Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
italienische Musik.
italienische Musik.Während von der alten italien. Volksmusik nur wenig überliefert ist, gibt es dagegen umfangreiche Zeugnisse liturg. Musik der röm. Kirche. Der für die Entstehung des abendländ. Musikschaffens bedeutsame gregorian. Gesang ging von Italien aus. Im 11. Jh. entstand aus der Neumenschrift die abendländ. Notenschrift (Guido von Arezzo).
Im Trecento (etwa 1330 bis Anfang des 15. Jh.) entstanden die Gattungen Madrigal, Ballata (Ballade) und Caccia, mehrstimmige, weltl. Liedmusik. Im 15. Jh. und in der 1. Hälfte des 16. Jh. waren auch in der i. M. die »Niederländer« (Frankoflamen) bestimmend, z. B. G. Dufay, H. Isaac, A. Willaert, C. de Rore, Josquin Desprez, später O. di Lasso. Aus der päpstl. Kapelle in Rom, der fast alle diese Musiker angehört hatten, entstand im 16. Jh. eine röm. Schule. Im selben Jh. führte G. da Palestrina die mehrstimmige A-cappella-Musik zu ihrem klass. Höhepunkt. Unabhängig von der röm. Schule schufen in Oberitalien mit dem Zentrum Venedig u. a. A. Willaert, C. de Rore und ihre italien. Schüler wie A. und G. Gabrieli eine Musik, deren besondere Merkmale die Mehrchörigkeit, die Farbigkeit im Klang und die Verwendung von Instrumenten waren. Auch die Gattungen selbstständiger Instrumentalmusik wie Ricercare und Fantasia (Fantasie) entstanden in der venezian. Schule. In Venedig wirkte auch der bed. Theoretiker G. Zarlino. Das Madrigal, das die mehr volkstüml. Formen u. a. der Frottola und der Villanella abgelöst hatte, wurde bes. gepflegt und erlebte seine höchste Blüte in den Werken L. Marenzios, Don C. Gesualdos und des frühen C. Monteverdi. Ende des 16. Jh. entstand in Florenz, aus dem Bestreben, die antike Tragödie zu erneuern, die Oper mit einem neuen Gesangsstil, der Monodie, dem aus der Sprache abgeleiteten Sologesang mit harmon. Akkordbegleitung. Die ersten Vertreter sind J. Peri (»Dafne«, 1598) und G. Caccini. Monteverdi brachte die von Peri und Caccini begonnene Entwicklung der Oper zur Vollendung mit seiner vom Affektausdruck des Wortes getragenen theatral. Musik. Chorsätze und Liedformen drangen in die Oper ein; gegenüber dem Sprechgesang (Rezitativ) entstand die in sich geschlossene reine Gesangsform der generalbassbegleiteten Arie. Die Nachfolger Monteverdis waren F. Cavalli und M. A. Cesti. Allmählich eroberte die Oper ganz Italien und Europa.Neben der Oper entstanden das geistl. Oratorium (E. de' Cavalieri, G. Carissimi) und das Concerto (zuerst vokal, dann instrumental). In der Instrumentalmusik wurde v. a. die Toccata entwickelt. G. Frescobaldi wurde zu einem Vorbild der Organisten in Europa. Das 18. Jh. brachte eine Weiterentwicklung der bestehenden musikal. Formen, so auch der neapolitan. Oper, deren Hauptmeister A. Scarlatti, F. Durante, N. Jomelli, N. Piccinni, G. B. Pergolesi, G. Paisiello, B. Galuppi, D. Cimarosa waren. Die durch P. Metastasio geprägte Opera seria rief eine Reaktion in Gestalt der Opera buffa hervor, die aus der Commedia dell'Arte und den in die Opera seria eingeschobenen kom. Intermezzi entstand. Eigentl. Schöpfer der Opera buffa war G. B. Pergolesi. Es folgten Meister wie Piccinni, Galuppi, Paisiello, Cimarosa. In der Instrumentalmusik wurden bes. Concerto grosso, Kirchen- und Kammersonate, Violinsonate und Violinkonzert gepflegt (A. Corelli, A. Vivaldi, G. Tartini). Hauptmeister der Klaviersonate war D. Scarlatti. Außerhalb Italiens wirkte bes. A. Salieri (Wien).
