Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Jura
I Jura[Pl. von lat. Ius], die Rechte, die Rechtswissenschaft.
II Jura
der, eines der geolog. Systeme des Mesozoikums, dauerte rd. 60 Mio. Jahre, während denen bes. Tone, Mergel und Kalksteine abgelagert wurden (nutzbar: Eisenerz-, Gips- und Salzlager). In diese Zeit fallen zahlr. Meeresüberflutungen und ein mildes Klima. Unterteilt wird der J. in Lias, Dogger, Malm oder nach den in Süd-Dtl. vorherrschenden Gesteinsfarben in Schwarzen, Braunen und Weißen Jura.
III Jura,
1) der, Gebirgszug in Mitteleuropa, nordwestlich und nördlich der Alpen. Der Französisch-Schweizer. J. erstreckt sich in einem flachen Bogen vom Lac du Bourget nach N und NO. Der frz. Teil entspricht in seiner Ausdehnung etwa der Franche-Comté, der schweizer. Teil (etwa 10 %) reicht vom Genfer See bis zum Randen (bei Schaffhausen). Der J. ist hauptsächlich aus den Schichten des J.-Systems aufgebaut, die im Tertiär aufgefaltet wurden, am stärksten im O, im Kettenjura. Die dicht gedrängten Falten bilden hier mit ihren Sätteln und Kämmen (crêts) die höchsten Erhebungen (Crêt de la Neige 1 718 m ü. M.); in den Mulden entstanden breite Längstäler (Vallées), die durch enge Quertäler (Cluses, Klusen) verbunden sind. Gegen W sind die Falten im Plateau-J. zu einförmigen Hochflächen abgetragen (bis 800 m ü. M.), mit Talmäandern (von Doubs und Ain) und Karsterscheinungen (oberflächl. Wasserarmut, Dolinen, Poljen, Höhlen). Der im N gelegene Tafel-J. hatte an der Faltung wenig Anteil, seine vielfach aus Muschelkalk gebildeten, stark zerschnittenen Hochflächen erreichen Höhen um 750 m ü. M. Das Klima ist rau und feucht, der Wald wurde durch die Weidewirtschaft auf die Hänge zurückgedrängt. In der Landwirtschaft überwiegt die Viehzucht, in den Tälern und im Vorland gibt es Acker- und Obst-, im S auch Weinbau. Der J. ist dicht besiedelt und stark industrialisiert: Holzind., Edelsteinschleiferei und bes. im Schweizer J. (aus dem Hausgewerbe hervorgegangen) Uhrenindustrie. Im frz. J. entstanden in einigen Zentren wie Montbéliard, Dôle, Besançon, Champagnole moderne Großbetriebe.
In Dtl. setzen sich die J.-Schichten jenseits des Hochrheins nach NO und N in der Schwäbischen Alb und der Fränkischen Alb fort, die früher deshalb auch Schwäb. und Fränk. J. genannt wurden, tektonisch jedoch anders aufgebaut sind als der Französisch-Schweizer. Jura.
2) [ʒy'ra], frz. Dép. im Jura, in der Franche-Comté, 4 999 km2, (1995) 252 000 Ew.; Hptst. ist Lons-le-Saunier.
3) [frz. ʒy'ra] (amtlich République et Canton de J.), Kanton der Schweiz, umfasst die Bez. Delémont, Franches-Montagnes und Porrentruy, 838 km2, (1998) 69 000 vorwiegend kath., französischsprachige Ew.; Hptst. ist Delémont. J. hat überwiegend ländl. Charakter; wichtigster Ind.zweig ist die Uhrenind., ferner Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Metallverarbeitung; in der Landwirtschaft dominieren Viehzucht und Grünlandwirtschaft. - Im 20. Jh. entstand bes. im kath. Nord-J. eine polit. Bewegung zur Schaffung eines eigenständigen Kantons. Nach drei Abstimmungen (1974, 1975 und 1978) wurde am 1. 1. 1979 aus dem nordwestl. Teil des Kantons Bern der neue Kanton J. geschaffen. Mit Abkommen (1994) zw. den Kantonen J. und Bern sowie der Eidgenossenschaft wurden die Grenzen endgültig festgelegt und die Institution einer »Interjurass. Versammlung« gebildet.
4) ['dʒʊərə], Insel im S der Inneren Hebriden, W-Schottland, bis 784 m ü. M., 360 km2, 240 Ew.; Whiskyherstellung, Tourismus.
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