Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Italien
Itali|en⃟ Fläche: 301 308 km2
Einwohner: (1997) 57,5 Mio.
Hauptstadt: Rom
Verwaltungsgliederung: 20 Regionen, 103 Prov.
Amtssprache: Italienisch, im Aostatal auch Französisch, in der Prov. Bozen auch Deutsch
Nationalfeiertag: 1. Sonntag im Juni
Währung: 1 Italienische Lira (Lit) = 100 Centesimi (Cent.)
Zeitzone: MEZ
(amtlich Repubblica Italiana; dt. Italien. Rep.), Staat in S-Europa; Nord-I. grenzt im W an Frankreich, im N an die Schweiz und Österreich, im O an Slowenien, im S umgibt das Mittelmeer das übrige Staatsgebiet.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1948 ist I. eine parlamentarisch-demokrat. Republik. Staatsoberhaupt ist der auf sieben Jahre indirekt (vom Parlament sowie je drei Vertretern der Regionen) gewählte Präs. Er ernennt den MinPräs. und hat das Recht, das Parlament aufzulösen; durch aufschiebendes Veto kann er Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen. Exekutivorgan ist die dem Parlament verantwortl. Reg. unter Vorsitz des MinPräs., der die Richtlinien der Politik bestimmt. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Abg.kammer (630 Abg., für fünf Jahre gewählt) und Senat (325 Senatoren, 315 für fünf Jahre gewählt, 10 auf Lebenszeit ernannt). Aufgrund der Wahlrechtsreform von 1993 werden die Senatoren in 232, die Abg. der Kammer in 475 Wahlkreisen (relative Mehrheit genügt) gewählt. Die restl. Sitze der Kammer werden in 27 Wahlregionen im Verhältniswahlsystem nach Parteilisten vergeben, wobei eine Sperrklausel von 4 % gilt. Der Senat gilt als Vertretungsorgan der Regionen; jede Region, mit Ausnahme des Aostatals (1 Sitz), darf mindestens sieben Senatoren entsenden: Im Übrigen verfügen die Regionen über eigene legislative und exekutive Körperschaften.
Die Vertrauenskrise zu Beginn der 1990er-Jahre hat das nach dem Zweiten Weltkrieg in I. etablierte Parteiensystem erschüttert. Die bisher tonangebenden Parteien Christdemokraten (DC), Sozialist. Partei (PSI), Sozialdemokrat. Partei (PSDI), Liberale Partei (PLI), Republikan. Partei (PRI) änderten Namen, Struktur oder wurden nach Wahlen bedeutungslos. Im gegenwärtigen Parteienspektrum spielen eine Rolle: die Demokrat. Partei der Linken (PDS, 1991 aus der Kommunist. Partei hervorgegangen), die PPI (Italien. Volkspartei), die Liste Dini (geführt von dem ehem. MinPräs.) und die Grünen, die Kommunist. Erneuerung (RC), die Südtiroler Volkspartei (SVP) sowie die Parteien, die im »Freiheitspol« verbündet sind: die Forza Italia (FI), die Nat. Allianz (AN), die Nachfolgepartei der Christdemokraten CCD (Christlich-Demokrat. Zentrum - Christlich-Demokrat. Union) und die Lega Nord.
Landesnatur: I. umfasst den südl. Teil des Alpenbogens, die Poebene, die Apenninhalbinsel, die großen Inseln Sardinien und Sizilien sowie mehrere kleinere Inseln. Seine Landgrenze verläuft, abgesehen von der gegen San Marino, meist auf den wasserscheidenden Kämmen der Alpen; nur die Schweiz reicht mit dem Tessingebiet bis dicht an die Poebene heran. Am Alpenrand liegt ein Moränenhügelland, das die von eiszeitl. Gletschern geschaffenen Alpenrandseen von S abschließt. Die Poebene (etwa 46 000 km2) und die anschließende Ebene Venetiens sind die einzigen bed. Flachlandgebiete Italiens. Am Rand gegen Alpen und Apennin ziehen sich durchlässige quartäre Schotter hin, als »Fontanilizone« Quellgebiet zahlreicher Flüsse. Festland-I. und Inseln sind vorwiegend gebirgig. Hauptgebirge ist der Apennin, der die Halbinsel der Länge nach durchzieht und im mittleren Teil (Abruzzen) im Gran Sasso d'Italia 2 912 m ü. M. erreicht. Der Apennin trennt die breite, reich gegliederte W-Seite der Halbinsel von der hafenarmen und schmalen O-Seite. I. besitzt mehrere, z. T. noch tätige Vulkane (Vesuv, Ätna, Stromboli); Erdbeben sind relativ häufig. Unter den Flüssen sind Po, Etsch, Arno und Tiber die bedeutendsten. Außer den landschaftlich reizvollen Alpenrandseen (Lago Maggiore, Comer See, Gardasee) hat I. einige vulkan. Seen und als größten See den Trasimen. See. In Nord-I. vollzieht sich der Übergang vom sommerfeuchten Klima Mitteleuropas zum sommertrockenen Mediterranklima des Südens. Bei milden Wintern und heißen Sommern ist es gekennzeichnet durch Herbst- und Frühjahrsregen, die südlich von Rom in Winterregen übergehen; in Sizilien 4-6 aride Monate. Bes. geschützt gegen N-Winde sind die oberitalien. Seen und einige Täler der S-Alpen sowie die Riviera. Die Pflanzenwelt ist im N und in den Gebirgen, abgesehen von den oberitalien. Seen, noch vorwiegend mitteleuropäisch mit Laub- und Nadelwäldern, die aber sehr stark durch Weide- und Buschland verdrängt sind. An der Küste und im S herrschen immergrüne Gewächse und Macchie vor.
Bevölkerung: Der Hauptteil der Bev. besteht aus Italienisch sprechenden Italienern; in Südtirol leben mehrheitlich Deutsch sprechende Ew. (1991: 281 800, weitere 15 000 verstreut im übrigen Alpenraum) und Ladiner (insgesamt 40 000), im Aostatal eine Französisch sprechende Minderheit, in Friaul-Julisch-Venetien Slowenisch (53 100) und Serbokroatisch sprechende Volksgruppen (3 000), im südl. I. und auf Sizilien kleine Gruppen von Albanern (100 000) und Griechen (30 000), auf Sardinien außer den Sardisch Sprechenden (1,35 Mio.) auch Katalanen (15 000). Die Küstengebiete und die Ebenen sind sehr dicht besiedelt, das innere Gebirgsland und Sardinien dagegen nur dünn. Armut, Arbeitslosigkeit und hohe Geburtenüberschüsse im unterentwickelten S sind die Ursache für eine bis Mitte der 1970er-Jahre starke Auswanderung (seit 1870 über 10 Mio. Auswanderer); ferner besteht Binnenwanderung von S nach N, aus den Gebirgen in die Ebene und vom Land in die Stadt. 67 % der Bev. leben in Städten; Millionenstädte sind Rom, Mailand, Neapel, Turin; daneben über 80 Großstädte. - Es besteht allg. Schulpflicht vom 6. bis 14. Lebensjahr. Die Schulen sind kommunal, kirchlich oder privat. An die 5-jährige Primarschule schließt sich eine 3-jährige Mittelschule und das 5-jährige Gymnasium oder eine fachl. Schule an. Es gibt 35 staatl. und neun private Univ. sowie die Europ. Univ. Fiesole bei Florenz; die größten Univ. befinden sich in Rom, Neapel und Padua, zu den ältesten Univ. in Europa zählen Parma und Bologna (gegr. im 11. Jh.); ferner viele Univ.kollegs und Inst.; Analphabetenquote rd. 2 %. - Die kath. Kirche war seit den Lateranverträgen von 1929 bis zur Revision des Konkordats 1984 Staatskirche; ihr gehören 85-90 % der Bev. an; die rd. 320 000 Protestanten (Pfingstkirchler, Waldenser, Methodisten u. a.) bilden eigene Gemeinden; die rd. 62 000 alban. Katholiken in Süd-I. gehören der italoalban. Kirche des byzantin. Ritus an. Die Zahl der Muslime wird auf 150 000 geschätzt. Die jüd. Gemeinden haben 32 000 Mitglieder.
Wirtschaft, Verkehr: I. hat einen grundlegenden Strukturwandel vom Agrar- zum Ind.staat durchgemacht. Trotz der Fortschritte durch staatl. Förderungsmaßnahmen und private Investitionen sind die Unterschiede zw. dem hoch industrialisierten nördl. I. und dem vergleichsweise zurückgebliebenen Süden (Mezzogiorno) nicht wesentlich verringert worden. In der Landwirtschaft (rd. 8 %) geht der Anteil der Beschäftigten zurück.
Landwirtschaftlich genutzt werden rd. 56 % der Fläche, davon 73 % als Acker- und Gartenland, Dauerkulturland, Brache, 27 % sind Wiesen und Weiden. Wälder (z. T. Macchie) nehmen 21 % ein. Wichtiges Anbauprodukt ist Weizen (auf fast 40 % des Ackerlands, beste Erträge in der Poebene), ferner Reis, Mais, Gerste, Zuckerrüben, Gemüse (v. a. Tomaten), Kernobst (S-Tirol), Tabak, Oliven u. a.; Weinbau ist in fast ganz I. verbreitet (I. ist der größte Weinerzeuger in Europa). Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft geht die Abnahme der Huftier-, der Schaf- und Ziegenhaltung einher. Intensive Rinder- und Schweinezucht gibt es in Norditalien. Die Fleischerzeugung reicht jedoch für den Bedarf nicht aus. Die Betriebsstruktur in der Landwirtschaft wird weiterhin von der Realerbteilung, den Kleinbetrieben und von den Kleinpachtsystemen bestimmt. Die Forstwirtschaft deckt etwa 13 % des Nutzholzbedarfs. Um Aufforstungsprogramme nicht zu gefährden, bleibt der Holzeinschlag gering. Der Fischfang deckt nicht den Eigenbedarf.