Die italien. Oper behielt bis ins 19. Jh. hinein ihre bed. Stellung: G. Rossini, V. Bellini, G. Donizetti, G. Spontini. Die überragende Erscheinung in der 2. Hälfte des 19. Jh. war G. Verdi, der größte Dramatiker unter den italien. Opernkomponisten. Den musikal. Naturalismus (»Verismo«) vertraten P. Mascagni, R. Leoncavallo, G. Puccini.
Die Wandlungen der Musik seit dem Ende des 19. Jh. griffen auch auf die i. M. über und ließen die reine Instrumentalmusik wieder an Bedeutung gewinnen. O. Respighis Werke weisen impressionist. Züge und eine besondere Bildhaftigkeit auf. Eine Synthese zw. der Moderne und der i. M. der Vergangenheit erstrebten I. Pizzetti, F. Malipiero, A. Casella. An Bach und Liszt anknüpfend, suchte F. Busoni mit neuen Mitteln sein ästhet. Ideal der »Klassizität« zu verwirklichen. Um 1940 wandte sich L. Dallapiccola der Zwölftonmusik zu. Mit seriellen und elektron. Kompositionstechniken befasste sich in den 50er-Jahren B. Maderna. Internat. Anerkennung fanden v. a. L. Nono, L. Berio, S. Bussotti, F. Evangelisti, F. Donatoni, G. Manzoni und N. Castiglioni.
▣ Literatur:
Fischer, K. von: Studien zur italien. Musik des Trecento u. frühen Quattrocento. Bern 1956.
⃟ Einstein, A.: The Italian madrigal, 3 Bde. Princeton, N. J., 21971.
⃟ Zwischen Opera buffa u. Melodrama. Italien. Oper im 18. u. 19. Jh., hg. v. J. Maehder u. J. Stenzl. Frankfurt am Main u. a. 1994.
Im Trecento (etwa 1330 bis Anfang des 15. Jh.) entstanden die Gattungen Madrigal, Ballata (Ballade) und Caccia, mehrstimmige, weltl. Liedmusik. Im 15. Jh. und in der 1. Hälfte des 16. Jh. waren auch in der i. M. die »Niederländer« (Frankoflamen) bestimmend, z. B. G. Dufay, H. Isaac, A. Willaert, C. de Rore, Josquin Desprez, später O. di Lasso. Aus der päpstl. Kapelle in Rom, der fast alle diese Musiker angehört hatten, entstand im 16. Jh. eine röm. Schule. Im selben Jh. führte G. da Palestrina die mehrstimmige A-cappella-Musik zu ihrem klass. Höhepunkt. Unabhängig von der röm. Schule schufen in Oberitalien mit dem Zentrum Venedig u. a. A. Willaert, C. de Rore und ihre italien. Schüler wie A. und G. Gabrieli eine Musik, deren besondere Merkmale die Mehrchörigkeit, die Farbigkeit im Klang und die Verwendung von Instrumenten waren. Auch die Gattungen selbstständiger Instrumentalmusik wie Ricercare und Fantasia (Fantasie) entstanden in der venezian. Schule. In Venedig wirkte auch der bed. Theoretiker G. Zarlino. Das Madrigal, das die mehr volkstüml. Formen u. a. der Frottola und der Villanella abgelöst hatte, wurde bes. gepflegt und erlebte seine höchste Blüte in den Werken L. Marenzios, Don C. Gesualdos und des frühen C. Monteverdi. Ende des 16. Jh. entstand in Florenz, aus dem Bestreben, die antike Tragödie zu erneuern, die Oper mit einem neuen Gesangsstil, der Monodie, dem aus der Sprache abgeleiteten Sologesang mit harmon. Akkordbegleitung. Die ersten Vertreter sind J. Peri (»Dafne«, 1598) und