Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Istanbul
Ịstanbul(türk. İstanbul, 330-1930 Konstantinopel, vorher Byzanz), mit 6,29 Mio. Ew. die größte Stadt der Türkei, bis 1923 Hptst. des Osman. Reiches, seitdem Provinz-Hptst. I. liegt auf Hügeln beiderseits des Südausganges des Bosporus und am Marmarameer, am Schnittpunkt des Seeweges durch die Meerengen vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer mit dem Landweg von der Balkanhalbinsel nach Kleinasien. Zum Stadtgebiet zählen auch die der asiat. Küste vorgelagerten Prinzeninseln im Mamarameer. Seine Lage sowie der Naturhafen des Goldenen Horns, eines 7 km langen, bis 1 km breiten und 40 m tiefen Seitenarms des Bosporus, machen I. zum größten Markt- und Umschlagplatz des Landes. Über 50 % der Bev. leben in Gecekondusiedlungen . I. ist Sitz des ökumen. Patriarchen und zahlr. anderer hoher Geistlicher der Ostkirchen; 6 Univ., TU, mehrere FH, Forschungs- und Kulturinstitute (u. a. Goethe-Inst., Abteilung des Dt. Archäolog. Inst.), Bibliotheken, Archive, Museen (v. a. Archäolog. Museum); mehrere Theater. Im Wirtschaftsleben herrschen Dienstleistungssektor vor; Hauptsitz von Großhandel, Verkehrs-, Bank-, Agentur- und Verlagswesen; Wertpapierbörse. Bed. sind noch Kleingewerbe und Handel in mehreren Basaren. Neben der Leichtind. (Holz-, Textil-, Leder-, Tabak-, Lebensmittelind.) Fahrzeug-, Maschinenbau, elektrotechn., chem., Glas-, Zementindustrie. Neue Hafenanlagen am Bosporus und am Marmarameer; die Galata- (1992 fertig gestellt, ersetzt die 1912 errichtete) und die Atatürkbrücke über das Goldene Horn verbinden das alte I. mit den jüngeren Stadtteilen Galata (türk. Karaköy) und Beyoğlu; zwei Hängebrücken (Spannweiten 1 074 m [seit 1973], 1 090 m [seit 1988]) führen über den Bosporus zum asiat. Teil I.s (Üsküdar). Internat. Flughafen: Yeşilköy.Stadtbild: Kern der Stadt ist Alt-I. auf einer vom Goldenen Horn und dem Marmarameer umschlossenen Halbinsel; auf der Landseite, im W, wird dieser Stadtteil von der antiken Landmauer (zum größten Teil unter Theodosius II. [* 401, ✝ 450] etwa zw. 412 und 422 erneuert) begrenzt. Hier liegen zahlr. Baudenkmäler, v. a. aus der Zeit nach der osman. Eroberung 1453, aber auch Zeugen byzantin. Architektur (meist in Moscheen verwandelte Kirchen) sind erhalten, bedeutendstes Bauwerk die Hagia Sophia; ihr Einfluss auf die osman. Baukunst (Moschee Bajasids II.), bes. in den Schöpfungen Sinans, ist unübersehbar. Sinan errichtete im 16. Jh. die prächtigsten Moscheen der Stadt, darunter die Şehzade-Moschee, die Moscheen Süleimans d. Gr., Rüstem Paşas und der Prinzessin Mihrimah; seine Schüler erbauten die Yeni-Valide-Moschee und die Sultan-Ahmed-Moschee (»Blaue Moschee«) mit sechs Minaretten. Im O, auf der Spitze der Halbinsel, liegt der Sultanspalast (Topkapɪ-Serail), etwa 1465 unter Sultan Mehmed II. angelegt, unter Süleiman d. Gr. und seinen Nachfolgern zu einer Palaststadt ausgebaut, heute Museum. Im Stadtteil Eyüp befindet sich die Eyüpmoschee (Neubau 1800, Wallfahrtsziel). Die histor. Bereiche von I. gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Geschichte: Byzanz, Konstantinopel.
Literatur:
Hotz, W.: Byzanz, Konstantinopel, I. Handbuch der Kunstdenkmäler. Sonderausg. München 1989.
Odenthal, J.: I. Köln 21992.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Istanbul