Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Kaffee
Kaffee['kafe, auch ka'fe; arab.],
1) das aus den gerösteten und gemahlenen K.-Bohnen bereitete Getränk.
2) (Kaffeestrauch, Coffea), Gattung der Rötegewächse, im trop. Afrika und Asien heimisch; Sträucher oder 4-8 m hohe Bäume mit weißen Blüten, kirschähnl. Früchten und meist zwei Steinkernen mit pergamentartiger Schale. In jedem Stein sitzt in grauweißer, seidenpapierdünner Samenschale (Seiden-, Silberhaut) ein Samen, die K.-Bohne; beim rundbohnigen Perl-K. ist nur eine Samenanlage ausgebildet. - Die wichtigsten K.-Arten sind: Arab. K. (Berg-K., Coffea arabica), urspr. wohl aus Äthiopien, heute allg. in den Tropen (v. a. in Brasilien) kultiviert; Robusta-K. (Kongo-K., Coffea canephora), aus dem trop. Afrika, angebaut v. a. in W-Afrika, Indonesien, Indien. Liberia-K. (Coffea liberica) hat nur noch geringe Bedeutung.
Bearbeitung: Bei der seltener gewordenen trockenen Aufbereitung werden die Früchte getrocknet und maschinell geschält. Bei der nassen Methode wird das Fruchtfleisch in einer Maschine (Entpulper) abgequetscht und die Samenschale entfernt. Bei beiden Verfahren erhält man den hellen, grünl. Roh-K. Vor dem Verkauf durch den Kleinhandel werden die Rohbohnen geröstet, wodurch sich erst die aromat. Stoffe, die den K. zu einem Genussmittel machen, entwickeln. Gerösteter K. enthält etwa 1,2 % (Arab. K.) und 1,6-2,6 % (Robusta-K.) Koffein, gebunden an Chlorogensäure. Das Koffein kann dem K. durch Dämpfen der rohen Bohnen und darauf folgendes Extrahieren mit Lösungsmitteln entzogen werden. Koffeinfreier K. darf nicht mehr als 0,08 %, koffeinarmer K. nicht mehr als 0,2 % Koffein enthalten. - Über die Wirkung des K. Koffein. - Die Kaffeewelternte betrug 1996 5,93 Mio. t. Größter Produzent war Brasilien (1,29 Mio. t), gefolgt von Kolumbien (822 000 t), Indonesien (431 000 t) und Mexiko (325 000 t).
Geschichte: Von Äthiopien breitete sich die Sitte des K.-Trinkens vermutlich seit dem 13. Jh. in der islam. Welt aus. In Europa kommt der K. erstmalig 1582 in dem Buch des Arztes L. Rauwolf, der den Vorderen Orient bereist hatte, unter dem Namen »Chaube« vor. Mitte des 17. Jh. gelangte er in die großen europ. Seehandelsstädte. 1671 kamen die ersten K.-Pflanzen nach Java, bald darauf setzte der Anbau auf Ceylon und in Surinam ein, in der 2. Hälfte des 18. Jh. breitete er sich in Südamerika aus.
Literatur:
Ferré, F.: K. Eine Kulturgeschichte. Tübingen 1991.
Baum, H. u. Offenhäußer, D.: K. Armut - Macht - Märkte. Ein Produkt u. seine Folgen. Unkel u. a. 1994.
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