Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Johann
Johann,Herrscher:
Böhmen:
1) J. der Blinde (J. von Luxemburg), König (1310-46), * 10. 8. 1296, Ȅ Crécy-en-Ponthieu 26. 8. 1346; Sohn Kaiser Heinrichs VII., Erbe der böhm. Przemysliden, mit Anspruch auf die poln. Krone; erwarb 1335 das Herzogtum Breslau sowie die Lehnshoheit über andere schles. Fürstentümer; 1340 erblindet; erreichte 1346 die Wahl seines Sohnes Karl (IV.) zum Röm. König.
Brandenburg:
2) J. Sigismund, Kurfürst (1608-20), * Halle (Saale) 8. 11. 1572, ✝ Berlin 2. 1. 1620; trat 1613 vom Luthertum zum Kalvinismus über; erwarb 1614 Kleve, Mark und Ravensberg. 1618 wurde er Herzog von Preußen.
Burgund:
3) J. ohne Furcht (frz. Jean sans Peur), Herzog (1404-19), * Dijon 28. 5. 1371, ✝ (ermordet) Montereau (Dép. Seine-et-Marne) 10. 9. 1419; Sohn Philipps des Kühnen; ließ im Streit um die Herrschaft am Hof des geisteskranken Königs Karl Vl. von Frankreich Herzog Ludwig von Orléans 1407 ermorden; wurde in den Machtkämpfen des Hundertjährigen Krieges von Anhängern des Dauphins (Karl VII.) ermordet.
Dänemark:
4) J. I., König (1481-1513), * Ålborg 5. 6. 1455, ✝ ebd. 20. 2. 1513, auch König von Norwegen (1483-1513) und Schweden (1497-1501; als J. II.); konnte sich in Schweden nur zeitweilig gegen den Reichsverweser Sten Sture d. Ä. durchsetzen.
England:
5) J. ohne Land (engl. John Lackland), König (1199-1216), * Oxford 24. 12. 1167, ✝ Schloss Newark (bei Nottingham) 19. 10. 1216, Sohn Heinrichs II.; folgte seinem Bruder Richard Löwenherz, verlor 1203-06 fast alle engl. Festlandsbesitzungen an König Philipp August von Frankreich. Die aufständ. engl. Barone erzwangen 1215 von ihm die Magna Charta (libertatum).
Frankreich:
6) J. II.,der Gute (frz. Jean le Bon), König (1350-64), * Schloss Gué de Maulny (bei Le Mans) 16. 4. 1319, ✝ London 8. 4. 1364; geriet in der Schlacht bei Maupertuis 1356 in engl. Gefangenschaft und musste 1360 im Frieden von Brétigny das ganze südwestl. Frankreich abtreten.
Österreich:
7) J., Erzherzog, * Florenz 20. 1. 1782, ✝ Graz 10. 5. 1859; sechster Sohn Kaiser Leopolds II., unterstützte den Aufstand der Tiroler 1809; stiftete 1811 das steir. Landesmuseum (Joanneum) in Graz und gewann durch gemeinnützige, kulturelle und wirtsch. Unternehmungen sowie seine bürgerl. Lebensführung (seit 1827
mit Anna Plochl, Postmeisterstochter aus Aussee, später Gräfin von Meran) in den Alpenländern große Volkstümlichkeit. 1848/49 war er, gewählt von der Frankfurter Nationalversammlung, dt. Reichsverweser.
Polen:
8) J. II. Kasimir (poln. Jan II. Kazimierz), König (1648-68), * Krakau 21. 3. 1609, ✝ Nevers 16. 12. 1672; verlor im Kampf gegen die Dnjepr-Kosaken unter B. Chmelnizki und gegen Russland (1654-67) die Ukraine links des Dnjepr mit Kiew und Smolensk sowie im 1. Nord. Krieg (1655-60) Livland an Schweden und das Herzogtum Preußen an Brandenburg.
9) J. III. Sobieski (poln. Jan III. Sobieski), König (1674-96), * Olesko (Gebiet Lemberg, heute Lwiw, Ukraine) 17. 8. 1629, ✝ Wilanów (bei Warschau) 17. 6. 1696; wurde 1668 Krongroßhetman; nach seinem Sieg bei Chocim über die Türken (1673) und dem Tod König Michaels 1674 wurde er zum König gewählt. In der Schlacht am Kahlenberg (12. 9. 1683) befreite er Wien von der türk. Belagerung.
Portugal:
10) J. I. (portugies. João I.), König (1385-1433), * Lissabon 11. 4. 1357, ✝ ebd. 14. 8. 1433; begründete die Dynastie Avis (1385-1580). Dank der Initiative seines Sohnes, Heinrichs des Seefahrers, eroberte er 1415 Ceuta, leitete damit die portugies. Ausdehnung in Afrika ein.
11) J. II. (portugies. João II.), König (1481-95), * Lissabon 5. 5. 1495, ✝ Alvor (bei Portimão, Distr. Faro) 25. 10. 1495; ließ die portugies. Entdeckungsfahrten fortsetzen, schloss 1494 mit Kastilien den Vertrag von Tordesillas, der die span. und portugies. Besitzungen in Übersee voneinander abgrenzte.
12) J. IV. (portugies. João IV.), König (1640-56), * Vila Viçosa (Distr. Évora) 19. 3. 1604, ✝ Lissabon 6. 11. 1656; Begründer der Dynastie Bragança, befreite Portugal von der span. Herrschaft, vertrieb 1654 die Niederländer aus Brasilien.
Sachsen:
13) J. der Beständige, Herzog, Kurfürst (1525-32), * Meißen 30. 6. 1468, ✝ Schweinitz (heute zu Jessen, Elster) 16. 8. 1532, Vater von 14); regierte 1486-1525 mit seinem Bruder Friedrich III., dem Weisen; setzte seit 1526 die luth. Kirchenordnung in seinem Land durch. 1531 Initiator des Schmalkald. Bunds.
14) J. Friedrich I.,der Großmütige, Herzog, Kurfürst (1532-47), * Torgau 30. 6. 1503, ✝ Weimar 3. 3. 1554, Sohn von 13); neben Philipp von Hessen Führer der dt. Protestanten, im Schmalkald. Krieg bei Mühlberg 1547 besiegt und gefangen genommen (bis 1552). Durch die Wittenberger Kapitulation (19. 5. 1547) verlor er die Kurwürde und die Hälfte seiner Gebiete an die Albertiner; veranlasste 1548 die Gründung der Univ. Jena.
15) J. Georg I., Kurfürst (1611-56), * Dresden 5. 3. 1585, ✝ ebd. 18. 10. 1656, Großvater von 16); schloss sich im Dreißigjährigen Krieg 1620 dem Kaiser an, 1631/32 (unter Zwang) Gustav II. Adolf von Schweden; im Prager Frieden 1635 erhielt er die böhm. Lausitz (endgültig 1648).
16) J. Georg III., Kurfürst (1680-91), * 20. 6. 1647, ✝ Tübingen 22. 9. 1691, Enkel von 15); unterstützte seit 1683 Kaiser Leopold I. im Kampf gegen Türken und Franzosen. Sein zweiter Sohn war August der Starke.
17) J., König (1854-73), * Dresden 12. 12. 1801, ✝ Pillnitz (heute zu Dresden) 29. 10. 1873; widmete sich unter dem Decknamen Philalethes der Danteforschung (Übers. der »Göttl. Komödie«. J. vertrat im Dt. Bund eine mittelstaatl. Politik, im Dt. Krieg 1866 kämpfte er auf österr. Seite.
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