Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Jahreszeiten
Jahreszeiten,die Einteilung des (trop.) Jahres in vier durch die scheinbare Sonnenbahn an der Sphäre gegebene Zeitabschnitte: Frühling, Sommer, Herbst, Winter; sie werden durch die Äquinoktien und die Solstitien festgelegt. Die unterschiedl. Länge der J. ist bedingt durch die unterschiedlich schnelle Bewegung der Erde in ihrer Bahn um die Sonne; Frühling und Sommer haben auf der Nordhalbkugel der Erde eine Länge von zus. 186 Tagen und 10 Stunden, Herbst und Winter hingegen eine Länge von zus. 178 Tagen und 20 Stunden. Die Dauer der einzelnen J. ist infolge der Apsidendrehung und der Präzession leicht veränderlich. Die meteorolog. J. sind nach Witterungsablauf gegliedert. Die astronom. J. begrenzt man (bis auf geringe Verschiebungen durch die Anpassung an das astronom. Jahr) folgendermaßen:Die klimat. Unterschiede der J. beruhen auf der Neigung der Erdbahnebene gegen den Äquator (Schiefe der Ekliptik); die Sonne erreicht nämlich in ihren Solstitialpunkten eine Deklination von +23º 27' (zur Sommersonnenwende der Nordhemisphäre) bzw. von —23º 27' (zur Wintersonnenwende der Nordhemisphäre). Da die Lage des Himmelsäquators über dem Horizont von der geograph. Breite des Beobachtungsortes abhängig und für ein und denselben Ort immer gleich ist, erreicht die Sonne zu versch. J. unterschiedl. Höhen über dem Horizont (und steht damit auch unterschiedlich lange über ihm). Dieser Unterschied der Höhe ergibt einen unterschiedlich schrägen Einfall der Sonnenstrahlen auf der Erde sowie die unterschiedl. Länge der Tage (und damit der Dauer der Sonneneinstrahlung), woraus sich die klimat. Unterschiede der J. ergeben. - In den Tropen, also zw. den Wendekreisen (der Sonne), wo die genannten Unterschiede unerheblich sind, werden J. durch die Niederschläge geschaffen: Hier wechseln eine Regenzeit (zentrale Tropen) oder zwei (Randtropen) mit einer oder zwei Trockenzeiten.
Kunst: Die J. wurden bereits in der Antike dargestellt als weibl. Halbfiguren oder Genien, oft auch mit unterscheidenden Attributen. Die frühchristl. Kunst übernahm die Personifikationen der J. als Sinnbilder des menschl. Lebens. Zu den frühesten erhaltenen Darstellungen des MA. gehören die des 11. Jh. an der Bronzetür des Augsburger Doms und den Kapitellen von Cluny. Aus späterer Zeit stammen z. B. der »Frühling« von S. Botticelli, der »Herbst« von F. Cossa, Grotesken von G. Arcimboldo, Gemälde von P. Bruegel d. Ä. und N. Poussin, Statuetten von A. Vittoria, W. Jamnitzer und B. Permoser.
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