Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Jerusalem
I Jerusalem(hebr. Jeruschalajim, arab. El-Kuds), seit 1950 Hauptstadt des Staates Israel, im Bergland von Judäa, 700-850 m ü. M., 578 800 Ew. (in Ost-J. nach palästinens. Angaben 210 000, nach israel. Erhebungen 180 000 Ew.); Reg.-, Kultur- und religiöses Zentrum des Landes. Darüber hinaus hat J. zahlr. traditionsreiche Kultstätten der Juden, Christen und Muslime und daher weltweit einmalige Bedeutung als heilige Stadt. J. ist Sitz der israel. Akademie der Wiss. und der Hebr. Univ. J., hat Kunst- und Musikhochschule, Bibliotheken, Archive und Museen.Stadtbild: Die heutige Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) hat größtenteils mittelalterlich-oriental. Charakter; sie ist von einer gewaltigen Mauer mit 34 Türmen und acht Toren umgeben (16. Jh.). Die Stadt ist seit dem MA. in vier Quartiere aufgeteilt: das Viertel der Muslime im O, das der Christen im NW, das Armenierviertel im SW und das Judenviertel im Süden. Der Haupteingang zur Altstadt führt im N durch das Damaskustor. Im NO, am St. Stephanstor, in dessen Nähe die St.-Anna-Kirche (12. Jh.) liegt, beginnt die Marientorgasse, fortgesetzt von der Via Dolorosa; dieser über mehrere Stationen führende Kreuzweg endet im Christenviertel an der Grabeskirche (Heiliges Grab); in ihrer Nähe die 1898 geweihte evang. Erlöserkirche. Im armen. Viertel liegen die Zitadelle und die St.-Jakobs-Kirche (urspr. 11. Jh.). Fast der gesamte Ostteil der Altstadt wird vom Tempelberg eingenommen, der unter islam. Verwaltung steht; hier befinden sich die beiden wichtigsten islam. hl. Stätten: Felsendom und Al-Aksa-Moschee. Unter den zahlreichen christl. Stätten sind die Grabeskirche und die »Via Dolorosa« die wichtigsten. Für die Juden gibt es nur eine heilige Stätte: die über 400 m lange Klagemauer, von den Juden »Westliche Mauer« genannt. In der Altstadt leben heute nur etwa 3 % der Bev. von Jerusalem. Außerhalb der Altstadt liegen im O, durch das Kidrontal getrennt, der Ölberg und der Garten Gethsemane, im S der Berg Zion und der Berg Ophel. Die Neustadt legt sich im N, W und S als breiter Bogen um die Altstadt: Im N schließen sich die modernen arab. Geschäfts- und Wohnviertel an, während sich die jüd. Wohnviertel hauptsächlich nach W und NW erstrecken. Im W befindet sich das weiträumige Reg.viertel mit Parlament (Knesset), Ministerien, einem Teil der Univ., dem Komplex des Israel-Museums mit Skulpturengarten Billy Rose sowie das Kreuzkloster (grch. Gründung des 6. Jh.). Weiter im W der Hügel des Gedenkens (Har Hazikaron) mit der Gedenkstätte »Yad Vashem«, das Erinnerungsmal für die Ermordeten des Holocaust. Bei En Kerem die Synagoge des Medizin. Zentrums Hadassah mit zwölf Glasfenstern von M. Chagall (1959-61).Geschichte: J., schon im 19. Jh. v. Chr. erwähnt, war als Jebus die Hptst. der Jebusiter, wurde um 1000 von David erobert und zu seinem Königssitz gemacht und von Salomo prächtig ausgeschmückt. 587 v. Chr. zerstörte Nebukadnezar II. die Stadt (nach der Babylonischen Gefangenschaft wieder aufgebaut). 63 v. Chr. begann die röm. Oberherrschaft. Herodes d. Gr. entfaltete eine rege Bautätigkeit. 70 n. Chr. wurde J. von Titus völlig zerstört, 130 von Hadrian wiederhergestellt (Aelia Capitolina). Seit der Zeit Konstantins d. Gr. wurde J. eine christl. Stadt und blieb es, mit kurzer Unterbrechung, 300 Jahre. 637 wurde es von den Arabern, 1099 von den Kreuzfahrern erobert, seit 1100 Hptst. des Königreichs J. (Kreuzfahrerstadt), 1187 Eroberung durch den ägypt. Sultan Saladin, 1229 von Kaiser Friedrich II. kurzzeitig zurückerobert, ab 1244 islamisch, zunächst im Mameluckenreich, 1517-1917 osman. Provinzhptst.; 1920-48 Sitz der brit. Mandatsreg. für Palästina. Im 1. Israelisch-Arab. Krieg (1948/49; Nahostkonflikt) fiel der O-Teil der Stadt (bes. die Altstadt) an Jordanien, der W-Teil an Israel. Nach der Eroberung des jordan. Teils im 3. Israelisch-Arab. Krieg und der Bildung einer Gesamt-Jerusalemer Stadtreg. (1967) erklärte Israel, bes. gegen arab. Widerstand, 1980 Gesamt-J. zu seiner Hauptstadt. Der Status von J. gilt als Kern des Nahostkonflikts.
Literatur:
Otto, E.: J., die Gesch. der Hl. Stadt. Stuttgart u. a. 1980.
Nayhauss, H.-C. Graf von: Hl. Stätten: Pilgerziel J. Pforzheim 1988.
Durst, S.: J. als ökumen. Problem im 20. Jh. Pfaffenweiler 1993.
Die Architektur J.s. 3 000 Jahre Hl. Stadt, bearb. v. D. Kroyanker. A. d. Amerikan. Stuttgart u. a. 1994.
Kollek, T.: J. u. ich. Memoiren. A. d. Hebr. Frankfurt am Main 1995.
Armstrong, K.: J. - die hl. Stadt. A. d. Engl. München 1996.
Niemann. I.: J. im Spannungsfeld des israelisch-arab. Konflikts. Neuried 1996.
II Jerusalem,
Siegfried, Sänger (Tenor), * Oberhausen 17. 4. 1940; seit 1978 Mitgl. der Dt. Oper Berlin; wirkte mit bei Festspielen (Bayreuth); v. a. Opernpartien von R. Wagner; auch Liedsänger.
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Ansicht: Jerusalem