Wichtige Bodenschätze sind die Erdölvorkommen SO-Siziliens, bei Pescara und in der Poebene, die von Erdgas in der Poebene, am O-Rand des Apennins, auf Sizilien und in der Basilicata sowie untermeerisch in der nördl. Adria und im Ion. Meer. Dazu kommen Braunkohle, Eisenerz von Cogne und Elba, Quecksilber und Antimonerz vom Monte Amiata, Blei- und Zinkerze im SW Sardiniens (Iglesiente). Kalisalz wird in ehem. Schwefelbergbaugebieten Innersiziliens gefördert. Die Marmorgewinnung von Carrara hat noch steigende Tendenz. - Kennzeichnend für die Ind. ist die starke Beteiligung des Staates. Die wachsende Finanznot führte jedoch zur Reprivatisierung ehem. verstaatlichter Betriebe. Großunternehmen sind v. a. in Nord-I. und in Latium konzentriert. Daneben herrschen Kleinbetriebe in der mechan., Bekleidungs-, Holz-, Textil-, Nahrungsmittel-, Schuh- und Möbelind. vor. Zur Überwindung dieses strukturellen Dualismus wurden zahlreiche staatl. Maßnahmen getroffen. Im Mezzogiorno (Süd-I.) sind industrielle »Entwicklungspole« mit großer staatl. Hilfe gegründet worden, überwiegend hoch automatisierte Teilfertigungsbetriebe, z. B. das große Stahlwerk in Tarent, die Großunternehmen der Petrochemie von Augusta-Syrakus, Cagliari und Sassari. Von großer Bedeutung sind Eisen und Metall verarbeitende Ind., Elektrotechnik, die chem. Industrie sowie der Kfz-Bau. Die Nahrungsmittelind. beliefert vorwiegend den inländ. Markt. Die Textil-, Schuh- und Bekleidungsind. haben ihre internat. Stellung bewahren können. Alte Tradition hat die Seidenind. um Como (inländ. Seidenraupenzucht in Venetien und in der Lombardei). Berühmt ist das italien. Kunsthandwerk, bes. in Florenz und Venedig. Ausgeführt werden Maschinen, Kfz, chem. Erzeugnisse, Eisen und Stahl, Schuhe, Strick- und Wirkwaren, Obst und Gemüse, Wein, Liköre, Teig- und Süßwaren u. a., eingeführt Rohöl, Maschinen, Kfz, Kohle, Schnittholz, Nahrungsmittel u. a. Wichtigste Handelspartner sind Dtl., Frankreich und die USA. Der Fremdenverkehr ist die wichtigste Devisenquelle (jährlich über 55 Mio. ausländ. Touristen). Am meisten besucht werden die Badeorte an der oberen Adria mit Venedig sowie Rom und Südtirol. - Die Energieversorgung basiert im Wesentlichen auf importierter Steinkohle sowie importiertem Rohöl und Erdgas. Die installierte Leistung der Kraftwerke beträgt (1992) 61,6 GW. Davon entfallen rd. 69 % auf Wärmekraftwerke und 31 % auf Wasserkraftwerke, ein geringer Anteil auf Erdwärme. Die ehem. vier Kernkraftwerke sind abgeschaltet worden.
Von den (1994) 19 453 km Eisenbahnstrecken sind 9 799 km elektrifiziert. Das Straßennetz umfasst 305 800 km, davon 2 % Autobahnen und 15 % Nationalstraßen. Seit 1976 gibt es neben der Autostrada del Sole (Mailand-Neapel-Reggio di Calabria) eine zweite durchgehende Autobahnverbindung vom Brenner entlang der Adriaküste. Wichtigste Handelshäfen sind die Ölimporthäfen Genua und Triest, gefolgt von Augusta, Tarent, Porto Foxi, Venedig, Ravenna, Livorno, Neapel, Savona, Syrakus, La Spezia. Der größte Passagierhafen ist Neapel. Staatl. Luftfahrtges. im internat. Verkehr ist Alitalia. Die wichtigsten der 24 internat. Flughäfen: Rom-Fiumicino, Mailand-Linate und Mailand-Malpensa, Neapel-Capodichino, Turin-Caselle, Venedig-Marco Polo, Rimini, Catania-Fontanarossa.
Geschichte: Vorgeschichte Mittelmeerraum; Geschichte I.s im Altertum römische Geschichte.Italien im frühen Mittelalter (476-951): Seit dem Sturz des letzten weström. Kaisers Romulus Augustulus durch Odoaker (476 n. Chr.) war I. jahrhundertelang ein Kampfplatz auswärtiger Mächte (Ostgoten unter Theoderich, Byzanz, Langobarden). Die Päpste riefen gegen die langobard. Bedrohung die Franken zu Hilfe. Unter deren Schutzherrschaft sicherte die Pippinsche Schenkung (754) dem Papsttum außer Rom den Besitz des byzantin. Ravenna u. a. Gebiete zu; sie wurde zur Grundlage des Kirchenstaats. Karl d. Gr. eroberte 774 das langobard. Königreich. Nach dem Tod (875) Ludwigs II., des letzten karoling. Königs in I., kämpften in- und ausländ. Fürsten um die Kaiserwürde und die Krone von Ober- und Mittel-I. (seit dem 8. Jh. »Reichs-I.« gen.). Unter-I. wurde von den Sarazenen bedroht, die 810 Sardinien und Korsika, von 827 an Sizilien erobert hatten (Palermo 831, zuletzt Syrakus 878).Italien unter den römisch-deutschen Kaisern (951-1254): 951 griff Otto I. ein und zwang König Berengar II. zur Lehnsnahme. Nach dessen Zwist mit dem Papst krönte Johannes XII. Otto 962 zum Kaiser. Damit blieb das Langobardenreich unter kaiserl. Herrschaft. - Unter-I. und Sizilien wurden im Laufe des 11. Jh. von den Normannen erobert, die 1059 das Land vom Papst zu Lehen nahmen. Als 1075 der Investiturstreit ausbrach, traten die Normannen und die aufstrebenden lombard. Städte auf die Seite des Papstes. Venedig, Genua und Pisa gewannen, bes. seit dem 1. Kreuzzug, die Vorherrschaft im Mittelmeer. Der Versuch Friedrichs I. Barbarossa, die kaiserl. Herrschaft in Ober- und Mittel-I. durchzusetzen, misslang. Nachdem Heinrich VI. 1186 durch Heirat mit der normann. Erbtochter Konstanze das unteritalien. Königreich gewonnen hatte, war der Kirchenstaat von der kaiserl. Macht umklammert. Die Kraftprobe erreichte ihren Höhepunkt unter Kaiser Friedrich II., der auf Sizilien einen gut organisierten Staat begründet hatte, aber bei dem Versuch, die kaiserl. Gewalt in ganz I. durchzusetzen, scheiterte. Mit dem Tod des Kaisers (1250) und seines Sohnes Konrad IV. (1254) gewannen die Päpste die Oberhand. Reste der stauf. Reichsverwaltung blieben lange nach deren Untergang wirksam.Mittel- und Kleinstaaten (1254-1494): Der von Papst Klemens IV. herbeigerufene Karl von Anjou besiegte den Staufer Manfred bei Benevent (1266) und gewann nach der Hinrichtung Konradins (1268) das süditalien. Königreich, verlor aber 1282 durch eine Volkserhebung (Sizilian. Vesper) Sizilien an das Haus Aragón, das Königreich Neapel blieb beim Haus Anjou. Die Machtpolitik Papst Bonifatius' VIII. scheiterte am Widerstand des frz. Königtums (Philipp der Schöne); das Papsttum geriet durch die Übersiedlung nach Avignon (1309-76) ganz unter frz. Einfluss. Die Parteikämpfe zw. Guelfen und Ghibellinen verhinderten in Reichs-I. den Aufbau einer übergreifenden Ordnung. Die Stadtherren erhielten größere Macht, erst im Laufe des 14. Jh. verringerte sich die Zahl der Stadtstaaten mit der Ausweitung der Territorialfürstentümer, die die Stadtrepubliken ablösten. In Genua und Venedig bestanden Adelsrepubliken, in Piemont regierten die Herzöge von Savoyen. In Mittel-I. stellte Kardinal Albornoz nach 1354 durch eine Verf. den Kirchenstaat wieder her. In Unter-I. konnten die aragones. Herrscher 1442 Sizilien wieder mit Neapel vereinigen. Trotz seiner polit. Zerrissenheit war I. im 15. Jh. Mittelpunkt des Humanismus und der Renaissance und in Kunst und Wiss. führend in Europa. Seine Vormacht in Handel und Geldverkehr ging erst zurück, als sich im 16. Jh. der Handel vom Mittelmeer zum Atlant. Ozean verlagerte.Von 1494 bis zur Einigung: Ende des 15. Jh. wurde I. erneut Schauplatz der Eroberungspolitik fremder Mächte. Der frz. König Karl VIII. eröffnete durch seinen Zug gegen Neapel 1494 den Kampf um die Vorherrschaft in I. zwischen Frankreich und Habsburg, bis Frankreich (nach der Schlacht von Pavia 1525) im »Damenfrieden von Cambrai« (1529) und im Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) verzichten musste. Mailand, Sardinien und Neapel-Sizilien kamen nach der Teilung der habsburg. Lande an Spanien, das so die Vorherrschaft auf der Halbinsel erlangte. Im Mantuanischen Erbfolgekrieg (1628-31) und durch den Pyrenäenfrieden (1659) gewann Frankreich in Ober-I. Einfluss.
