Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kant
Kạnt,1) Hermann, Schriftsteller, * Hamburg 14. 6. 1926; 1978-89 Präs. des Schriftstellerverbandes der DDR (unter seinem Vorsitz wurden etliche systemkrit. Autoren aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen); 1986-89 Mitgl. des ZK der SED; schrieb Erzählungen, u. a. »Bronzezeit« (1986) sowie die Romane »Die Aula« (1965), »Das Impressum« (1972) und »Kormoran« (1994).1991 veröffentlichte K. seine Autobiographie »Abspann«.
2) Immanuel, Philosoph, * Königsberg (Pr) 22. 4. 1724, ✝ ebd. 12. 2. 1804; aus pietist. Elternhaus; seit 1770 Prof. für Logik und Metaphysik in Königsberg (Pr). - K.s Philosophie bedeutet Abschluss und Überwindung des Aufklärungszeitalters (Aufklärung), zugleich den Ausgangspunkt für viele neuere philosoph. Richtungen (deutsche Philosophie). Zunächst (»vorkrit. Zeit«) gelangte K. in seinen an I. Newton orientierten Schriften zu Mathematik, Physik und Kosmologie (»Allg. Naturgesch. und Theorie des Himmels ...«, 1755) zu einer Theorie der Entstehung astronom. Systeme (Kant-Laplace-Theorie) sowie zu einer neuen Definition des Wesens der Materie als »Kraft« (Energie). Philosophisch stand er anfangs in der Tradition des Rationalismus (G. W. Leibniz, C. Wolff), wählte jedoch unter dem Einfluss des engl. Empirismus (D. Hume) eine Neuorientierung, die in die krit. Philosophie mündete. Seine seit der »Kritik der reinen Vernunft« (1781) entwickelte Lehre (»Kritizismus«) versucht, entgegen den Ansprüchen des (zur Skepsis führenden) Empirismus und des dogmat. Rationalismus, durch eine krit. Prüfung der Verstandeskräfte die Quellen und Grenzen der Erkenntnis zu bestimmen. Dabei kam K. zu dem Ergebnis, dass alles allgemein gültige Erkennen abhängig sei von den dem Menschen eigenen Erkenntnisformen: den reinen Verstandesbegriffen (den Kategorien; z. B. Substanz und Kausalität) und den Anschauungsformen (Zeit und Raum). Diese Formen liegen erkenntnislogisch vor der Erfahrung (sind apriorisch) und machen diese erst möglich, indem mit ihrer Hilfe die Vielfalt der Sinneseindrücke zur Einheit der Gegenstandserkenntnis geordnet wird. K. nennt sie als bewusstseinsimmanente Erkenntnisbedingungen transzendental. K.s Lehre bedeutet eine Eingrenzung der menschl. Erkenntnis, die nach K. niemals das »Ding an sich«, sondern nur die »Erscheinungen« erfassen kann. In der Sittenlehre (Hauptwerk: »Kritik der prakt. Vernunft«, 1788) stellte er ein oberstes und allg. Sittengesetz auf, das die Pflichterfüllung in den Mittelpunkt der sittl. Wertordnung stellt (kategor. Imperativ) und verbietet, den Menschen nur als Mittel zu benutzen (»Grundlegung zur Metaphysik der Sitten«, 1785). Die Ideen »Gott«, »Freiheit« und »Unsterblichkeit« sind für K. nicht Verstandesbegriffe, sondern letzte Forderungen (Postulate) der Vernunft, die für die Bildung von Erfahrung aber nur »regulative« Bedeutung haben. Wenn sie auch nicht theoret. erkennbar sind, muss ihre Realität doch angenommen werden, da sie Bedingungen sittl. Handelns sind. Grundlegend wurden auch seine Untersuchungen zur Ästhetik und zum Zweckbegriff (»Kritik der Urtheilskraft«, 1790). In seinem staatsphilosoph. Denken trat er für einen Rechtsstaat in republikan. Sinn, für Weltbürgerrecht und den »Ewigen Frieden« ein. - Die nachkant. Philosophie versuchte, die Lehren K.s zu einem einheitl. System zusammenzufassen (deutscher Idealismus, Neukantianismus) oder im Sinne des Empirismus zu überwinden (Positivismus).
Literatur:
Schultz, Uwe: I. K. Reinbek 109.-111. Tsd. 1995.
Baumgartner, H. M.: K.s »Kritik der reinen Vernunft«. Freiburg u. a. 41996.
Höffe, O.: I. K. München 41996.
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