Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Island
Island⃟ Fläche: 103 000 km2
Einwohner: (1997) 274 000
Hauptstadt: Reykjavík
Verwaltungsgliederung: 7 Prov.
Amtssprache: Isländisch
Nationalfeiertag: 17. 6.
Währung: 1Isländische Krone (ikr) = 100 Aurar (aur.)
Zeitzone: WEZ
[isländ. »Eisland«] (amtlich isländ. Lýȓveldiȓ Ísland; dt.Republik I.), Staat im Europ. Nordmeer, umfasst außer der Hauptinsel I. einige kleine vorgelagerte Inseln (v. a. Westmännerinseln, Surtsey, Grímsey).
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1944 (mehrfach modifiziert) ist I. eine parlamentarisch-demokrat. Rep. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der Präs. (auf vier Jahre direkt gewählt); er ernennt und entlässt die Mitgl. des Kabinetts unter Vorsitz des MinPräs. und verfügt über ein beschränktes Vetorecht. Die Legislative liegt beim Althing (63 Abg., auf vier Jahre gewählt), die Trennung in Ober- und Unterhaus wurde 1991 aufgehoben. Einflussreichste Parteien: Unabhängigkeitspartei (SF), Fortschrittspartei (FF), Sozialdemokrat. Partei (AF), Volksallianz (AL).
Landesnatur: I. liegt auf dem untermeer. Mittelatlant. Rücken südlich des Polarkreises (nur die Insel Grímsey liegt auf ihm), 330 km von Grönland und 800 km von Skandinavien entfernt. Die Insel ist vulkan. Usprungs, aufgebaut aus tertiären und quartären Basaltdecken, die von einer 100-200 km breiten jungvulkan. Zone in SW-NO-Richtung gequert werden: Hier herrschen pleistozäne Basalte, Rhyolithe und Hyaloklastite vor. Hinzu treten nacheiszeitl. Laven, Tuffe und postvulkan. Erscheinungen (Solfataren, heiße Quellen, Geysire). Die oft von Erdbeben begleitete vulkan. Tätigkeit dauert an (v. a. Heimaey, Surtsey, Hekla, Askja). Der jüngste Ausbruch war im Sept. 1996 der des Bárdarbunga unter dem Vatnajökull. Über der Küstenregion mit Tiefländern, bes. im S und dem Hauptsiedlungsgebiet im SW, erhebt sich von 300 bis 800 m ü. M. eine unbewohnte Hochfläche, in Stufen gegliedert, über die die Flüsse in großen Wasserfällen (Dettifoss, Gullfoss) herabstürzen. Darüber ragen zahlr. Gebirgsstöcke und Einzelberge (im Hvannadalshnúkur 2 119 m ü. M.) sowie als Reste des pleistozänen, einst ganz I. verhüllenden Inlandeises mehrere Eiskappen auf (rd. 12 300 km2, davon Vatnajökull 8 410 km2). An einigen Eiskappen treten von Zeit zu Zeit durch subglaziale Eruptionen riesige Schmelzwasserströme (Jökulhlaup) auf; dadurch im S breite Aufschüttungsebenen (Sanderflächen). Im W, N und O Fjärd- und Fjordküste. Das kühle und feuchte Klima wird durch Ausläufer des Golfstroms bestimmt (milde Winter), Stürme, Nebel und Regen sind häufig.
Bevölkerung: Die Bewohner I. sind fast ausschl. Isländer skandinav. Abstammung. Über 92 % gehören der evang.-luth. »Isländ. Nationalkirche« (Staatskirche), 4 % luther. Freikirchen an, die kath. Kirche hat rd. 2 500 Mitgl. Mit einer Bev.dichte von 2,6 Ew. je km2 ist I. das am dünnsten besiedelte Land Europas. Über die Hälfte der Bev. lebt im Raum Reykjavík. - Allg. Schulpflicht vom 7. bis 15. Lebensjahr; staatl. Univ. in Reykjavík (gegr. 1909, eröffnet 1911).