Die führende kulturelle Stellung in Europa verlor I. im Zeitalter des Barock und der Aufklärung an Frankreich. Venedig konnte seine Besitzungen in der Levante (Zypern, Kreta, Morea) nicht gegen die Türken behaupten. Das Aussterben der einheim. Dynastien führte zur Neuordnung der Machtverhältnisse und zur Vorherrschaft Österreichs. Nur Savoyen-Piemont konnte durch Gewinn der sizilian. Krone 1713 (1720 gegen das österr. Sardinien eingetauscht) seine Stellung ausbauen. Während der Friedensperiode im 18. Jh. wurden die Lombardei und die Toskana durch Reformen auf allen Gebieten zu Musterländern im Sinne des aufgeklärten Absolutismus und zu Trägern eines neuen Nationalbewusstseins.
In den Französischen Revolutionskriegen vertrieb 1796 Napoleon Bonaparte die Österreicher aus der Lombardei; sie wurden im Frieden von Campoformio (1797) mit dem Gebiet der zusammengebrochenen Republik Venedig abgefunden. Die Franzosen errichteten in I. eine Reihe abhängiger Freistaaten (u. a. Italien. Republik, seit 1805 Königreich I., als dessen König sich Napoleon krönen ließ). 1806 wurden die Bourbonen aus dem Königreich Neapel vertrieben, das an Napoleons Bruder Joseph, 1808 an seinen Schwager J. Murat kam. Nur auf den Inseln Sizilien und Sardinien behaupteten sich unter dem Schutz der brit. Flotte die früheren Herrscher. 1814/15 brach die napoleon. Herrschaft in I. zusammen. Der Wiener Kongress stellte den Kirchenstaat wieder her, vergrößerte das Königreich Sardinien (Piemont) durch Genua und machte Österreich durch den Besitz Venetiens und der Lombardei zur vorherrschenden Macht.Nach 1815 wuchs im gebildeten Bürgertum und beim fortschrittl. Adel der Wunsch nach grundsätzl. Reformen, deren Ziel die nat. Einheit und die Rückgewinnung der führenden Stellung I.s in Europa war (»Risorgimento«). Neu gegründete Geheimgesellschaften (u. a. die »Carbonari« und G. Mazzinis »Junges Italien«) und offene Unruhen (1820/21 Neapel, Piemont, 1830/31 Modena, Romagna) zeigten den Widerstand gegen die Restauration unter österr. Hegemonie. Mazzini, der eine demokrat. Republik anstrebte, organisierte in den 1830er-/40er-Jahren mehrere Aufstände, die jedoch fehlschlugen. 1848 schloss sich I. der Revolution in Europa an: Die Österreicher wurden aus Mailand und Venedig vertrieben; König Karl Albert von Sardinien stellte sich an die Spitze der nat. Bewegung. Doch wurde er bei Custoza (25. 7. 1848) und Novara (23. 3. 1849) geschlagen. Rom, wo Mazzini und Garibaldi die Rep. ausgerufen hatten, wurde von einem frz. Hilfskorps des Papstes erobert. Zuletzt fiel Venedig (24. 8.). Fast überall zog die Reaktion ein, nur Piemont-Sardinien unter König Viktor Emanuel II. (1849-78) und C. Benso Graf Cavour als MinPräs. (1852-61) behielt Parlament und Verf.; damit übernahm es die Führung im Kampf um die italien. Einheit. Cavour gelang es, auch die meisten Republikaner auf seine Seite zu bringen, zudem schloss er 1858 ein Bündnis mit Napoleon III. gegen Österreich; Frankreich erhielt dafür Nizza und Savoyen. 1859 brach der Sardin.-Frz.-Österreichische Krieg aus, der zu den Niederlagen der Österreicher bei Magenta (4. 6.) und Solferino (24. 6.) führte. Durch den Waffenstillstand von Villafranca (11. 7.) und den Frieden von Zürich (10. 11.) erhielt Piemont die Lombardei, Venetien blieb bei Österreich. Inzwischen waren die Herrscher von Toskana, Parma und Modena aus ihren Ländern vertrieben worden; die kirchenstaatl. Romagna schüttelte die päpstl. Herrschaft ab. Die Bourbonenherrschaft in Neapel-Sizilien wurde dann durch die kühne Unternehmung G. Garibaldis vom Sommer 1860 (»Zug der Tausend«) gestürzt. In allen diesen Gebieten führte Cavour Volksabstimmungen durch, die sich für die Angliederung an Piemont aussprachen. Savoyen und Nizza wurden gemäß dem Bündnisvertrag an Frankreich abgetreten. Nach ersten Parlamentswahlen wurde am 17. 3. 1861 das Königreich I. unter Viktor Emanuel II. proklamiert. Frz. Truppen hielten Rom besetzt; die Hptst. I.s wurde daher 1865 Florenz. Im Bunde mit Preußen gewann I. 1866 Venetien. Der Abzug der frz. Truppen aus Rom nach Ausbruch des Dt.-Frz. Krieges ermöglichte die Besetzung Roms (20. 9. 1870), das mit dem Rest des Kirchenstaats I. eingegliedert und zur Hauptstadt erhoben wurde. Der Konflikt zw. Papst und italien. Staat wurde erst 1929 durch die Lateranverträge gelöst. Die frz. Vorbild folgende Verf. Sardiniens wurde auf ganz I. übertragen. Die neue Ordnung wurde v. a. in Süd-I. nicht überall akzeptiert (u. a. die Wehrpflicht); dies und das Ausbleiben einer Landreform führten dort zu einem politisch motivierten Brigantenwesen.Der liberale Einheitsstaat(1870-1918): Die seit Cavour regierende Rechte wurde 1876 durch die liberale Linke abgelöst. Protektionist. Außenhandelspolitik brachte Gegensätze zu Frankreich, die durch die frz. Kolonialpolitik (Besetzung von Tunis 1881) verstärkt wurden. Der Anschluss I. an das Bündnis Dtl.s mit Österreich-Ungarn 1882 (Dreibund) gegen den Widerstand der Irredenta sollte v. a. eine aktive italien. Kolonialpolitik stützen, die mit der Besetzung von Eritrea und der Somaliküste begann (seit 1881). Die Reg. Crispi (1887-91, 1893-96) versuchte erfolglos die Eroberung Äthiopiens (Niederlage bei Adua 1896). Im Inneren wurden die Anfänge der sozialist. (1892 Gründung der Sozialist. Partei) und kath. Arbeiterbewegung durch Einschränkung der Presse- und Versammlungsfreiheit unterdrückt; soziale Unruhen, Generalstreiks (Mailand 1898, Genua 1900) und die Ermordung König Umbertos I. führten schließlich 1903 zum Machtantritt G. Giolittis (mit Unterbrechungen bis 1914). Seine Reformpolitik bemühte sich u. a. um Abbau des Antiklerikalismus, Sozialgesetzgebung, Änderung des Wahlrechts. Parallel dazu entwickelte sich die Wirtschaft günstig. Gegner der Politik Giolittis war eine starke nationalist. Bewegung, die von Irredenta und Großmachtstreben bestimmt war. Auf ihr Drängen wurde 1911 Libyen (Tripolitanien und die Cyrenaica) annektiert, 1912 der Dodekanes. Im Inneren wurden die extremen rechten und linken Gruppierungen gestärkt.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, erklärte die Reg. A. Salandra die Neutralität Italiens. Die Nationalisten verlangten den Anschluss an die Gegner des bisherigen Dreibundes; unter ihnen trat der einstige Sozialist B. Mussolini in den Vordergrund. MinPräs. Salandra ließ sich im Londoner Geheimvertrag (26. 4. 1915) alle gegen Österreich gerichteten irredentist. Wünsche bewilligen und erklärte am 23. 5. 1915 Österreich-Ungarn, erst am 28. 8. 1916 dem Dt. Reich den Krieg. (Weltkrieg)Von 1919 bis zum Ende des Faschismus 1945: Im Friedensvertrag von Saint-Germain (10. 9. 1919) erhielt I. nur einen Teil seiner Forderungen: das Trentino und Südtirol bis zum Brenner, Görz, Triest, Istrien und Zara (Zadar). Die Enttäuschung verschärfte die inneren Gegensätze, die I. an den Rand des Bürgerkriegs brachten. Die Umsturzbestrebungen der Sozialisten und bes. der Kommunisten trafen auf eine scharfe Reaktion der von B. Mussolini 1919 in Mailand gegründeten faschist. Bewegung; mit dem »Marsch auf Rom« (28. 10. 1922) zwang Mussolini den König, ihn an die Spitze der Reg. zu berufen (31. 10.). Durch rücksichtslosen Machtgebrauch und Terror gelang es der faschist. Minderheit, die Staatsgewalt vollständig zu übernehmen und den Staat allmählich totalitär umzuformen (Faschismus). Nach der Angliederung Fiumes (Rijeka, 1924) war Mussolini, der als Reg.chef und Führer der faschist. Partei (Duce) als Diktator herrschte, zunächst auf eine friedl. Außenpolitik bedacht (Völkerbund, Locarno-Pakt, Kellogg-Pakt), doch suchte er die italien. Vormachtstellung im Mittelmeerraum zu sichern (Besetzung Korfus 1923). Mit der kath. Kirche verständigte er sich durch die Lateranverträge vom 11. 2. 1929. In der Adriafrage verschärfte sich der alte Gegensatz zu Jugoslawien, als I. seit 1926/27 starken Einfluss in Albanien gewann. Mit Ungarn und Österreich kam durch die Röm. Protokolle (17. 3. 1934) eine engere Verbindung zustande, eine Annäherung an Frankreich im Kolonialabkommen vom 7. 1. 1935. Dem nat.-soz. Dt. Reich stand I. wegen machtpolit. Rivalitäten anfänglich ablehnend gegenüber. Im Okt. 1935 begann der Krieg gegen Äthiopien, das eroberte Land wurde 1936 mit den Kolonien Eritrea und Somaliland zu Italien.-Ostafrika vereinigt. Die durch die Teilnahme I.s am Span. Bürgerkrieg aufseiten Francos begonnene Annäherung an Dtl. wurde durch die Achse Berlin-Rom (25. 10. 1936), den Beitritt zum Antikomintern-Pakt und den Austritt aus dem Völkerbund (11. 12. 1937) gefestigt. I. war am Münchener Abkommen beteiligt und schloss nach der Besetzung Albaniens (7.-13. 4. 1939) ein Militärbündnis mit Dtl. (»Stahlpakt«, 22. 5. 1939). In den Zweiten Weltkrieg griff I. erst am 10. 6. 1940 auf dt. Seite ein. Am 27. 9. 1940 schloss es mit Dtl. und Japan den Dreimächtepakt ab.
