Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Irland
I Ịrland(irisch Éire, engl. Ireland), die westl. der beiden großen Brit. Inseln, von Großbritannien durch die Ir. See, den Nord- und St.-Georgs-Kanal getrennt, sonst vom Atlant. Ozean umschlossen, umfasst 83 500 km2, mit Nebeninseln 84 403 km2; über 5 Mio. Ew.; politisch gegliedert in Nordirland und die Rep. Irland.
II Ịrland
⃟ Fläche: 70 284 km2
Einwohner: (1997) 3,557 Mio. Ew.
Hauptstadt: Dublin
Verwaltungsgliederung: 34 Counties und County Boroughs
Amtssprachen: Irisch, Englisch
Nationalfeiertag: 17. 3.
Währung: 1 Irisches Pfund (Ir£) = 100 New Pence (p)
Zeitzone: WEZ
(irisch Éire, engl. Ireland, amtlich irisch Poblacht na h'Éireann, engl. Republic of Ireland; dt. Republik I.), Staat in NW-Europa, nimmt den größten Teil der Insel I. ein.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1937 ist I. eine parlamentarisch-demokrat. Republik. Staatsoberhaupt ist der für sieben Jahre direkt gewählte Präsident. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Abg.haus (166 Abg., für fünf Jahre gewählt) und Senat (11 vom Premiermin. ernannte und 49 von den Univ. und Standesvertretungen delegierte Mitgl.). Exekutivorgan ist das Kabinett unter Vorsitz des Premiermin., das dem Abg.haus verantwortlich ist. - Das Parteiensystem ist noch heute vom Unabhängigkeitskampf gegen Großbritannien geprägt. Einflussreichste Parteien sind Fianna Fáil (FF), Fine Gael (FG), Labour Party (LP) und Workers' Party (WP).
Landesnatur: Ein ausgedehntes, flachwelliges, von Hochmooren durchsetztes zentrales Tiefland mit zahlr. Seen wird von einem glazial überformten Altgebirgsrahmen umgeben. Nur an der O-Küste bei Dublin reicht das zentrale Tiefland bis an die Ir. See heran. Im Innern wird es von einzelnen, isoliert aufragenden Bergzügen durchsetzt. Der Carrauntoohil im SW erreicht 1 041 m ü. M. Im W treten Karbonkalke zutage und sind stark verkarstet (The Burren). Die Küste ist im SW, W und NW sehr buchtenreich. Den SW kennzeichnet eine ausgeprägte Riaküste mit tief in den Atlantik vorstoßenden Halbinseln und weit ins Landesinnere reichenden Buchten. Nur rd. 6 % der Fläche sind mit Wald bedeckt. Längster Fluss ist der Shannon, der einen großen Teil der zentralirischen Ebene entwässert. Unter den Seen ist der Lough Neagh (396 km2) der größte der Brit. Inseln. - Das Klima ist ozeanisch (kühle Sommer, milde Winter) und bei von W nach O abnehmenden Niederschlägen sehr feucht; ihm verdankt I. seine immergrüne Vegetation (»Grüne Insel«).
Bevölkerung: Die Iren sind überwiegend kelt. Abstammung. Obwohl Irisch erste Amtssprache ist, sprechen es nur rd. 2 % der Bev. als Muttersprache, 33 % gelten jedoch als Irisch sprechend. Seit der Mitte des 19. Jh. (1841 etwa 6,5 Mio.) ist die Ew.zahl durch anhaltende Emigration infolge schlechter Lebensbedingungen bis 1961 (2,82 Mio.) ständig zurückgegangen. Ausgelöst durch die staatlich geförderte Industrialisierung, kam es 1971-79 zu einem vorübergehenden Rückgang der Abwanderung; verbunden mit starkem natürl. Bev.wachstum erhöhte sich die Ew.zahl 1971-81 um 15,3 %. Seitdem aber führten die Verschlechterung der wirtsch. Verhältnisse und die hohe Arbeitslosenquote erneut zu starker Auswanderung bis etwa 1991. Die Bev.dichte ist im O (Leinster mit Dublin) am höchsten und fällt nach W (Connacht) deutlich ab. 29 % der Gesamtbev. leben in der städt. Agglomeration Dublin. Etwa 94 % der Iren sind Katholiken, 2,7 % Anglikaner. Obwohl die Sonderstellung der kath. Kirche in der Verf. 1972 aufgehoben wurde, bleibt sie ein wichtiger Faktor im öffentl. Leben und beeinflusst maßgeblich die Gesetzgebung (Ehe- und Scheidungsrecht, Schwangerschaftsverhütung und -abbruch). Es besteht allg. Schulpflicht vom 7. bis 15. Lebensjahr. I. verfügt über vier Universitäten.
