Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Jansenismus
Jansenịsmusder, eine von Cornelius Jansen (Jansenius) (* 1585, ✝ 1638) ausgehende kath. Reformbewegung im 17./18. Jh., die v. a. in Frankreich Theologie und Spiritualität stark geprägt hat. Theolog. Kernstück des J. ist die auf einer strengen Augustinusauslegung basierende, in Auseinandersetzung mit der scholast. und jesuit. Theologie (mit ihrer Abschwächung der Bedeutung der Erbsünde) entstandene Gnadenlehre, die jegl. Synergismus ablehnt und neben der Vertiefung der Frömmigkeit einen theolog. und moral. Rigorismus zur Folge hat. Wegen der Überbetonung der Gnade wurde der J. 1653, 1705 und 1713 päpstlich verurteilt. Da der J. Gewissensfreiheit über jegl. Machtwillkür setzte, stand ihm auch der frz. Absolutismus misstrauisch gegenüber. Das Kloster Port-Royal, Sammelpunkt des frz. J., wurde 1709 aufgehoben. In der Aufklärung spielte der J. als Gegenbewegung zu den Jesuiten eine wichtige Rolle. Nach deren Vertreibung aus Frankreich 1761 verlor er an Bedeutung. In den Niederlanden war der J. gleichfalls verbreitet (Utrechter Kirche); in Dtl. konnte er nicht Fuß fassen.
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