Die infolge der Niederlagen zunehmende antifaschist. Stimmung in der Bev. verschärfte sich (Streiks in Ober-I., März 1943); am 24. 7. 1943 erklärte sich auch der faschist. Großrat gegen Mussolini, der vom König gefangen gesetzt wurde; mit der Reg.bildung wurde P. Badoglio beauftragt, die faschist. Partei wurde aufgelöst; das faschist. Regime brach zusammen, ohne Widerstand zu leisten. Am 3. 9. schloss Badoglio nach Geheimverhandlungen einen Waffenstillstand mit den Alliierten (verkündet 8. 9. 1943). Die italien. Truppen in den von Dtl. besetzten Gebieten wurden daraufhin entwaffnet oder gefangen genommen; der König und Badoglio flohen zu den in Sizilien gelandeten Alliierten. Der am 12. 9. von den Deutschen befreite Mussolini trat an die Spitze der auf das dt. Besatzungsgebiet beschränkten »Rep. von Salò« (offiziell Repubblica Sociale Italiana). In Mittel- und Ober-I. unterstützten Partisanen die Alliierten hinter der dt. Front. Seit 1942 waren im Untergrund die Parteien neu gegr. worden (u. a. Kommunist. Partei [PCI], Sozialist. Partei [PSIUP], Christlich-Demokrat. Partei [DC]). Sie bildeten im Sept. 1943 ein Nat. Befreiungskomitee. Nach der Besetzung Roms durch die Alliierten (4. 6. 1944) trat Badoglio zurück; der Kronprinz trat als Umberto II. an die Spitze des Staates, das Nat. Befreiungskomitee bildete eine Übergangsregierung. Am 28. 4. 1945 wurde Mussolini von Partisanen erschossen. Mit der Kapitulation der dt. Streitkräfte (29. 4./2. 5. 1945) endete die Rep. von Salò.Die Republik Italien: Nach einer Volksabstimmung (2. 6. 1946) zugunsten der Republik (proklamiert am 18. 6. 1946) verließ Umberto II. das Land. Die am 2. 6. 1946 gewählte Verfassunggebende Nat.versammlung bestimmte E. De Nicola zum Staatspräs. und verabschiedete eine Verf., die am 1. 1. 1948 in Kraft trat. Seit den Wahlen von 1946 wurde die DC für die nächsten Jahrzehnte zur stärksten Partei. Mithilfe des Marshallplanes leitete die Reg. A. De Gasperi (1945-53) den Wiederaufbau ein, auch eine Sozial- und Agrarreform, die jedoch das Problem jeder Reg. blieb (bes. im S des Landes). Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit (1953) bildete die DC zunächst Koalitionsreg. mit den Mitte-rechts-Parteien, ab 1962 auch mit linken Parteien. Nach einer Zeit innenpolit. Stabilität unter der 1. Reg. A. Moro (1963-68) führten Inflation, Stagnation, Arbeitslosigkeit Anfang der 70er-Jahre zu polit. Polarisierung, die in rechts- und linksterrorist. Anschlägen gipfelte (Ermordung A. Moros durch die »Roten Brigaden« 1978), und schnell wechselnden Regierungen. 1976 schloss die DC unter MinPräs. G. Andreotti ein Bündnis mit fünf Parteien, u. a. den Kommunisten, deren gemeinsames Programm der wirtsch. und sozialen Sanierung dienen sollte. Nach dem Bruch dieses Bündnisses (1979) und Neuwahlen musste die DC 1981 erstmals das Amt des MinPräs. einer anderen Partei überlassen (G. Spadolini, PRI, 1981/82; B. Craxi, PSI, 1983-87). Seit Beginn der 90er-Jahre zeichneten sich innenpolit. Umbrüche ab: Die Kommunist. Partei, seit 1946 die zweitstärkste Partei, änderte 1991 ihren Namen in »Demokrat. Partei der Linken« (PDS) und beschloss ein neues Programm. Staatspräs. F. Cossiga trat 1992 vorzeitig zurück; ihm folgte O. L. Scalfaro (im Amt bis Mai 1999). Durch die hohe Staatsverschuldung, das unveränderte Nord-Süd-Gefälle verloren die etablierten polit. Kräfte ihre Glaubwürdigkeit. Die Parlamentswahlen 1992 brachten für die DC nur 29,7 % der Stimmen; dagegen gewannen Regionalparteien (v. a. die Lega Nord) mit ihren z. T. separatist. Programmen viele Anhänger. Die von G. Amato (PSI) geführte Koalitionsregierung (DC, PSI, PSDI und PLI) bemühte sich zwar, das Vertrauen in den Staat wiederherzustellen, doch mündeten Korruptionsskandale führender Politiker, Morde der Mafia an hohen Justizbeamten, der Verdacht der Verstrickung von Politik und Mafia im Frühjahr 1993 in eine Staatskrise. Es kam zu staatsanwaltl. Ermittlungen gegen Spitzenmanager versch. Staatskonzerne wegen Bestechung und unerlaubter Parteienfinanzierung, ebenso gegen führende Politiker, u. a. gegen G. Andreotti (DC) und B. Craxi (PSI). In einem Referendum (April 1993) sprach sich die Bev. mit großer Mehrheit für umfassende polit. Reformen aus. Nach dem Rücktritt der Reg. Amato (Jan. 1994) und Neuwahlen (März 1994) war das polit. Kräftefeld stark verändert. Bereits im Jan. 1994 hatte sich die DC angesichts ihres großen Ansehensverlustes selbst aufgelöst. Die Wahlen im Mai 1994 gewann S. Berlusconi mit seinem rechten Parteienbündnis »Freiheitspol« (Forza Italia, Nat. Allianz, Lega Nord), seine Reg. scheiterte aber bereits im Dez. 1994. Nach einer Übergangsreg. unter L. Dini siegte bei vorgezogenen Neuwahlen im April 1996 das Mitte-links-Bündnis »L'Ulivo« (Ölbaum; PDS, PPI, Liste Dini, Grüne) und stellte mit R. Prodi (parteilos) den MinPräs., im Okt. 1998 übernahm - nach parlamentar. Auseinandersetzungen über die Haushaltpolitik - M. D'Alema (PDS) das Amt. Zum Staatspräs. wurde im Mai 1999 der parteilose C. A. Ciampi gewählt. Durch den Pariser Friedensvertrag (10. 2. 1947) verlor I. den Dodekanes an Griechenland, Istrien an Jugoslawien; Triest wurde Freistaat. I. musste auf alle Kolonien verzichten, erhielt jedoch 1950 die Treuhandschaft über Italien.-Somaliland. Die Triestfrage (Triest), die das Verhältnis zu Jugoslawien belastete, wurde 1954 in einem De-facto-Abkommen (Teilung des umstrittenen Gebietes) entschieden. I. schloss sich früh dem westl. Bündnissystem an (u. a. Gründungsmitglied der NATO und der WEU). Seit 1949 gehört es dem Europarat, seit 1955 der UNO und ihren Sonderorganisationen an. Mit dem Beitritt zur Europ. Gemeinschaft für Kohle und Stahl (1952), zur EWG und EURATOM (1958) förderte es aktiv den europ. Integrationsprozess und die Erweiterung der EG in den folgenden Jahrzehnten. 1992 stimmten beide Häuser des Parlaments dem Vertrag von Maastricht zu, seit dem 1. 1. 1999 gehört I. zur Euro-Zone. Der Konflikt zw. I. und Österreich um Südtirol wurde 1992 auch offiziell beendet.
▣ Literatur:
Goez, W.: Geschichte I.s in Mittelalter u. Renaissance. Darmstadt 31988.
⃟ Lill, R.: Geschichte I.s in der Neuzeit. Darmstadt 41988. Nachdr. Darmstadt 1994.
⃟ Seidlmayer, M.: Geschichte I.s vom Zusammenbruch des Röm. Reiches bis zum ersten Weltkrieg. Mit einem Beitrag v. T. Schieder: I. vom ersten zum zweiten Weltkrieg. Stuttgart 21989.
⃟ Hausmann, F.: Kleine Geschichte I.s seit 1943. Neuausg. Berlin 1994.
⃟ I., Beiträge v. C. Chiellino u. a. A. d. Italien. München 31995.
⃟ Petersen, J.: Quo vadis, Italia? München 1995.
⃟ Brockhaus - die Bibliothek. Länder u. Städte: Italien - Rom, bearb. v. E. Retzlaff. Leipzig u. a. 1997.
⃟ Große, E. U. u. Trautmann, G.: I. verstehen. Darmstadt 1997.