Wirtschaft, Verkehr: I. gehört zu den ärmeren Ländern der EU. Die Ind. hat einen Anteil von 37,4 % (1995) am Bruttoinlandprodukt, die Landwirtschaft von 9 %. Etwa 85 % der Gesamtfläche werden landwirtsch. genutzt (zu 17 % Ackerland, 83 % Wiesen und Weiden). An erster Stelle steht die Rinderhaltung (Fleisch- und Milchwirtschaft), gefolgt von der Schafzucht. Daneben werden Schweine, Ziegen und Geflügel gehalten sowie Pferde (v. a. Reitpferde) gezüchtet. Angebaut werden Futter-, Brauerei- und Brotgetreide, Hackfrüchte u. a. An Bodenschätzen werden Zink- und Bleierze sowie Silber und v. a. Torf abgebaut. Weiter existieren Vorräte an Lithium, Gold, Wolfram, Schwerspat, Kohle und Uran. Seit 1978 wird Erdgas vor der S-Küste (Gasfeld Kinsale Head) gefördert. Der Energiebedarf wird durch Erdöl (51 %), Erdgas (18 %), Torf (11 %), Wasserkraft (1,5 %) und Importkohle (18 %) gedeckt. Die traditionelle Ind. beruht vorwiegend auf Verarbeitung landwirtsch. Produkte (Molkereien, Mühlen, Brauereien); verarbeitende Betriebe (Fleisch, Fisch, Zucker, Whiskey, Tabakwaren), daneben Schuh- und Textilind. (Stickerei, Tweedherstellung). Die Reg. fördert seit den 60er-Jahren die Ansiedlung ausländ. Ind.betriebe. Diese (v. a. Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektro-, Elektronik-, chem. und pharmazeut. Ind., Metallverarbeitung) sind vorwiegend exportorientiert. Bed. Fremdenverkehr (über 4 Mio. ausländ. Besucher). - Haupthandelspartner sind die EG-Länder (v. a. Großbritannien), die USA, Schweden und Kanada. I. führt v. a. Fleisch und Fleischprodukte, Molkereiprodukte, Garne, Gewebe und Textilien, nichtelektr. und elektr. Maschinen und Geräte, feinmechan. und opt. Erzeugnisse, Bleierze und -konzentrate aus. - I. verfügt über 92 255 km Straßen (1994) und 2 011 km Schienenwege. Schiffbare Binnenwasserstraßen sind Shannon (208 km) und Grand Canal (249 km). Der internat. Luftverkehr wird von den Flugges. »Aer Lingus« und »Ryan Air« durchgeführt. Wichtigster Flughafen ist Dublin; weitere internat. Flughäfen sind Shannon Airport und Cork. Wichtigste Handelshäfen sind Dublin, Waterford, Galway und Cork, Fährhäfen Rosslare, Dun Loaghaire und Cork.
Geschichte: Seit etwa 500 v. Chr. wanderten Kelten in das schon lange zuvor besiedelte I. ein, das weder unter röm. noch german. Einfluss geriet. Es war urspr. in fünf Stammeskönigreiche gegliedert: Ulaid (Ulster), Laigin (Leinster), Mumu (Munster), Connachta (Connacht), Mide (Meath). Für das 4./5. Jh. sind häufige Übergriffe der Iren auf die W-Küste Britanniens bezeugt, die in Cornwall und Wales, v. a. aber in Schottland zu dauerhaften Siedlungen führten. Im 5. Jh. begann die Christianisierung, v. a. durch den hl. Patrick seit 432. Ir. Mönche wirkten seit dem 6. Jh. in England und auf dem europ. Festland (iroschott. Mission). Noch in karoling. Zeit spielten ir. Gelehrte eine führende Rolle. Vom 9. bis 11. Jh. legten Wikinger Militär- und Handelsniederlassungen auf der Insel an (z. B. Dublin und Cork).
