Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Japan
Japan⃟ Fläche: 377 801 km2
Einwohner: (1995) 125,095 Mio.
Hauptstadt: Tokio
Verwaltungsgliederung: 43 Präfekturen
Amtssprache: Japanisch
Nationalfeiertag: 23. 12.
Währung: 1 Yen (Y̵, ¥) = 100 Sen
Zeitzone: MEZ + 8 Std.
(Nippon, amtl. japan. Nihon Koku), Inselstaat in Ostasien, umfasst die zw. Ochotsk. und Ostchines. Meer vor der asiat. Festlandküste gelegene Inselkette mit den Hauptinseln Honshū, Hokkaidō, Kyūshū und Shikoku. Nächste Nachbarn sind Russland (mit der Insel Sachalin und den von J. beanspruchten Kurilen) und Korea, nach SW erstreckt sich das Staatsgebiet mit den Ryūkyūinseln bis nach Taiwan.
Staat und Recht: Nach der 1947 in Kraft getretenen Verf. (letzte Änderung 1994) ist J. eine parlamentarisch-demokrat. Monarchie. Staatsoberhaupt mit überwiegend repräsentativen Aufgaben ist der Kaiser (Tenno). Oberstes Legislativorgan ist das Zweikammerparlament, bestehend aus Oberhaus (252 auf sechs Jahre gewählte Mitgl.) und Unterhaus (500 Abg., für vier Jahre gewählt). Ges.vorlagen bedürfen der Zustimmung beider Kammern, jedoch kann das Unterhaus Einwendungen des Oberhauses zurückweisen. Die Exekutive liegt bei der Reg. unter Vorsitz des von beiden Kammern gewählten MinPräs. An der Spitze der Präfekturen stehen direkt gewählte Gouverneure. Einflussreichste Parteien: Liberaldemokrat. Partei (LDP), Demokrat. Partei (DPJ, gegr. 1996), Neue Friedenspartei (gegr. 1998), Liberale Partei (gegr. 1998), Japan. Kommunist. Partei (JKP) und Sozialdemokrat. Partei (SDP).
Landesnatur: J. besteht aus 3 922 Inseln. Der japan. Hauptinselbogen, der sich nach S in den Ryūkyūinseln, nach N in den Kurilen fortsetzt, ist die Gipfelreihe eines kompliziert gebauten Gebirgssystems, das aus über 12 000 m Tiefe vom Meeresboden aufsteigt. Die Inseln sind im Innern sehr gebirgig und in Südwest-J. durch Meeresbuchten reich gegliedert. Höchster Berg ist der Vulkankegel Fuji (3 776 m ü. M.). Von den mehr als 240 Vulkanen sind 36 tätig; es gibt etwa 12 000 heiße Quellen. J. ist eines der erdbebenreichsten Länder der Erde (durchschnittlich 1 450 leichte Erdbeben pro Jahr, auch häufige Seebeben). 80 % der Landfläche sind gebirgig, mehr als 380 Gipfel liegen über 2 000 m. Tiefländer treten nur im Bereich der Küste auf, das größte ist die Kantōebene an der Tokiobucht. Die Flüsse sind kurz und sehr wasserreich, meist infolge starken Gefälles nicht schiffbar, jedoch für die Bewässerung der Reisfelder, die Flößerei und Energieerzeugung wichtig. Die Seen sind mit Ausnahme des Biwasees (675 km2) meist klein. - Breitenlage und der Wechsel der Monsunwinde (im Sommer S- oder SO-Monsun, im Winter N- oder NW-Monsun) bestimmen das Klima; die Monsunwinde bringen den ihnen zugewandten Gebirgen reiche Niederschläge, im Winter z. T. Schnee. Der S ist subtropisch heiß, der N warm bis kühl gemäßigt, im N von Hokkaidō herrscht subpolares Klima. Im Spätsommer treten an der SO-Küste häufig verheerende Taifune auf. - Die Pflanzenwelt ist sehr artenreich. Wälder bedecken rd. 70 % der Fläche; auf die borealen Nadelwälder im N folgen sommergrüne Laubwälder, in denen nach S zunehmend Lorbeergehölze vertreten sind. Im südl. J. sind immergrüne Laubwälder verbreitet mit z. T. hohem Anteil an Bambus. Auf den Ryūkyūinseln wächst immergrüner Regenwald, an den Küsten wachsen Mangroven.
Bevölkerung: Die Bev. besteht fast ausschließlich aus Japanern. Der Anteil der Ureinwohner (Ainu) ist gering. Eine noch heute unterprivilegierte und diskriminierte Bev.gruppe sind die vielfach in eigenen Siedlungen lebenden, seit 1869 so bezeichneten Burakumin (über 3 Mio.), Nachkommen der Hinin (ehem. Ausgestoßene: Bettler, Prostituierte, Schausteller) und Eta (Angehörige »unreiner Berufe«: Schlachter, Gerber, Totengräber, Henker). Stärkste ausländ. Gruppe sind die Koreaner. Die Bev.verteilung ist sehr unterschiedlich; am dünnsten besiedelt ist Hokkaidō, dagegen leben in den Ballungsgebieten an der SO-Küste von Honshū bis zu 4 000 Ew./km2; der Bev.zuwachs ist aufgrund von Maßnahmen zur Familienplanung sehr gering (0,34 %). Es gibt elf Millionenstädte (Tokio, Yokohama, Ōsaka, Nagoya, Sapporo, Kōbe, Kyōto, Fukuoka, Kawasaki, Hiroshima, Kitakyūshū) und über 140 Großstädte. - Es besteht allg. Schulpflicht vom 6. bis 15. Lebensjahr; Hochschulbildung wird von rd. 550 Univ., Hochschulen, Fachhochschulen und Colleges vermittelt. - Etwa 87 % der Bev. sind Shintoisten, über 77 % Buddhisten (die meisten Japaner gehören beiden Gemeinschaften gleichzeitig an), etwa 1 % sind Christen.
