Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
jiddische Sprache
jịddische Sprache,Volkssprache der nicht assimilierten aschkenas. Juden, früher auch als »Jüdisch« oder »Hebräisch-Deutsch« und im Jiddischen selbst oft als »Mame-loschn« (Muttersprache) bezeichnet; auch mit den Bez. »Jargon«, »Mauscheln« oder »Kauderwelsch« in jüd. Kontext ist meist die j. S. gemeint. Trotz der Vernichtung eines großen Teils (etwa 5 Mio. Sprecher) der jidd. Sprachgemeinschaft im Holocaust blieb Jiddisch bis heute die am weitesten verbreitete jüd. Sprache mit schätzungsweise noch 5-6 Mio. Sprechern (v. a. in Nordamerika und Israel, O- und W-Europa), denen Jiddisch zumindest als Zweitsprache geläufig ist.
Die Geschichte der j. S. begann im 10. Jh. mit der Einwanderung von Juden aus Gebieten mit roman. Sprache in rhein. und donauländ. Regionen. Die wenigen Überlieferungen lassen erkennen, dass das Altjiddische (bis etwa 1500) an den sprachl. Veränderungen des mittelalterl. Deutsch im Wesentlichen teilnahm; trotzdem bewirkte die soziokulturelle Desintegration der Juden sprachl. Besonderheiten, bes. den ausschließl. Gebrauch des hebr. Alphabets. Die jüd. Flucht und Vertreibung seit den Kreuzzügen und der Pestzeit Mitte des 14. Jh. führte zur Verbreitung der j. S. nach S (Oberitalien) und O (Böhmen, Mähren, Polen). Im Mitteljiddischen (16.-18. Jh.) trat neben dem Deutschen die hebräisch-aramäische Komponente stärker hervor, die Aufnahme slaw. Sprachelemente und der gelockerte Kontakt zum dt. Sprachgebiet sonderten allmählich den östl. vom westl. Sprachzweig. Wachsender Assimilationsdruck reduzierte Letzteren auf lokal- und fachsprachl. Reste, sodass das Neujiddische (seit dem 19. Jh.) weitgehend mit dem Ostjiddischen identisch ist. Seine Verbreitung nahm nach der Auswanderungsbewegung nach Übersee seit den Pogromen 1881 zu; materielle und kulturelle Entwurzelung der Sprecher drängte den Gebrauch der j. S. zurück. Die seit Ende der 30er-Jahre, bes. ab 1949 in der UdSSR bestehenden Restriktionen und v. a. die weitgehende Vernichtung jüd. Kultur O-Europas im Zweiten Weltkrieg lassen den Fortbestand und die -entwicklung der j. S. problematisch erscheinen.
▣ Literatur:
Simon, B.: Jidd. Sprachgeschichte. Neuausg. Frankfurt am Main 1993.
⃟ Landmann, S.: Jiddisch. Frankfurt am Main u. a. 51994.
⃟ Gesprochenes Jiddisch, hg. v. U. Kiefer. Tübingen 1995.
jịddische Sprache,Volkssprache der nicht assimilierten aschkenas. Juden, früher auch als »Jüdisch« oder »Hebräisch-Deutsch« und im Jiddischen selbst oft als »Mame-loschn« (Muttersprache) bezeichnet; auch mit den Bez. »Jargon«, »Mauscheln« oder »Kauderwelsch« in jüd. Kontext ist meist die j. S. gemeint. Trotz der Vernichtung eines großen Teils (etwa 5 Mio. Sprecher) der jidd. Sprachgemeinschaft im Holocaust blieb Jiddisch bis heute die am weitesten verbreitete jüd. Sprache mit schätzungsweise noch 5-6 Mio. Sprechern (v. a. in Nordamerika und Israel, O- und W-Europa), denen Jiddisch zumindest als Zweitsprache geläufig ist.
Die Geschichte der j. S. begann im 10. Jh. mit der Einwanderung von Juden aus Gebieten mit roman. Sprache in rhein. und donauländ. Regionen. Die wenigen Überlieferungen lassen erkennen, dass das Altjiddische (bis etwa 1500) an den sprachl. Veränderungen des mittelalterl. Deutsch im Wesentlichen teilnahm; trotzdem bewirkte die soziokulturelle Desintegration der Juden sprachl. Besonderheiten, bes. den ausschließl. Gebrauch des hebr. Alphabets. Die jüd. Flucht und Vertreibung seit den Kreuzzügen und der Pestzeit Mitte des 14. Jh. führte zur Verbreitung der j. S. nach S (Oberitalien) und O (Böhmen, Mähren, Polen). Im Mitteljiddischen (16.-18. Jh.) trat neben dem Deutschen die hebräisch-aramäische Komponente stärker hervor, die Aufnahme slaw. Sprachelemente und der gelockerte Kontakt zum dt. Sprachgebiet sonderten allmählich den östl. vom westl. Sprachzweig. Wachsender Assimilationsdruck reduzierte Letzteren auf lokal- und fachsprachl. Reste, sodass das Neujiddische (seit dem 19. Jh.) weitgehend mit dem Ostjiddischen identisch ist. Seine Verbreitung nahm nach der Auswanderungsbewegung nach Übersee seit den Pogromen 1881 zu; materielle und kulturelle Entwurzelung der Sprecher drängte den Gebrauch der j. S. zurück. Die seit Ende der 30er-Jahre, bes. ab 1949 in der UdSSR bestehenden Restriktionen und v. a. die weitgehende Vernichtung jüd. Kultur O-Europas im Zweiten Weltkrieg lassen den Fortbestand und die -entwicklung der j. S. problematisch erscheinen.
▣ Literatur:
Simon, B.: Jidd. Sprachgeschichte. Neuausg. Frankfurt am Main 1993.
⃟ Landmann, S.: Jiddisch. Frankfurt am Main u. a. 51994.
⃟ Gesprochenes Jiddisch, hg. v. U. Kiefer. Tübingen 1995.