Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
japanische Philosophie
japanische Philosophie,das von Gedanken des Konfuzius, vom Buddhismus, vom Shintō sowie abendländ. Gedankengut bestimmte Denken und Verhalten in Japan. Das konfuzian. Gedankengut - im 4. Jh. vom Festland übernommen - hat das moral. und polit. Leben Japans bis weit über die Meijizeit bestimmt. Der von Zenmönchen in der Muromachizeit (1339-1573) eingeführte Neokonfuzianismus (Shushigaku) wurde bes. für das Japan der Tokugawazeit (1603-1867) in eth. und staatspolit. Hinsicht bedeutsam. Hauptvertreter: Fujiwara Seika, Hayashi Razan, Kinoshita Jun'an. Ihrer Lehre liegen die Gedanken des chines. Songphilosophen Zhu Xi (japan. Shushi; 12. Jh.) zugrunde. Sie lehnten den Buddhismus ab und bevorzugten einen Synkretismus von Shintō und Konfuzianismus. Neben dem zur orth. Staatslehre gewordenen Shushigaku standen andere Schulen (Yōmeigaku, Kogaku, Shingaku). Die buddhist. Philosophie hatte ihre japan. Anfänge in der Narazeit (710-784). Eine bed. Rolle in der japan. Geistesgeschichte spielte die Philosophie des Zen, die auch heute und in der westl. Welt von Einfluss ist. Die Nat. Schule (Kokugaku), als wiss. Schule in der Tokugawazeit entstanden, war eine Gegenbewegung zu den konfuzian. und buddhist. Schulen; sie betonte das eigenständig Japanische und forderte die »Rückkehr zum Alten«, dem Shintō. - Die europ. Philosophie wurde Japan von den Niederländern vermittelt. Der eigentl. Begründer der modernen j. P. ist Nishi Amane. Die Überbetonung westl. Denkens in der ersten Hälfte der Meijizeit (1868-1912) führte zu heftigen Reaktionen, die sich bes. in der Ethik abzeichneten (Nishimura Shigeki, Inoue Tetsujirō). Kantianismus und Neukantianismus, daneben die japan. Sozialisten, bestimmten die j. P. der ersten Hälfte des 20. Jh. Eine eigene Stellung nimmt Nishida Kitarō ein, der die j. P. zu einem originalen Philosophieren zurückführte und in die Weltphilosophie eingliederte. Die bestimmenden philosoph. Richtungen nach 1945 sind Existenzialismus, Marxismus, Pragmatismus, Sozialphilosophie sowie die analyt. Philosophie. Der Einfluss der nordamerikan. Philosophie hat gegenüber der europ. zugenommen.
▣ Literatur:
Brüll, L.: Die j. P. Eine Einführung. Darmstadt 21993.
⃟ Hamada, J.: J. P. nach 1868. Leiden u. a. 1994.
⃟ Pörtner, P. u. Heise, J.: Die Philosophie Japans von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 1995.
japanische Philosophie,das von Gedanken des Konfuzius, vom Buddhismus, vom Shintō sowie abendländ. Gedankengut bestimmte Denken und Verhalten in Japan. Das konfuzian. Gedankengut - im 4. Jh. vom Festland übernommen - hat das moral. und polit. Leben Japans bis weit über die Meijizeit bestimmt. Der von Zenmönchen in der Muromachizeit (1339-1573) eingeführte Neokonfuzianismus (Shushigaku) wurde bes. für das Japan der Tokugawazeit (1603-1867) in eth. und staatspolit. Hinsicht bedeutsam. Hauptvertreter: Fujiwara Seika, Hayashi Razan, Kinoshita Jun'an. Ihrer Lehre liegen die Gedanken des chines. Songphilosophen Zhu Xi (japan. Shushi; 12. Jh.) zugrunde. Sie lehnten den Buddhismus ab und bevorzugten einen Synkretismus von Shintō und Konfuzianismus. Neben dem zur orth. Staatslehre gewordenen Shushigaku standen andere Schulen (Yōmeigaku, Kogaku, Shingaku). Die buddhist. Philosophie hatte ihre japan. Anfänge in der Narazeit (710-784). Eine bed. Rolle in der japan. Geistesgeschichte spielte die Philosophie des Zen, die auch heute und in der westl. Welt von Einfluss ist. Die Nat. Schule (Kokugaku), als wiss. Schule in der Tokugawazeit entstanden, war eine Gegenbewegung zu den konfuzian. und buddhist. Schulen; sie betonte das eigenständig Japanische und forderte die »Rückkehr zum Alten«, dem Shintō. - Die europ. Philosophie wurde Japan von den Niederländern vermittelt. Der eigentl. Begründer der modernen j. P. ist Nishi Amane. Die Überbetonung westl. Denkens in der ersten Hälfte der Meijizeit (1868-1912) führte zu heftigen Reaktionen, die sich bes. in der Ethik abzeichneten (Nishimura Shigeki, Inoue Tetsujirō). Kantianismus und Neukantianismus, daneben die japan. Sozialisten, bestimmten die j. P. der ersten Hälfte des 20. Jh. Eine eigene Stellung nimmt Nishida Kitarō ein, der die j. P. zu einem originalen Philosophieren zurückführte und in die Weltphilosophie eingliederte. Die bestimmenden philosoph. Richtungen nach 1945 sind Existenzialismus, Marxismus, Pragmatismus, Sozialphilosophie sowie die analyt. Philosophie. Der Einfluss der nordamerikan. Philosophie hat gegenüber der europ. zugenommen.
▣ Literatur:
Brüll, L.: Die j. P. Eine Einführung. Darmstadt 21993.
⃟ Hamada, J.: J. P. nach 1868. Leiden u. a. 1994.
⃟ Pörtner, P. u. Heise, J.: Die Philosophie Japans von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart 1995.