Wirtschaft, Verkehr: Obwohl ein rohstoffarmes Land, gehört J. zu den führenden Ind.staaten der Erde und hat seit dem Zweiten Weltkrieg einen beispiellosen Aufstieg zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht nach den USA und vor Dtl. vollzogen. J. ist auch Zentrum des in der Weltwirtschaft neu entstandenen pazif. Wirtschaftsraumes. Die rasche ökonom. Entwicklung und der tief greifende Strukturwandel nach dem Zweiten Weltkrieg wurden u. a. durch Förderungs- und Finanzierungsprogramme der Reg., durch eine hohe Inlandsnachfrage bei gleichzeitig hoher persönl. Sparquote (u. a. dadurch bedingt hohe Kapitalinvestitionen), durch Technologieimport und hohe Aufwendungen für die Entwicklung eigener Technologien sowie durch hoch qualifizierte Erwerbstätige und einen geringen Mitteleinsatz für die Landesverteidigung ermöglicht. Die nach 1945 strukturell grundlegend umgewandelte Ind. konzentriert sich zu etwa 80 % im pazif. Ind.gürtel, v. a. in den Ind.gebieten Keihin (um Tokio), Chūkyō (um Nagoya), Hanshin (um Ōsaka und Kōbe) und Kitakyūshū (im N von Kyūshū). Bestimmend sind die Zweige der Metallverarbeitung, darunter die elektrotechn. und elektron. Ind. mit dem Bau von elektron. Teilen, Computern, Erzeugnissen der Unterhaltungselektronik (Hörfunk-, Fernseh-, Videogeräte) und Ind.robotern, der Werkzeugmaschinen-, Fahrzeug- und Schiffbau. Im Schiffbau ist J. seit 1956 führend in der Welt (acht Großwerften), im Automobilbau seit 1979. In der Produktion von synthet. Fasern und synthet. Kautschuk nimmt es ebenso wie in der Erzeugung von Eisen und Stahl den zweiten Platz ein. Eine Spitzenposition besteht auch in der Herstellung von Nähmaschinen, bei Uhren und bei opt. Geräten. In der Flugzeugind. liegt das Schwergewicht auf Passagier- und Leichtflugzeugen. In der chem. Ind. zählt J. zu den vier größten Produzenten chem. Grundstoffe. Die Leichtind. verliert zunehmend an Bedeutung, doch zählt die Textilind. nach wie vor zu einer der in der Welt führenden Branchen. J. ist arm an Bodenschätzen. Abgebaut werden Kohle, Blei- und Zinkerze, Kupfer- und Eisenerze sowie Eisensande. Die Erdöl- und Erdgasvorkommen sind gering. Die Elektrizitätserzeugung ist stark von Erdölimporten abhängig. 47 Kernkraftwerke sind in Betrieb (installierte Leistung: 28 024 MW). Neun Kraftwerke nutzen die reichen Reserven an geotherm. Energie. Aufgrund der gebirgigen Landesnatur sind nur 14 % der Gesamtfläche landwirtschaftlich nutzbar. Der Boden wird deshalb intensiv bewirtschaftet (z. T. Terrassenanbau), die Hektarerträge gehören zu den höchsten der Erde. Zwar werden noch immer die vorherrschenden Kleinbetriebe (40,4 % unter 0,5 ha; 29,2 % mit 0,5 bis 1 ha) äußerst intensiv genutzt, doch ist trotz erhebl. Subventionen und einer stark protektionist. Agrarpolitik die Erzeugung rückläufig. Die Änderung der Ernährungsgewohnheiten und erhöhte Nahrungsmitteleinfuhr bedingen eine Veränderung des Anbaus. Es werden mehr Obst und Gemüse, mehr Weizen und Sojabohnen und weniger Reis angebaut. Da die Viehzucht unbedeutend ist, muss die Fischerei das nötige Eiweiß liefern. J. gehört zu den führenden Fischfangnationen der Erde. Im Küstenbereich haben Seetanggewinnung und Perlmuschelzucht Bedeutung; die Produktivität ist jedoch rückläufig, v. a. wegen Verschmutzung der Küstengewässer. J. gehört zu den Ländern mit der geringsten Waldfläche je Ew.; der hohe Holzbedarf (Holzkohle, traditioneller Hausbau, Papierherstellung) kann daher von der eigenen Forstwirtschaft nicht gedeckt werden. - Hauptantriebskraft des Aufschwungs war der Export. Aufgrund des Wirtschaftsgefälles gegenüber den anderen asiat. Ländern sind ergiebige Märkte mit geringen Transportbelastungen vorhanden; aber auch der Handel mit den USA und den europ. Ind.ländern wuchs ständig. Auch während der weltweiten Rezession der letzten Jahre war die japan. Handelsbilanz positiv. Wichtigste Handelspartner sind die USA, die EU-Länder, Süd-Korea, Indonesien, Australien, die Vereinigten Arab. Emirate. - Der steigende Wohlstand äußert sich im wachsenden Anteil des Dienstleistungssektors an der Beschäftigtenzahl sowie am Sozialprodukt. Internat. bes. wichtig ist das japan. Bank-, Börsen- und Versicherungswesen. Tokio ist nach New York und London drittwichtigster internat. Finanzplatz. Forschungs- und Entwicklungsbereiche, bes. in der Technologie, werden vom Wirtschaftsministerium intensiv gefördert und neue Forschungsinstitute gegründet.
Das Eisenbahnnetz ist 20 255 km lang. Die Eisenbahntechnologie ist hoch entwickelt. Superexpresszüge (Shinkansen) verkehren mit Höchstgeschwindigkeiten von 210 km/h. In den großen städt. Ballungsräumen sind Untergrundbahnen vorhanden oder im Ausbau. Das Straßennetz hat eine Länge von 1,11 Mio. km (das Schnellstraßensystem soll im Jahr 2000 9 000 km lang sein). J. besitzt die drittgrößte Handelsflotte der Welt. Die wichtigsten Seehäfen sind Kōbe, Yokohama, Nagoya und Ōsaka. Den Inlandsflugverkehr besorgen zwei Flugges.; die nat. Ges. Japan Air Lines und Japan Asia Airways bedienen den Auslandsflugverkehr. Größte internat. Flughäfen befinden sich bei Tokio (seit 1978 Großflughafen Narita) und Ōsaka (Kansai in der Bucht von Ōsaka, seit 1994, der weltweit erste Offshoreflughafen).
Geschichte: Vor- und Frühgeschichte: Der Beginn der Einwanderung und die ethn. Herkunft der ersten Siedler auf den japan. Inseln sind unbekannt; neuere archäolog. Funde bezeugen altsteinzeitl. Leben bereits für die Zeit vor 20 000 Jahren, als es möglicherweise noch eine Landverbindung zum Festland gab. Um 7500 v. Chr. bildete sich die nach dem Schnurmuster ihrer Keramik als Jōmon-Kultur bezeichnete Wildbeuterkultur heraus; ihr folgten die Yayoi-Kultur (etwa 300 v. Chr. bis 300 n. Chr.), die u. a. den Metallgebrauch und den Nassfeldreisanbau kannte, und die Kofun-(Grabhügel-)Periode (etwa 3.-7. Jh.). Die Entstehung eines japan. Staatswesens bringt man in Zusammenhang mit dem vermuteten Eindringen eines innerasiat. Reitervolkes über S-Korea. Im Gefolge von Eroberungszügen wurden die japan. Teilstaaten bis um 400 n. Chr. zum Staat Yamato vereint, dessen gesellschaftl. Struktur (Geschlechterverband, Zusammenschluss von Elitefamilien) trotz des Einflusses der chines. Kultur (etwa seit 100 v. Chr.) in den folgenden Jh. unverändert blieb. Im 6. Jh. kam der Buddhismus über Korea nach J.; der Ggs. zur einheim. Religion Shintō führte zw. den Adelsparteien zu heftigen Auseinandersetzungen, aus denen die probuddhist. Soga als stärkste Macht hervorgingen.Das Zeitalter des Absolutismus: Kronprinz Shōtoku (* 574, ✝ 622), der 593 Regent wurde, setzte den Buddhismus als Staatsreligion ein, übernahm chines. Verwaltungseinrichtungen und verkündete 604 einen Kodex von 17 Reg.artikeln, mit denen er die theoret. Begründung eines »Kaisers« und »Himmelssohnes« als absolutes, göttlich legitimiertes Staatsoberhaupt gab (als legendärer erster Kaiser gilt Jimmu, der am 11. 2. 660 v. Chr. den Thron bestiegen haben soll). Ein Staatsstreich des späteren Kaisers Tenji (* 626, ✝ 672) im Bunde mit Nakatomi no Kamatari (* 614, ✝ 669; Ahnherr des Hauses Fujiwara) beendete die Herrschaft der Soga 645 (Rücktritt der Kaiserin Kōgyoku; 35. Tenno ab 642). Mit der danach einsetzenden Taika-Reform (Edikt vom 22. 1. 