Die engl. Herrschaft über I. begann 1171/72 mit dem Eroberungszug Heinrichs II., war aber bis ins 16. Jh. meist auf die O-Küste beschränkt. Die eigentl. Unterwerfung begann 1534, als Heinrich VIII. den Grafen von Kildare als Stellvertreter absetzte und sich 1541 vom ir. Parlament den Titel eines Königs von I. übertragen ließ. Während in England die Reformation eingeführt wurde, blieben die Iren katholisch. Mehrere große Aufstände der Iren wurden blutig niedergeworfen, so 1595-1603 durch Elisabeth I., 1649-51 durch O. Cromwell und 1690 durch Wilhelm III. von Oranien; die Engländer eigneten sich nach und nach drei Viertel des Grundbesitzes an und legten die ir. Wirtschaft lahm. Die Ausdehnung der engl. Strafgesetze gegen die Katholiken auf die Iren bedeutete ihre polit. Entrechtung. Pitt d. J. führte 1801 die Vereinigung des ir. mit dem engl. Parlament herbei; I. ging damit verfassungsrechtlich ganz im »Vereinigten Königreich von Großbritannien und I.« auf.Aber schon Ende des 18. Jh. war eine ir. Nationalbewegung erwacht. D. O'Connell erreichte 1829, dass die polit. Entrechtung der Katholiken aufgehoben wurde. 1845-49 kam es zur »Großen Hungersnot«, die zu einer starken Auswanderung und einem ungewöhnl. Rückgang der Bev. führte. Im Ggs. zur revolutionären Richtung der ir. Nationalisten, so dem Geheimbund der Fenier (seit 1858), entstand 1877 die von C. S. Parnell geleitete Ir. Nationalpartei im brit. Unterhaus, die eine parlamentar. Selbstreg. (Homerule) erstrebte. Diese suchte der liberale engl. Staatsmann W. Gladstone 1886 und 1893 vergeblich durchzusetzen. Erst 1912 nahm das brit. Unterhaus das Homerule-Gesetz an, das aber während des Ersten Weltkriegs ausgesetzt wurde. Die Ir. Nationalpartei wurde durch die radikalere Partei Sinn Féin unter Führung E. de Valeras verdrängt, der auf die völlige Unabhängigkeit I.s hinarbeitete. Die Niederschlagung des Osteraufstandes in Dublin 1916 (Ausrufung der Republik, R. Casement) verstärkte die antibrit. Haltung. Im Jan. 1919 bildeten ir. Abg. der Sinn Féin ein nat. Parlament (Dáil Éireann) und eine provisor. Regierung unter de Valera, die von Großbritannien nicht anerkannt wurde. Es kam zu blutigen britisch-ir. Auseinandersetzungen, die sich zu einem Kleinkrieg in ganz I. entwickelten. Ende 1920 nahm das brit. Unterhaus jedoch ein neues Homerule-Gesetz an, trennte aber gleichzeitig die sechs nördl., vorwiegend prot. Grafschaften (Ulster) als Nordirland ab. Diese Lösung wurde vom südl. I. abgelehnt. Am 11. 7. 1921 wurde ein Waffenstillstand herbeigeführt, dem am 6. 12. ein »Angloirischer Vertrag« folgte. Da dem radikalen Flügel von Sinn Féin unter de Valera der I. bewilligte Stand eines Freistaates (Saorstát Éireann) als Dominium nicht genügte, spaltete er sich ab. Die Majorität des 1921 neu gewählten Dáil Éireann nahm den Vertrag jedoch am 7. 1. 1922 an. Am 6. 12. 1922 konnte daraufhin die Verf. des Ir. Freistaates in Kraft treten. 1922/23 flammte der Bürgerkrieg noch einmal auf. In den Auseinandersetzungen um den Angloir. Vertrag bildeten sich die führenden Parteien, die Fine Gael und die Fianna Fáil, heraus. Nach ihrem Wahlsieg 1932 stellte die Fianna Fáil mit de Valera 1932-48 den MinPräs. Seine Reg. schaffte 1933 den Treueid gegenüber der brit. Krone ab; die Verf. von 1937 schuf das Amt des Staatspräs. (1938-45 D. Hyde). Im Zweiten Weltkrieg blieb I. neutral. 1949 löste I. die letzten staatsrechtl. Bindungen an das Commonwealth. Mit dem »Republic of Ireland Act« trat am 18. 4. 1949 seine volle Unabhängigkeit in Kraft. Seitdem lösten sich Fianna Fáil (FF) und Fine Gael (FG) in der Regierung ab, die Labour Party (LP) gewann wachsende polit. Bedeutung als Koalitionspartner.1973 wurde I. Mitgl. der EG. Bei einem Referendum im Juni 1992 stimmten rd. 69 % für die Annahme der Maastrichter Verträge zur Herstellung der Europ. Union.