Wirtschaft, Verkehr: Lebenswichtige wirtsch. Grundlage sind Fischfang (Kabeljau, Dorsch, Rotbarsch, Schellfisch) und -verarbeitung (Gefrier-, Salz-, Stockfisch, Fischkonserven, -mehl, -öl); sie erbringen 79 % des Exportwerts; die Fischereigrenze wurde mehrfach, zuletzt 1975 auf 200 Seemeilen ausgedehnt. Die Landwirtschaft kann nur etwa 22 % der Gesamtfläche nutzen, es überwiegt Weidewirtschaft. I. ist Selbstversorger bei Fleisch, Milch, Geflügel und Eiern. Angebaut werden auf 2 % der Gesamtfläche Kartoffeln und Futtermittel. Große Bedeutung hat die Nutzung der heim. Energiequellen Wasserkraft und geotherm. Energie; Ind.zweige sind: Aluminiumerzeugung, Metallverarbeitung, Nahrungsmittel-, Leder-, Textil-, Möbel- und Wollindustrie. Auch der Fremdenverkehr hat als Devisenquelle große Bedeutung. - Ausgeführt werden neben Fischereierzeugnissen v. a. Aluminium, Metallwaren, Fleisch, Häute, Wolle, Käse; eingeführt Erdöl und Erdölprodukte, Fahrzeuge, Maschinen, Geräte, Kunststoffe, Getreide. Haupthandelspartner: Großbritannien, USA, Dtl., skandinav. Länder, GUS-Staaten. - I. besitzt keine Eisenbahn. Neben ausgedehnter Küstenschifffahrt und dem Straßenverkehr, v. a. im SW (12 500 km Straßen), spielt der inländ. Luftverkehr eine große Rolle; internat. Flughäfen sind Keflavík und Reykjavík; die nat. Flugges. Icelandair bedient In- und Auslandsverkehr; wichtigster Hafen: Reykjavík.
Geschichte: Die ersten Siedler waren vermutlich im 8. Jh. iroschott. Mönche. Seit 870/874 kamen norweg. Wikinger auf die Insel. 930 trat erstmals das Althing als zentrale Institution der Rechtsprechung und Gesetzgebung zusammen; es beschloss um 1000 die Annahme des Christentums. Die großbäuerl. Häuptlinge (Goden) bildeten die einflussreichste Schicht im isländ. Freistaat (960-1262), einer bauernaristokrat. Republik ohne Exekutivgewalt. Ab Ende des 10. Jh. unternahmen Isländer ausgedehnte Seefahrten, gründeten 986 in S-Grönland unter Führung Erichs des Roten Siedlungen und gelangten von hier aus mit ihren Schiffen bis nach Nordamerika (um 1000). 1117/18 begann die schriftl. Aufzeichnug des isländ. Rechts. Nach inneren Machtkämpfen unterstellte sich I. 1262 der Oberhoheit des norweg. Königs. Mit Norwegen kam I. 1380 an Dänemark. 1550 wurde die luther. Reformation eingeführt. Unter J. Sigurȓsson erwachte im 19. Jh. eine Unabhängigkeitsbewegung: 1843 wurde das (1800 suspendierte) Althing als beratende Versammlung wieder eingesetzt, 1854 das dän. Handelsmonopol aufgehoben und 1874 eine Verf. gewährt. Am 1. 12. 1918 wurde I. ein selbstständiger Staat, blieb aber mit Dänemark durch Personalunion verbunden. Im Zweiten Weltkrieg war I. 1940/41 von brit., danach von amerikan. Truppen besetzt (Errichtung des Militärstützpunktes Keflavík). Am 24. 5. 1944 bestätigte die Bev. in einer Abstimmung die Auflösung der Union mit Dänemark. - Nach Ausrufung der Rep. (17. 6. 1944) wurde S. Björnsson Staatspräs. (1944-52); Nachfolger: A. Asgeirsson (1952-68), K. Eldjárn (1968-80), V. Finnbogadóttir (1980-96), O. R. Grimsson (seit 1996). I. trat 1946 den UN, 1949 der NATO bei; 1951 schloss es ein Schutzabkommen mit den USA. Die einseitige Erweiterung der Fischereigrenze durch I. (auf zuletzt 200 Seemeilen, 1975) führte seit 1958 wiederholt zu Fischereikonflikten (»Kabeljaukrieg«), bes. 1975/76 mit der Bundesrep. Dtl. und 1976 mit Großbritannien. Die Reg. des Landes sind meist Koalitionskabinette. Im Jan. 1993 stimmte das Parlament für den Beitritt I.s zum Europ. Wirtschaftsraum (EWR). Im Jan. 1994 schloss die EU mit I. ein Abkommen über Fischerei und Umweltschutz. Im Mai 1994 trat I. dem Rat der Ostseestaaten bei.
▣ Literatur:
Schutzbach, W.: I. Feuerinsel am Polarkreis. Bonn 31985.
⃟ Schröder, P.: I. München 1994.
⃟ Guȓmundur Hálfdanarson: Historical dictionary of Iceland. Lanham, Md., u. a. 1997.