646) wurde der Kaiser alleiniger Eigentümer des gesamten Bodens; an die Stelle des lose gefügten Geschlechterverbandes trat ein straff organisierter kaiserl. Beamtenstaat. Kaiser Mommu (* 683, ✝ 707, 42. Tenno 697-707) vollendete 701 die Reformen mit dem Taihō-Kodex. Durch die am chines. Recht orientierten Taihō-Gesetze war die Regierungsstruktur sowohl auf zentraler wie lokaler Ebene bis ins Detail festgelegt. Dem Großkanzleramt waren acht Ministerien nachgeordnet, das Reich in 66 Prov. mit 592 Distrikten eingeteilt.710 wurde Heijō-kyō (Nara) die erste ständige Hauptstadt. Der polit. Einfluss buddhist. Priester nahm während dieser Epoche ständig zu. Kaiser Kammu (* 737, ✝ 806, 50. Tenno 781-806) regierte unabhängiger von der buddhist. Geistlichkeit und verlegte 784 die Hauptstadt zunächst nach Nagaoka, 794 nach Heian-kyō (heute Kyōto). Er reorganisierte das Heerwesen, führte erfolgreiche Feldzüge v. a. gegen die Emishi (Ainu) im N der Hauptinsel und sicherte eine strenge Kontrolle der Lokalverwaltungen. Bald jedoch wurde die kaiserl. Macht durch den Aufstieg des Hofadels (Kuge) in den Hintergrund gedrängt. Als mächtigste Familie übernahmen die Fujiwara seit Mitte des 9. Jh. die Vormundschaftsregierung für den Tenno. Bedeutendster Regent war Fujiwara no Michinaga (* 966, ✝ 1028), der die Reg.geschäfte durch seine Hauskanzlei leitete. Der Vormundschaft versuchten die Kaiser sich durch Abdankung zu entziehen und als Exkaiser den Staat zu lenken. Da der Hof jedoch kein stehendes Heer unterhielt, blieben Kaiser, Exkaiser und Regenten bei militär. Unternehmungen auf die Hilfe der Kriegergeschlechter (Bushi) angewiesen; diese gewannen an Macht und Ansehen, bis Mitte des 12. Jh. die Familie Taira die Vorherrschaft ausübte. In den nachfolgenden Kämpfen zw. den Schwertadelsfamilien Taira und Minamoto (Gempeikrieg, 1180-85) setzten sich die Minamoto durch; ihr Führer Minamoto no Yoritomo trug seit 1192 den Titel Shōgun (Kronfeldherr).Die Herrschaft der Shōgune: Die wichtige Rolle, die die Militäraristokratie aus den Provinzen in den Staatsgeschäften zu spielen begann, und das Entstehen einer zentralen Militärbehörde mit weiten Machtbefugnissen im zivilen Bereich (Shogunat) brachten gegen Ende des 12. Jh. grundlegende Veränderungen der Gesellschaft und Reg.form. Zur Umgehung des Hofes errichteten die Shōgune in Kamakura ein neues Militärhauptquartier. Die Zeit der ersten Shōgunate war gekennzeichnet durch innere Auseinandersetzungen und äußere Gefahren (Abwehr der Mongolen 1274, 1281). Erst das Interregnum der Heerführer Oda Nobunaga (* 1534, ✝ 1582) und Toyotomi Hideyoshi (* 1536, ✝ 1598) schuf die Basis, auf der Tokugawa Ieyasu (* 1542, ✝ 1616) das Tokugawa- oder Edoshōgunat (1603-1867) errichtete. Damit begann eine Friedensperiode, in der Verw. und Lehenswesen neu geordnet wurden; Residenz war Edo (heute Tokio). 1542/43 waren Portugiesen als erste Europäer in J. gelandet. Das Christentum (Missionierungsbeginn 1549 durch den span. Jesuiten Franz Xaver) breitete sich zunächst aus, wurde aber bald unterdrückt; der Christenaufstand von Shimabara 1637/38 löste eine Christenverfolgung aus und diente als Begründung für die Landesabschließung (Sakoku). Fortan durften neben Chinesen nur die Niederländer in J. landen, deren Handelstätigkeit 1641-1854 auf Nagasaki beschränkt blieb. Der wirtsch. Aufstieg J.s seit der Mitte des 17. Jh. ließ eine städtisch-bürgerl. Kultur entstehen. Die Bev. war in vier Stände gegliedert: 1) die schwerttragenden und einem Lehensstand angehörenden Samurai (Staats- und Kriegsdienst, Priester, Gelehrte, Ärzte, Künstler), 2) Bauern, die ihr Land pachteten und beträchtl. Abgaben zu entrichten hatten, 3) Handwerker, 4) Kaufleute. Den Versuchen auswärtiger Mächte, Zutritt in das Land zu erhalten, widersetzte sich J. lange Zeit. Erst als 1853 ein amerikan. Geschwader in der Bucht von Tokio erschien, war die japan. Reg. zu Verhandlungen bereit. Dem erzwungenen Freundschafts- und Handelsvertrag von Kanagawa (1854) folgten ähnl. Verträge mit europ. Großmächten; einige Häfen wurden zum Handel mit Ausländern freigegeben. Der letzte Shōgun trat 1867 zurück.Das moderne Japan: Kaiser Mutsuhito (* 1852, ✝ 1912, 122. Tenno 1867/68-1912) bildete eine provisor. Reg. und verlegte die Hauptstadt nach Edo (in Tokio umbenannt). Er gab seiner Reg.zeit den Namen »Meiji« (aufgeklärte Reg.) und führte eine Reihe umfassender Reformen durch. Mit Auflösung der Territorialherrschaften entstand anstelle des Feudalstaates die absolute Monarchie. Heerwesen, Justiz und Verw. wurden nach europ. Muster umgestaltet, Technik und kapitalist. Organisationsformen in kurzer Zeit übernommen. Schlussstein dieser Meijireform war die Einführung einer neuen, von Itō Hirobumi nach preuß. Vorbild ausgearbeiteten Verfassung (11. 2. 1889), die J. zur konstitutionellen Monarchie (jedoch noch mit einem sehr beschränkten Zensuswahlrecht) machte. 1890 wurde das erste Parlament einberufen, die parlamentar. Reg.form setzte sich jedoch nicht durch. - Außenpolitisch verschärften sich die Spannungen mit China bis zum Chinesisch-Japan. Krieg (1894/95), den J. gewann. China musste im Frieden von Shimonoseki (17. 4. 1895) die Unabhängigkeit Koreas anerkennen, Taiwan und die Pescadoresinseln abtreten und eine Kriegsentschädigung zahlen. 1899 wurden die letzten Exterritorialrechte aufgehoben und J. von den Großmächten als gleichberechtigter Partner akzeptiert. Nach seinem Sieg im Russisch-Japan. Krieg (1904/05) konnte J. seine Position in O-Asien ausbauen und festigen (1910 Annexion Koreas, Einflusszone in der Mandschurei).Im Ersten Weltkrieg erweiterte J. als Verbündeter Großbritanniens seine Außenmärkte, wurde danach Mitgl. des Völkerbunds und übernahm ehem. dt. Besitzungen. Eine Intervention in Sibirien (1918-22) scheiterte (im Okt. 1922 Abzug der japan. Truppen aus Wladiwostok). Ein verheerendes Erdbeben 1923 zerstörte große Teile Tokios.
Ausschlaggebend für polit. Entscheidungen in J. waren der Geheime Staatsrat und der 1903 als Beratungsgremium für den Kaiser gegr. Militärsenat, über den der extreme Nationalismus der Militärs und Geheimgesellschaften auf die Reg. einwirkte; gegen Opponenten richteten sich Repressivmaßnahmen. 1926 trat Kaiser Hirohito (* 1901, ✝ 1989) die Reg. an (Thronbesteigung 1928) und stellte seine Reg.zeit unter die Devise »Shōwa« (Leuchtender Friede). Nach dem Zwischenfall bei Mukden (1931) kam es auf Betreiben der Militärs zum Mandschureikonflikt, in dessen Verlauf Mukden (heute Shenyang), Jilin und Heilong Jiang von J. besetzt wurden. Da die Konstituierung des von J. abhängigen Staates Mandschukuo (1932; ab 1934 Kaiserreich unter Pu Yi) nicht anerkannt wurde, trat J. 1933 aus dem Völkerbund aus. Ende 1934 kündigte es das Washingtoner Flottenabkommen zum 31. 12. 1936, erklärte seinen Austritt aus der Londoner Abrüstungskonferenz (15. 1. 1936) und unterzeichnete am 25. 11. 1936 den Antikominternpakt mit Deutschland. Extremist. Offiziere nutzten eine Schießerei zw. chines. und japan. Truppen bei Peking (1937), um China den Krieg zu erklären. 1938/39 kam es zu Zusammenstößen zw. japan. und sowjet. Truppen im mandschurisch-mongol. Grenzgebiet (1939 beigelegt; 1941 Abschluss eines Neutralitätsvertrages mit der UdSSR).