In der Innenpolitik wurden immer wieder Versuche unternommen, den Einfluss der kath. Kirche auf die Gesetzgebung des Staates stärker zurückzudrängen. Während die Bev. 1986 in einem Referendum noch die Streichung des Scheidungsverbots aus der Verf. ablehnte, stimmte sie bei einem weiteren Referendum im Juli 1996 mit knapper Mehrheit (50,3 %) der Einführung der zivilrechtl. Ehescheidung zu. Am 7. 11. 1990 wurde die parteilose Mary Robinson als erste Frau in das Präsidentenamt gewählt. Amtierende Staatspräsidentin seit Nov. 1997 ist M. P. McAleese.
▣ Literatur:
Lee, J. J.: Ireland, 1912-1985. Politics and society. Cambridge 31991.
⃟ Keogh, D.: Twentieth-century Ireland. Nation and state. Dublin 1994.
⃟ Elvert, J.: Geschichte I.s. München 21996.
⃟ Beckett, J. C.: Geschichte I.s. A. d. Engl. Stuttgart 41997.
⃟ Thomas, C. u. Thomas, A.: Historical dictionary of Ireland. Lanham, Md., 1997.
⃟ Maurer, M.: Kleine Geschichte I.s. Stuttgart 1998.
⃟ The Oxford companion to Irish history, hg. v. S. J. Connolly. Oxford u. a. 1998.
II Ịrland
⃟ Fläche: 70 284 km2
Einwohner: (1997) 3,557 Mio. Ew.
Hauptstadt: Dublin
Verwaltungsgliederung: 34 Counties und County Boroughs
Amtssprachen: Irisch, Englisch
Nationalfeiertag: 17. 3.
Währung: 1 Irisches Pfund (Ir£) = 100 New Pence (p)
Zeitzone: WEZ
(irisch Éire, engl. Ireland, amtlich irisch Poblacht na h'Éireann, engl. Republic of Ireland; dt. Republik I.), Staat in NW-Europa, nimmt den größten Teil der Insel I. ein.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1937 ist I. eine parlamentarisch-demokrat. Republik. Staatsoberhaupt ist der für sieben Jahre direkt gewählte Präsident. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Abg.haus (166 Abg., für fünf Jahre gewählt) und Senat (11 vom Premiermin. ernannte und 49 von den Univ. und Standesvertretungen delegierte Mitgl.). Exekutivorgan ist das Kabinett unter Vorsitz des Premiermin., das dem Abg.haus verantwortlich ist. - Das Parteiensystem ist noch heute vom Unabhängigkeitskampf gegen Großbritannien geprägt. Einflussreichste Parteien sind Fianna Fáil (FF), Fine Gael (FG), Labour Party (LP) und Workers' Party (WP).