⃟ I.-Lexikon, hg. v. R. Brütting. Neuausg. Berlin 1997.
⃟ Schaub, V.: Nachbar I. Schlaglichter auf ein Land ewiger Widersprüche. Frankfurt am Main 21997.
Einwohner: (1997) 57,5 Mio.
Hauptstadt: Rom
Verwaltungsgliederung: 20 Regionen, 103 Prov.
Amtssprache: Italienisch, im Aostatal auch Französisch, in der Prov. Bozen auch Deutsch
Nationalfeiertag: 1. Sonntag im Juni
Währung: 1 Italienische Lira (Lit) = 100 Centesimi (Cent.)
Zeitzone: MEZ
(amtlich Repubblica Italiana; dt. Italien. Rep.), Staat in S-Europa; Nord-I. grenzt im W an Frankreich, im N an die Schweiz und Österreich, im O an Slowenien, im S umgibt das Mittelmeer das übrige Staatsgebiet.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1948 ist I. eine parlamentarisch-demokrat. Republik. Staatsoberhaupt ist der auf sieben Jahre indirekt (vom Parlament sowie je drei Vertretern der Regionen) gewählte Präs. Er ernennt den MinPräs. und hat das Recht, das Parlament aufzulösen; durch aufschiebendes Veto kann er Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen. Exekutivorgan ist die dem Parlament verantwortl. Reg. unter Vorsitz des MinPräs., der die Richtlinien der Politik bestimmt. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Abg.kammer (630 Abg., für fünf Jahre gewählt) und Senat (325 Senatoren, 315 für fünf Jahre gewählt, 10 auf Lebenszeit ernannt). Aufgrund der Wahlrechtsreform von 1993 werden die Senatoren in 232, die Abg. der Kammer in 475 Wahlkreisen (relative Mehrheit genügt) gewählt. Die restl. Sitze der Kammer werden in 27 Wahlregionen im Verhältniswahlsystem nach Parteilisten vergeben, wobei eine Sperrklausel von 4 % gilt. Der Senat gilt als Vertretungsorgan der Regionen; jede Region, mit Ausnahme des Aostatals (1 Sitz), darf mindestens sieben Senatoren entsenden: Im Übrigen verfügen die Regionen über eigene legislative und exekutive Körperschaften.
Die Vertrauenskrise zu Beginn der 1990er-Jahre hat das nach dem Zweiten Weltkrieg in I. etablierte Parteiensystem erschüttert. Die bisher tonangebenden Parteien Christdemokraten (DC), Sozialist. Partei (PSI), Sozialdemokrat. Partei (PSDI), Liberale Partei (PLI), Republikan. Partei (PRI) änderten Namen, Struktur oder wurden nach Wahlen bedeutungslos. Im gegenwärtigen Parteienspektrum spielen eine Rolle: die Demokrat. Partei der Linken (PDS, 1991 aus der Kommunist. Partei hervorgegangen), die PPI (Italien. Volkspartei), die Liste Dini (geführt von dem ehem. MinPräs.) und die Grünen, die Kommunist. Erneuerung (RC), die Südtiroler Volkspartei (SVP) sowie die Parteien, die im »Freiheitspol« verbündet sind: die Forza Italia (FI), die Nat. Allianz (AN), die Nachfolgepartei der Christdemokraten CCD (Christlich-Demokrat. Zentrum - Christlich-Demokrat. Union) und die Lega Nord.
Landesnatur: I. umfasst den südl. Teil des Alpenbogens, die Poebene, die Apenninhalbinsel, die großen Inseln Sardinien und Sizilien sowie mehrere kleinere Inseln. Seine Landgrenze verläuft, abgesehen von der gegen San Marino, meist auf den wasserscheidenden Kämmen der Alpen; nur die Schweiz reicht mit dem Tessingebiet bis dicht an die Poebene heran. Am Alpenrand liegt ein Moränenhügelland, das die von eiszeitl. Gletschern geschaffenen Alpenrandseen von S abschließt. Die Poebene (etwa 46 000 km2) und die anschließende Ebene Venetiens sind die einzigen bed. Flachlandgebiete Italiens. Am Rand gegen Alpen und Apennin ziehen sich durchlässige quartäre Schotter hin, als »Fontanilizone« Quellgebiet zahlreicher Flüsse. Festland-I. und Inseln sind vorwiegend gebirgig. Hauptgebirge ist der Apennin, der die Halbinsel der Länge nach durchzieht und im mittleren Teil (Abruzzen) im Gran Sasso d'Italia 2 912 m ü. M. erreicht. Der Apennin trennt die breite, reich gegliederte W-Seite der Halbinsel von der hafenarmen und schmalen O-Seite. I. besitzt mehrere, z. T. noch tätige Vulkane (Vesuv, Ätna, Stromboli); Erdbeben sind relativ häufig. Unter den Flüssen sind Po, Etsch, Arno und Tiber die bedeutendsten. Außer den landschaftlich reizvollen Alpenrandseen (Lago Maggiore, Comer See, Gardasee) hat I. einige vulkan. Seen und als größten See den Trasimen. See. In Nord-I. vollzieht sich der Übergang vom sommerfeuchten Klima Mitteleuropas zum sommertrockenen Mediterranklima des Südens. Bei milden Wintern und heißen Sommern ist es gekennzeichnet durch Herbst- und Frühjahrsregen, die südlich von Rom in Winterregen übergehen; in Sizilien 4-6 aride Monate. Bes. geschützt gegen N-Winde sind die oberitalien. Seen und einige Täler der S-Alpen sowie die Riviera. Die Pflanzenwelt ist im N und in den Gebirgen, abgesehen von den oberitalien. Seen, noch vorwiegend mitteleuropäisch mit Laub- und Nadelwäldern, die aber sehr stark durch Weide- und Buschland verdrängt sind. An der Küste und im S herrschen immergrüne Gewächse und Macchie vor.
Bevölkerung: Der Hauptteil der Bev. besteht aus Italienisch sprechenden Italienern; in Südtirol leben mehrheitlich Deutsch sprechende Ew. (1991: 281 800, weitere 15 000 verstreut im übrigen Alpenraum) und Ladiner (insgesamt 40 000), im Aostatal eine Französisch sprechende Minderheit, in Friaul-Julisch-Venetien Slowenisch (53 100) und Serbokroatisch sprechende Volksgruppen (3 000), im südl. I. und auf Sizilien kleine Gruppen von Albanern (100 000) und Griechen (30 000), auf Sardinien außer den Sardisch Sprechenden (1,35 Mio.) auch Katalanen (15 000). Die Küstengebiete und die Ebenen sind sehr dicht besiedelt, das innere Gebirgsland und Sardinien dagegen nur dünn. Armut, Arbeitslosigkeit und hohe Geburtenüberschüsse im unterentwickelten S sind die Ursache für eine bis Mitte der 1970er-Jahre starke Auswanderung (seit 1870 über 10 Mio. Auswanderer); ferner besteht Binnenwanderung von S nach N, aus den Gebirgen in die Ebene und vom Land in die Stadt. 67 % der Bev. leben in Städten; Millionenstädte sind Rom, Mailand, Neapel, Turin; daneben über 80 Großstädte. - Es besteht allg. Schulpflicht vom 6. bis 14. Lebensjahr. Die Schulen sind kommunal, kirchlich oder privat. An die 5-jährige Primarschule schließt sich eine 3-jährige Mittelschule und das 5-jährige Gymnasium oder eine fachl. Schule an. Es gibt 35 staatl. und neun private Univ. sowie die Europ. Univ. Fiesole bei Florenz; die größten Univ. befinden sich in Rom, Neapel und Padua, zu den ältesten Univ. in Europa zählen Parma und Bologna (gegr. im 11. Jh.); ferner viele Univ.kollegs und Inst.; Analphabetenquote rd. 2 %. - Die kath. Kirche war seit den Lateranverträgen von 1929 bis zur Revision des Konkordats 1984 Staatskirche; ihr gehören 85-90 % der Bev. an; die rd. 320 000 Protestanten (Pfingstkirchler, Waldenser, Methodisten u. a.) bilden eigene Gemeinden; die rd. 62 000 alban. Katholiken in Süd-I. gehören der italoalban. Kirche des byzantin. Ritus an. Die Zahl der Muslime wird auf 150 000 geschätzt. Die jüd. Gemeinden haben 32 000 Mitglieder.
Wirtschaft, Verkehr: I. hat einen grundlegenden Strukturwandel vom Agrar- zum Ind.staat durchgemacht. Trotz der Fortschritte durch staatl. Förderungsmaßnahmen und private Investitionen sind die Unterschiede zw. dem hoch industrialisierten nördl. I. und dem vergleichsweise zurückgebliebenen Süden (Mezzogiorno) nicht wesentlich verringert worden. In der Landwirtschaft (rd. 8 %) geht der Anteil der Beschäftigten zurück.
Landwirtschaftlich genutzt werden rd. 56 % der Fläche, davon 73 % als Acker- und Gartenland, Dauerkulturland, Brache, 27 % sind Wiesen und Weiden. Wälder (z. T. Macchie) nehmen 21 % ein. Wichtiges Anbauprodukt ist Weizen (auf fast 40 % des Ackerlands, beste Erträge in der Poebene), ferner Reis, Mais, Gerste, Zuckerrüben, Gemüse (v. a. Tomaten), Kernobst (S-Tirol), Tabak, Oliven u. a.; Weinbau ist in fast ganz I. verbreitet (I. ist der größte Weinerzeuger in Europa). Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft geht die Abnahme der Huftier-, der Schaf- und Ziegenhaltung einher. Intensive Rinder- und Schweinezucht gibt es in Norditalien. Die Fleischerzeugung reicht jedoch für den Bedarf nicht aus. Die Betriebsstruktur in der Landwirtschaft wird weiterhin von der Realerbteilung, den Kleinbetrieben und von den Kleinpachtsystemen bestimmt. Die Forstwirtschaft deckt etwa 13 % des Nutzholzbedarfs. Um Aufforstungsprogramme nicht zu gefährden, bleibt der Holzeinschlag gering. Der Fischfang deckt nicht den Eigenbedarf.
