Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
indonesische Kunst.
indonesische Kunst.Die Kunst der Indonesier 2) bezeugt im Wesentlichen den Seelen-, Ahnen- und Totenkult (Holz-, Textil- und Metallarbeiten mit entsprechenden Motiven und Symbolen). Teile Indonesiens, bes. Java und Bali, Sumatra und Celebes, kamen bereits in den ersten Jahrhunderten n. Chr. mit Strömungen der ind. Kultur in Berührung. Früheste erhaltene künstler. Zeugnisse sind Bronzefiguren des Buddha aus dem 5./6. Jh. im Stil der Guptakunst.Indojavanische Kunst: Die Kunst Javas etwa zw. dem 7. und 15. Jh. wird als indojavanisch oder hindubuddhistisch bezeichnet, weil sie inhaltlich von den ind. Religionen geprägt ist. Stilistisch zunächst von den ind. Kunstschulen der Gupta-, Pallava- und Palazeit beeinflusst, entwickelte sie seit dem 9. Jh. starke eigenständige Züge. Hauptwerke der zentral- oder mitteljavan. Periode (750 bis 900; ben. nach der Residenz der Herrscher im Zentrum der Insel) sind v. a. die shivaist. Tempel auf dem Diengplateau, die hinduist. Tempelanlage Prambanan (9./10. Jh.) und die buddhist. Tempel Borobudur (um 800). Es sind v. a. Bauten mit mehrfach terrassiertem Sockel, Cella und pyramidenförmigem Dach. Im 10. Jh. wurde der O Javas zum polit. und kulturellen Zentrum. Im 13. Jh. entstanden hier die Reiche Singhasari und Madjapahit. Als bedeutendste Tempel der Singhasarizeit (1222-1293) sind die von Kidal, Jago und Singhasari hervorzuheben. Der reiche Reliefschmuck lässt stilist. Nähe zu den Schattenspielfiguren des Wayang erkennen. Aus der Madjapahitzeit (1293 bis etwa 1520) sind wenige Tempel erhalten geblieben, da nun Ziegel und Holz die vorherrschenden Baumaterialien waren (in Panataran noch Reste steinerner Tempel; vollständig restauriert wurde der »Jahreszahlentempel« [1369]). Charakteristisch für die ostjavan. Periode ist die extrem enge Verbindung von Shivaismus und Buddhismus. Der Ahnenkult gewann größere Bedeutung, die königl. Vorfahren wurden in den Bildern der Götter verehrt. Eine eigene Ausdrucksform javan. Kunstschaffens sind die Schattenspielfiguren, Stabpuppen, Masken und Rollbilder des Wayang, in dem sich autochthon-altjavan. und hindubuddhist. Elemente verbinden. Die Kunst des Islams auf Java (ab 16. Jh.) beschränkt sich, dem Bilderverbot gemäß, auf die Architektur, v. a. Moscheen, die in der Anfangszeit noch von javan. Formen geprägt sind.Balinesische Kunst: Bali wurde im Ggs. zu Java nicht islamisiert, daher bewahrte die balines. Kunst sowohl präindojavan. als auch balinesisch-hinduist. Traditionen und Formen bis heute. Die größten Heiligtümer sind Pura Besakih am Südhang des Gunung Agung, die in den Felsen gehauenen »Königl. Gräber« bei Tampaksiring und die Elefantenhöhle (Goa Gajah) bei Bedulu. - Die Malerei und das Kunsthandwerk stehen ausnahmslos im Dienste der balines. Ausprägung des Hinduismus, vermischt mit alten Toten-, Ahnen- und Fruchtbarkeitskulten.
Literatur:
Coomaraswamy, A. K.: Geschichte der ind. u. indones. Kunst. Leipzig 1927, Nachdr. Stuttgart 1965.
Versunkene Königreiche Indonesiens, hg. v. A. u. E. Eggebrecht, Ausst.-Kat. Roemer- u. Pelizaeus-Museum, Hildesheim. Mainz 1995.
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Ansicht: indonesische Kunst.