Landesnatur: Ein ausgedehntes, flachwelliges, von Hochmooren durchsetztes zentrales Tiefland mit zahlr. Seen wird von einem glazial überformten Altgebirgsrahmen umgeben. Nur an der O-Küste bei Dublin reicht das zentrale Tiefland bis an die Ir. See heran. Im Innern wird es von einzelnen, isoliert aufragenden Bergzügen durchsetzt. Der Carrauntoohil im SW erreicht 1 041 m ü. M. Im W treten Karbonkalke zutage und sind stark verkarstet (The Burren). Die Küste ist im SW, W und NW sehr buchtenreich. Den SW kennzeichnet eine ausgeprägte Riaküste mit tief in den Atlantik vorstoßenden Halbinseln und weit ins Landesinnere reichenden Buchten. Nur rd. 6 % der Fläche sind mit Wald bedeckt. Längster Fluss ist der Shannon, der einen großen Teil der zentralirischen Ebene entwässert. Unter den Seen ist der Lough Neagh (396 km2) der größte der Brit. Inseln. - Das Klima ist ozeanisch (kühle Sommer, milde Winter) und bei von W nach O abnehmenden Niederschlägen sehr feucht; ihm verdankt I. seine immergrüne Vegetation (»Grüne Insel«).
Bevölkerung: Die Iren sind überwiegend kelt. Abstammung. Obwohl Irisch erste Amtssprache ist, sprechen es nur rd. 2 % der Bev. als Muttersprache, 33 % gelten jedoch als Irisch sprechend. Seit der Mitte des 19. Jh. (1841 etwa 6,5 Mio.) ist die Ew.zahl durch anhaltende Emigration infolge schlechter Lebensbedingungen bis 1961 (2,82 Mio.) ständig zurückgegangen. Ausgelöst durch die staatlich geförderte Industrialisierung, kam es 1971-79 zu einem vorübergehenden Rückgang der Abwanderung; verbunden mit starkem natürl. Bev.wachstum erhöhte sich die Ew.zahl 1971-81 um 15,3 %. Seitdem aber führten die Verschlechterung der wirtsch. Verhältnisse und die hohe Arbeitslosenquote erneut zu starker Auswanderung bis etwa 1991. Die Bev.dichte ist im O (Leinster mit Dublin) am höchsten und fällt nach W (Connacht) deutlich ab. 29 % der Gesamtbev. leben in der städt. Agglomeration Dublin. Etwa 94 % der Iren sind Katholiken, 2,7 % Anglikaner. Obwohl die Sonderstellung der kath. Kirche in der Verf. 1972 aufgehoben wurde, bleibt sie ein wichtiger Faktor im öffentl. Leben und beeinflusst maßgeblich die Gesetzgebung (Ehe- und Scheidungsrecht, Schwangerschaftsverhütung und -abbruch). Es besteht allg. Schulpflicht vom 7. bis 15. Lebensjahr. I. verfügt über vier Universitäten.
Wirtschaft, Verkehr: I. gehört zu den ärmeren Ländern der EU. Die Ind. hat einen Anteil von 37,4 % (1995) am Bruttoinlandprodukt, die Landwirtschaft von 9 %. Etwa 85 % der Gesamtfläche werden landwirtsch. genutzt (zu 17 % Ackerland, 83 % Wiesen und Weiden). An erster Stelle steht die Rinderhaltung (Fleisch- und Milchwirtschaft), gefolgt von der Schafzucht. Daneben werden Schweine, Ziegen und Geflügel gehalten sowie Pferde (v. a. Reitpferde) gezüchtet. Angebaut werden Futter-, Brauerei- und Brotgetreide, Hackfrüchte u. a. An Bodenschätzen werden Zink- und Bleierze sowie Silber und v. a. Torf abgebaut. Weiter existieren Vorräte an Lithium, Gold, Wolfram, Schwerspat, Kohle und Uran. Seit 1978 wird Erdgas vor der S-Küste (Gasfeld Kinsale Head) gefördert. Der Energiebedarf wird durch Erdöl (51 %), Erdgas (18 %), Torf (11 %), Wasserkraft (1,5 %) und Importkohle (18 %) gedeckt. Die traditionelle Ind. beruht vorwiegend auf Verarbeitung landwirtsch. Produkte (Molkereien, Mühlen, Brauereien); verarbeitende Betriebe (Fleisch, Fisch, Zucker, Whiskey, Tabakwaren), daneben Schuh- und Textilind. (Stickerei, Tweedherstellung). Die Reg. fördert seit den 60er-Jahren die Ansiedlung ausländ. Ind.betriebe. Diese (v. a. Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektro-, Elektronik-, chem. und pharmazeut. Ind., Metallverarbeitung) sind vorwiegend exportorientiert. Bed. Fremdenverkehr (über 4 Mio. ausländ. Besucher). - Haupthandelspartner sind die EG-Länder (v. a. Großbritannien), die USA, Schweden und Kanada. I. führt v. a. Fleisch und Fleischprodukte, Molkereiprodukte, Garne, Gewebe und Textilien, nichtelektr. und elektr. Maschinen und Geräte, feinmechan. und opt. Erzeugnisse, Bleierze und -konzentrate aus. - I. verfügt über 92 255 km Straßen (1994) und 2 011 km Schienenwege. Schiffbare Binnenwasserstraßen sind Shannon (208 km) und Grand Canal (249 km). Der internat. Luftverkehr wird von den Flugges. »Aer Lingus« und »Ryan Air« durchgeführt. Wichtigster Flughafen ist Dublin; weitere internat. Flughäfen sind Shannon Airport und Cork. Wichtigste Handelshäfen sind Dublin, Waterford, Galway und Cork, Fährhäfen Rosslare, Dun Loaghaire und Cork.
