Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
isländische Literatur.
isländische Literatur.Nach der Blütezeit der altisländ. Lit. (altnordische Literatur) lebten manche ihrer Stoffe und Formen durch Kompilationen und Sammelhandschriften noch weiter. Seit dem 14. Jh. wurden zahlr. Stoffe, insbesondere Sagas, unter Verwendung von Kunstmitteln der Skaldendichtung in erzählende Lieder (Rímur) umgedichtet. Höhepunkte geistl. Dichtung sind das Mariengedicht »Lilja« (»Lilie«) sowie die Werke des kath. Bischofs Jón Arason (* 1484, ✝ 1550). Nach der Reformation entwickelte sich eine reiche theolog. Gebrauchslit.; bed. die vollständige Bibelübersetzung von Guȓbrandur Thorláksson (1584). Nach der Auffindung des »Codex regius« und der Lieder-Edda (1643) begann eine systemat. Sammeltätigkeit, v. a. durch Árni Magnússon (* 1663, ✝ 1730). Seit der 2. Hälfte des 18. Jh. setzte eine starke Übersetzertätigkeit ein; Hauptvertreter der Aufklärung war Magnús Stephensen (* 1762, ✝ 1833). In der Romantik (ab 1835), mit dem Erstarken des Nationalbewusstseins bes. verbunden, entstand die grundlegende Samml. isländ. Volkssagen und Märchen. Im 19. und 20. Jh. begannen viele Autoren als Realisten, wurden jedoch später von Neuromantik und Nationalromantik beeinflusst, u. a. Gunnar Gunnarsson und Guȓmundur Kamban. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde einerseits weiterhin in einer neuromant., nat.-konservativen und dem Traditionalismus verpflichteten Haltung geschrieben, andererseits eine bewusste Abkehr davon und eine Zuwendung zu sozialist. Vorstellungen vollzogen. Einer der wichtigsten Autoren der Zwischenkriegszeit war Ólafur J. Sigurȓsson (* 1918). Die sozialkrit. Tendenz setzte sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg fort: zunehmendes Interesse an histor. Themen, stärkere Berücksichtigung der Form, Anwendung von freien Rhythmen oder einer komplizierten Metaphorik, wie z. B. durch die »atomskáld« (»Atomdichter«); internat. Bekanntheit erlangte Halldór Kiljan Laxness. Prosaautoren der 50er-Jahre sind Indriȓi Þorsteinsson (* 1926), Thor Vilhjálmsson (* 1925). Zur Neubelebung des Romans seit den 60er-Jahren trugen Guȓbergur Bergsson (* 1932) und die Autorinnen Jakobína Sigurȓardóttir (* 1918) und Svava Jakobsdóttir (* 1930) bei.
Literatur:
Friese, W.: Nord. Literaturen im 20. Jh. Stuttgart 1971.
Nord. Literaturgeschichte, hg. v. M. Brønstedt u. a., 2 Bde. A. d. Dän. München 1982-84.
Grundzüge der neueren skandinav. Literaturen, hg. v. F. Paul. Darmstadt 21991.
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