Wichtige Bodenschätze sind die Erdölvorkommen SO-Siziliens, bei Pescara und in der Poebene, die von Erdgas in der Poebene, am O-Rand des Apennins, auf Sizilien und in der Basilicata sowie untermeerisch in der nördl. Adria und im Ion. Meer. Dazu kommen Braunkohle, Eisenerz von Cogne und Elba, Quecksilber und Antimonerz vom Monte Amiata, Blei- und Zinkerze im SW Sardiniens (Iglesiente). Kalisalz wird in ehem. Schwefelbergbaugebieten Innersiziliens gefördert. Die Marmorgewinnung von Carrara hat noch steigende Tendenz. - Kennzeichnend für die Ind. ist die starke Beteiligung des Staates. Die wachsende Finanznot führte jedoch zur Reprivatisierung ehem. verstaatlichter Betriebe. Großunternehmen sind v. a. in Nord-I. und in Latium konzentriert. Daneben herrschen Kleinbetriebe in der mechan., Bekleidungs-, Holz-, Textil-, Nahrungsmittel-, Schuh- und Möbelind. vor. Zur Überwindung dieses strukturellen Dualismus wurden zahlreiche staatl. Maßnahmen getroffen. Im Mezzogiorno (Süd-I.) sind industrielle »Entwicklungspole« mit großer staatl. Hilfe gegründet worden, überwiegend hoch automatisierte Teilfertigungsbetriebe, z. B. das große Stahlwerk in Tarent, die Großunternehmen der Petrochemie von Augusta-Syrakus, Cagliari und Sassari. Von großer Bedeutung sind Eisen und Metall verarbeitende Ind., Elektrotechnik, die chem. Industrie sowie der Kfz-Bau. Die Nahrungsmittelind. beliefert vorwiegend den inländ. Markt. Die Textil-, Schuh- und Bekleidungsind. haben ihre internat. Stellung bewahren können. Alte Tradition hat die Seidenind. um Como (inländ. Seidenraupenzucht in Venetien und in der Lombardei). Berühmt ist das italien. Kunsthandwerk, bes. in Florenz und Venedig. Ausgeführt werden Maschinen, Kfz, chem. Erzeugnisse, Eisen und Stahl, Schuhe, Strick- und Wirkwaren, Obst und Gemüse, Wein, Liköre, Teig- und Süßwaren u. a., eingeführt Rohöl, Maschinen, Kfz, Kohle, Schnittholz, Nahrungsmittel u. a. Wichtigste Handelspartner sind Dtl., Frankreich und die USA. Der Fremdenverkehr ist die wichtigste Devisenquelle (jährlich über 55 Mio. ausländ. Touristen). Am meisten besucht werden die Badeorte an der oberen Adria mit Venedig sowie Rom und Südtirol. - Die Energieversorgung basiert im Wesentlichen auf importierter Steinkohle sowie importiertem Rohöl und Erdgas. Die installierte Leistung der Kraftwerke beträgt (1992) 61,6 GW. Davon entfallen rd. 69 % auf Wärmekraftwerke und 31 % auf Wasserkraftwerke, ein geringer Anteil auf Erdwärme. Die ehem. vier Kernkraftwerke sind abgeschaltet worden.
Von den (1994) 19 453 km Eisenbahnstrecken sind 9 799 km elektrifiziert. Das Straßennetz umfasst 305 800 km, davon 2 % Autobahnen und 15 % Nationalstraßen. Seit 1976 gibt es neben der Autostrada del Sole (Mailand-Neapel-Reggio di Calabria) eine zweite durchgehende Autobahnverbindung vom Brenner entlang der Adriaküste. Wichtigste Handelshäfen sind die Ölimporthäfen Genua und Triest, gefolgt von Augusta, Tarent, Porto Foxi, Venedig, Ravenna, Livorno, Neapel, Savona, Syrakus, La Spezia. Der größte Passagierhafen ist Neapel. Staatl. Luftfahrtges. im internat. Verkehr ist Alitalia. Die wichtigsten der 24 internat. Flughäfen: Rom-Fiumicino, Mailand-Linate und Mailand-Malpensa, Neapel-Capodichino, Turin-Caselle, Venedig-Marco Polo, Rimini, Catania-Fontanarossa.
Geschichte: Vorgeschichte Mittelmeerraum; Geschichte I.s im Altertum römische Geschichte.Italien im frühen Mittelalter (476-951): Seit dem Sturz des letzten weström. Kaisers Romulus Augustulus durch Odoaker (476 n. Chr.) war I. jahrhundertelang ein Kampfplatz auswärtiger Mächte (Ostgoten unter Theoderich, Byzanz, Langobarden). Die Päpste riefen gegen die langobard. Bedrohung die Franken zu Hilfe. Unter deren Schutzherrschaft sicherte die Pippinsche Schenkung (754) dem Papsttum außer Rom den Besitz des byzantin. Ravenna u. a. Gebiete zu; sie wurde zur Grundlage des Kirchenstaats. Karl d. Gr. eroberte 774 das langobard. Königreich. Nach dem Tod (875) Ludwigs II., des letzten karoling. Königs in I., kämpften in- und ausländ. Fürsten um die Kaiserwürde und die Krone von Ober- und Mittel-I. (seit dem 8. Jh. »Reichs-I.« gen.). Unter-I. wurde von den Sarazenen bedroht, die 810 Sardinien und Korsika, von 827 an Sizilien erobert hatten (Palermo 831, zuletzt Syrakus 878).Italien unter den römisch-deutschen Kaisern (951-1254): 951 griff Otto I. ein und zwang König Berengar II. zur Lehnsnahme. Nach dessen Zwist mit dem Papst krönte Johannes XII. Otto 962 zum Kaiser. Damit blieb das Langobardenreich unter kaiserl. Herrschaft. - Unter-I. und Sizilien wurden im Laufe des 11. Jh. von den Normannen erobert, die 1059 das Land vom Papst zu Lehen nahmen. Als 1075 der Investiturstreit ausbrach, traten die Normannen und die aufstrebenden lombard. Städte auf die Seite des Papstes. Venedig, Genua und Pisa gewannen, bes. seit dem 1. Kreuzzug, die Vorherrschaft im Mittelmeer. Der Versuch Friedrichs I. Barbarossa, die kaiserl. Herrschaft in Ober- und Mittel-I. durchzusetzen, misslang. Nachdem Heinrich VI. 1186 durch Heirat mit der normann. Erbtochter Konstanze das unteritalien. Königreich gewonnen hatte, war der Kirchenstaat von der kaiserl. Macht umklammert. Die Kraftprobe erreichte ihren Höhepunkt unter Kaiser Friedrich II., der auf Sizilien einen gut organisierten Staat begründet hatte, aber bei dem Versuch, die kaiserl. Gewalt in ganz I. durchzusetzen, scheiterte. Mit dem Tod des Kaisers (1250) und seines Sohnes Konrad IV. (1254) gewannen die Päpste die Oberhand. Reste der stauf. Reichsverwaltung blieben lange nach deren Untergang wirksam.Mittel- und Kleinstaaten (1254-1494): Der von Papst Klemens IV. herbeigerufene Karl von Anjou besiegte den Staufer Manfred bei Benevent (1266) und gewann nach der Hinrichtung Konradins (1268) das süditalien. Königreich, verlor aber 1282 durch eine Volkserhebung (Sizilian. Vesper) Sizilien an das Haus Aragón, das Königreich Neapel blieb beim Haus Anjou. Die Machtpolitik Papst Bonifatius' VIII. scheiterte am Widerstand des frz. Königtums (Philipp der Schöne); das Papsttum geriet durch die Übersiedlung nach Avignon (1309-76) ganz unter frz. Einfluss. Die Parteikämpfe zw. Guelfen und Ghibellinen verhinderten in Reichs-I. den Aufbau einer übergreifenden Ordnung. Die Stadtherren erhielten größere Macht, erst im Laufe des 14. Jh. verringerte sich die Zahl der Stadtstaaten mit der Ausweitung der Territorialfürstentümer, die die Stadtrepubliken ablösten. In Genua und Venedig bestanden Adelsrepubliken, in Piemont regierten die Herzöge von Savoyen. In Mittel-I. stellte Kardinal Albornoz nach 1354 durch eine Verf. den Kirchenstaat wieder her. In Unter-I. konnten die aragones. Herrscher 1442 Sizilien wieder mit Neapel vereinigen. Trotz seiner polit. Zerrissenheit war I. im 15. Jh. Mittelpunkt des Humanismus und der Renaissance und in Kunst und Wiss. führend in Europa. Seine Vormacht in Handel und Geldverkehr ging erst zurück, als sich im 16. Jh. der Handel vom Mittelmeer zum Atlant. Ozean verlagerte.Von 1494 bis zur Einigung: Ende des 15. Jh. wurde I. erneut Schauplatz der Eroberungspolitik fremder Mächte. Der frz. König Karl VIII. eröffnete durch seinen Zug gegen Neapel 1494 den Kampf um die Vorherrschaft in I. zwischen Frankreich und Habsburg, bis Frankreich (nach der Schlacht von Pavia 1525) im »Damenfrieden von Cambrai« (1529) und im Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) verzichten musste. Mailand, Sardinien und Neapel-Sizilien kamen nach der Teilung der habsburg. Lande an Spanien, das so die Vorherrschaft auf der Halbinsel erlangte. Im Mantuanischen Erbfolgekrieg (1628-31) und durch den Pyrenäenfrieden (1659) gewann Frankreich in Ober-I. Einfluss.
