Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kafka
Kạfka,Franz, österr. Schriftsteller, * Prag 3. 7. 1883, ✝ Kierling (heute zu Klosterneuburg) 3. 6. 1924; Jurist und Versicherungsbeamter, stand dem Kreis Prager Schriftsteller um F. Werfel und M. Brod nahe; seit 1917 infolge einer Kehlkopftuberkulose mehrere Kuraufenthalte; 1912 Begegnung mit Felice Bauer (* 1887, ✝ 1960), mit der er sich 1914 verlobte, 1917 wurde die Beziehung endgültig gelöst. 1920-22 Liebesbeziehung zu Milena Jesenská (* 1896,✝ 1944). Zu seinen Lebzeiten erschienen nur einige Erzählungen; die Romane gab M. Brod entgegen K.s Wunsch aus dem Nachlass heraus. Von 1910 an führte K. Tagebuch (intensive Selbstanalyse). Bes. wichtig wurde ihm die Beschäftigung mit dem Judentum, v. a. auch mit dem jidd. Theater (»Rede über die jidd. Sprache«, 1912). Mit der Erzählung »Das Urteil« (1912) gelang ihm der Durchbruch zu der ihm eigenen (danach »kafkaesk« ben.) literar. Ausdrucksform, einer durch eine Lakonik der Bedrohung geprägten und auf rätselhafte Weise unheimlich wirkenden Schreibweise (»Die Verwandlung«, Erz., 1915; »Brief an den Vater«, entstanden 1919; »Ein Landarzt«, Erz., 1920; »Ein Hungerkünstler«, 1922). In dem Romanfragment »Der Verschollene« (bekannt u. d. T. »Amerika«, gedruckt 1927, das 1. Kapitel erschien 1913 u. d. T. »Der Heizer«) wird der jugendl. Held allmählich aus der menschl. Gesellschaft gedrängt, weil er in einer über seine subjektive Schuld hinausgehenden Weise von seinen Eltern und deren Ersatzfiguren immer wieder zurückgestoßen wird. Im Roman »Der Prozeß« (gedruckt 1925) werden Schuld und Selbstverurteilung eines sich den Gemeinschaftsaufgaben Entziehenden dargestellt. Thema des Romanfragments »Das Schloß« (1926), ausgelöst durch das »Milena-Erlebnis«, ist der Kampf des Autors um die Verwurzelung in der menschl. Gesellschaft.
▣ Literatur:
Müller, H.: F. K. Leben - Werk - Wirkung. 1985.
⃟ Baumer, F.: F. K. 61989.
⃟ Brod, M: Über F. K. Frankfurt am Main 45.-46. Tsd. 1993.
⃟ Blanchot, M.: Von K. zu K. A. d. Frz. Frankfurt am Main 1993.
⃟ K. u. Prag, hg. v. K. Krolop u. a. Berlin u. a. 1994.
⃟ Wagenbach, K.: F. K. Reinbek 294.-298. Tsd. 1997.
⃟ Hayman, R.: F. K. A. d. Engl. Taschenbuchausg. München 1999.
Kạfka,Franz, österr. Schriftsteller, * Prag 3. 7. 1883, ✝ Kierling (heute zu Klosterneuburg) 3. 6. 1924; Jurist und Versicherungsbeamter, stand dem Kreis Prager Schriftsteller um F. Werfel und M. Brod nahe; seit 1917 infolge einer Kehlkopftuberkulose mehrere Kuraufenthalte; 1912 Begegnung mit Felice Bauer (* 1887, ✝ 1960), mit der er sich 1914 verlobte, 1917 wurde die Beziehung endgültig gelöst. 1920-22 Liebesbeziehung zu Milena Jesenská (* 1896,✝ 1944). Zu seinen Lebzeiten erschienen nur einige Erzählungen; die Romane gab M. Brod entgegen K.s Wunsch aus dem Nachlass heraus. Von 1910 an führte K. Tagebuch (intensive Selbstanalyse). Bes. wichtig wurde ihm die Beschäftigung mit dem Judentum, v. a. auch mit dem jidd. Theater (»Rede über die jidd. Sprache«, 1912). Mit der Erzählung »Das Urteil« (1912) gelang ihm der Durchbruch zu der ihm eigenen (danach »kafkaesk« ben.) literar. Ausdrucksform, einer durch eine Lakonik der Bedrohung geprägten und auf rätselhafte Weise unheimlich wirkenden Schreibweise (»Die Verwandlung«, Erz., 1915; »Brief an den Vater«, entstanden 1919; »Ein Landarzt«, Erz., 1920; »Ein Hungerkünstler«, 1922). In dem Romanfragment »Der Verschollene« (bekannt u. d. T. »Amerika«, gedruckt 1927, das 1. Kapitel erschien 1913 u. d. T. »Der Heizer«) wird der jugendl. Held allmählich aus der menschl. Gesellschaft gedrängt, weil er in einer über seine subjektive Schuld hinausgehenden Weise von seinen Eltern und deren Ersatzfiguren immer wieder zurückgestoßen wird. Im Roman »Der Prozeß« (gedruckt 1925) werden Schuld und Selbstverurteilung eines sich den Gemeinschaftsaufgaben Entziehenden dargestellt. Thema des Romanfragments »Das Schloß« (1926), ausgelöst durch das »Milena-Erlebnis«, ist der Kampf des Autors um die Verwurzelung in der menschl. Gesellschaft.
▣ Literatur:
Müller, H.: F. K. Leben - Werk - Wirkung. 1985.
⃟ Baumer, F.: F. K. 61989.
⃟ Brod, M: Über F. K. Frankfurt am Main 45.-46. Tsd. 1993.
⃟ Blanchot, M.: Von K. zu K. A. d. Frz. Frankfurt am Main 1993.
⃟ K. u. Prag, hg. v. K. Krolop u. a. Berlin u. a. 1994.
⃟ Wagenbach, K.: F. K. Reinbek 294.-298. Tsd. 1997.
⃟ Hayman, R.: F. K. A. d. Engl. Taschenbuchausg. München 1999.