Mit dem Angriff auf Pearl Harbor (7./8. 12. 1941) und der Kriegserklärung an die USA und Großbritannien trat J. in den Zweiten Weltkrieg ein, in dem es zeitweilig große Gebiete in SO-Asien (u. a. Indochina) besetzte. Die japan. Großoffensive wurde jedoch im April 1942 gestoppt, als die amerikan. Luftwaffe erstmals die japan. Hauptinseln angriff, und kam in der Seeschlacht von Midway (4.-7. 6. 1942) und bei den Kämpfen auf Guadalcanal (bis Febr. 1943) völlig zum Erliegen. Nach Landungen der Alliierten auf Iwo Jima und Okinawa (Febr. bis Juni 1945) war der Krieg für J. verloren. Nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki (6. bzw. 9. 8. 1945) sowie der sowjet. Kriegserklärung (8. 8. 1945) kapitulierte J. bedingungslos (2. 9. 1945 Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde) und unterstand bis 1951 einer Militärreg. unter dem amerikan. General D. MacArthur.Die von den USA geforderten Reformen begannen mit einer Rede Kaiser Hirohitos (1. 1. 1946), in der dieser die altjapan. Auffassung von der Göttlichkeit des Kaisers verneinte. Der Großgrundbesitz wurde an Kleinbauern aufgeteilt, die Großkapitalgesellschaften wurden entflochten. Am 3. 5. 1947 trat eine neue Verfassung in Kraft (nach ihr ist der Kaiser nur noch Symbol des Staates); die auf amerikan. Druck durchgeführte Demokratisierung wurde durch die Einführung einer parlamentar. Reg.form vollendet. Vor einem internat. Militärtribunal in Tokio mussten sich führende Politiker und Militärs der Kriegsjahre verantworten (u. a. 1948 Todesurteil gegen den ehem. MinPräs. Tōjō). Am 8. 9. 1951 schlossen 48 Nationen (nicht die UdSSR) in San Francisco einen Friedensvertrag mit J., durch den das Land seine Souveränität wiedererlangte. 1956 wurde nach langwierigen Verhandlungen eine japanisch-sowjet. Erklärung unterzeichnet, die den Kriegszustand zw. beiden Ländern beendete. Im selben Jahr wurde J. Mitgl. der UN. Der am 19. 1. 1960 durch Premiermin. Kishi Nobusuke (1957-60) in Washington unterzeichnete japanisch-amerikan. Sicherheitspakt (am 23. 6. 1970 verlängert) ersetzte den Vertrag von 1951 und räumte den USA erneut ein Recht auf Stützpunkte ein, weshalb es zum Generalstreik und zu antiamerikan. Massendemonstrationen kam. 1971 bekräftigte MinPräs. Satō Eisaku den Willen seines Landes, niemals Kernwaffen herzustellen, zu besitzen oder einzuführen; 1972 erreichte er von den USA die Rückgabe Okinawas. Satōs Reg.zeit (1964-72) war von hohem Wirtschaftswachstum geprägt. Es folgte eine Periode häufiger Reg.krisen (Lockheed-Bestechungsskandal 1976/77) und Reg.wechsel innerhalb der seit Mitte der 50er-Jahre regierenden LDP. Unter MinPräs. Nakasone Yasuhiro (1982-87) errang die LDP 1986 einen überwältigenden Wahlsieg. Die von der Reg. Nakasone begonnene Erziehungsreform wurde unter MinPräs. Takeshita (1987-89) fortgesetzt.
Nach dem Tode Kaiser Hirohitos (1989) trat sein Sohn Akihito seine Nachfolge an. Er stellte seine Amtszeit unter das Leitwort »Heisei« (Frieden und Eintracht). Die MinPräs. Kaifu Toshiki (1989-91) und Miyazawa Kiichi (1991-92) suchten angesichts des stark verkrusteten polit. Systems in J. Reformen durchzusetzen. Nach einem erfolgreichen Misstrauensantrag gegen die Reg. Miyazawa (Vorwurf der Korruption ) im Juni 1993 und der Auflösung des Parlaments verlor die LDP bei Neuwahlen (Juli 1993) erstmals in ihrer Geschichte die absolute Mehrheit im Parlament. Die Koalitionsregierung unter MinPräs. Hosokawa Morihiro (Neue Japan-Partei) setzte eine Wahlrechtsreform und Maßnahmen gegen die Korruption durch. Nachdem sich Hosokawa selbst mit Vorwürfen der Korruption konfrontiert sah, trat er im April 1994 als MinPräs. zurück. In der Zeit der Regierung des Sozialdemokraten Murayama Tomiichi, der neben den Sozialdemokraten u. a. auch wieder die LDP angehörte, stand anlässlich des 50. Jahrestags des Kriegsendes im Pazifik die japan. Besatzungspolitik im Zweiten Weltkrieg im Zentrum der Diskussion. Über J. hinaus bewegten Giftgasanschläge in der Tokioter U-Bahn die Weltöffentlichkeit (Terrorismus). Im Jan. 1996 übernahm wieder die LDP unter Hashimoto Ryūtaro die Führung der Regierung. Diesem folgte im Juli 1998 Keizō Ōbuchi im Amt des MinPräs. nach.Außenpolitisch entwickelte J. gute Beziehungen zu den ost- und südostasiat. Nachbarstaaten (u. a. Friedens- und Freundschaftsvertrag mit China, 1978). Wegen seiner expansiven Export- und als restriktiv empfundenen Importpolitik ergaben sich wiederholt Spannungen mit den USA und mit der EG/EU. Der langjährige japanisch-sowjet. Streit um die Kurilen konnte auch nach der Auflösung der UdSSR (1991) mit dem nunmehrigen Verhandlungspartner Russland nicht beigelegt werden. Mit dem Bekenntnis J.s zu seiner Kriegsschuld und den in seinem Namen begangenen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg (erstmals unter MinPräs. Hosokawa 1993) machte die Aussöhnungspolitik mit den Nachbarstaaten in den 1990er-Jahren Fortschritte.
▣ Literatur:
H. Hammitzsch. J.-Hb., hg. v. Stuttgart 31990.
⃟ Hartmann, J.: Politik in J. Das Innenleben einer Wirtschaftsweltmacht. Frankfurt am Main u. a. 1992.
⃟ Dettmer, H. A.: Grundzüge der Geschichte J.s. Darmstadt 51992.
⃟ Kevenhörster, P.: Politik u. Gesellschaft in J. Mannheim u. a. 1993.
⃟ Nora, D.: Das Yen-Kartell. J.s globale Wirtschaftsstrategien. A. d. Frz. Hamburg 1993.
⃟ Wächter, S. u. Rambatz, G.: J.s internat. Beziehungen u. seine Rolle in der neuen Weltordnung. Hamburg 1993.
⃟ Grein, M.: J. heute u. gestern. Beiträge v. S. Becker u. a. Mainz 1994.
⃟ Hall, J. W.: Das japan. Kaiserreich. A. d. Amerikan. Frankfurt am Main 1994.
⃟ Pascha, W.: Die japan. Wirtschaft. Mannheim u. a. 1994.
