der 2. Hälfte des 19. Jh. arbeitet W. Scholz für den »Kladderadatsch«, A. Oberländer für die »Fliegenden Blätter«. W. Buschs Bildgeschichten zeigen karikaturist. Elemente. Am Beginn des 20. Jh. stehen die gesellschaftskrit. K. von K. Arnold, R. Blix (* 1882, ✝ 1958), O. Gulbransson, T. T. Heine, E. Thöny u. a. (alle im »Simplicissimus«). In der Weimarer Rep. erheben H. Zille, K. Kollwitz, G. Grosz, O. Dix mit expressionist. K. soziale Anklage. A. Kubin und A. P. Weber zeichnen apokalypt. K. Heute ist die polit. K. in Zeitungen und Ztschr., die fantast. und kom. K. auch durch Anthologien (häufig unter dem Begriff Cartoon) verbreitet. Schulebildend für einen rein aus der graf. Linie wirksamen K.-Stil wurde S. Steinberg. Weitere bekannte zeitgenöss. Karikaturisten sind u. a. C. Addams, Bosc, Chaval, J. Effel, R. Peynet, R. Searle, Sempé, Siné, T. Ungerer, P. Flora, K. Halbritter, H. E. Köhler, E. M. Lang, Loriot, F. K. Waechter, R. Topor, H. Traxler, Frans de Boer (efbé), Marie Marcks, D. Levine.
▣ Literatur:
Flemig, K.: Karikaturisten-Lexikon. München u. a. 1993.
⃟ Dt. Karikaturen vom Mittelalter bis heute, bearb. v. G. Lammel. Stuttgart u. a. 1995.
Karikatur[italien., zu caricare »überladen«] die, satirisch-kom. Darstellung von Menschen oder gesellschaftl. Zuständen, meist bewusst überzogen und mit polit. Tendenz.
Die Anfänge der K. in der bildenden Kunst datiert man bis ins Neue Reich Ägyptens zurück; karikierende Darstellungen bes. aus dem Bereich des Mythos und Volksglaubens finden sich in der grch., körperl. Deformationen bis zur Groteske in der röm. Kunst. Die meist grobe K. des MA. richtet sich häufig gegen bestimmte Personengruppen (Mönche, Landsknechte u. a.). Differenziert und künstlerisch profiliert zeigt sich die K. in der Renaissance (Leonardo da Vinci, A. Dürer, H. Bosch). Zu der Darstellung des Individuellen kommt seit der Renaissance und Reformation Kritik an Institutionen wie Kirche und Staat.
Mit Goya beginnt die Reihe bed. Karikaturisten des 19. Jh. In Frankreich arbeiten H. Monnier, J. J. Grandville, P. Gavarni, H. Daumier für C. Philipons (* 1806, ✝ 1862) satir. Ztschr. (»La Caricature«, »Charivari«). Es folgen A. Grévin (* 1827, ✝ 1892), G. Doré, A. Gill (* 1840, ✝ 1885), später T. A. Steinlen; H. de Toulouse-Lautrec karikiert die Lebe- und Halbwelt des Pariser Fin de Siècle. Neben dem um 1800 tätigen J. Gillray werden in England T. Rowlandson, später G. Cruikshank, J. Leech (* 1817, ✝ 1864) u. a., die v. a. für den »Punch« arbeiten, bedeutend; in den USA T. Nast (* 1840, ✝ 1902). Der dt. Illustrator der Goethezeit, D. Chodowiecki, ist zugleich polit. Karikaturist; in der 2. Hälfte des 19. Jh. arbeitet W. Scholz für den »Kladderadatsch«, A. Oberländer für die »Fliegenden Blätter«. W. Buschs Bildgeschichten zeigen karikaturist. Elemente. Am Beginn des 20. Jh. stehen die gesellschaftskrit. K. von K. Arnold, R. Blix (* 1882, ✝ 1958), O. Gulbransson, T. T. Heine, E. Thöny u. a. (alle im »Simplicissimus«). In der Weimarer Rep. erheben H. Zille, K. Kollwitz, G. Grosz, O. Dix mit expressionist. K. soziale Anklage. A. Kubin und A. P. Weber zeichnen apokalypt. K. Heute ist die polit. K. in Zeitungen und Ztschr., die fantast. und kom. K. auch durch Anthologien (häufig unter dem Begriff Cartoon) verbreitet. Schulebildend für einen rein aus der graf. Linie wirksamen K.-Stil wurde S. Steinberg. Weitere bekannte zeitgenöss. Karikaturisten sind u. a. C. Addams, Bosc, Chaval, J. Effel, R. Peynet, R. Searle, Sempé, Siné, T. Ungerer, P. Flora, K. Halbritter, H. E. Köhler, E. M. Lang, Loriot, F. K. Waechter, R. Topor, H. Traxler, Frans de Boer (efbé), Marie Marcks, D. Levine.
▣ Literatur:
Flemig, K.: Karikaturisten-Lexikon. München u. a. 1993.
⃟ Dt. Karikaturen vom Mittelalter bis heute, bearb. v. G. Lammel. Stuttgart u. a. 1995.