Die führende kulturelle Stellung in Europa verlor I. im Zeitalter des Barock und der Aufklärung an Frankreich. Venedig konnte seine Besitzungen in der Levante (Zypern, Kreta, Morea) nicht gegen die Türken behaupten. Das Aussterben der einheim. Dynastien führte zur Neuordnung der Machtverhältnisse und zur Vorherrschaft Österreichs. Nur Savoyen-Piemont konnte durch Gewinn der sizilian. Krone 1713 (1720 gegen das österr. Sardinien eingetauscht) seine Stellung ausbauen. Während der Friedensperiode im 18. Jh. wurden die Lombardei und die Toskana durch Reformen auf allen Gebieten zu Musterländern im Sinne des aufgeklärten Absolutismus und zu Trägern eines neuen Nationalbewusstseins.
In den Französischen Revolutionskriegen vertrieb 1796 Napoleon Bonaparte die Österreicher aus der Lombardei; sie wurden im Frieden von Campoformio (1797) mit dem Gebiet der zusammengebrochenen Republik Venedig abgefunden. Die Franzosen errichteten in I. eine Reihe abhängiger Freistaaten (u. a. Italien. Republik, seit 1805 Königreich I., als dessen König sich Napoleon krönen ließ). 1806 wurden die Bourbonen aus dem Königreich Neapel vertrieben, das an Napoleons Bruder Joseph, 1808 an seinen Schwager J. Murat kam. Nur auf den Inseln Sizilien und Sardinien behaupteten sich unter dem Schutz der brit. Flotte die früheren Herrscher. 1814/15 brach die napoleon. Herrschaft in I. zusammen. Der Wiener Kongress stellte den Kirchenstaat wieder her, vergrößerte das Königreich Sardinien (Piemont) durch Genua und machte Österreich durch den Besitz Venetiens und der Lombardei zur vorherrschenden Macht.Nach 1815 wuchs im gebildeten Bürgertum und beim fortschrittl. Adel der Wunsch nach grundsätzl. Reformen, deren Ziel die nat. Einheit und die Rückgewinnung der führenden Stellung I.s in Europa war (»Risorgimento«). Neu gegründete Geheimgesellschaften (u. a. die »Carbonari« und G. Mazzinis »Junges Italien«) und offene Unruhen (1820/21 Neapel, Piemont, 1830/31 Modena, Romagna) zeigten den Widerstand gegen die Restauration unter österr. Hegemonie. Mazzini, der eine demokrat. Republik anstrebte, organisierte in den 1830er-/40er-Jahren mehrere Aufstände, die jedoch fehlschlugen. 1848 schloss sich I. der Revolution in Europa an: Die Österreicher wurden aus Mailand und Venedig vertrieben; König Karl Albert von Sardinien stellte sich an die Spitze der nat. Bewegung. Doch wurde er bei Custoza (25. 7. 1848) und Novara (23. 3. 1849) geschlagen. Rom, wo Mazzini und Garibaldi die Rep. ausgerufen hatten, wurde von einem frz. Hilfskorps des Papstes erobert. Zuletzt fiel Venedig (24. 8.). Fast überall zog die Reaktion ein, nur Piemont-Sardinien unter König Viktor Emanuel II. (1849-78) und C. Benso Graf Cavour als MinPräs. (1852-61) behielt Parlament und Verf.; damit übernahm es die Führung im Kampf um die italien. Einheit. Cavour gelang es, auch die meisten Republikaner auf seine Seite zu bringen, zudem schloss er 1858 ein Bündnis mit Napoleon III. gegen Österreich; Frankreich erhielt dafür Nizza und Savoyen. 1859 brach der Sardin.-Frz.-Österreichische Krieg aus, der zu den Niederlagen der Österreicher bei Magenta (4. 6.) und Solferino (24. 6.) führte. Durch den Waffenstillstand von Villafranca (11. 7.) und den Frieden von Zürich (10. 11.) erhielt Piemont die Lombardei, Venetien blieb bei Österreich. Inzwischen waren die Herrscher von Toskana, Parma und Modena aus ihren Ländern vertrieben worden; die kirchenstaatl. Romagna schüttelte die päpstl. Herrschaft ab. Die Bourbonenherrschaft in Neapel-Sizilien wurde dann durch die kühne Unternehmung G. Garibaldis vom Sommer 1860 (»Zug der Tausend«) gestürzt. In allen diesen Gebieten führte Cavour Volksabstimmungen durch, die sich für die Angliederung an Piemont aussprachen. Savoyen und Nizza wurden gemäß dem Bündnisvertrag an Frankreich abgetreten. Nach ersten Parlamentswahlen wurde am 17. 3. 1861 das Königreich I. unter Viktor Emanuel II. proklamiert. Frz. Truppen hielten Rom besetzt; die Hptst. I.s wurde daher 1865 Florenz. Im Bunde mit Preußen gewann I. 1866 Venetien. Der Abzug der frz. Truppen aus Rom nach Ausbruch des Dt.-Frz. Krieges ermöglichte die Besetzung Roms (20. 9. 1870), das mit dem Rest des Kirchenstaats I. eingegliedert und zur Hauptstadt erhoben wurde. Der Konflikt zw. Papst und italien. Staat wurde erst 1929 durch die Lateranverträge gelöst. Die frz. Vorbild folgende Verf. Sardiniens wurde auf ganz I. übertragen. Die neue Ordnung wurde v. a. in Süd-I. nicht überall akzeptiert (u. a. die Wehrpflicht); dies und das Ausbleiben einer Landreform führten dort zu einem politisch motivierten Brigantenwesen.Der liberale Einheitsstaat(1870-1918): Die seit Cavour regierende Rechte wurde 1876 durch die liberale Linke abgelöst. Protektionist. Außenhandelspolitik brachte Gegensätze zu Frankreich, die durch die frz. Kolonialpolitik (Besetzung von Tunis 1881) verstärkt wurden. Der Anschluss I. an das Bündnis Dtl.s mit Österreich-Ungarn 1882 (Dreibund) gegen den Widerstand der Irredenta sollte v. a. eine aktive italien. Kolonialpolitik stützen, die mit der Besetzung von Eritrea und der Somaliküste begann (seit 1881). Die Reg. Crispi (1887-91, 1893-96) versuchte erfolglos die Eroberung Äthiopiens (Niederlage bei Adua 1896). Im Inneren wurden die Anfänge der sozialist. (1892 Gründung der Sozialist. Partei) und kath. Arbeiterbewegung durch Einschränkung der Presse- und Versammlungsfreiheit unterdrückt; soziale Unruhen, Generalstreiks (Mailand 1898, Genua 1900) und die Ermordung König Umbertos I. führten schließlich 1903 zum Machtantritt G. Giolittis (mit Unterbrechungen bis 1914). Seine Reformpolitik bemühte sich u. a. um Abbau des Antiklerikalismus, Sozialgesetzgebung, Änderung des Wahlrechts. Parallel dazu entwickelte sich die Wirtschaft günstig. Gegner der Politik Giolittis war eine starke nationalist. Bewegung, die von Irredenta und Großmachtstreben bestimmt war. Auf ihr Drängen wurde 1911 Libyen (Tripolitanien und die Cyrenaica) annektiert, 1912 der Dodekanes. Im Inneren wurden die extremen rechten und linken Gruppierungen gestärkt.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, erklärte die Reg. A. Salandra die Neutralität Italiens. Die Nationalisten verlangten den Anschluss an die Gegner des bisherigen Dreibundes; unter ihnen trat der einstige Sozialist B. Mussolini in den Vordergrund. MinPräs. Salandra ließ sich im Londoner Geheimvertrag (26. 4. 1915) alle gegen Österreich gerichteten irredentist. Wünsche bewilligen und erklärte am 23. 5. 1915 Österreich-Ungarn, erst am 28. 8. 1916 dem Dt. Reich den Krieg. (Weltkrieg)Von 1919 bis zum Ende des Faschismus 1945: Im Friedensvertrag von Saint-Germain (10. 9. 1919) erhielt I. nur einen Teil seiner Forderungen: das Trentino und Südtirol bis zum Brenner, Görz, Triest, Istrien und Zara (Zadar). Die Enttäuschung verschärfte die inneren Gegensätze, die I. an den Rand des Bürgerkriegs brachten. Die Umsturzbestrebungen der Sozialisten und bes. der Kommunisten trafen auf eine scharfe Reaktion der von B. Mussolini 1919 in Mailand gegründeten faschist. Bewegung; mit dem »Marsch auf Rom« (28. 10. 1922) zwang Mussolini den König, ihn an die Spitze der Reg. zu berufen (31. 10.). Durch rücksichtslosen Machtgebrauch und Terror gelang es der faschist. Minderheit, die Staatsgewalt vollständig zu übernehmen und den Staat allmählich totalitär umzuformen (Faschismus). Nach der Angliederung Fiumes (Rijeka, 1924) war Mussolini, der als Reg.chef und Führer der faschist. Partei (Duce) als Diktator herrschte, zunächst auf eine friedl. Außenpolitik bedacht (Völkerbund, Locarno-Pakt, Kellogg-Pakt), doch suchte er die italien. Vormachtstellung im Mittelmeerraum zu sichern (Besetzung Korfus 1923). Mit der kath. Kirche verständigte er sich durch die Lateranverträge vom 11. 2. 1929. In der Adriafrage verschärfte sich der alte Gegensatz zu Jugoslawien, als I. seit 1926/27 starken Einfluss in Albanien gewann. Mit Ungarn und Österreich kam durch die Röm. Protokolle (17. 3. 1934) eine engere Verbindung zustande, eine Annäherung an Frankreich im Kolonialabkommen vom 7. 1. 1935. Dem nat.-soz. Dt. Reich stand I. wegen machtpolit. Rivalitäten anfänglich ablehnend gegenüber. Im Okt. 1935 begann der Krieg gegen Äthiopien, das eroberte Land wurde 1936 mit den Kolonien Eritrea und Somaliland zu Italien.-Ostafrika vereinigt. Die durch die Teilnahme I.s am Span. Bürgerkrieg aufseiten Francos begonnene Annäherung an Dtl. wurde durch die Achse Berlin-Rom (25. 10. 1936), den Beitritt zum Antikomintern-Pakt und den Austritt aus dem Völkerbund (11. 12. 1937) gefestigt. I. war am Münchener Abkommen beteiligt und schloss nach der Besetzung Albaniens (7.-13. 4. 1939) ein Militärbündnis mit Dtl. (»Stahlpakt«, 22. 5. 1939). In den Zweiten Weltkrieg griff I. erst am 10. 6. 1940 auf dt. Seite ein. Am 27. 9. 1940 schloss es mit Dtl. und Japan den Dreimächtepakt ab.
