Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ironie
Ironie[grch.] die, Redeweise, bei der eine Äußerung das Gegenteil von dem meint, was sie ausspricht.
Gegen angemaßtes Wissen bildete Sokrates die I. mit großer Kunst als Mittel der dialekt. Erziehung aus (sokratische I.). In der Selbst-I. drückt sich eine krit., spielerisch-überlegene Haltung sich selbst gegenüber aus. Die romantische I. ist das immer wache Bewusstsein, dass zw. dem Unendlichen und dem Endlichen sowie zw. Freiheit und Form kein endgültiger, sondern nur ein spielender Ausgleich möglich ist. Die tragische I. ergibt sich für den Betrachter, wenn jemand, ohne zu ahnen, dass entscheidende Ereignisse seine Lage verändert haben, seiner Zuversicht Ausdruck gibt, während der Außenstehende um diese Ereignisse und ihre Folgen schon weiß. Als I. des Schicksals wird eine paradoxe Konstellation angesprochen, die wie ein frivoles Spiel höherer Mächte wirkt. I. als rhetor. Mittel kann sich von iron. Anspielung, spieler. Spott und Polemik bis zum Sarkasmus steigern; literarisch konstituiert sie damit die Gattungen Parodie, Satire, Travestie.
Literatur:
H.-E. Hass I. als literar. Phänomen, hg. v. u. G.-A. Mohrlüder. Köln 1973.
Behler, E.: Klass. I., romant. I., trag. I. Zum Ursprung dieser Begriffe. Darmstadt 21981.
Japp, U.: Theorie der I. Frankfurt am Main 1983.
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