⃟ Foltjany-Jost, G.: Ökonomie u. Ökologie in J. Opladen 1995.
⃟ Inoue, K.: Gesch. J.s A. d. Japan., Frankfurt am Main 21995.
⃟ J. u. Dtl. in der Welt nach dem kalten Krieg. hg. v. D. Thränhardt. Münster 1996.
⃟ Pohl, M.: J. München 31996.
⃟ Pohl, M.: Kleines J.-Lexikon. München 1996.
⃟ Singer, K.: Spiegel, Schwert u. Edelstein. Strukturen des japan. Lebens. A. d. Engl. Sonderausg. Frankfurt am Main 1996.
⃟ Allison, G. D.: J.`s postwar history. Ithaca, N. Y., 1997.
⃟ Donath, D.: Zur Kultur u. Geschichte J.s. Münster 1998.
⃟ Die Wirtschaft J.s, hg. vom Deutschen Institut für Japanstudien. Berlin 1998.
⃟ Morris, I.: Samurai oder von der Würde des Scheiterns. Tragische Helden in der Geschichte J.s. A. d. Amerikan. Frankfurt am Main 1999.
Einwohner: (1995) 125,095 Mio.
Hauptstadt: Tokio
Verwaltungsgliederung: 43 Präfekturen
Amtssprache: Japanisch
Nationalfeiertag: 23. 12.
Währung: 1 Yen (Y̵, ¥) = 100 Sen
Zeitzone: MEZ + 8 Std.
(Nippon, amtl. japan. Nihon Koku), Inselstaat in Ostasien, umfasst die zw. Ochotsk. und Ostchines. Meer vor der asiat. Festlandküste gelegene Inselkette mit den Hauptinseln Honshū, Hokkaidō, Kyūshū und Shikoku. Nächste Nachbarn sind Russland (mit der Insel Sachalin und den von J. beanspruchten Kurilen) und Korea, nach SW erstreckt sich das Staatsgebiet mit den Ryūkyūinseln bis nach Taiwan.
Staat und Recht: Nach der 1947 in Kraft getretenen Verf. (letzte Änderung 1994) ist J. eine parlamentarisch-demokrat. Monarchie. Staatsoberhaupt mit überwiegend repräsentativen Aufgaben ist der Kaiser (Tenno). Oberstes Legislativorgan ist das Zweikammerparlament, bestehend aus Oberhaus (252 auf sechs Jahre gewählte Mitgl.) und Unterhaus (500 Abg., für vier Jahre gewählt). Ges.vorlagen bedürfen der Zustimmung beider Kammern, jedoch kann das Unterhaus Einwendungen des Oberhauses zurückweisen. Die Exekutive liegt bei der Reg. unter Vorsitz des von beiden Kammern gewählten MinPräs. An der Spitze der Präfekturen stehen direkt gewählte Gouverneure. Einflussreichste Parteien: Liberaldemokrat. Partei (LDP), Demokrat. Partei (DPJ, gegr. 1996), Neue Friedenspartei (gegr. 1998), Liberale Partei (gegr. 1998), Japan. Kommunist. Partei (JKP) und Sozialdemokrat. Partei (SDP).
Landesnatur: J. besteht aus 3 922 Inseln. Der japan. Hauptinselbogen, der sich nach S in den Ryūkyūinseln, nach N in den Kurilen fortsetzt, ist die Gipfelreihe eines kompliziert gebauten Gebirgssystems, das aus über 12 000 m Tiefe vom Meeresboden aufsteigt. Die Inseln sind im Innern sehr gebirgig und in Südwest-J. durch Meeresbuchten reich gegliedert. Höchster Berg ist der Vulkankegel Fuji (3 776 m ü. M.). Von den mehr als 240 Vulkanen sind 36 tätig; es gibt etwa 12 000 heiße Quellen. J. ist eines der erdbebenreichsten Länder der Erde (durchschnittlich 1 450 leichte Erdbeben pro Jahr, auch häufige Seebeben). 80 % der Landfläche sind gebirgig, mehr als 380 Gipfel liegen über 2 000 m. Tiefländer treten nur im Bereich der Küste auf, das größte ist die Kantōebene an der Tokiobucht. Die Flüsse sind kurz und sehr wasserreich, meist infolge starken Gefälles nicht schiffbar, jedoch für die Bewässerung der Reisfelder, die Flößerei und Energieerzeugung wichtig. Die Seen sind mit Ausnahme des Biwasees (675 km2) meist klein. - Breitenlage und der Wechsel der Monsunwinde (im Sommer S- oder SO-Monsun, im Winter N- oder NW-Monsun) bestimmen das Klima; die Monsunwinde bringen den ihnen zugewandten Gebirgen reiche Niederschläge, im Winter z. T. Schnee. Der S ist subtropisch heiß, der N warm bis kühl gemäßigt, im N von Hokkaidō herrscht subpolares Klima. Im Spätsommer treten an der SO-Küste häufig verheerende Taifune auf. - Die Pflanzenwelt ist sehr artenreich. Wälder bedecken rd. 70 % der Fläche; auf die borealen Nadelwälder im N folgen sommergrüne Laubwälder, in denen nach S zunehmend Lorbeergehölze vertreten sind. Im südl. J. sind immergrüne Laubwälder verbreitet mit z. T. hohem Anteil an Bambus. Auf den Ryūkyūinseln wächst immergrüner Regenwald, an den Küsten wachsen Mangroven.
Bevölkerung: Die Bev. besteht fast ausschließlich aus Japanern. Der Anteil der Ureinwohner (Ainu) ist gering. Eine noch heute unterprivilegierte und diskriminierte Bev.gruppe sind die vielfach in eigenen Siedlungen lebenden, seit 1869 so bezeichneten Burakumin (über 3 Mio.), Nachkommen der Hinin (ehem. Ausgestoßene: Bettler, Prostituierte, Schausteller) und Eta (Angehörige »unreiner Berufe«: Schlachter, Gerber, Totengräber, Henker). Stärkste ausländ. Gruppe sind die Koreaner. Die Bev.verteilung ist sehr unterschiedlich; am dünnsten besiedelt ist Hokkaidō, dagegen leben in den Ballungsgebieten an der SO-Küste von Honshū bis zu 4 000 Ew./km2; der Bev.zuwachs ist aufgrund von Maßnahmen zur Familienplanung sehr gering (0,34 %). Es gibt elf Millionenstädte (Tokio, Yokohama, Ōsaka, Nagoya, Sapporo, Kōbe, Kyōto, Fukuoka, Kawasaki, Hiroshima, Kitakyūshū) und über 140 Großstädte. - Es besteht allg. Schulpflicht vom 6. bis 15. Lebensjahr; Hochschulbildung wird von rd. 550 Univ., Hochschulen, Fachhochschulen und Colleges vermittelt. - Etwa 87 % der Bev. sind Shintoisten, über 77 % Buddhisten (die meisten Japaner gehören beiden Gemeinschaften gleichzeitig an), etwa 1 % sind Christen.