G. Caccini. Monteverdi brachte die von Peri und Caccini begonnene Entwicklung der Oper zur Vollendung mit seiner vom Affektausdruck des Wortes getragenen theatral. Musik. Chorsätze und Liedformen drangen in die Oper ein; gegenüber dem Sprechgesang (Rezitativ) entstand die in sich geschlossene reine Gesangsform der generalbassbegleiteten Arie. Die Nachfolger Monteverdis waren F. Cavalli und M. A. Cesti. Allmählich eroberte die Oper ganz Italien und Europa.Neben der Oper entstanden das geistl. Oratorium (E. de' Cavalieri, G. Carissimi) und das Concerto (zuerst vokal, dann instrumental). In der Instrumentalmusik wurde v. a. die Toccata entwickelt. G. Frescobaldi wurde zu einem Vorbild der Organisten in Europa. Das 18. Jh. brachte eine Weiterentwicklung der bestehenden musikal. Formen, so auch der neapolitan. Oper, deren Hauptmeister A. Scarlatti, F. Durante, N. Jomelli, N. Piccinni, G. B. Pergolesi, G. Paisiello, B. Galuppi, D. Cimarosa waren. Die durch P. Metastasio geprägte Opera seria rief eine Reaktion in Gestalt der Opera buffa hervor, die aus der Commedia dell'Arte und den in die Opera seria eingeschobenen kom. Intermezzi entstand. Eigentl. Schöpfer der Opera buffa war G. B. Pergolesi. Es folgten Meister wie Piccinni, Galuppi, Paisiello, Cimarosa. In der Instrumentalmusik wurden bes. Concerto grosso, Kirchen- und Kammersonate, Violinsonate und Violinkonzert gepflegt (A. Corelli, A. Vivaldi, G. Tartini). Hauptmeister der Klaviersonate war D. Scarlatti. Außerhalb Italiens wirkte bes. A. Salieri (Wien).
Die italien. Oper behielt bis ins 19. Jh. hinein ihre bed. Stellung: G. Rossini, V. Bellini, G. Donizetti, G. Spontini. Die überragende Erscheinung in der 2. Hälfte des 19. Jh. war G. Verdi, der größte Dramatiker unter den italien. Opernkomponisten. Den musikal. Naturalismus (»Verismo«) vertraten P. Mascagni, R. Leoncavallo, G. Puccini.
Die Wandlungen der Musik seit dem Ende des 19. Jh. griffen auch auf die i. M. über und ließen die reine Instrumentalmusik wieder an Bedeutung gewinnen. O. Respighis Werke weisen impressionist. Züge und eine besondere Bildhaftigkeit auf. Eine Synthese zw. der Moderne und der i. M. der Vergangenheit erstrebten I. Pizzetti, F. Malipiero, A. Casella. An Bach und Liszt anknüpfend, suchte F. Busoni mit neuen Mitteln sein ästhet. Ideal der »Klassizität« zu verwirklichen. Um 1940 wandte sich L. Dallapiccola der Zwölftonmusik zu. Mit seriellen und elektron. Kompositionstechniken befasste sich in den 50er-Jahren B. Maderna. Internat. Anerkennung fanden v. a. L. Nono, L. Berio, S. Bussotti, F. Evangelisti, F. Donatoni, G. Manzoni und N. Castiglioni.
▣ Literatur:
Fischer, K. von: Studien zur italien. Musik des Trecento u. frühen Quattrocento. Bern 1956.
⃟ Einstein, A.: The Italian madrigal, 3 Bde. Princeton, N. J., 21971.
⃟ Zwischen Opera buffa u. Melodrama. Italien. Oper im 18. u. 19. Jh., hg. v. J. Maehder u. J. Stenzl. Frankfurt am Main u. a. 1994.