Die infolge der Niederlagen zunehmende antifaschist. Stimmung in der Bev. verschärfte sich (Streiks in Ober-I., März 1943); am 24. 7. 1943 erklärte sich auch der faschist. Großrat gegen Mussolini, der vom König gefangen gesetzt wurde; mit der Reg.bildung wurde P. Badoglio beauftragt, die faschist. Partei wurde aufgelöst; das faschist. Regime brach zusammen, ohne Widerstand zu leisten. Am 3. 9. schloss Badoglio nach Geheimverhandlungen einen Waffenstillstand mit den Alliierten (verkündet 8. 9. 1943). Die italien. Truppen in den von Dtl. besetzten Gebieten wurden daraufhin entwaffnet oder gefangen genommen; der König und Badoglio flohen zu den in Sizilien gelandeten Alliierten. Der am 12. 9. von den Deutschen befreite Mussolini trat an die Spitze der auf das dt. Besatzungsgebiet beschränkten »Rep. von Salò« (offiziell Repubblica Sociale Italiana). In Mittel- und Ober-I. unterstützten Partisanen die Alliierten hinter der dt. Front. Seit 1942 waren im Untergrund die Parteien neu gegr. worden (u. a. Kommunist. Partei [PCI], Sozialist. Partei [PSIUP], Christlich-Demokrat. Partei [DC]). Sie bildeten im Sept. 1943 ein Nat. Befreiungskomitee. Nach der Besetzung Roms durch die Alliierten (4. 6. 1944) trat Badoglio zurück; der Kronprinz trat als Umberto II. an die Spitze des Staates, das Nat. Befreiungskomitee bildete eine Übergangsregierung. Am 28. 4. 1945 wurde Mussolini von Partisanen erschossen. Mit der Kapitulation der dt. Streitkräfte (29. 4./2. 5. 1945) endete die Rep. von Salò.Die Republik Italien: Nach einer Volksabstimmung (2. 6. 1946) zugunsten der Republik (proklamiert am 18. 6. 1946) verließ Umberto II. das Land. Die am 2. 6. 1946 gewählte Verfassunggebende Nat.versammlung bestimmte E. De Nicola zum Staatspräs. und verabschiedete eine Verf., die am 1. 1. 1948 in Kraft trat. Seit den Wahlen von 1946 wurde die DC für die nächsten Jahrzehnte zur stärksten Partei. Mithilfe des Marshallplanes leitete die Reg. A. De Gasperi (1945-53) den Wiederaufbau ein, auch eine Sozial- und Agrarreform, die jedoch das Problem jeder Reg. blieb (bes. im S des Landes). Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit (1953) bildete die DC zunächst Koalitionsreg. mit den Mitte-rechts-Parteien, ab 1962 auch mit linken Parteien. Nach einer Zeit innenpolit. Stabilität unter der 1. Reg. A. Moro (1963-68) führten Inflation, Stagnation, Arbeitslosigkeit Anfang der 70er-Jahre zu polit. Polarisierung, die in rechts- und linksterrorist. Anschlägen gipfelte (Ermordung A. Moros durch die »Roten Brigaden« 1978), und schnell wechselnden Regierungen. 1976 schloss die DC unter MinPräs. G. Andreotti ein Bündnis mit fünf Parteien, u. a. den Kommunisten, deren gemeinsames Programm der wirtsch. und sozialen Sanierung dienen sollte. Nach dem Bruch dieses Bündnisses (1979) und Neuwahlen musste die DC 1981 erstmals das Amt des MinPräs. einer anderen Partei überlassen (G. Spadolini, PRI, 1981/82; B. Craxi, PSI, 1983-87). Seit Beginn der 90er-Jahre zeichneten sich innenpolit. Umbrüche ab: Die Kommunist. Partei, seit 1946 die zweitstärkste Partei, änderte 1991 ihren Namen in »Demokrat. Partei der Linken« (PDS) und beschloss ein neues Programm. Staatspräs. F. Cossiga trat 1992 vorzeitig zurück; ihm folgte O. L. Scalfaro (im Amt bis Mai 1999). Durch die hohe Staatsverschuldung, das unveränderte Nord-Süd-Gefälle verloren die etablierten polit. Kräfte ihre Glaubwürdigkeit. Die Parlamentswahlen 1992 brachten für die DC nur 29,7 % der Stimmen; dagegen gewannen Regionalparteien (v. a. die Lega Nord) mit ihren z. T. separatist. Programmen viele Anhänger. Die von G. Amato (PSI) geführte Koalitionsregierung (DC, PSI, PSDI und PLI) bemühte sich zwar, das Vertrauen in den Staat wiederherzustellen, doch mündeten Korruptionsskandale führender Politiker, Morde der Mafia an hohen Justizbeamten, der Verdacht der Verstrickung von Politik und Mafia im Frühjahr 1993 in eine Staatskrise. Es kam zu staatsanwaltl. Ermittlungen gegen Spitzenmanager versch. Staatskonzerne wegen Bestechung und unerlaubter Parteienfinanzierung, ebenso gegen führende Politiker, u. a. gegen G. Andreotti (DC) und B. Craxi (PSI). In einem Referendum (April 1993) sprach sich die Bev. mit großer Mehrheit für umfassende polit. Reformen aus. Nach dem Rücktritt der Reg. Amato (Jan. 1994) und Neuwahlen (März 1994) war das polit. Kräftefeld stark verändert. Bereits im Jan. 1994 hatte sich die DC angesichts ihres großen Ansehensverlustes selbst aufgelöst. Die Wahlen im Mai 1994 gewann S. Berlusconi mit seinem rechten Parteienbündnis »Freiheitspol« (Forza Italia, Nat. Allianz, Lega Nord), seine Reg. scheiterte aber bereits im Dez. 1994. Nach einer Übergangsreg. unter L. Dini siegte bei vorgezogenen Neuwahlen im April 1996 das Mitte-links-Bündnis »L'Ulivo« (Ölbaum; PDS, PPI, Liste Dini, Grüne) und stellte mit R. Prodi (parteilos) den MinPräs., im Okt. 1998 übernahm - nach parlamentar. Auseinandersetzungen über die Haushaltpolitik - M. D'Alema (PDS) das Amt. Zum Staatspräs. wurde im Mai 1999 der parteilose C. A. Ciampi gewählt. Durch den Pariser Friedensvertrag (10. 2. 1947) verlor I. den Dodekanes an Griechenland, Istrien an Jugoslawien; Triest wurde Freistaat. I. musste auf alle Kolonien verzichten, erhielt jedoch 1950 die Treuhandschaft über Italien.-Somaliland. Die Triestfrage (Triest), die das Verhältnis zu Jugoslawien belastete, wurde 1954 in einem De-facto-Abkommen (Teilung des umstrittenen Gebietes) entschieden. I. schloss sich früh dem westl. Bündnissystem an (u. a. Gründungsmitglied der NATO und der WEU). Seit 1949 gehört es dem Europarat, seit 1955 der UNO und ihren Sonderorganisationen an. Mit dem Beitritt zur Europ. Gemeinschaft für Kohle und Stahl (1952), zur EWG und EURATOM (1958) förderte es aktiv den europ. Integrationsprozess und die Erweiterung der EG in den folgenden Jahrzehnten. 1992 stimmten beide Häuser des Parlaments dem Vertrag von Maastricht zu, seit dem 1. 1. 1999 gehört I. zur Euro-Zone. Der Konflikt zw. I. und Österreich um Südtirol wurde 1992 auch offiziell beendet.
▣ Literatur:
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⃟ Hausmann, F.: Kleine Geschichte I.s seit 1943. Neuausg. Berlin 1994.
⃟ I., Beiträge v. C. Chiellino u. a. A. d. Italien. München 31995.
⃟ Petersen, J.: Quo vadis, Italia? München 1995.
⃟ Brockhaus - die Bibliothek. Länder u. Städte: Italien - Rom, bearb. v. E. Retzlaff. Leipzig u. a. 1997.
⃟ Große, E. U. u. Trautmann, G.: I. verstehen. Darmstadt 1997.
⃟ I.-Lexikon, hg. v. R. Brütting. Neuausg. Berlin 1997.
⃟ Schaub, V.: Nachbar I. Schlaglichter auf ein Land ewiger Widersprüche. Frankfurt am Main 21997.