Wirtschaft, Verkehr: Obwohl ein rohstoffarmes Land, gehört J. zu den führenden Ind.staaten der Erde und hat seit dem Zweiten Weltkrieg einen beispiellosen Aufstieg zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht nach den USA und vor Dtl. vollzogen. J. ist auch Zentrum des in der Weltwirtschaft neu entstandenen pazif. Wirtschaftsraumes. Die rasche ökonom. Entwicklung und der tief greifende Strukturwandel nach dem Zweiten Weltkrieg wurden u. a. durch Förderungs- und Finanzierungsprogramme der Reg., durch eine hohe Inlandsnachfrage bei gleichzeitig hoher persönl. Sparquote (u. a. dadurch bedingt hohe Kapitalinvestitionen), durch Technologieimport und hohe Aufwendungen für die Entwicklung eigener Technologien sowie durch hoch qualifizierte Erwerbstätige und einen geringen Mitteleinsatz für die Landesverteidigung ermöglicht. Die nach 1945 strukturell grundlegend umgewandelte Ind. konzentriert sich zu etwa 80 % im pazif. Ind.gürtel, v. a. in den Ind.gebieten Keihin (um Tokio), Chūkyō (um Nagoya), Hanshin (um Ōsaka und Kōbe) und Kitakyūshū (im N von Kyūshū). Bestimmend sind die Zweige der Metallverarbeitung, darunter die elektrotechn. und elektron. Ind. mit dem Bau von elektron. Teilen, Computern, Erzeugnissen der Unterhaltungselektronik (Hörfunk-, Fernseh-, Videogeräte) und Ind.robotern, der Werkzeugmaschinen-, Fahrzeug- und Schiffbau. Im Schiffbau ist J. seit 1956 führend in der Welt (acht Großwerften), im Automobilbau seit 1979. In der Produktion von synthet. Fasern und synthet. Kautschuk nimmt es ebenso wie in der Erzeugung von Eisen und Stahl den zweiten Platz ein. Eine Spitzenposition besteht auch in der Herstellung von Nähmaschinen, bei Uhren und bei opt. Geräten. In der Flugzeugind. liegt das Schwergewicht auf Passagier- und Leichtflugzeugen. In der chem. Ind. zählt J. zu den vier größten Produzenten chem. Grundstoffe. Die Leichtind. verliert zunehmend an Bedeutung, doch zählt die Textilind. nach wie vor zu einer der in der Welt führenden Branchen. J. ist arm an Bodenschätzen. Abgebaut werden Kohle, Blei- und Zinkerze, Kupfer- und Eisenerze sowie Eisensande. Die Erdöl- und Erdgasvorkommen sind gering. Die Elektrizitätserzeugung ist stark von Erdölimporten abhängig. 47 Kernkraftwerke sind in Betrieb (installierte Leistung: 28 024 MW). Neun Kraftwerke nutzen die reichen Reserven an geotherm. Energie. Aufgrund der gebirgigen Landesnatur sind nur 14 % der Gesamtfläche landwirtschaftlich nutzbar. Der Boden wird deshalb intensiv bewirtschaftet (z. T. Terrassenanbau), die Hektarerträge gehören zu den höchsten der Erde. Zwar werden noch immer die vorherrschenden Kleinbetriebe (40,4 % unter 0,5 ha; 29,2 % mit 0,5 bis 1 ha) äußerst intensiv genutzt, doch ist trotz erhebl. Subventionen und einer stark protektionist. Agrarpolitik die Erzeugung rückläufig. Die Änderung der Ernährungsgewohnheiten und erhöhte Nahrungsmitteleinfuhr bedingen eine Veränderung des Anbaus. Es werden mehr Obst und Gemüse, mehr Weizen und Sojabohnen und weniger Reis angebaut. Da die Viehzucht unbedeutend ist, muss die Fischerei das nötige Eiweiß liefern. J. gehört zu den führenden Fischfangnationen der Erde. Im Küstenbereich haben Seetanggewinnung und Perlmuschelzucht Bedeutung; die Produktivität ist jedoch rückläufig, v. a. wegen Verschmutzung der Küstengewässer. J. gehört zu den Ländern mit der geringsten Waldfläche je Ew.; der hohe Holzbedarf (Holzkohle, traditioneller Hausbau, Papierherstellung) kann daher von der eigenen Forstwirtschaft nicht gedeckt werden. - Hauptantriebskraft des Aufschwungs war der Export. Aufgrund des Wirtschaftsgefälles gegenüber den anderen asiat. Ländern sind ergiebige Märkte mit geringen Transportbelastungen vorhanden; aber auch der Handel mit den USA und den europ. Ind.ländern wuchs ständig. Auch während der weltweiten Rezession der letzten Jahre war die japan. Handelsbilanz positiv. Wichtigste Handelspartner sind die USA, die EU-Länder, Süd-Korea, Indonesien, Australien, die Vereinigten Arab. Emirate. - Der steigende Wohlstand äußert sich im wachsenden Anteil des Dienstleistungssektors an der Beschäftigtenzahl sowie am Sozialprodukt. Internat. bes. wichtig ist das japan. Bank-, Börsen- und Versicherungswesen. Tokio ist nach New York und London drittwichtigster internat. Finanzplatz. Forschungs- und Entwicklungsbereiche, bes. in der Technologie, werden vom Wirtschaftsministerium intensiv gefördert und neue Forschungsinstitute gegründet.
Das Eisenbahnnetz ist 20 255 km lang. Die Eisenbahntechnologie ist hoch entwickelt. Superexpresszüge (Shinkansen) verkehren mit Höchstgeschwindigkeiten von 210 km/h. In den großen städt. Ballungsräumen sind Untergrundbahnen vorhanden oder im Ausbau. Das Straßennetz hat eine Länge von 1,11 Mio. km (das Schnellstraßensystem soll im Jahr 2000 9 000 km lang sein). J. besitzt die drittgrößte Handelsflotte der Welt. Die wichtigsten Seehäfen sind Kōbe, Yokohama, Nagoya und Ōsaka. Den Inlandsflugverkehr besorgen zwei Flugges.; die nat. Ges. Japan Air Lines und Japan Asia Airways bedienen den Auslandsflugverkehr. Größte internat. Flughäfen befinden sich bei Tokio (seit 1978 Großflughafen Narita) und Ōsaka (Kansai in der Bucht von Ōsaka, seit 1994, der weltweit erste Offshoreflughafen).
