Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
irische Kunst
irische Kunst,die Kunst der kelt. Bevölkerung Irlands von ihrer Christianisierung im 5. Jh. bis zur anglonormann. Eroberung (1171). Anknüpfungspunkt für eine weitgehend eigenständige künstler. Entwicklung (keltische Kunst) war die La-Tène-Kultur. Infolge der Missionstätigkeit ir. Mönche gelangten u. a. auch armen., syr. und kopt. Anregungen nach Irland. - Bei den frühen Beispielen ir. Architektur handelt es sich zunächst um einfache, fensterlose Bauten mit hohem Steindach (Saint Kevin, Glendalough, um 850). Seit dem 9. Jh. wurden 40 m hohe Rundtürme errichtet, die als Glockentürme und Refugium dienten. Zu den wichtigsten Zeugnissen ir. Baukunst gehört die Cormac's Chapel in Cashel (1127-34). Als bedeutendste Leistung der ir. Plastik gelten die ab etwa 900 entstehenden Steinkreuze. Die Buchmalerei, die nur Initialornamentik in kelt. Formgebung (v. a. Fischblasen- und Spiralmuster) gekannt hatte, nahm in der 2. Hälfte des 7. Jh. german. Flechtband- und Tierornamentik sowie figürl. Darstellungen auf, so im »Book of Durrow« (um 680; Dublin), entstanden in einem Benediktinerkloster, und im »Book of Kells« (Anfang des 9. Jh.; ebd.). Unter den erhaltenen Goldschmiedearbeiten ragen v. a. die »Fibel von Tara« (Ende des 7. Jh.; Dublin) und der silberne »Kelch von Ardagh« (Anfang des 8. Jh.; ebd.) hervor. Nach dem Einfall der Wikinger im 9. und 11. Jh. wurden neue Techniken (z. B. Niello) und skandinav. Stilarten (Ringerikestil, Urnesstil) nach Irland vermittelt. Im 11. und 12. Jh. erlebte die i. K. ihre letzte eigenständige Blüte, wobei die keltisch-german. Spiral- und Tierornamentik fortgesetzt wurde (Long Cross, 1123; Dublin). Unter der engl. Herrschaft nahm die i. K. weitgehend an der Entwicklung der englischen Kunst teil.
▣ Literatur:
Streit, J.: Sonne u. Kreuz. Irland zw. Megalithkultur u. frühem Christentum. Stuttgart 31993.
irische Kunst,die Kunst der kelt. Bevölkerung Irlands von ihrer Christianisierung im 5. Jh. bis zur anglonormann. Eroberung (1171). Anknüpfungspunkt für eine weitgehend eigenständige künstler. Entwicklung (keltische Kunst) war die La-Tène-Kultur. Infolge der Missionstätigkeit ir. Mönche gelangten u. a. auch armen., syr. und kopt. Anregungen nach Irland. - Bei den frühen Beispielen ir. Architektur handelt es sich zunächst um einfache, fensterlose Bauten mit hohem Steindach (Saint Kevin, Glendalough, um 850). Seit dem 9. Jh. wurden 40 m hohe Rundtürme errichtet, die als Glockentürme und Refugium dienten. Zu den wichtigsten Zeugnissen ir. Baukunst gehört die Cormac's Chapel in Cashel (1127-34). Als bedeutendste Leistung der ir. Plastik gelten die ab etwa 900 entstehenden Steinkreuze. Die Buchmalerei, die nur Initialornamentik in kelt. Formgebung (v. a. Fischblasen- und Spiralmuster) gekannt hatte, nahm in der 2. Hälfte des 7. Jh. german. Flechtband- und Tierornamentik sowie figürl. Darstellungen auf, so im »Book of Durrow« (um 680; Dublin), entstanden in einem Benediktinerkloster, und im »Book of Kells« (Anfang des 9. Jh.; ebd.). Unter den erhaltenen Goldschmiedearbeiten ragen v. a. die »Fibel von Tara« (Ende des 7. Jh.; Dublin) und der silberne »Kelch von Ardagh« (Anfang des 8. Jh.; ebd.) hervor. Nach dem Einfall der Wikinger im 9. und 11. Jh. wurden neue Techniken (z. B. Niello) und skandinav. Stilarten (Ringerikestil, Urnesstil) nach Irland vermittelt. Im 11. und 12. Jh. erlebte die i. K. ihre letzte eigenständige Blüte, wobei die keltisch-german. Spiral- und Tierornamentik fortgesetzt wurde (Long Cross, 1123; Dublin). Unter der engl. Herrschaft nahm die i. K. weitgehend an der Entwicklung der englischen Kunst teil.
▣ Literatur:
Streit, J.: Sonne u. Kreuz. Irland zw. Megalithkultur u. frühem Christentum. Stuttgart 31993.