Einwohner: (1997) 274 000
Hauptstadt: Reykjavík
Verwaltungsgliederung: 7 Prov.
Amtssprache: Isländisch
Nationalfeiertag: 17. 6.
Währung: 1Isländische Krone (ikr) = 100 Aurar (aur.)
Zeitzone: WEZ
[isländ. »Eisland«] (amtlich isländ. Lýȓveldiȓ Ísland; dt.Republik I.), Staat im Europ. Nordmeer, umfasst außer der Hauptinsel I. einige kleine vorgelagerte Inseln (v. a. Westmännerinseln, Surtsey, Grímsey).
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1944 (mehrfach modifiziert) ist I. eine parlamentarisch-demokrat. Rep. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der Präs. (auf vier Jahre direkt gewählt); er ernennt und entlässt die Mitgl. des Kabinetts unter Vorsitz des MinPräs. und verfügt über ein beschränktes Vetorecht. Die Legislative liegt beim Althing (63 Abg., auf vier Jahre gewählt), die Trennung in Ober- und Unterhaus wurde 1991 aufgehoben. Einflussreichste Parteien: Unabhängigkeitspartei (SF), Fortschrittspartei (FF), Sozialdemokrat. Partei (AF), Volksallianz (AL).
Landesnatur: I. liegt auf dem untermeer. Mittelatlant. Rücken südlich des Polarkreises (nur die Insel Grímsey liegt auf ihm), 330 km von Grönland und 800 km von Skandinavien entfernt. Die Insel ist vulkan. Usprungs, aufgebaut aus tertiären und quartären Basaltdecken, die von einer 100-200 km breiten jungvulkan. Zone in SW-NO-Richtung gequert werden: Hier herrschen pleistozäne Basalte, Rhyolithe und Hyaloklastite vor. Hinzu treten nacheiszeitl. Laven, Tuffe und postvulkan. Erscheinungen (Solfataren, heiße Quellen, Geysire). Die oft von Erdbeben begleitete vulkan. Tätigkeit dauert an (v. a. Heimaey, Surtsey, Hekla, Askja). Der jüngste Ausbruch war im Sept. 1996 der des Bárdarbunga unter dem Vatnajökull. Über der Küstenregion mit Tiefländern, bes. im S und dem Hauptsiedlungsgebiet im SW, erhebt sich von 300 bis 800 m ü. M. eine unbewohnte Hochfläche, in Stufen gegliedert, über die die Flüsse in großen Wasserfällen (Dettifoss, Gullfoss) herabstürzen. Darüber ragen zahlr. Gebirgsstöcke und Einzelberge (im Hvannadalshnúkur 2 119 m ü. M.) sowie als Reste des pleistozänen, einst ganz I. verhüllenden Inlandeises mehrere Eiskappen auf (rd. 12 300 km2, davon Vatnajökull 8 410 km2). An einigen Eiskappen treten von Zeit zu Zeit durch subglaziale Eruptionen riesige Schmelzwasserströme (Jökulhlaup) auf; dadurch im S breite Aufschüttungsebenen (Sanderflächen). Im W, N und O Fjärd- und Fjordküste. Das kühle und feuchte Klima wird durch Ausläufer des Golfstroms bestimmt (milde Winter), Stürme, Nebel und Regen sind häufig.
Bevölkerung: Die Bewohner I. sind fast ausschl. Isländer skandinav. Abstammung. Über 92 % gehören der evang.-luth. »Isländ. Nationalkirche« (Staatskirche), 4 % luther. Freikirchen an, die kath. Kirche hat rd. 2 500 Mitgl. Mit einer Bev.dichte von 2,6 Ew. je km2 ist I. das am dünnsten besiedelte Land Europas. Über die Hälfte der Bev. lebt im Raum Reykjavík. - Allg. Schulpflicht vom 7. bis 15. Lebensjahr; staatl. Univ. in Reykjavík (gegr. 1909, eröffnet 1911).