Geschichte: Seit etwa 500 v. Chr. wanderten Kelten in das schon lange zuvor besiedelte I. ein, das weder unter röm. noch german. Einfluss geriet. Es war urspr. in fünf Stammeskönigreiche gegliedert: Ulaid (Ulster), Laigin (Leinster), Mumu (Munster), Connachta (Connacht), Mide (Meath). Für das 4./5. Jh. sind häufige Übergriffe der Iren auf die W-Küste Britanniens bezeugt, die in Cornwall und Wales, v. a. aber in Schottland zu dauerhaften Siedlungen führten. Im 5. Jh. begann die Christianisierung, v. a. durch den hl. Patrick seit 432. Ir. Mönche wirkten seit dem 6. Jh. in England und auf dem europ. Festland (iroschott. Mission). Noch in karoling. Zeit spielten ir. Gelehrte eine führende Rolle. Vom 9. bis 11. Jh. legten Wikinger Militär- und Handelsniederlassungen auf der Insel an (z. B. Dublin und Cork).
Die engl. Herrschaft über I. begann 1171/72 mit dem Eroberungszug Heinrichs II., war aber bis ins 16. Jh. meist auf die O-Küste beschränkt. Die eigentl. Unterwerfung begann 1534, als Heinrich VIII. den Grafen von Kildare als Stellvertreter absetzte und sich 1541 vom ir. Parlament den Titel eines Königs von I. übertragen ließ. Während in England die Reformation eingeführt wurde, blieben die Iren katholisch. Mehrere große Aufstände der Iren wurden blutig niedergeworfen, so 1595-1603 durch Elisabeth I., 1649-51 durch O. Cromwell und 1690 durch Wilhelm III. von Oranien; die Engländer eigneten sich nach und nach drei Viertel des Grundbesitzes an und legten die ir. Wirtschaft lahm. Die Ausdehnung der engl. Strafgesetze gegen die Katholiken auf die Iren bedeutete ihre polit. Entrechtung. Pitt d. J. führte 1801 die Vereinigung des ir. mit dem engl. Parlament herbei; I. ging damit verfassungsrechtlich ganz im »Vereinigten Königreich von Großbritannien und I.« auf.Aber schon Ende des 18. Jh. war eine ir. Nationalbewegung erwacht. D. O'Connell erreichte 1829, dass die polit. Entrechtung der Katholiken aufgehoben wurde. 1845-49 kam es zur »Großen Hungersnot«, die zu einer starken Auswanderung und einem ungewöhnl. Rückgang der Bev. führte. Im Ggs. zur revolutionären Richtung der ir. Nationalisten, so dem Geheimbund der Fenier (seit 1858), entstand 1877 die von C. S. Parnell geleitete Ir. Nationalpartei im brit. Unterhaus, die eine parlamentar. Selbstreg. (Homerule) erstrebte. Diese suchte der liberale engl. Staatsmann W. Gladstone 1886 und 1893 vergeblich durchzusetzen. Erst 1912 nahm das brit. Unterhaus das Homerule-Gesetz an, das aber während des Ersten Weltkriegs ausgesetzt wurde. Die Ir. Nationalpartei wurde durch die radikalere Partei Sinn Féin unter Führung E. de Valeras verdrängt, der auf die völlige Unabhängigkeit I.s hinarbeitete. Die Niederschlagung des Osteraufstandes in Dublin 1916 (Ausrufung der Republik, R. Casement) verstärkte die antibrit. Haltung. Im Jan. 1919 bildeten ir. Abg. der Sinn