Geschichte: Vor- und Frühgeschichte: Der Beginn der Einwanderung und die ethn. Herkunft der ersten Siedler auf den japan. Inseln sind unbekannt; neuere archäolog. Funde bezeugen altsteinzeitl. Leben bereits für die Zeit vor 20 000 Jahren, als es möglicherweise noch eine Landverbindung zum Festland gab. Um 7500 v. Chr. bildete sich die nach dem Schnurmuster ihrer Keramik als Jōmon-Kultur bezeichnete Wildbeuterkultur heraus; ihr folgten die Yayoi-Kultur (etwa 300 v. Chr. bis 300 n. Chr.), die u. a. den Metallgebrauch und den Nassfeldreisanbau kannte, und die Kofun-(Grabhügel-)Periode (etwa 3.-7. Jh.). Die Entstehung eines japan. Staatswesens bringt man in Zusammenhang mit dem vermuteten Eindringen eines innerasiat. Reitervolkes über S-Korea. Im Gefolge von Eroberungszügen wurden die japan. Teilstaaten bis um 400 n. Chr. zum Staat Yamato vereint, dessen gesellschaftl. Struktur (Geschlechterverband, Zusammenschluss von Elitefamilien) trotz des Einflusses der chines. Kultur (etwa seit 100 v. Chr.) in den folgenden Jh. unverändert blieb. Im 6. Jh. kam der Buddhismus über Korea nach J.; der Ggs. zur einheim. Religion Shintō führte zw. den Adelsparteien zu heftigen Auseinandersetzungen, aus denen die probuddhist. Soga als stärkste Macht hervorgingen.Das Zeitalter des Absolutismus: Kronprinz Shōtoku (* 574, ✝ 622), der 593 Regent wurde, setzte den Buddhismus als Staatsreligion ein, übernahm chines. Verwaltungseinrichtungen und verkündete 604 einen Kodex von 17 Reg.artikeln, mit denen er die theoret. Begründung eines »Kaisers« und »Himmelssohnes« als absolutes, göttlich legitimiertes Staatsoberhaupt gab (als legendärer erster Kaiser gilt Jimmu, der am 11. 2. 660 v. Chr. den Thron bestiegen haben soll). Ein Staatsstreich des späteren Kaisers Tenji (* 626, ✝ 672) im Bunde mit Nakatomi no Kamatari (* 614, ✝ 669; Ahnherr des Hauses Fujiwara) beendete die Herrschaft der Soga 645 (Rücktritt der Kaiserin Kōgyoku; 35. Tenno ab 642). Mit der danach einsetzenden Taika-Reform (Edikt vom 22. 1. 646) wurde der Kaiser alleiniger Eigentümer des gesamten Bodens; an die Stelle des lose gefügten Geschlechterverbandes trat ein straff organisierter kaiserl. Beamtenstaat. Kaiser Mommu (* 683, ✝ 707, 42. Tenno 697-707) vollendete 701 die Reformen mit dem Taihō-Kodex. Durch die am chines. Recht orientierten Taihō-Gesetze war die Regierungsstruktur sowohl auf zentraler wie lokaler Ebene bis ins Detail festgelegt. Dem Großkanzleramt waren acht Ministerien nachgeordnet, das Reich in 66 Prov. mit 592 Distrikten eingeteilt.710 wurde Heijō-kyō (Nara) die erste ständige Hauptstadt. Der polit. Einfluss buddhist. Priester nahm während dieser Epoche ständig zu. Kaiser Kammu (* 737, ✝ 806, 50. Tenno 781-806) regierte unabhängiger von der buddhist. Geistlichkeit und verlegte 784 die Hauptstadt zunächst nach Nagaoka, 794 nach Heian-kyō (heute Kyōto). Er reorganisierte das Heerwesen, führte erfolgreiche Feldzüge v. a. gegen die Emishi (Ainu) im N der Hauptinsel und sicherte eine strenge Kontrolle der Lokalverwaltungen. Bald jedoch wurde die kaiserl. Macht durch den Aufstieg des Hofadels (Kuge) in den Hintergrund gedrängt. Als mächtigste Familie übernahmen die Fujiwara seit Mitte des 9. Jh. die Vormundschaftsregierung für den Tenno. Bedeutendster Regent war Fujiwara no Michinaga (* 966, ✝ 1028), der die Reg.geschäfte durch seine Hauskanzlei leitete. Der Vormundschaft versuchten die Kaiser sich durch Abdankung zu entziehen und als Exkaiser den Staat zu lenken. Da der Hof jedoch kein stehendes Heer unterhielt, blieben Kaiser, Exkaiser und Regenten bei militär. Unternehmungen auf die Hilfe der Kriegergeschlechter (Bushi) angewiesen; diese gewannen an Macht und Ansehen, bis Mitte des 12. Jh. die Familie Taira die Vorherrschaft ausübte. In den nachfolgenden Kämpfen zw. den Schwertadelsfamilien Taira und Minamoto (Gempeikrieg, 1180-85) setzten sich die Minamoto durch; ihr Führer Minamoto no Yoritomo trug seit 1192 den Titel Shōgun (Kronfeldherr).Die Herrschaft der Shōgune: Die wichtige Rolle, die die Militäraristokratie aus den Provinzen in den Staatsgeschäften zu spielen begann, und das Entstehen einer zentralen Militärbehörde mit weiten Machtbefugnissen im zivilen Bereich (Shogunat) brachten gegen Ende des 12. Jh. grundlegende Veränderungen der Gesellschaft und Reg.form. Zur Umgehung des Hofes errichteten die Shōgune in Kamakura ein neues Militärhauptquartier. Die Zeit der ersten Shōgunate war gekennzeichnet durch innere Auseinandersetzungen und äußere Gefahren (Abwehr der Mongolen 1274, 1281). Erst das Interregnum der Heerführer Oda Nobunaga (* 1534, ✝ 1582) und Toyotomi Hideyoshi (* 1536, ✝ 1598) schuf die Basis, auf der Tokugawa Ieyasu (* 1542, ✝ 1616) das Tokugawa- oder Edoshōgunat (1603-1867) errichtete. Damit begann eine Friedensperiode, in der Verw. und Lehenswesen neu geordnet wurden; Residenz war Edo (heute Tokio). 1542/43 waren Portugiesen als erste Europäer in J. gelandet. Das Christentum (Missionierungsbeginn 1549 durch den span. Jesuiten Franz Xaver) breitete sich zunächst aus, wurde aber bald unterdrückt; der Christenaufstand von Shimabara 1637/38 löste eine Christenverfolgung aus und diente als Begründung für die Landesabschließung (Sakoku). Fortan durften neben Chinesen nur die Niederländer in J. landen, deren Handelstätigkeit 1641-1854 auf Nagasaki beschränkt blieb. Der wirtsch. Aufstieg J.s seit der Mitte des 17. Jh. ließ eine städtisch-bürgerl. Kultur entstehen. Die Bev. war in vier Stände gegliedert: 1) die schwerttragenden und einem Lehensstand angehörenden Samurai (Staats- und Kriegsdienst, Priester, Gelehrte, Ärzte, Künstler), 2) Bauern, die ihr Land pachteten und beträchtl. Abgaben zu entrichten hatten, 3) Handwerker, 4) Kaufleute. Den Versuchen auswärtiger Mächte, Zutritt in das Land zu erhalten, widersetzte sich J. lange Zeit. Erst als 1853 ein amerikan. Geschwader in der Bucht von Tokio erschien, war die japan. Reg. zu Verhandlungen bereit. Dem erzwungenen Freundschafts- und Handelsvertrag von Kanagawa (1854) folgten ähnl. Verträge mit europ. Großmächten; einige Häfen wurden zum Handel mit Ausländern freigegeben. Der letzte Shōgun trat 1867 zurück.Das moderne Japan: Kaiser Mutsuhito (* 1852, ✝ 1912, 122. Tenno 1867/68-1912) bildete eine provisor. Reg. und verlegte die Hauptstadt nach Edo (in Tokio umbenannt). Er gab seiner Reg.zeit den Namen »Meiji« (aufgeklärte Reg.) und führte eine Reihe umfassender Reformen durch. Mit Auflösung der Territorialherrschaften entstand anstelle des Feudalstaates die absolute Monarchie. Heerwesen, Justiz und Verw. wurden nach europ. Muster umgestaltet, Technik und kapitalist. Organisationsformen in kurzer Zeit übernommen. Schlussstein dieser Meijireform war die Einführung einer neuen, von Itō Hirobumi nach preuß. Vorbild ausgearbeiteten Verfassung (11. 2. 1889), die J. zur konstitutionellen Monarchie (jedoch noch mit einem sehr beschränkten Zensuswahlrecht) machte. 1890 wurde das erste Parlament einberufen, die parlamentar. Reg.form setzte sich jedoch nicht durch. - Außenpolitisch verschärften sich die Spannungen mit China bis zum Chinesisch-Japan. Krieg (1894/95), den J. gewann. China musste im Frieden von Shimonoseki (17. 4. 1895) die Unabhängigkeit Koreas anerkennen, Taiwan und die Pescadoresinseln abtreten und eine Kriegsentschädigung zahlen. 1899 wurden die letzten Exterritorialrechte aufgehoben und J. von den Großmächten als gleichberechtigter Partner akzeptiert. Nach seinem Sieg im Russisch-Japan. Krieg (1904/05) konnte J. seine Position in O-Asien ausbauen und festigen (1910 Annexion Koreas, Einflusszone in der Mandschurei).Im Ersten Weltkrieg erweiterte J. als Verbündeter Großbritanniens seine Außenmärkte, wurde danach Mitgl. des Völkerbunds und übernahm ehem. dt. Besitzungen. Eine Intervention in Sibirien (1918-22) scheiterte (im Okt. 1922 Abzug der japan. Truppen aus Wladiwostok). Ein verheerendes Erdbeben 1923 zerstörte große Teile Tokios.