Wirtschaft, Verkehr: Lebenswichtige wirtsch. Grundlage sind Fischfang (Kabeljau, Dorsch, Rotbarsch, Schellfisch) und -verarbeitung (Gefrier-, Salz-, Stockfisch, Fischkonserven, -mehl, -öl); sie erbringen 79 % des Exportwerts; die Fischereigrenze wurde mehrfach, zuletzt 1975 auf 200 Seemeilen ausgedehnt. Die Landwirtschaft kann nur etwa 22 % der Gesamtfläche nutzen, es überwiegt Weidewirtschaft. I. ist Selbstversorger bei Fleisch, Milch, Geflügel und Eiern. Angebaut werden auf 2 % der Gesamtfläche Kartoffeln und Futtermittel. Große Bedeutung hat die Nutzung der heim. Energiequellen Wasserkraft und geotherm. Energie; Ind.zweige sind: Aluminiumerzeugung, Metallverarbeitung, Nahrungsmittel-, Leder-, Textil-, Möbel- und Wollindustrie. Auch der Fremdenverkehr hat als Devisenquelle große Bedeutung. - Ausgeführt werden neben Fischereierzeugnissen v. a. Aluminium, Metallwaren, Fleisch, Häute, Wolle, Käse; eingeführt Erdöl und Erdölprodukte, Fahrzeuge, Maschinen, Geräte, Kunststoffe, Getreide. Haupthandelspartner: Großbritannien, USA, Dtl., skandinav. Länder, GUS-Staaten. - I. besitzt keine Eisenbahn. Neben ausgedehnter Küstenschifffahrt und dem Straßenverkehr, v. a. im SW (12 500 km Straßen), spielt der inländ. Luftverkehr eine große Rolle; internat. Flughäfen sind Keflavík und Reykjavík; die nat. Flugges. Icelandair bedient In- und Auslandsverkehr; wichtigster Hafen: Reykjavík.
Geschichte: Die ersten Siedler waren vermutlich im 8. Jh. iroschott. Mönche. Seit 870/874 kamen norweg. Wikinger auf die Insel. 930 trat erstmals das Althing als zentrale Institution der Rechtsprechung und Gesetzgebung zusammen; es beschloss um 1000 die Annahme des Christentums. Die großbäuerl. Häuptlinge (Goden) bildeten die einflussreichste Schicht im isländ. Freistaat (960-1262), einer bauernaristokrat. Republik ohne Exekutivgewalt. Ab Ende des 10. Jh. unternahmen Isländer ausgedehnte Seefahrten, gründeten 986 in S-Grönland unter Führung Erichs des Roten Siedlungen und gelangten von hier aus mit ihren Schiffen bis nach Nordamerika (um 1000). 1117/18 begann die schriftl. Aufzeichnug des isländ. Rechts. Nach inneren Machtkämpfen unterstellte sich I. 1262 der Oberhoheit des norweg. Königs. Mit Norwegen kam I. 1380 an Dänemark. 1550 wurde die luther. Reformation eingeführt. Unter J. Sigurȓsson erwachte im 19. Jh. eine Unabhängigkeitsbewegung: 1843 wurde das (1800 suspendierte) Althing als beratende Versammlung wieder eingesetzt, 1854 das dän. Handelsmonopol aufgehoben und 1874 eine Verf. gewährt. Am 1. 12. 1918 wurde I. ein selbstständiger Staat, blieb aber mit Dänemark durch Personalunion verbunden. Im Zweiten Weltkrieg war I. 1940/41 von brit., danach von amerikan. Truppen besetzt (Errichtung des Militärstützpunktes Keflavík). Am 24. 5. 1944 bestätigte die Bev. in einer Abstimmung die Auflösung der Union mit Dänemark. - Nach Ausrufung der Rep. (17. 6. 1944) wurde S. Björnsson Staatspräs. (1944-52); Nachfolger: A. Asgeirsson (1952-68), K. Eldjárn (1968-80), V. Finnbogadóttir (1980-96), O. R. Grimsson (seit 1996). I. trat 1946 den UN, 1949 der NATO bei; 1951 schloss es ein Schutzabkommen mit den USA. Die einseitige Erweiterung der Fischereigrenze durch I. (auf zuletzt 200 Seemeilen, 1975) führte seit 1958 wiederholt zu Fischereikonflikten (»Kabeljaukrieg«), bes. 1975/76 mit der Bundesrep. Dtl. und 1976 mit Großbritannien. Die Reg. des Landes sind meist Koalitionskabinette. Im Jan. 1993 stimmte das Parlament für den Beitritt I.s zum Europ. Wirtschaftsraum (EWR). Im Jan. 1994 schloss die EU mit I. ein Abkommen über Fischerei und Umweltschutz. Im Mai 1994 trat I. dem Rat der Ostseestaaten bei.
▣ Literatur:
Schutzbach, W.: I. Feuerinsel am Polarkreis. Bonn 31985.
⃟ Schröder, P.: I. München 1994.
⃟ Guȓmundur Hálfdanarson: Historical dictionary of Iceland. Lanham, Md., u. a. 1997.