Féin ein nat. Parlament (Dáil Éireann) und eine provisor. Regierung unter de Valera, die von Großbritannien nicht anerkannt wurde. Es kam zu blutigen britisch-ir. Auseinandersetzungen, die sich zu einem Kleinkrieg in ganz I. entwickelten. Ende 1920 nahm das brit. Unterhaus jedoch ein neues Homerule-Gesetz an, trennte aber gleichzeitig die sechs nördl., vorwiegend prot. Grafschaften (Ulster) als Nordirland ab. Diese Lösung wurde vom südl. I. abgelehnt. Am 11. 7. 1921 wurde ein Waffenstillstand herbeigeführt, dem am 6. 12. ein »Angloirischer Vertrag« folgte. Da dem radikalen Flügel von Sinn Féin unter de Valera der I. bewilligte Stand eines Freistaates (Saorstát Éireann) als Dominium nicht genügte, spaltete er sich ab. Die Majorität des 1921 neu gewählten Dáil Éireann nahm den Vertrag jedoch am 7. 1. 1922 an. Am 6. 12. 1922 konnte daraufhin die Verf. des Ir. Freistaates in Kraft treten. 1922/23 flammte der Bürgerkrieg noch einmal auf. In den Auseinandersetzungen um den Angloir. Vertrag bildeten sich die führenden Parteien, die Fine Gael und die Fianna Fáil, heraus. Nach ihrem Wahlsieg 1932 stellte die Fianna Fáil mit de Valera 1932-48 den MinPräs. Seine Reg. schaffte 1933 den Treueid gegenüber der brit. Krone ab; die Verf. von 1937 schuf das Amt des Staatspräs. (1938-45 D. Hyde). Im Zweiten Weltkrieg blieb I. neutral. 1949 löste I. die letzten staatsrechtl. Bindungen an das Commonwealth. Mit dem »Republic of Ireland Act« trat am 18. 4. 1949 seine volle Unabhängigkeit in Kraft. Seitdem lösten sich Fianna Fáil (FF) und Fine Gael (FG) in der Regierung ab, die Labour Party (LP) gewann wachsende polit. Bedeutung als Koalitionspartner.1973 wurde I. Mitgl. der EG. Bei einem Referendum im Juni 1992 stimmten rd. 69 % für die Annahme der Maastrichter Verträge zur Herstellung der Europ. Union.
In der Innenpolitik wurden immer wieder Versuche unternommen, den Einfluss der kath. Kirche auf die Gesetzgebung des Staates stärker zurückzudrängen. Während die Bev. 1986 in einem Referendum noch die Streichung des Scheidungsverbots aus der Verf. ablehnte, stimmte sie bei einem weiteren Referendum im Juli 1996 mit knapper Mehrheit (50,3 %) der Einführung der zivilrechtl. Ehescheidung zu. Am 7. 11. 1990 wurde die parteilose Mary Robinson als erste Frau in das Präsidentenamt gewählt. Amtierende Staatspräsidentin seit Nov. 1997 ist M. P. McAleese.
▣ Literatur:
Lee, J. J.: Ireland, 1912-1985. Politics and society. Cambridge 31991.
⃟ Keogh, D.: Twentieth-century Ireland. Nation and state. Dublin 1994.
⃟ Elvert, J.: Geschichte I.s. München 21996.
⃟ Beckett, J. C.: Geschichte I.s. A. d. Engl. Stuttgart 41997.
⃟ Thomas, C. u. Thomas, A.: Historical dictionary of Ireland. Lanham, Md., 1997.
⃟ Maurer, M.: Kleine Geschichte I.s. Stuttgart 1998.
⃟ The Oxford companion to Irish history, hg. v. S. J. Connolly. Oxford u. a. 1998.