Ausschlaggebend für polit. Entscheidungen in J. waren der Geheime Staatsrat und der 1903 als Beratungsgremium für den Kaiser gegr. Militärsenat, über den der extreme Nationalismus der Militärs und Geheimgesellschaften auf die Reg. einwirkte; gegen Opponenten richteten sich Repressivmaßnahmen. 1926 trat Kaiser Hirohito (* 1901, ✝ 1989) die Reg. an (Thronbesteigung 1928) und stellte seine Reg.zeit unter die Devise »Shōwa« (Leuchtender Friede). Nach dem Zwischenfall bei Mukden (1931) kam es auf Betreiben der Militärs zum Mandschureikonflikt, in dessen Verlauf Mukden (heute Shenyang), Jilin und Heilong Jiang von J. besetzt wurden. Da die Konstituierung des von J. abhängigen Staates Mandschukuo (1932; ab 1934 Kaiserreich unter Pu Yi) nicht anerkannt wurde, trat J. 1933 aus dem Völkerbund aus. Ende 1934 kündigte es das Washingtoner Flottenabkommen zum 31. 12. 1936, erklärte seinen Austritt aus der Londoner Abrüstungskonferenz (15. 1. 1936) und unterzeichnete am 25. 11. 1936 den Antikominternpakt mit Deutschland. Extremist. Offiziere nutzten eine Schießerei zw. chines. und japan. Truppen bei Peking (1937), um China den Krieg zu erklären. 1938/39 kam es zu Zusammenstößen zw. japan. und sowjet. Truppen im mandschurisch-mongol. Grenzgebiet (1939 beigelegt; 1941 Abschluss eines Neutralitätsvertrages mit der UdSSR).
Mit dem Angriff auf Pearl Harbor (7./8. 12. 1941) und der Kriegserklärung an die USA und Großbritannien trat J. in den Zweiten Weltkrieg ein, in dem es zeitweilig große Gebiete in SO-Asien (u. a. Indochina) besetzte. Die japan. Großoffensive wurde jedoch im April 1942 gestoppt, als die amerikan. Luftwaffe erstmals die japan. Hauptinseln angriff, und kam in der Seeschlacht von Midway (4.-7. 6. 1942) und bei den Kämpfen auf Guadalcanal (bis Febr. 1943) völlig zum Erliegen. Nach Landungen der Alliierten auf Iwo Jima und Okinawa (Febr. bis Juni 1945) war der Krieg für J. verloren. Nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki (6. bzw. 9. 8. 1945) sowie der sowjet. Kriegserklärung (8. 8. 1945) kapitulierte J. bedingungslos (2. 9. 1945 Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde) und unterstand bis 1951 einer Militärreg. unter dem amerikan. General D. MacArthur.Die von den USA geforderten Reformen begannen mit einer Rede Kaiser Hirohitos (1. 1. 1946), in der dieser die altjapan. Auffassung von der Göttlichkeit des Kaisers verneinte. Der Großgrundbesitz wurde an Kleinbauern aufgeteilt, die Großkapitalgesellschaften wurden entflochten. Am 3. 5. 1947 trat eine neue Verfassung in Kraft (nach ihr ist der Kaiser nur noch Symbol des Staates); die auf amerikan. Druck durchgeführte Demokratisierung wurde durch die Einführung einer parlamentar. Reg.form vollendet. Vor einem internat. Militärtribunal in Tokio mussten sich führende Politiker und Militärs der Kriegsjahre verantworten (u. a. 1948 Todesurteil gegen den ehem. MinPräs. Tōjō). Am 8. 9. 1951 schlossen 48 Nationen (nicht die UdSSR) in San Francisco einen Friedensvertrag mit J., durch den das Land seine Souveränität wiedererlangte. 1956 wurde nach langwierigen Verhandlungen eine japanisch-sowjet. Erklärung unterzeichnet, die den Kriegszustand zw. beiden Ländern beendete. Im selben Jahr wurde J. Mitgl. der UN. Der am 19. 1. 1960 durch Premiermin. Kishi Nobusuke (1957-60) in Washington unterzeichnete japanisch-amerikan. Sicherheitspakt (am 23. 6. 1970 verlängert) ersetzte den Vertrag von 1951 und räumte den USA erneut ein Recht auf Stützpunkte ein, weshalb es zum Generalstreik und zu antiamerikan. Massendemonstrationen kam. 1971 bekräftigte MinPräs. Satō Eisaku den Willen seines Landes, niemals Kernwaffen herzustellen, zu besitzen oder einzuführen; 1972 erreichte er von den USA die Rückgabe Okinawas. Satōs Reg.zeit (1964-72) war von hohem Wirtschaftswachstum geprägt. Es folgte eine Periode häufiger Reg.krisen (Lockheed-Bestechungsskandal 1976/77) und Reg.wechsel innerhalb der seit Mitte der 50er-Jahre regierenden LDP. Unter MinPräs. Nakasone Yasuhiro (1982-87) errang die LDP 1986 einen überwältigenden Wahlsieg. Die von der Reg. Nakasone begonnene Erziehungsreform wurde unter MinPräs. Takeshita (1987-89) fortgesetzt.
Nach dem Tode Kaiser Hirohitos (1989) trat sein Sohn Akihito seine Nachfolge an. Er stellte seine Amtszeit unter das Leitwort »Heisei« (Frieden und Eintracht). Die MinPräs. Kaifu Toshiki (1989-91) und Miyazawa Kiichi (1991-92) suchten angesichts des stark verkrusteten polit. Systems in J. Reformen durchzusetzen. Nach einem erfolgreichen Misstrauensantrag gegen die Reg. Miyazawa (Vorwurf der Korruption ) im Juni 1993 und der Auflösung des Parlaments verlor die LDP bei Neuwahlen (Juli 1993) erstmals in ihrer Geschichte die absolute Mehrheit im Parlament. Die Koalitionsregierung unter MinPräs. Hosokawa Morihiro (Neue Japan-Partei) setzte eine Wahlrechtsreform und Maßnahmen gegen die Korruption durch. Nachdem sich Hosokawa selbst mit Vorwürfen der Korruption konfrontiert sah, trat er im April 1994 als MinPräs. zurück. In der Zeit der Regierung des Sozialdemokraten Murayama Tomiichi, der neben den Sozialdemokraten u. a. auch wieder die LDP angehörte, stand anlässlich des 50. Jahrestags des Kriegsendes im Pazifik die japan. Besatzungspolitik im Zweiten Weltkrieg im Zentrum der Diskussion. Über J. hinaus bewegten Giftgasanschläge in der Tokioter U-Bahn die Weltöffentlichkeit (Terrorismus). Im Jan. 1996 übernahm wieder die LDP unter Hashimoto Ryūtaro die Führung der Regierung. Diesem folgte im Juli 1998 Keizō Ōbuchi im Amt des MinPräs. nach.Außenpolitisch entwickelte J. gute Beziehungen zu den ost- und südostasiat. Nachbarstaaten (u. a. Friedens- und Freundschaftsvertrag mit China, 1978). Wegen seiner expansiven Export- und als restriktiv empfundenen Importpolitik ergaben sich wiederholt Spannungen mit den USA und mit der EG/EU. Der langjährige japanisch-sowjet. Streit um die Kurilen konnte auch nach der Auflösung der UdSSR (1991) mit dem nunmehrigen Verhandlungspartner Russland nicht beigelegt werden. Mit dem Bekenntnis J.s zu seiner Kriegsschuld und den in seinem Namen begangenen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg (erstmals unter MinPräs. Hosokawa 1993) machte die Aussöhnungspolitik mit den Nachbarstaaten in den 1990er-Jahren Fortschritte.
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